Ich höre gerade … klassische Musik!

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  • #8424873  | PERMALINK

    blues-to-bechet

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    Weil grad viel von Schubert die Rede ist…

    Neben dem Steichquintett gehört auf jedenfall das letzte Streichquartett, D887, sowie das Klaviertrio D929 für mich zu den ganz großen, unsterblichen, überirdischen, jenseits aller Beschreibung liegenden Werken, die einem einfach nur „Schöner Schmerz“ denken und dunkel-leuchtende, „heitere Schwermut“ fühlen lassen… Gilt natürlich (teilweise) auch für die anderen späten Streichquartette, für die Moments Musicaux oder die „Wanderer-Fantasie“. Besonders D887 ist aber etwas Besonderes, ein einziges überirdisches Fließen, Flirren, Schweben…

    Hiermit seien drei unbedingte Empfehlungen ausgesprochen:

    Streichquintett D956 mit dem Alban Berg Quartett und Heinrich Schiff (ich kann nicht anders und lege die Scheibe nach langer Zeit wieder mal gerade ein).

    Streichquartette 13-15 mit dem Hungarian Quartet – teilweise fast schon historische Aufnahmen.

    D929 mit dem Florestan Trio.

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    #8424875  | PERMALINK

    Anonym
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    Natürlich, das Streichquartett D 887 gehört in die Parnass-Abteilung. Ich mag ergänzen, obwohl das noch „historischer“ ist als die Männer aus Ungarn:

    Von 1936 und 1938 und einer Intensität, die über jeden schönen Schmerz hinausgeht (dieses Prädikat ist mir etwas zu thomasmannisch, aber ich glaube, was Du meinst, blues to bechet), ich kann das fast nur hören, wenn an Weihnachten die ersten Weidenkätzchen zu sehen wären. Das Streichquintett mit dem ABQ und Schiff kenne ich nicht.

    Und Bruckner und Wand, da würde ich unbedingt zu den späten Live-Sachen greifen.

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    #8424877  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Mal wieder …

    Wenn ich drei Sachen auswählen müsste, die ich irgendwohin mitnehmen müsste, diese wäre dabei. Heute vor allem die „Vier ernsten Gesänge“ von Brahms, neben Ferrier brauche ich da nichts mehr. Ich rätsele aber noch, ob ich den protestantischen Lustgesang, Nr. 4, meine ich, brauche. Nicht, dass Brahms sich da der Trauer und des Ernstes entledigt hätte, aber der Text wölbt sich etwas zu schlicht über der Musik. Aber gut, mag so sein. Er wollte halt noch ein bisschen Hoffnung und noch anderes geben, gar nicht so weit weg vom Requiem, das aber nicht mit irgendwohin kommt.

    Von der Bachkantate ist nicht zu sprechen, sie ist ohne Vergleich, am Ende oder letztlich.

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    #8424879  | PERMALINK

    gruenschnabel

    Registriert seit: 19.01.2013

    Beiträge: 6,129

    @clasjaz: Danke! Also Schnabel. Das „Dämonische“…wird offensichtlich recht häufig mit Schubert in Verbindung gebracht. Ich glaube zu erahnen, was damit gemeint ist.
    Brendels 1. Satz der D960 (von 1972) dauert 14:35, ist allerdings in der Tat ohne die Wiederholung der Exposition, deren Vorgabe laut Brendel lediglich der Konvention der Form geschuldet war. Trotzdem: Wie Richter das auf ca. 24 Min. bringt, könnte ich mir selbst mit Wiederholung kaum vorstellen. Bei Brendel spüre ich ja schon eine enorme Ruhe – trotz des (dämonischen…) tiefen Triller-Motivs.
    Das Streichquintett habe ich bislang nicht mehr als zweimal gehört und mich gestern dumm und dämlich danach gesucht. Da war ich echt enttäuscht, hätte ich gerne direkt nochmal eingelegt.

    Heute was ganz anderes:
    Sonatinen, Miniaturen u.Ä. von Milhaud, Pendercki, Lutoslawski, Martinu und Hindemith. Wirklich hübsche Aufnahmen. Sabine Meyer spielt sehr geschmackvoll und ausgewogen, die Musik tut mir gerade sehr gut.

