Schöner sterben

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    jarvis_cocker

    Registriert seit: 30.01.2003

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    Jose Guadalupe Posada

    „Calaveras“ (kleine Tote)

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    Super, nicht? :gitarre:

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    Genie kommt von Genieren, dicht sein kommt von Dichtung, Schnaps kommt aus der Flasche, Volk kommt von Vernichtung. Werner, oh Werner. Werner! Oh Werner, oh Werner. Werner!
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      #1242955  | PERMALINK

      jarvis_cocker

      Registriert seit: 30.01.2003

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      Auch sehr schön: die ewige innige Umarmung des Wieners mit dem Phänomen seiner Sterblichkeit: „A schene Leich…“

      Hier recht fundiert formuliert:

      Wien und der Tod

      Wien und der Tod: Das ist eine ewige Liebe. Ein besonderes Verhältnis zwischen sentimental-melancholischer Koketterie und nahezu inniger Intimität. Beim Heurigen wird vom Wein gesungen, der sein wird, wenn man nimmer sein wird. Eine „schöne Leich“, wie man ein repräsentatives Begräbnis mit großer Trauergemeinde nennt, gibt immer noch Anlass zum Schwärmen. Und Anfang November, zu Allerheiligen und Allerseelen, wenn der Toten gedacht wird, strömen Tausende hinaus zum Zentralfriedhof in Simmering, Europas größter Begräbnisstätte. Aber das ist eigentlich nur logisch: Denn die Wiener lieben das Leben. Also lieben sie auch den Tod, die andere Seite des Lebens.

      Dass die Wiener im Vergleich zu anderen Großstädtern eine besonders enge Beziehung zum Tod haben, ist zwar ein Klischee – aber ausnahmsweise eines, das stimmt: Die Todessehnsucht hat in Wien Heimatrecht. Beim Heurigen kippt die sprichwörtliche Wiener Gemütlichkeit gern in eine abgrundtiefe Tod-Traurigkeit, der Zentralfriedhof ist eines der größten Naherholungsgebiete der Stadt. Die sterblichen Überreste der Angehörigen des Kaiserhauses ruhen in Grüften, in denen ein eleganter Hauch von Ewigkeit weht. Und ganze Museen mit Kuriositäten und Skurrilitäten rund um den Tod, der laut einer bekannten Heurigenmelodie sogar selbst ein Wiener ist, verbreiten wonnige Schauer.
      Es kann kein Zufall sein, dass Sigmund Freud gerade in Wien den Todestrieb entdeckte und dass der in der Welt der Psychologie als Mr. Suicide bekannte Erwin Ringel hier 1948 Europas erstes Kriseninterventionszentrum gründete. Und in Wien schufen Johann Strauß Vater und Sohn, selbst geschüttelt von Ängsten vor Reise, Alter, Krankheit und Tod, eine Musik, die für immer unsterblich ist: den Wiener Walzer, unter dessen glückseliger Oberfläche ein bisschen Wehmut und Schmerz mitschwingen.

      Zentralfriedhof & Schöne Leich‘

      Der Zentralfriedhof, vom Künstler André Heller als „Aphrodisiakum für Nekrophile“ bezeichnet, ist mit einer Fläche von 2,4 km2 und mehr als 300.000 Gräbern, in denen 3 Millionen Menschen bestattet sind, der größte Friedhof Europas. Er ist aber auch ein zutiefst wienerischer Ort: Stadtbewohner nützen ihn gerne für einen Familienausflug oder einen Spaziergang, laben sich vor den Friedhofstoren an Maroni- (Kastanien) und Würstelständen und kommen mit ein wenig Glück gratis in den Genuss höchster Kunst. Wenn sich nämlich Philharmoniker und Chorsänger aus der Staatsoper am Rand offener Gräber mit schmalzigen „Averln“ (Gounods „Ave Maria“) oder gestrichenen Trauermärschen etwas dazu verdienen.
      Für die Ewigkeit ist den Wienern nichts zu teuer. Mit der „schönen Leich“, einer Beisetzung in großem Stil mit prunkvollem Kondukt, professionellen Grabrednern und opulentem Leichenschmaus, erweisen sie ihren Nächsten die letzte Reverenz. Immerhin die Hälfte aller Hinterbliebenen entscheidet sich für das kostspielige „Begräbnis erster Klasse“.

