Videoclips und Popmusik – Eine verhängnisvolle Affäre?

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  • #8595933  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    pinchDann wären ja sämtliche Images überflüssig. Also von der Gestaltung der Plattencover bis hin zur ästhetischen Gestaltung von Bühnenauftritten. Selbst das Menjou-Bärtchen von Dylan dürfte seine Daseinsberechtigung somit verlieren.
    Das künstlerische Umfeld/der Wirkungskreis schreibt und denkt die Musik nicht zuende, verleiht ihr aber eine bestimmte Aura. Würde Bob Dylan in einem Ziegenstall auftreten und „Things have changed“ intonieren, wären Wirkung und Aussage ungleich anders, als wenn er den Song auf der Bühne einer großen Arena zum Besten gäbe.
    Und mit dem Artwork von „Tempest“ hat er ja auch im Vorfeld schon für einige Verwirrung ob der scheusslichen Ästhetik gesorgt.

    Keine Frage, pinch. Und es ist Popmusik, Musik also, die sich bewusst an den Markt wendet, ihn erobern möchte. Aber das schafft die Problematik nicht aus dem Weg.

    Ich ziehe für mich einfach eine, meinetwegen sehr schwammige, Linie zwischen dem, was vom Künstler aus so gewollt, von ihm initiiert, so von ihm gestaltet sein mag und dem, was seiner Musik von außen draufgesetzt wurde. Das kann man sicher nicht oft als Außenstehender erkennen oder beurteilen, bei den Videos aber scheint mir besonders häufig ein großer Abstand zu sein.

    Bei dem Dylan-Video geht es ja noch um die zusätzliche Problematik, dass der Film eine komplette Geschichte erzählt, wodurch die Musik zum Soundtrack degradiert wird.
    Ich mutmaße einmal, dass Dylan mehr Einfluss auf das Cover hatte als auf das Video. Der findet so etwas, glaube ich, wirklich schön.

    Aber so oder so, die Entwicklung muss man auch da nicht gutheißen, wo man musikalisch seine Vorlieben hat. Spektakel lenkt immer ab, ob in einem Stones-Konzert oder im Video. Und eine die Songaussage oder -emotionalität unterstützende Visualisierung ist, da doppelt gemoppelt und verdeutlichend, wo nichts zu verdeutlichen sein sollte, ebenso überflüssig.

    Btw. du hast das mitbekommen, pinch: Ich selbst bin doch (und sicher nicht nur dieses eine Mal) Opfer einer falsch verstandenen Visualisierung geworden, als ich Nothing Rhymed allein wg. des kruden Auftretens und Images von o’Sullivan abgelehnt habe.

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      #8595935  | PERMALINK

      herr-rossi
      Moderator
      -

      Registriert seit: 15.05.2005

      Beiträge: 84,854

      Doc F.
      2) Über die Jahre hat sich eine gewisse Ästhetik der Videos entwickelt, zu der auch ca. 15 Bildchnitte in 10 Sekunden gehören.

      Da gibt es aber auch jede Menge Gegenbeispiele für Clips mit einer ganz anderen Bildsprache, die sogar bei MTV & Co. liefen. Heutzutage hat sich die Clip-Kultur ohnehin völlig gewandelt. Es gibt natürlich immer noch die weitgehend in Konventionen erstarrten Hochglanz-Videos für’s Fernsehen, aber die Mehrzahl der Clips werden für’s Internet produziert und sind low budget- oder no budget-Produktionen, bei denen es eben auf Ideen und Ausführung ankommt. Schau einfach mal in die entsprechenden Threads und lass Dich überraschen, wie Popvideos jenseits des Mainstreams heute aussehen:

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      Die besten Musikvideos 2011

      nail75Das Zeitalter des Videoclips ist aber eigentlich schon wieder vorbei.

      Das MTV-Zeitalter ist vorbei, aber der Videoclip ist im Internet quicklebendig, erfreulicherweise auch auf speziellen Portalen wie Vimeo, die nicht so zugemüllt sind wie YouTube. Die Erfolgsgeschichte von Lana Del Rey bspw. zeigt auch, wie effektiv ein Clip (der in diesem Fall kaum etwas gekostet hat) auch heute noch sein kann, um Aufmerksamkeit für einen noch unbekannten Act zu generieren.

      --

      #8595937  | PERMALINK

      sparch
      MaggotBrain

      Registriert seit: 10.07.2002

      Beiträge: 36,502

      pinchWobei Leute wie Paul Potts oder Susan Boyle trotz ihres eher weniger kommerziell „verwertbaren“ Aussehens auch diverse Erfolge einfahren bzw. konsumgerecht vermarktet werden konnten.

      Wobei die beiden ja mehr so etwas wie Prototypen für ein Carmen Nebel Publikum sind, da spielen Videos sowieso keine große Rolle.

      Dass Janis Joplin heute keine Chance hätte, glaube ich allerdings auch nicht, dafür gibt es tatsächlich genügend Gegenbeispiele, auch videodrehend.

      --

      If you stay too long, you'll finally go insane.
      #8595939  | PERMALINK

      otis
      Moderator

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 22,557

      Herr Rossi
      Die Erfolgsgeschichte von Lana Del Rey bspw. zeigt auch, wie effektiv ein Clip (der in diesem Fall kaum etwas gekostet hat) auch heute noch sein kann, um Aufmerksamkeit für einen noch unbekannten Act zu generieren.

      Und, wohin ging die Diskussion monatelang? Musik taugt nichts, Dame kann nicht singen, nur wegen des Video hat sie Erfolg.

