Suicide – Alan Vega + Martin Rev

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  • #8650473  | PERMALINK

    roseblood

    Registriert seit: 26.01.2009

    Beiträge: 7,089

    Negative Approach[…] wie viele LP’s aus NY zwischen 1967-1977 ( […] The Real Kids, etc., um nur die wichtigsten aufzuzählen).

    The Real Kids sind jedoch aus Boston.

    Mein erster Kontakt mit Suicide war Im Dezember 2007 im Lido in Berlin. Bevor The Raveonettes auf die Bühne kamen, lief Suicide aus den Boxen. Das Debüt finde ich auch gut, mehr kenne ich noch nicht.

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    #8650475  | PERMALINK

    the-imposter
    na gut

    Registriert seit: 05.04.2005

    Beiträge: 38,727

    Hab Suicide das erste Mal Ende Juni ’78 als Support von Elvis Costello in der Neuen Welt gesehen. Da dachte ich auch erst, was ist denn das für ein Arschloch? Vega hat sich öfter mal selbst geohrfeigt und ab und an in’s Publikum gespuckt.

    Musikalisch sind sie mir dann doch sehr bald ans Herz gewachsen. Das zweite von Ric Ocasek (The Cars) schon fast poppig produzierte Album gefiel mir persönlich noch besser als das erste und gehört zu meinen Alltime Faves.

    Die ersten drei Alan Vega Alben (’81 bis ’83) fand ich auch ganz vorzüglich. Da hat er so eine Art monotonen Psychobilly mit parodiertem Elvis Howl produziert und auch noch ein paar Song Highlights abgeliefert (Jukebox Baby, Speedway, Goodbye Darling ..). Mit dem Programm hab ich ihn November ’83 im Quartier Latin gesehen. Da hat er sich eigentlich ganz brav und nett gegeben.

    Beim Suicide Konzert im Metropol, Oktober ’86, war ich auch. Das hab ich v.a. als sehr kurz in Erinnerung. Dass er sich beiläufig die Arme aufgeritzt und mit runterlaufendem Blut dem Publikum hingehalten hat, hat mich da schon nicht mehr so geschockt. Das gehörte wohl zur Show.

    Dieses Vega Interview (von 2011 wohl) ist ganz nett. Da sagt er auch, dass die Konzerte immer nur so um die 30 bis 40 Minuten lang waren.

    Das letzte Suicide Album ‚American Supreme‘ ist von 2002. Da gaben sie sich schon sehr gemässigt und längst nicht mehr so böse, ist dann in der Wirkung aber auch eher unspektakulär.

    Das erste Martin Rev Album (1980) hatte ich auch mal, nur seine Loops, auch sehr monoton aber auch ganz schön (Mari). MySpace

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    out of the blue
    #8650477  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    Holla,

    es ist ja einiges los hier!

    WenzelDu weißt aber schon, dass nicht Modern Talking gemeint war, oder? Der Vergleich hinkt natürlich gewaltig, aber DAF waren damals auch nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Rev und Vega hätten es nach dem ersten Album gut sein lassen sollen.

    Die Diskussion über die manchmal schwierigen Charaktere von Künstlern, insbesondere derer, die öffentlich auftreten, hatten wir ja schon an anderer Stelle ansatzweise geführt. Ich kann nur wiederholen: Wenn ich danach gehen würde, müsste ich die Hälfte meiner Plattensammlung wegwerfen! Das fängt an bei Charlie Parker, geht über Thelonious Monk, Charles Mingus und Stan Getz, weiter zu Nina Simone, James Brown, Brian Wilson, Marvin Gaye, Lou Reed, die Ramones, möglicherweise Suicide und was-weiß-ich noch bis zu welchen anderen gegenwärtig aktiven Musikern, über deren wahres Wesen man vermutlich erst nach ihrem Ableben erfahren wird – sofern sie es nicht publikumswirksam sowieso schon in der Öffentlichkeit zur Schau tragen. Es ist bitter, aber gerade Künstler sind oft nicht gerade die ausgeglichensten Menschen. Sonst wären sie keine Künstler sondern wären mit einer Angestelltenexistenz zufrieden.

    Aber wir schweifen vom Thema ab.

    Negative ApproachDie erste Suicide ist absolut genial (*****), die zweite (höchstens ***1/2) naja nix besonderes, leider fehlt total die Spannung und das Unheimliche der ersten. Aber cool ist noch die Compilation „Half Alive“ (****).

    Über das zweite Suicide-Album gehen die Meinungen offenbar weit auseinander. Ich persönlich finde es toll.