      Sparsarg & Totengräber-Accessoires

      Der Aufwand der Wiener um die Bestattung ließ ökonomisch denkende Regenten auf seltsame Ideen verfallen. Kaiser Joseph II. verordnete 1785 den „Sparsarg“, einen wieder verwendbaren Sarg mit Klappe auf der Unterseite, durch die der Tote ins Grab befördert werden konnte. Aber so genial die Erfindung auch war, die Wiener lehnten sie strikt ab, machten ihrer Entrüstung in Tumulten und Protestmärschen Luft und zwangen den Herrscher, seine Verordnung wieder zurückzunehmen.
      Einer dieser Sparsärge ist im Wiener Bestattungsmuseum zu bewundern: Unter den 600 Exponaten rund um den Totenkult finden sich auch Trauer-Livréen, Schärpen und Accessoires der Totengräber, Urnen-, Sarg- und Leichenwagenmodelle sowie Vorrichtungen wie die Rettungsglocke, mit der wieder erwachte Scheintote auf sich aufmerksam machen konnten. Diese Erfindung wurde später zum Rettungswecker, einem Holzkasten mit kräftigem Läutwerk, weiterentwickelt.
      Die Angst, lebend begraben zu werden, war nicht unbegründet. Mediziner schätzten Ende des 19. Jahrhunderts den Anteil an Scheintoten auf 0,5 bis 2 Prozent. Um diesem Schicksal zu entgehen, verfügten viele Menschen, dass ihnen ein Herzstich beigebracht oder die Adern geöffnet werden sollten– worauf manche tatsächlich erst dadurch den Tod fanden.

      Kaiserliche Friedhofsreformen

      Über viele Jahrhunderte wollten die Wiener ihre Toten möglichst nahe bei sich haben. So lagen die größten Friedhöfe im Stadtzentrum, um die Stephanskirche, die Ruprechtskirche und beim Schottenstift. Zumindest hier setzte sich der Reformkaiser Joseph II. durch. Er verbot die Bestattung in den Kirchen der Innenstadt und deren Grüften, die besonders zu Epidemiezeiten überfüllt waren, und ließ Friedhöfe in den damaligen Vororten Währing, Matzleinsdorf und auf der Schmelz anlegen. Freilich nicht ahnend, dass die Stadt wieder wachsen würde: Es dauerte keine hundert Jahre, bis die Gottesäcker wieder von Häusern umschlossen waren.
      1874 wurde der Zentralfriedhof, Wiens riesige Totenstadt in Simmering, gegründet. Mit einem katholischen, einem evangelischen und einem israelitischen Teil. Zwischen 1908 und 1910 erbaute Max Hegele die wuchtige Dr.-Karl-Lueger-Gedächtniskirche, ein Pendant zu Otto Wagners Jugendstil-Kirche am Steinhof. Architektonisch interessant sind auch das ebenfalls von Hegele errichtete Hauptportal und das 1922/23 gegenüber, auf dem Gelände des verfallenen Renaissanceschlosses Neugebäude entworfene Krematorium von Clemens Holzmeister.

      Ehrengräber für Strauß & Co

      Der Bereich der sogenannten Ehrengräber des Zentralfriedhofs stellt eine Art österreichisches Pantheon dar. Beim Aufseher am Haupttor liegt ein Detailplan auf, ein Wegweiser zu den letzten Ruhestätten großer Persönlichkeiten wie Johannes Brahms, Johann Strauß Vater und Sohn, Ludwig van Beethoven, Wolfgang Amadeus Mozart (Gedenkstein), Franz Schubert, Arthur Schnitzler (israelitische Abteilung), Curd Jürgens oder Helmut Qualtinger, von dem der wunderbare Ausspruch stammt: „In Wien musst’ erst sterben, bevor sie dich hochleben lassen. Aber dann lebst’ lang.“ Auf Österreichs Popstar Nr. 1, Falco, trifft das nicht unbedingt zu. Dennoch hat auch er ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof erhalten.
      Nach der Eröffnung des Zentralfriedhofs hatten die Vorortefriedhöfe aus josephinischer Zeit ausgedient. Schrittweise wurden sie von den Gemeindevätern des „Roten Wien“ der Zwischenkriegszeit aufgelöst, Prominenz nach Simmering umgebettet und die Areale in Grünflächen verwandelt. Heute erinnert in Märzpark, Schubertpark und Waldmüllerpark nur mehr wenig an vergangene Tage der Stille und Andacht.