    --

    #8424881  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Das Dämonische, natürlich, das ist so ein Flugzeugträgerwort, mit dem man meist knapp einfangen will, was über die Grenzen geht. Ich lese dabei aber immer das alte „Daimonion“ mit, die eigene Stimme, die doch erst einmal nicht die eigene ist. Das ergibt dann das Flirren …

    Brendel zur Konvention der Form … das erinnert mich an irgendeinen Schopenhauer-Text, frag‘ mich aber jetzt nicht, wo der steckt, irgendwo in den kleinen Schriften vielleicht: Die Wiederholungen seien überhaupt nur komponiert, weil man die Werke nur „live“ hören könne. Und die Wiederholung diene der Einprägung des Hörens. Da ist was dran und sobald man die Sachen auf Konserve hat, braucht man Wiederholungen nicht recht.

    Hole Dir trotzdem Richter! Die Triller werden aufgelöst, das ist klar, bei der Langsamkeit. Aber sie pflanzen sich auch in dieser Weise ein.

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    #8424883  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

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    Vorhin im TV mit den Merkelns und Gauckens den Holländer in Bayreuth geguckt (Thielemann) … zwischendurch fand ich das recht durchhängend, aber am Ende wieder ziemlich grandios. Ich muss mich da mal an die Aufnahmen machen, die ich habe … Manchmal kam mir die Wagner-Sprache extrem seltsam, einige Male fast schon komisch vor – mit dem Flow der Musik kann sie jedenfalls oft nicht mithalten. Die hohe Kunst des nur scheinbar Beiläufigen beherrschte Wagner wie es scheint wenigstens zum Zeitpunkt der Entstehung des Holländers nicht in wünschenswertem Ausmass. Ist das überall so (also konkret dass mancher Satz völlig misshandelt werden muss, um sich der Musik anzupassen), oder wurde das später besser?

    --

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    #8424885  | PERMALINK

    gruenschnabel

    Registriert seit: 19.01.2013

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    clasjazDas Dämonische, natürlich, das ist so ein Flugzeugträgerwort, mit dem man meist knapp einfangen will, was über die Grenzen geht. Ich lese dabei aber immer das alte „Daimonion“ mit, die eigene Stimme, die doch erst einmal nicht die eigene ist. Das ergibt dann das Flirren …

    Ja. Ich habe da (auch gestern) drüber nachgedacht und bin zwar nicht auf das „Daimonion“ gekommen, aber für mich dazu, dass das Dämonische nur vermeintlich der anderen Seite gehört. Es zieht mit Macht hinüber, ist aber in Wirklichkeit hier.

    clasjazBrendel zur Konvention der Form … das erinnert mich an irgendeinen Schopenhauer-Text, frag‘ mich aber jetzt nicht, wo der steckt, irgendwo in den kleinen Schriften vielleicht: Die Wiederholungen seien überhaupt nur komponiert, weil man die Werke nur „live“ hören könne. Und die Wiederholung diene der Einprägung des Hörens. Da ist was dran und sobald man die Sachen auf Konserve hat, braucht man Wiederholungen nicht recht.

    Hole Dir trotzdem Richter! Die Triller werden aufgelöst, das ist klar, bei der Langsamkeit. Aber sie pflanzen sich auch in dieser Weise ein.

    Mmmmmmmh, aufgelöste Triller können herrlich sein. Ich denke da an Gould. Bei Richter bin ich aus einer Erfahrung heraus trotzdem noch skeptisch: Seine Tempi in Verbindung mit dem ewigen Legato (so jedenfalls kommt’s mir vor) machen mich bei seiner Einspielung des WtK teilweise wirklich mürbe. Aber es ist schon so: Wenn so eine nachdrückliche Empfehlung kommt, ist die Antenne eigentlich schon ausgefahren… mal sehen.