    Negative ApproachAllerdings fällt mir spontan kein besseres Electropunk/Electroduo/allgemein Elektronisches ein als die erste Suicide. Die ist nicht zu toppen und gehört zu meinen Lieblingsplatten, wie viele LP’s aus NY zwischen 1967-1977 (Velvet Underground, Johnny Thunders & The Heartbreakers, New York Dolls, Dictators, Dead Boys, Ramones, Wayne County, Television, Richard Hell & The Voidoids, The Real Kids, etc., um nur die wichtigsten aufzuzählen).

    Das ist interessant: Ich finde ja auch, dass Suicide sehr in ihrer Zeit verwurzelt sind, hätte sie aber eher mit der Szene ab Mitte der 70er in Verbindung gebracht, die sich z.B. im CBGBs tummelte, zumal sie selbst ja erst 1977 ihr Debut veröffentlichten. Aber klar: Suicide sind stark von den späten 60ern, vor allem VU und auch The Stooges geprägt. Aber das nimmt vieles von dem vorweg, das ich noch später erzählen will.

    Catch-22Hier eine gute Infoquelle: Suicide (New York City November 1970 – today)

    Unglaublich, was die Leute so alles meinen dokumentieren zu müssen. Aber toll!

    The ImposterHab Suicide das erste Mal Ende Juni ’78 als Support von Elvis Costello in der Neuen Welt gesehen. Da dachte ich auch erst, was ist denn das für ein Arschloch? Vega hat sich öfter mal selbst geohrfeigt und ab und an in’s Publikum gespuckt.

    Musikalisch sind sie mir dann doch sehr bald ans Herz gewachsen. Das zweite von Ric Ocasek (The Cars) schon fast poppig produzierte Album gefiel mir persönlich noch besser als das erste und gehört zu meinen Alltime Faves.

    Die ersten drei Alan Vega Alben (’81 bis ’83) fand ich auch ganz vorzüglich. Da hat er so eine Art monotonen Psychobilly mit parodiertem Elvis Howl produziert und auch noch ein paar Song Highlights abgeliefert (Jukebox Baby, Speedway, Goodbye Darling ..)

    Die öffentliche Präsenz von Alan Vega ist wohl durchaus ganz bewusst von ihm selbst inszeniert.

    Zu den sehr unterschiedlichen Bewertungen des 2. Suicide-Albums hatte ich mich schon geäußert und auch ich finde einige von Alan Vegas Solo-Alben sehr gut. Kennt jemand Cubist Blues von 1996?

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #8650479  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    Ein paar Fakten:

    Suicide – Alan Vega (* 1938 in New York City als Boruch Alan Bermowitz) und Martin Rev (frühe 40er? in New York City als Martin Reverby) gründen irgendwann Anfang der 70er eine Band.

    Martin Rev stammt aus einer musikalischen Familie und hat Klavierunterricht bekommen. Er spielt zunächst Rock, später Jazz. Eins seiner ersten Idole ist Thelonious Monk, den er wahrscheinlich auch noch live gesehen hat. Nicht nur dessen Musik beeindruckt ihn, sondern auch dessen selbstbewusstes, das eigene Außenseitertum stilisierende hippe Image. Auch John Coltrane und Cecil Taylor gehören zu seinen Helden.

    Alan Vega ist ursprünglich bildender Künstler und treibt sich im Umfeld verschiedener radikaler Künstlergruppen herum, deren Bestreben es ist, die Kunst aus dem Museum auf die Straße zu tragen. Insbesondere in den späten 60ern mit ihren kulturellen, sozialen und politischen Turbulenzen hat das eine hohe Brisanz. Bis heute stellt er Skulpturen her, die aussehen wie aus Elektroschrott angefertigte Kruzifixe, bei denen man alleine vom Hinsehen schon einen Elektroschock bekommt. Musikalisch ist er u.a. beeindruckt von The Stooges, vor allem von Iggy Pops provozierenden Auftritten, die auch vor Gewalt gegen das Publikum und sich selbst keinen Halt machen.

    Als frühe musikalische Einflüsse nennen Alan Vega und Martin Rev außerdem Elvis, The Velvet Underground, die frühe obskure Electropop-Band The Silver Apples (http://www.youtube.com/watch?v=QX-z7skOYUA&feature=related) und auch “klassische” Minimalisten wie Steve Reich und Terry Riley.

    Soll man erwähnen, dass sowohl Alan Vega als auch Martin Rev jüdischer Herkunft sind? Vielleicht, denn beide scheinen sich bewusst zu sein, das sie nicht so ganz zur amerikanischen Mehrheitsgesellschaft gehören und auch nicht gehören wollen, sondern bewusst gegen den Strom schwimmen. Martin Rev sagt in einem Interview, dass ihn Thelonious Monk mit seinem souverän exzentrischem Auftreten, seinen Hüten und seinem Bart an einen chassidischen Juden erinnert hat. “There was no one fresher or more interesting to me at that time.”