      Mozart im Biedermeier-Massengrab

      Der Friedhof St. Marx hingegen konnte sich seinen Charakter bewahren. Diese einzigartige und einzige Biedermeier-Begräbnisstätte Wiens bezaubert auch heute noch durch ihre hochromantische Atmosphäre. Die efeuumwucherten Grabsteine, die Inschriften für „Fabricanten“, „Privatiers“ und sogar eine „bürgerliche Kanalräumers-Gattin“, die langen Alleen und nicht zuletzt das ehemalige Massengrab, in das Mozart gelegt wurde, sind eine Pilgerstätte für Melancholiker und Romantiker.
      Stimmungsvoll sind auch die Nobelfriedhöfe von Hietzing, Grinzing, Döbling und Heiligenstadt mit ihren vielen Grabstätten voll zeitloser Eleganz. Etwas ganz Besonderes aber ist der Jüdische Friedhof in der Seegasse: Über 400 Jahre alt, von den Nazis verwüstet und erst 1984 wiedereröffnet, liegt die Begräbnisstätte heute sinnigerweise im Innenhof eines Pensionistenheims. Der Friedhof der Namenlosen hingegen befindet sich weit draußen an der Donau, im Alberner Hafen. Dort wurden Selbstmörder, Unfallopfer und Schicksale ohne Namen der Erde übergeben, die ihren Tod in den Wellen gefunden hatten.

      Kaisergruft & Herzgrüfterl

      Die letzte Ruhestätte der Habsburger entspricht dem österreichischen Hang zu glanzvoller Morbidität: Kaiser Ferdinand III. bestimmte die Gruft der Kapuzinerkirche als offiziellen Bestattungsort des Kaiserhauses. Jetzt ruhen dort 146 Verstorbene in 138 Metallsärgen, allesamt – mit einer Ausnahme, einer Hofdame Maria Theresias, – Angehörige des Herrscherhauses.
      Das Zentrum der Gruft bildet der mit lebensgroßen Figuren verzierte ausladende Doppelsarkophag von Barockregentin Maria Theresia und ihrem Gatten Franz Stephan von Lothringen. Joseph II. ruht wesentlich schlichter in einem einfachen Kupfersarg. Kaiser Franz Joseph wurde in der Kapuzinergruft neben Kaiserin Sisi, Kronprinz Rudolf und dem in Mexiko ermordeten Kaiser Maximilian I. zur Ruhe gebettet. Und seit 1989 befindet sich auch Österreichs letzte Kaiserin, Zita, in der Kapuzinergruft.
      Schaurig, aber wahr: Nach einem unveränderlichen Ritual wurden die Habsburger-Körper dreigeteilt. Die Herzen kamen ins „Herzgrüfterl“ in der Augustinerkirche, wo sie heute noch 54 silberne Urnen füllen, die in Kupferurnen verschlossenen Eingeweide in die „Herzogsgruft“ der Katakomben des Stephansdoms. Und der „Rest vom Rest“ war für die Kapuzinergruft bestimmt.

      Katakomben & Pestgruben

      Noch im vorigen Jahrhundert galten Führungen durch die Katakomben des Stephansdoms als besonders schauriges Vergnügen, denn hier stapelten sich die Gebeine tausender Wiener aller Epochen. Inzwischen sind sie ebenso wie die mit Gebeinen randvoll gefüllte „Pestgrube“ in zehn unterirdischen Karnern und Beinhäusern verschlossen. Nur in der Krypta der Michaelerkirche sieht man nach wie vor tausende Gebeine, einige hundert Särge und wegen der besonderen Luftverhältnisse bestens konservierte Mumien in ebenso gut erhaltenen Kleidern.