      --

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      #8595941  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      otisUnd, wohin ging die Diskussion monatelang? Musik taugt nichts, Dame kann nicht singen, nur wegen des Video hat sie Erfolg.

      Im Falle von „Video Games“ sehe ich das anders. Da harmonieren Clip plus Musik vortrefflich, mehr noch: sie ergänzen sich auf sehr unaufdringliche und einfühlsame Art und Weise. Aber auch ohne Clip bleibt „Video Games“ grandios und die dem Song eigene Melancholie wird durch die Clipbilder weder bevormundet noch zerstört.
      Anders hingegen „National Anthem“: mittelmäßiger Song, protziges, berechnendes Video. Oder „Born Free“ von M.I.A.; das erfuhr erst durch ein sich verselbstständigtes Video die Spanne an Aufmerksamkeit (trotz textlicher Eindeutigkeiten), die es vorher in diesem Umfang sicher nicht bekommen hätte. Das sind zwei Beispiele, die den visuellen Aspekt über die Musik stellen. Aber wer nicht erst seit gestern Musik hört, fühlt, empfindet und verinnerlicht hat, erkennt sicher die für ihn jeweils wichtigen Unterschiede von Video und Audio, ohne darüber eine akademische Abhandlung fabrizieren zu müssen.

      --

      #8595943  | PERMALINK

      herr-rossi
      Moderator
      -

      Registriert seit: 15.05.2005

      Beiträge: 84,854

      otisUnd, wohin ging die Diskussion monatelang? Musik taugt nichts, Dame kann nicht singen, nur wegen des Video hat sie Erfolg.

      Die Reihenfolge war aber die: Zunächst war Lana ein allgemein positiv gewertetes Internetthema, dann sprangen die Mainstream-Medien auf sie an und zur Albumveröffentlichung brach dann das in solchen Fällen übliche „Hype“-Palaver aus. Mit dem Clip hatte das dann nur noch am Rande zu tun, da ging es um Fernseh- und Live-Auftritte, die Lippen, manchmal sogar um das Album …

      --

      #8595945  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      Doc F.Was mich an der „Videokultur“ besonders stört – möglicherweise, weil ich mit meinen 45 Jahren auch schon zu den Alten gehöre

      nein, das ist sicher nicht der Grund.

      --

      #8595947  | PERMALINK

      roseblood

      Registriert seit: 26.01.2009

      Beiträge: 7,089

      Ein Song wird für mich nicht schlechter, weil er ein bescheidenes Video hat, lediglich ändert sich dann das Hörverhalten bei mir, dass ich auf den entsprechenden Videoclip verzichte bzw. ihn nicht mehr allzu aufmerksam folge.
      Die Musik, die mich jedoch bisher hauptsächlich interessiert, ist ohnehin oftmals sehr videoarm.

      Und durch das Internet gibt es ja nicht nur den einen offiziellen Videoclip, jeder, der ein kleines Schnitt- oder Filmbearbeitungsprogramm auf dem Rechner hat, kann sich sein eigenes Video zur Musik basteln. Und ganz ehrlich gesagt, entstehen dadurch manchmal sehr sehenswerte Arbeiten, vor allem, weil die Intentionen völlig verschiedene sind, wenn Konsument oder Produzent eine Visualisierung anstreben. Und manchmal wirkt es viel harmonischer, als die teuer produzierte Variante.

      --

      #8595949  | PERMALINK

      mick67

      Registriert seit: 15.10.2003

      Beiträge: 76,902

      Monroe Stahrnein, das ist sicher nicht der Grund.

      Eben, wenn eine Generation mit Musikvideos aufgewachsen ist, dann wir Mittvierziger.

      --

      #8595951  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      Wo kann man denn heute noch Videos sehen?

      --

      #8595953  | PERMALINK

      doc-f
      Manichäer

      Registriert seit: 26.08.2006

      Beiträge: 4,462

      Monroe Stahrnein, das ist sicher nicht der Grund.

      Danke ;-)

      --

      #8595955  | PERMALINK

      latho
      No pretty face

      Registriert seit: 04.05.2003

      Beiträge: 36,823

      otis[…]
      Ich mutmaße einmal, dass Dylan mehr Einfluss auf das Cover hatte als auf das Video. Der findet so etwas, glaube ich, wirklich schön.
      […]

      :-)

      Das „Problem“ ist ja, dass man Musik immer irgendwie visualisiert und wenn es das Drehen der Platte ist. Und früher war es nach einem Auftritt die Live-Bilder der Musiker, soweit weg waren viele der frühen Videos davon ja nicht.
      Das Musik-Video kommt ja aus einer anderen Ecke als der Vermarktung – Anger hat sich die Tracks für seine Experimentalfilme „geborgt“ und seine ureigenen Bilder dazu „unterlegt“. Das dürfte bei vielen Musikern (oder den Plattenfirmen) im guten Fall ähnlich gewesen sein: da will jemand ein Video zur Musik unseres Künstlers drehen, lassen wir ihn mal machen, vielleicht geben wir ihm sogar Geld. Das sich das verselbstständigte war ja mit dem Aufkommen von Musikvideokanälen keine Überraschung. Genauso wenig, dass die Müllquote anstieg.

      --

      If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
      #8595957  | PERMALINK

      karmacoma
      Spin The Black Circle

      Registriert seit: 25.07.2008

      Beiträge: 7,349

      songbirdWo kann man denn heute noch Videos sehen?

      Falls ernst gemeint, z.B. iM1 und gotv. Beide Sender sind zumindest in BW digital und kostenlos zu empfangen.

      --

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