    Alan Vega und Martin Rev treffen sich bei dem Project Of The Living Artists, einer Art Künstlerinitiative mit offenem Haus, in dem Künstler, Musiker und wer sich dafür hält, ein und aus gehen. Hier haben Suicide auch ihren ersten Auftritt, allerdings in der Besetzung Alan Vega (voc), einem nicht mehr näher bekanntem Paul (git) und Martin Rev (drums). Der Name Suicide ist von einem comic book mit dem Titel Satan Suicide abgeleitet. Auf dem Flyer, der diesen Auftritt im November 1970 ankündigt, taucht erstmals der Begriff Punk Music auf.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #8650481  | PERMALINK

    norbert

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 2,169

    Deine zusammengetragenen Fakten über Suicide sind sehr interessant, Friedrich.
    Die Einfüsse und der Werdegang von Vega und Rev lesen sich spannender als ich dies aufgrund der Performances und der schwankenden Qualität des musikalischen Output der beiden hätte vermuten können.
    Vielen Dank auch für den Link zu den Psychedelicatessen (hier zu den „krautig“ klingenden Silver Apples).

    --

    Blog: http://noirberts-artige-fotos.com Fotoalbum: Reggaekonzerte im Berlin der frühen 80er Jahre http://forum.rollingstone.de/album.php?albumid=755
    #8650483  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    NorbertDeine zusammengetragenen Fakten über Suicide sind sehr interessant, Friedrich. Die Einfüsse und der Werdegang von Vega und Rev lesen sich spannender als ich dies aufgrund der Performances und der schwankenden Qualität des musikalisch en Output der beiden hätte vermuten können.

    Thx!

    Ich werde das noch fortsetzen, denn wie gesagt meine ich, dass man Suicide besser aus ihrer Zeit und den Umständen heraus verstehen kann. Die späteren „Comeback-Sachen“ schwankender Qualität von Suicide kenn ich ja nicht, und ich gestehe, dass ich ihnen gegenüber ein latentes Misstrauen hege.

    NorbertVielen Dank auch für den Link zu den Psychedelicatessen (hier zu den „krautig“ klingenden Silver Apples).

    Unglaublich, was es da noch für Schätze zu bergen gibt, oder?

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #8650485  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    Ich habe festgestellt, das es ein ganzes Buch über Suicide gibt: No Compromise von David Nobakht aus dem Jahr 2004. Für mich verblüffend kann man offenbar das gesamte Buch online hier lesen.

    Ich habe da bisher nur kurz reingeschaut und unter anderem festgestellt, dass man selbst dort nicht das genaue Geburtsdatum von Martin Rev erfahren kann und das von Martin Vega mit dem Jahr 1948 um ein ganzes Jahrzehnt falsch angegeben wird. Abgesehen davon, scheint das Buch aber eine feine Sache zu sein. Sehr erfreulich ist, dass der Autor offenbar zunächst den kultuellen Hintergrund von Alan Vega und Martin Rev und das politische und soziale Klima, in dem die beiden aufwuchsen, beleuchtet. Stichworte: Jazz, R’n’R, On The Road, Mondlandung, Vietnamkrieg, Andy Warhol, Velvet Underground, La Monte Young, Richard Nixon …

    Viel interessanter Stoff, durch den ich mich aber erst noch durchwühlen muss.

    Später mehr.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #8650487  | PERMALINK

    negative-approach

    Registriert seit: 17.03.2009

    Beiträge: 1,595

    Stimmt die Real Kids kamen aus Boston, nicht NY.

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    I'm talkin' 'bout love who are the mystery girls?
    #8650489  | PERMALINK

    negative-approach

    Registriert seit: 17.03.2009

    Beiträge: 1,595

    FriedrichHolla,

    es ist ja einiges los hier!

    Die Diskussion über die manchmal schwierigen Charaktere von Künstlern, insbesondere derer, die öffentlich auftreten, hatten wir ja schon an anderer Stelle ansatzweise geführt. Ich kann nur wiederholen: Wenn ich danach gehen würde, müsste ich die Hälfte meiner Plattensammlung wegwerfen! Das fängt an bei Charlie Parker, geht über Thelonious Monk, Charles Mingus und Stan Getz, weiter zu Nina Simone, James Brown, Brian Wilson, Marvin Gaye, Lou Reed, die Ramones, möglicherweise Suicide und was-weiß-ich noch bis zu welchen anderen gegenwärtig aktiven Musikern, über deren wahres Wesen man vermutlich erst nach ihrem Ableben erfahren wird – sofern sie es nicht publikumswirksam sowieso schon in der Öffentlichkeit zur Schau tragen. Es ist bitter, aber gerade Künstler sind oft nicht gerade die ausgeglichensten Menschen. Sonst wären sie keine Künstler sondern wären mit einer Angestelltenexistenz zufrieden.