      Narrenturm & Wachsfiguren

      So nah die Beziehung der Wiener zum Tod in den vergangenen Jahrhunderten auch war: Leichen galten als Studienobjekte für Medizinstudenten als tabu. Der aufklärerische Geist Joseph II. wusste auch dafür Abhilfe: Er gründete 1781 ein Militärhospital, das Ärzten die Möglichkeit gab, kranke Wiener zu versorgen und gleichzeitig Studien zu betreiben. 1784 wurde das Hospital an den
      Ort des heutigen Allgemeinen Krankenhauses verlegt und seitdem ständig erweitert. In dem riesigen Komplex mit den vielen Gartenhöfen befinden sich jetzt zahlreiche Institute der Wiener Universität, eine lebhaft, junge Lokalszene und der berühmte „Narrenturm“. Auf fünf Stockwerken umfasst dieser kreisrunde, im Volksmund als „Gugelhupf“ (eine Süßspeise) bezeichnete Zylinder 139 Zellen, in denen bis 1860 geisteskranke Patienten unterbracht waren. Der Ort hat seinen Schrecken nicht verloren: Heute beherbergt er das Pathologische Museum mit 42.000 Präparaten missgestalteter Körperteile.
      Die Möglichkeit zum Studium von Medizin und Chirurgie sollte auch das 1785 gegründete Josephinum bieten, mit dessen Errichtung Joseph II. den berühmten Architekten Isidor Canevale beauftragt hatte. In dem barock-klassizistischen Flügelbau ließ der Kaiser eine umfangreiche Bibliothek einrichten. Das Herzstück aber waren die Wachsfiguren, an denen künftige Mediziner anatomische Studien betreiben konnten. Die lebensgroßen Präparate mit Echthaar lassen sich in edlen Rosenholzkästen bewundern.

      Der Tod im Wienerlied

      Der Tod ist in Wien allgegenwärtig. Interessanterweise gerade dort, wo man ihn am wenigsten erwartet. Er tritt etwa auf, wenn beim Heurigen die Wellen der Gemütlichkeit und Weinseligkeit am höchsten schlagen. Nicht grausam, nicht furchterregend, sondern als geradezu selbstverständliche Tatsache, als Freund. Das war immer so und wird wohl auch immer so bleiben. „Erst wann’s aus wird sein, mit aner Musi und an Wein…“ ist eine Erinnerung an den Tod, die sich singt wie geschmiert. An diese Tradition knüpfen auch moderne Heurigenmusiker wie Neuwirths Extremschrammeln an. Und meinen es nicht wie im scherzhaft gemeinten „Verkauft’s mei G’wand, i fahr in Himmel“, aber durchaus im Sinn des Fiakerlieds: „Und kummt’s amol zum O’fahrn, und wir i dann begrab’n, dann spannt’s ma meine Rapp’n ein und führt’s mi übern Grab’n…“
      So beweist der Wiener, dass er auch im Tod Stil hat. Nicht umsonst heißt es: Der Kenner stirbt im Mai.

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      Genie kommt von Genieren, dicht sein kommt von Dichtung, Schnaps kommt aus der Flasche, Volk kommt von Vernichtung. Werner, oh Werner. Werner! Oh Werner, oh Werner. Werner!
      #1242957  | PERMALINK

      dagobert

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      schön!
      marco almera kann auch sowas:

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      #1242959  | PERMALINK

      jarvis_cocker

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      Ist schön, aber von Posada „geklaut“ – feiner gesagt zitiert…der gute Herr Posada hat nämlich sage und schreibe 1699 seiner Calaveras angefertigt. Und auf diesem Plakat ist eines seiner Stücke abgebildet. Aber im „Dead & Gone“ Thread habe ich zwei CD-Cover abgebildet, wo ebenfalls zwei der süßen kleinen Toten abgebildet sind…nur weiter so! Eine ars moriendi…schöner scheitern…schöner sterben…

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      #1242961  | PERMALINK

      dagobert

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      wieder was dazugelernt! danke herr cocker!
      gefällt mir trotzdem sehr gut, was der almera so macht. auch sein musikgeschmack scheint kein schlechter zu sein:

      --

      #1242963  | PERMALINK

      jarvis_cocker

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      exquisit: „Der Tod als Freund“

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      #1242965  | PERMALINK

      dagobert

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      schöner thread, freu mich auf mehr!