    Aber wir schweifen vom Thema ab.

    Über das zweite Suicide-Album gehen die Meinungen offenbar weit auseinander. Ich persönlich finde es toll.

    Das ist interessant: Ich finde ja auch, dass Suicide sehr in ihrer Zeit verwurzelt sind, hätte sie aber eher mit der Szene ab Mitte der 70er in Verbindung gebracht, die sich z.B. im CBGBs tummelte, zumal sie selbst ja erst 1977 ihr Debut veröffentlichten. Aber klar: Suicide sind stark von den späten 60ern, vor allem VU und auch The Stooges geprägt. Aber das nimmt vieles von dem vorweg, das ich noch später erzählen will.

    Unglaublich, was die Leute so alles meinen dokumentieren zu müssen. Aber toll!

    Die öffentliche Präsenz von Alan Vega ist wohl durchaus ganz bewusst von ihm selbst inszeniert.

    Zu den sehr unterschiedlichen Bewertungen des 2. Suicide-Albums hatte ich mich schon geäußert und auch ich finde einige von Alan Vegas Solo-Alben sehr gut. Kennt jemand Cubist Blues von 1996?

    Die meisten Bands Mitte der 70er waren ja stark von VU/Stooges geprägt, eigentlich alle die ich erwähnt habe.

    Die Soloalben von Vega müsste ich mir demnach mal anhören, klingen sehr intressant, „der Sound von Suicide mit Rockabilly vereinigt“. Klingt nach „Ghost Rider“, das ist für mich elektronischer Rockabilly:lol:

    Von den Silver Apples find ich das erste Album auch viel besser als das zweite, aber beide kommen niemals an die erste Suicide ran. Aber ja Suicide’s Haupteinfluss waren sicher die Silver Apples, das ist nicht zu überhören.

    --

    I'm talkin' 'bout love who are the mystery girls?
    #8650491  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    “I never heard anything avant-garde. To me it was just New York City Blues.” (Alan Vega)

    Man könnte sich folgendes mal kurz vor Augen führen:

    Alan Vega und Martin Rev sind Ende der 1930er bzw. Anfang der -40er geboren. Zum Vergleich: Elvis ist Jahrgang 1935, ebenso La Monte Young, Lou Reed 1942, Patti Smith 1946, Iggy Pop 1947. Musiker, mit denen Suicide später gemeinsam auftraten wie z.B. The New York Dolls oder The Ramones und der größte Teil der Szene, die ab Mitte der 70er im Umfeld des CBGBs bekannt wurde, sind Anfang der 50er geboren. Was das reine Lebensalter betrifft, gibt es da also einen Unterschied von mehr als 10 Jahren – in popmusikalischen Maßstäben gemessen kann man da eigentlich von einer anderen Generation sprechen.

    Alan Vega und Matin Rev haben den Abwurf der ersten Atombombe, den Sieg der USA im 2. Weltkrieg und den Beginn des Kalten Krieges miterlebt. Den enormen wirtschaftlichen Aufschwung der USA in den 50er und 60er Jahren und die Entstehung einer Jugendkultur mit Elvis als Gallionsfigur. McCarthy, JFK, Martin Luther King. Sputnik-Schock, Kubakrise und die erste Mondlandung. Andy Warhols Factory und Velvet Underground. Free Jazz und James Browns Say It loud, I’m black and I’m proud. Woodstook und den Drogentod von Jimi Hendrix, Janis Joplin und Jim Morrison. Black Power, Women’s Lib und Gay Rights. Watergate und den Rücktritt von Richard Nixon. Den verlorenen Vietnamkrieg und den damit verbundenen Verlust des Glaubens an die militärische und moralische Überlegenheit der USA. Ölkrise und wirtschaftlichen Abschwung.

    Amerikanische Großstädte, allen voran New York City, geraten in den 70er Jahren in einen Strudel aus Arbeitslosigkeit, Schulden, Kriminalität und Drogen. Ganze Stadtviertel werden zu no-go areas und selbst den Central Park betritt man nach Einbruch der Dunkelheit besser nicht mehr. New York hat für damalige Verhältnisse astronomische $ 1,5 Milliarden Schulden und steht am Rande des Bankrotts. Die Stadt verliert in den 70ern etwa eine Million Einwohner.

    Die Rolling Stones singen auf Doo Doo Doo Heartbreaker im Jahr 1973: “The police in New York City chased a boy right through the park / In a case of mistaken identity / They put a bullet through his heart” und “A ten year old girl on a street corner / Sticks a needle in her arm / She died in the dirt of an alleyway / Her mother said, She had no chance, no chance”

    Midnight Cowboy, French Connection oder Taxi Driver sind Filme, die ein unheimliches Bild von New York malen. Gleichzeitig rollt die hedonistische und eskapistische Disco Welle über das Land. Im Februar 1976 veröffentlichen The Ramones ihr Debut-Album.

    Am 13. Juli 1977 gehen in New York für gut 24 Stunden die Lichter aus: Durch einen Blitzeinschlag in einem Umspannwerk und der anschließenden Kettenreaktion des überlasteten Stromnetzes fällt in fast der gesamten Stadt der Strom aus. Während des Blackouts werden 1616 Läden geplündert und zerstört, 1037 mal wird Feueralarm ausgelöst, 550 Polizisten werden verletzt und 4500 Plünderer verhaftet. In der Bronx werden bei einem Autohändler 50 Neuwagen gestohlen. In Brooklyn werden 35 Häuserblocks Opfer der Flammen. Der Gesamtschaden beläuft sich auf über $ 300 Millionen Dollar.

    Am 16. August 1977 stirbt Elvis Presley mit einem Cocktail verschreibungspflichtiger Medikamente im Bauch.

    Vor diesem Hintergrund nehmen Alan Vega und Martin Rev im November 1977 ihr erstes Album unter dem Namen Suicide auf.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #8650493  | PERMALINK

    norbert

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 2,169

    Friedrich, hast Du sichere Informationen, dass Alan Vega 1938 geboren ist?
    Somit wäre er 5 Jahre älter als Jagger bzw. Richards.
    Erstaunlich, wenn man auf die jeweiligen Vinyl-Erstveröffentlichungsdaten schaut.

    --

    Blog: http://noirberts-artige-fotos.com Fotoalbum: Reggaekonzerte im Berlin der frühen 80er Jahre http://forum.rollingstone.de/album.php?albumid=755
    #8650495  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    NorbertFriedrich, hast Du sichere Informationen, dass Alan Vega 1938 geboren ist?
    Somit wäre er 5 Jahre älter als Jagger bzw. Richards.
    Erstaunlich, wenn man auf die jeweiligen Vinyl-Erstveröffentlichungsdaten schaut.

    Ja, erstaunlich!

    Es kursieren zwei verschiedene Versionen von Alan Vegas Geburtsdatum: Lange Zeit galt 1948 als sein Geburtsjahr und Alan Vega selbst hat nichts getan um diesen Mythos, dass er 10 jahre jünger sei, in Frage zu stellen. Aber wer täte das schon? ;-) Inzwischen ist in den einschlägigen Quellen aber 1938 angegeben. Die englische Wiki verbucht das Jahr 1948 sogar unter der Rubrik „Myths“.

    Im Jahr 2008 gab es aus Anlass seines 70. Geburtstags eine EP Series. (Hier noch ein Link dazu) Wenn der 70. Geburtstag als Anlass da nicht stimmt, hätte er dabei wohl kaum mitgemacht. Ich vermute mal, dass das also richtig ist.

    Das wäre für mich eine Erklärung dafür, dass er so ein leidenschaftlicher Elvis Fan ist, was man seiner Musik deutlich anhört. Den müsste er dann nämlich als Teenager erlebt haben. Ich habe deshalb ja auch diesen kleinen zeitgeschichtlichen Abriss verfasst: Vega und Rev haben einen anderen Hintergrund als ihre vermeintliche Peergroup aus der Punk / New Wave- Szene Mitte / Ende der 70er. Sie haben ja auch schon 1970 mit Suicide angefangen und haben beide davor schon etwas anderes gemacht, Alan Vega als bildender Künstler und Martin Rev als Jazzmusiker – wenn auch in beiden Fällen ohne allzu viel Erfolg.

    Martin Revs genaues Geburtsdatum ist nicht zu recherchieren. Er müsste etwas jünger sein.

    So oder so sitzen Alan Vega und Martin Rev also vom Alter her etwas zwischen den Stühlen

    Ich lasse mich aber gerne auch eines besseren belehren.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #8650497  | PERMALINK

    norbert

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 2,169

    FriedrichJa, erstaunlich!