      --

      #1242967  | PERMALINK

      jarvis_cocker

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      Ein Highlight der Kunst des Sterbens:

      Das öffentliche Sterben
      Bis ins 18. Jahrhundert stirbt man in der Regel umgeben von zahlreichen Menschen.

      Das Sterben ist öffentlich, auch beim einfachen Volk.

      Nachbarn, Angehörige und Priester kommen zusammen, um Abschied zu nehmen. Der Sterbende reflektiert sein Leben, regelt alles für die Zeit nach seinem Tod und empfängt schließlich die Sterbesakramente.

      Am französischen Hof erreicht 1643 das öffentliche Sterben seinen Höhepunkt. Tausende ziehen am Sterbebett Ludwigs XIII vorüber, um von ihrem König Abschied zu nehmen. Inszeniert zu sterben gehört in dieser Epoche zum guten Ton, ebenso wie ausgiebig und ritualisiert um Verstorbene zu trauern. Der Tote wird tagelang aufgebahrt und oft monate- oder jahrelang betrauert. Totenwachen mit manchmal eigens engagierten Klageweibern und Priestern werden abgehalten.

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      #1242969  | PERMALINK

      jarvis_cocker

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      Hat was:

      Diese beklemmende Fröhlichkeit…

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      #1242971  | PERMALINK

      jarvis_cocker

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      Dinge, die die Welt verändern:

      Endlich! Feministisch sterben

      La Morte

      Für uns ist der Tod (la morte = die Todin) und die Zeit bis zur Bestattung ein wichtiger Übergang, wohin auch immer unsere Reise dann gehen wird – ein ebenso bedeutungsvoller Übergang, wie die Geburt in dieses Leben. Es ist für uns selbstverständlich, daß die Toten von Frauen versorgt und begleitet werden, denn Frauen wissen um die Übergänge Geburt und Tod. Wir besinnen uns dabei auch auf die alte Tradition der Leichenwäscherinnen, die oft gleichzeitig Hebammen waren.

      Übergang

      wenn ich sterbe, gebäre ich mich in eine andere Welt –

      solange ich noch hier verweile,

      will ich andere begleiten auf ihrem Weg hinaus –

      an der Schwelle dafür sorgen, daß der Weg frei und leicht zu begehen ist –

      dafür sorgen, daß der Übergang geschützt ist.

      Ajana Holz

      „Was heißt tot sein – wann ist eine tot?…“

      Es steht geschrieben, daß die Körperseele sieben Jahre bei dem toten Körper bleibt, die Ahninnenseele aber bereits drei Tage nach dem Tod dorthin zurückkehrt, woher sie kam.

      Eine Seele der Zeit, der körperlichen Erfahrung und eine Seele der Zeitlosigkeit, der Kontinuität.

      Ute Schiran, aus dem Buch
      „Sie ist gegangen – Geschichten vom Abschied für immer“
      Hg. Traude Bührmann

      Totenwache

      Nachdem die Toten zuhause aufgebahrt wurden, kann bei ihnen die Totenwache gehalten werden (eingeschränkt auch in Friedhofsräumen möglich). Die Zeit der Totenwache ist ein Raum für den Abschied: „Gespräche“ allein mit den Toten, Zeit für Trauer und Schmerz, Erinnerungen, Geschichten, Stille, Gesang, Geschenke an die Toten oder von ihnen an die Lebenden… – eine Begleitung für die Toten und für die Lebenden auf ihrem Weg des Abschieds.

      Die Totenwache ist ein sehr schönes Abschiedsritual, das allen Teilnehmenden die Freiheit läßt, auf ihre eigene Weise zu trauern und Abschied zu nehmen.

      Wir verstehen unter Ritual eine Handlung, die wir bei jeder Begleitung gemeinsam mit den Angehörigen neu gestalten und entstehen lassen, um diesen unwiderruflichen Abschied zu begreifen, die Kraft der Trauer zu spüren und den Toten den Übergang zu erleichtern.