    Im Jahr 2008 gab es aus Anlass seines 70. Geburtstags eine EP Series. (Hier noch ein Link dazu) Wenn der 70. Geburtstag als Anlass da nicht stimmt, hätte er dabei wohl kaum mitgemacht. Ich vermute mal, dass das also richtig ist.

    Das ist plausibel. Vielen Dank, Friedrich!

    --

    Blog: http://noirberts-artige-fotos.com Fotoalbum: Reggaekonzerte im Berlin der frühen 80er Jahre http://forum.rollingstone.de/album.php?albumid=755
    #8650499  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    NorbertDas ist plausibel. Vielen Dank, Friedrich!

    Gerne!

    Es wird langsam Zeit für etwas Musik. Aber vorher erzähle ich noch ein bisschen, wie es Suicide in der Zeit zwischen ihrem ersten Auftritt 1970 und ihrem ersten Album 1977 erging. Eine lange Zeit. (Übrigens kann man das Buch No Compromise doch nur bis etwa Seite 50 im Netz lesen. Ich muss mich daher auf andere Quellen verlassen)

    Die Besetzung mit Alan Vega (voc.), Paul Liebgott (git.) und Martin Rev (dr.) hat nur kurze Zeit Bestand. Suicides endgültige Besetzung ist schon bald Alan Vega (voice) und Martin Rev (electronics). Electronics ist aber zunächst nur so zu verstehen, dass Martin Rev eine elektrische Farfisa Orgel spielt und mit ein paar Effektgeräten hantiert. Erst im Jahr 1975 können sich Suicide eine billige Rhythmus-Maschine leisten. Der Sound des Duos ist auch deutlich von diesem no budget-Prinzip geprägt. Ob das mit Absicht geschieht, oder der notorischen finanziellen Misere der beiden Musiker geschuldet ist, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem. Jedenfalls entwickeln Suicide mit diesen bescheidenen Mitteln einen absolut eigenen Sound, der sie von allem, was musikalisch um sie herum geschieht, unterscheidet. Es gibt einige Aufnahmen von Proben aus dem Jahr 1975 (veröffentlicht mit der CD-Re-Issue ihres 2. Albums), auf denen man schon skizzenhaft das hört, was später typisch für Suicide sein soll: simple repetetive Keyboard-Patterns, eine primitiv tuckernde Rhythmusmaschine und darüber Alan Vegas zischende, flüsternde, kreischende Stimme. Das ganze mit ordentlich Hall und Echo-Effekten versehen und übersteuert, dass es klingt als käme es direkt aus den tiefsten Katakomben von New York.

    Suicide treten von 1970 -77 mehr oder weniger regelmäßig auf, zunächst im Umfeld von Künstlerprojekten oder Gallerien, ab 1974 aber z.B. auch im ein Jahr zuvor eröffneten CBGB und in Max’s Kansas City. In der entstehenden Punk/NewWave Szene scheinen sie sich langsam zu etablieren: Sie treten gemeinsam mit den New York Dolls, The Cramps und The Ramones auf. Schon damals sind ihre Bühneshows berüchtigt, da das Publikum nicht nur von der Musik Suicides irritiert ist, sondern auch, weil Alan Vega das Publikum gezielt provoziert, wenn es sein muss, auch indem er mit einer Motorradkette um sich schlägt – und dabei fließt auch schon mal Blut. Im Jahr 1977 nimmt sich dann Marty Thau, der zuvor die New York Dolls gemanagt hatte, ihrer an und produziert für sein Red Star-Label ihr Debutalbum.

    Suicide
    1977

    Alan Vega: voice
    Martin Rev: electronics

    Ein amerikanischer Albtraum: Ein leicht zerfledderter Wiedergänger des kurz zuvor verstorbenen Elvis hat sich mit einem verrückten Wissenschaftler verbündet und zeichnet ein gespenstisches Bild Amerikas, das es selbst am liebsten nicht sehen würde. Das erste Stück Ghost Rider klingt wie ein in einer Zeitschleife hängen gebliebenes, auf einem billigen elektrischen Keyboard gespieltes Chuck Berry-Riff. Doch das hat nichts vom jugendlichen Optimismus des Rock’n’Roll:

    “Ghostrider motorcycle hero
    be-be-be-be-be-be-be he’s a-screaming the truth
    America, America is killing its youth”

    Die Stimmung bessert sich auch auf dem zweiten Stück nicht:

    “Rocket Rocket USA
    Shooting on down the Highway
    (…)
    Whole country’s doing a fix
    It’s doomsday doomsday”

    Alan Vega murmelt, ächzt, stöhnt und zischt und Martin Rev benutzt die Farfisa und die Rhythmusbox so, wie es vom Hersteller in der Gebrauchsanleitung gerade nicht empfohlen wird. Das klingt monoton, kalt, apokalyptisch – und hypnotisch und elektrisierend. Cheree und Girl sind dagegen fast schon versöhnliche erotische Fantasien, bei denen einem aber auch schon wieder der kalte Schweiß ausbricht (“My black leather lady / My comic book fantasy / Come play with me”). Aber das alles ist noch gar nichts gegen den Höllentrip von Frankie Teardrop: Die Geschichte von “20-year old Frankie”, der es nicht mehr schafft die Nase über Wasser zu halten und dem Schrecken ohne Ende ein Ende mit Schrecken vorzieht. Martin Revs electronics wummern und brummen bedrohlich und Alan Vegas Schreie gehen einem durch Mark und Bein. Nervenzerreißend! Che ist abschließend die ernüchternde Demontage des Mythos vom Heiligen Che Guevara.

    Alles ist auf Kürzel reduziert: Martin Revs musikalische Patterns wiederholen sich minutenlang, oft über die gesamte Länge eines Stücks, es schwillt höchstens mal etwas an oder ab, hier und da wird ein zweites Pattern oder ein kleines melodisches Kürzel darübergelegt, der Hall-Regler wird hoch und runter geschoben und ein paar Echos erzeugt. Erstaunlich, wenn man weiß, dass MR ursprünglich vom Jazz kommt, hier aber so reduziert spielt. Das ist ebenso einfach wie wirkungsvoll. Die perfekte Ergänzung dazu ist Alan Vega. Auch er reduziert sein Vokabular auf verbale Images, ebenso klischeehaft wie treffend, scheinbar vertraut und doch irritierend. Und dass er seine Idole von Elvis über Lou Reed bis zu Iggy Pop verinnerlicht hat, kann und will er auch nicht verbergen.

    Suicides Debut ist eine ebenso absolut originelle wie stimmige Platte, die die Krise des amerikanischen Traums illustriert und dabei mit den uramerikanischen Mythen und den Bildern der Pop-Ikonographie spielt, unheimlich und faszinierend zugleich: Rock’n’Roll, Motorcycle hero, Rocket USA, My comic book fantasy und Frankie’s got a gun … Es ist ebenso erstaunlich wie beeindruckend, dass Suicide hier etwas schaffen, dessen Einflüsse zwar durchaus auszumachen sind, das aber keine direkten Vorbilder hat und zu jener Zeit auch keine Parallelen. Proto-Synth Pop? Prä-Industrial? Musikalisch nicht kartographiertes Gebiet. Begriffe hat man dafür erst später gefunden.

    Ein Klassiker nicht nur der späten 70er.

    (Die CD-Re-Issue von 1998 ergänzt die Original-LP um ein paar Outtakes und Remixes (darunter ein Stück mit Titel Keep Your Dreams, dass in wenig veränderter Form später noch mal als Dream Baby Dream auftauchen sollte) und eine zweite CD mit einer Live-Aufnahme aus dem CBGB von 1977 und 23 Minutes Over Brussels, der berüchtigten Live-Aufnahme von Suicide als Support von Elvis Costello, bei dem Alan Vega und Martin Rev vom Publikum von der Bühne geprügelt wurden.)

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #8650501  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    Die Zeit nach der Veröffentlichung ihres Debuts sind Suicide u.a. als Support von Elvis Costello und The Clash auf Tour, was sie auch nach Europa führt. Die dortigen Auftritte stoßen beim Publikum offenbar auf sehr gemischte Resonanz: Der Auftritt am 16. Juni 1978 in Brüssel endet im Eklat und der Auftritt in Berlin ist manchem Forums-Kollegen ja auch nicht gerade in positiver Erinnerung. Sie sind aber zumindest im Geschäft und bekommen etwas Publicity. Ob sich das auch in klingender Münze auszahlt, darf jedoch bezweifelt werden.

    Im Jahr 1979 nehmen Suicide ihr zweites Album auf, diesmal mit Ric Ocasek als Produzenten. Der ist Leader der damals in den USA enorm erfolgreichen New Wave / Pop Band The Cars. Ric Ocasek hatte Suicide – sehr zu deren eigenen Verwunderung – nach einem Gig in Boston backstage aufgesucht. Nachdem Suicide bei dem hippen New Yorker Label ZE Records, bei dem auch Kid Creole, Bill Laswells Material und James White veröffentlichen, unterzeichnet hatten, bietet Ric Ocasek sich als Produzent für das zweite Suicide Album an. Vielleicht war das so etwas wie eine glückliche Fügung, denn sowohl Suicide als auch The Cars haben ja den Mythos des Nachkriegs-Amerikas als Thema, wenngleich aus einer anderen Perspektive betrachtet. Auf jeden Fall ist zwischen dem Debut und dem eigenartigerweise ebenfalls schlicht “Suicide” benanntem zweiten Album eine deutliche Veränderung wahrzunehmen.