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      #1242973  | PERMALINK

      jarvis_cocker

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      Er hat den Tod und die Poesie ewiglich vermählt:

      Josef Winkler

      Menschenkind. Roman. 1979.
      193 Seiten. (ISBN 3-518-04682-9).
      – als st 1042. 1984. 193 Seiten (ISBN 3-518-37542-3)

      Der Ackermann aus Kärnten. Roman. 1980.
      281 Seiten. (ISBN 3-518-04683-7)
      – als st 1043. 1984. 281 Seiten (ISBN 3-518-37543-1)

      Muttersprache. Roman. 1982.
      381 Seiten. (ISBN 3-518-04674-8)
      – als st 1044. 1984. 381 Seiten. (3-518-37544-X)

      Die Verschleppung. Njetotschka Iljaschenko erzählt ihre russische Kindheit. Mit Fotografien. 1984. es 1177. 281 Seiten. (ISBN 3-518-11177-9)

      Der Leibeigene. Roman. 1987.
      312 Seiten. (ISBN 3-518-02669-0).
      als st 1731. 1990. 312 Seiten. (ISBN 3-518-38231-4)

      Friedhof der bitteren Orangen. Roman. 1990.
      423 Seiten. (ISBN 3-518-40292-7)
      – als st 3191. 2001. 423 Seiten. (ISBN 3-518-39691-9)

      Das Zöglingsheft des Jean Genet. 1992.
      120 Seiten. (ISBN 3-518-40492-X)
      – als st 2320. 1994. 116 Seiten. (ISBN 3-518-38820-7)

      Das wilde Kärnten. Menschenkind. Der Ackermann aus Kärnten. Muttersprache. 1995.
      st 2477. 849 Seiten. (ISBN 3-518-38977-7).
      Domra. Am Ufer des Ganges. Roman. 1996.
      259 Seiten. (ISBN 3-518-40803-8)
      – als st 3094. 2000. 288 Seiten. (ISBN 3-518-39594-7)

      Wenn es soweit ist. Erzählung. 1998
      190 Seiten. (ISBN 3-518-41011-3)
      – als st 3417. 2002. 122 Seiten. (ISBN 3-518-39917-9)

      Natura morta.Eine römische Novelle. 2001
      104 Seiten. (ISBN 3-518-41269-8)
      – als BS 1359. 120 Seiten.
      (ISBN 3-518-22359-3)
      – als st 3575. 102 Seiten. (ISBN 3-518-45575-3)
      Auslieferung: April 2004

      Leichnam, seine Familie belauernd
      2003. es 2442. 160 S.
      (ISBN 3-518-12442-0

      Besonders empfehlenswert letzteres Werk: „Leichnam, seine Familie belauernd“

      --

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      #1242975  | PERMALINK

      dr-nihil

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 15,356

      Ja, kenne „Natura morta“ von ihm. Das ist in der Tat sehr gut!

      --

      #1242977  | PERMALINK

      jarvis_cocker

      Registriert seit: 30.01.2003

      Beiträge: 522

      Real hardcore: „Das wilde Kärnten“…

      Textprobe:

      „Leck Arsch, zusammenpacken und in die Feistritzer Leichenhalle damit! Sagte ein Mann aus meinem Heimatdorf, nachdem er telefonisch erfahren hatte, daß seine mit einem Fahrrad bei einem Bauern milchholende Frau von einem Lastwagen gestreift und tödlich verletzt worden war.
      In einem österreichischen Kino, das Invalidenkino genannt wird, erhängte sich ein neunzehnjähriger Kärntner hinter der Kinoleinwand. Erst als man im Kino nach mehreren Tagen den Verwesungsgeruch wahrnahm, wurde der Selbstmord entdeckt. Tod in Cinemascope! Schrieb die Kärntner Tageszeitung.“

      --

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      #1242979  | PERMALINK

      genossebenito

      Registriert seit: 28.01.2003

      Beiträge: 972

      (Toller Thread)

      Mein Lieblingsplatz in Wien war auch der Zentralfriedhof. Muss mal die besten Grabbilder online stellen.

      --

      piffpaffpiffpaffpuffpilzpilzpilzpilzmesserfaschistoid
      #1242981  | PERMALINK

      aimee
      Moderator

      Registriert seit: 12.07.2002

      Beiträge: 6,563

      Au ja, mach mal. Ich liebe schöne Friedhöfe.

      --

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