    Suicide (1980)

    Alan Vega: voice
    Martin Rev: electronics

    Das Cover von Suicides Debut war blutig gewesen und im Zusammenhang mit dem Namen des Duos provozierte das böse Assoziationen. Auch auf dem Cover von Suicide zweitem Album fließt Blut und lässt ebenfalls Übles ahnen. Dreht man das Cover um, kann aber Entwarnung gegeben werden, denn nicht aufgeschnittene Pulsadern sondern eine kleiner Schnitt, den sich eine junge Frau beim Rasieren ihrer Beine zugefügt hat, ist die Ursache. Ein Spiel mit Verführung, Gewalt und Verletzung, also Themen, die es auch schon auf dem Debut gab. Dennoch unterscheidet sich das 2. Album auffallend vom Debut: klang der Erstling aggressiv, kratzig und so als würde man davon ein Stromschlag bekommen, so klingt der Nachfolger zwar immer noch bedrohlich aber vergleichsweise glatt und elegant.

    Benutzten Suicide auf ihrem Debut mehr oder weniger improvisiertes Equipment, mit dem sie aber einen ganz eigenen Sound erzeugten, so scheinen Sie für die zweite Platte in state-of-the-art Technologie investiert zu haben. Produzent Ric Ocasek als Leader einer auch auf kommerziellen Erfolg ausgerichteten Pop Band und das professionelle Power Station Studio hinterlassen deutliche Spuren. Das liest sich fast so, als hätten Suicide – auf ihrem Erstling noch der Finger in der Wunde Nachkriegs-Amerikas – ihre Seele an den schnöden Mammon des Popbusiness verkauft.

    “Diamonds, Fur Coat, Champagne /
    Women, Cadillac, Cocaine / ”
    (…)
    Disco, Fast Action, My Dreams
    Women, Fantasies, Temptations”

    Das hört sich an wie ein Szene aus dem Studio 54, das allerdings 1980 vorläufig schließen musste, nachdem sein Beteiber wegen Steuerhinterziehung hinter Gitter gewandert war. Glamour, Hedonismus, Dekadenz, ein etwas anderes Bild des Amerikanischen Traumes, das Suicide hier in den für sie typischen monotonen patterns, aber in funkelndem Sound malen. Das hat eine kühle, glatte und anonyme Eleganz, die gleichzeitig anziehend und unnahbar wirkt. Und gerade das ist der Reiz dieses Albums: Einerseits gibt es diese künstlich wirkende technische Perfektion, andererseits brodelt unter dieser glatten Oberfläche etwas verführerisches und gefährliches. Bei Diamonds ist es die Lust am hemmungslosen Genuss, Touch Me klingt wie Musik für eine Strip Bar und Harlem zieht den Hörer mit Alan Vegas aberwitzigen und albtraumhaften vocals und Martin Revs brodelnden Synthesizern in den Sumpf von Drogen und Gewalt, der Harlem in den 70ern und 80ern wohl war.

    “Big black city
    Big black city
    Harlem, Harlem, baby
    Harlem, Harlem, baby
    (…)
    The kids ain’t dancing no more
    The kids ain’t singing no more
    The kids ain’t laughing no more
    Harlem, Harlem, baby
    Harlem, Harlem, baby”

    Zu Shaddazz möchte ich dann aber wieder in einer Disco tanzen. I want to dance to Suicide!

    Glamour, Erotik, Rausch, Dekadenz, Gewalt, Verzweiflung, das sind die Spannungsfelder, zwischen denen sich Suicides zweites Album bewegt. Es hat nicht mehr die ikonoklastische Wucht des Debuts. Aber gerade die Verschiebung vom Rohen zum Polierten geben dem Album einen ganz eigenen Charakter, der seinen besonderen Reiz ausmacht. Für mich ebenso wie das Debut ein klassisches Album.

    Das zweite Album ist erst 1998 als Doppel-CD wiederveröffentlicht worden. Zusätzlich zum Originalalbum gibt es ein paar Xtra-Tracks (darunter die Single Dream Baby Dream) und frühe Probeaufnahmen von 1975, die Suicide in einem noch embyonalem Stadium zeigen. Aus Gründen, die meine Vorstellungskraft übersteigen, hat man für die CD-Reissue das tolle Originalcover leider durch ein Foto von Alan Vega und Marin Rev ersetzt.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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