    Zu den Wiederholungen: Die hatten einerseits doch schon im 19. Jh. ausgedient…? Andererseits habe ich sie auch bei älteren Stücken schon öfter als überflüssig bis störend empfunden. Und wenn ich sage „sie“, dann meine ich vor allem diese merkwürdigen Wiederholungen von Durchführung + Reprise. Da war man schon vorher durch die Nacht zum Licht gelangt, hat die Entwicklung emotional durchlaufen und dann sagt da einer plötzlich: „So, und jetzt bitte noch mal ab Mitternacht!“

    --

    #8424887  | PERMALINK

    gruenschnabel

    Registriert seit: 19.01.2013

    Beiträge: 6,129

    Heute nochmal Ysaye-Sonaten für Geige. Jedes Mal, wenn ich diese Stücke höre (ich kenne sie noch nicht sehr gut), finde ich die Kompositionen sehr reizvoll, aber deren Umsetzung hier von Rudolf Werthen leider doch echt defizitär. Zu hart ist einiges gespielt, zu viele schmerzende Intonationsmängel überlagern die positiven Eindrücke eines zuweilen auch recht dichten Spiels Werthens gerade bei den polyphonen Stellen. Die Sonaten kann ich durchaus empfehlen, diese Aufnahme von 1989 hingegen nicht. Auch die Aufnahmequalität ist nicht gut.

    --

    #8424889  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,048

    Ich habe die ECM-CD von Zehetmair, die gefällt mir sehr gut:
    http://www.theguardian.com/music/2004/sep/24/classicalmusicandopera.shopping3

    Frank Peter Zimmermann scheint auch ein heisser Tipp zu sein, kenne ich aber nicht.

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    #8424891  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    grünschnabelEs zieht mit Macht hinüber, ist aber in Wirklichkeit hier.

    So ist es.

    Bei Richter bin ich aus einer Erfahrung heraus trotzdem noch skeptisch: Seine Tempi in Verbindung mit dem ewigen Legato (so jedenfalls kommt’s mir vor) machen mich bei seiner Einspielung des WtK teilweise wirklich mürbe. Aber es ist schon so: Wenn so eine nachdrückliche Empfehlung kommt, ist die Antenne eigentlich schon ausgefahren… mal sehen.

    Mit Richters WTK kann ich auch nicht viel anfangen, mehr und mehr sogar gar nichts. Die späte B-Dur-Sonate kannst Du hier hören, gleich zu Beginn (das ist nicht die Studioeinspielung, sondern live, scheint mir, aber wie schon gesagt, das Konzept blieb bei ihm gleich). Da wirst Du schnell merken, ob Du mit den Tempi klarkommst oder das doch fernbleiben sollte. Ich bin gespannt …

    Zu den Wiederholungen: Die hatten einerseits doch schon im 19. Jh. ausgedient…? Andererseits habe ich sie auch bei älteren Stücken schon öfter als überflüssig bis störend empfunden. Und wenn ich sage „sie“, dann meine ich vor allem diese merkwürdigen Wiederholungen von Durchführung + Reprise. Da war man schon vorher durch die Nacht zum Licht gelangt, hat die Entwicklung emotional durchlaufen und dann sagt da einer plötzlich: „So, und jetzt bitte noch mal ab Mitternacht!“

    Da spielen ja viele Dinge hinein. Zunächst einmal die Sonatenhauptsatzform, die – im weiteren Sinn – ein rhetorisches Fundament ist, um Inhalte zu transportieren, die dann umgekehrt auch von ihm gelenkt werden. Das ist natürlich auch, Komponisten leben schließlich, an Vorbilder geknüpft, an denen man sich abarbeitet, bei Schubert gibt’s im Symphonischen da ja nun einige Bezüge zu Beethoven, die ihm schwerfielen, und dann Mozart, der ihm leichter von der Hand ging, allerdings war das nicht in der Spätzeit.

    Im Weiteren komme ich dann bei solchen rhetorischen Fragen in allen möglichen Kontexten zu den Fragen: „Wie beginnen?“ und „Wie enden?“ So etwas hattest Du weiter oben schon angesprochen, glaube ich. Und das betrifft dann auch nicht mehr nur die Sonatenhauptsatzform, sondern auch jeden Liedschluss. Ob man etwa wie Britten in seiner Vertonung von Hölderlins „Hälfte des Lebens“ noch eine kleine versöhnliche Akkordwallung hinterdreingibt oder schroff endet, was für meinen Geschmack einem kalten Klirren der Fahnen, wie’s im Text genannt ist, angemessener wäre.

    Und dann muss man gewiss auch zwischen Wiederholungen unterscheiden. Eine Wiederholung bei Bach ist etwas völlig anderes als dieser repetitive Atem bei Schubert in der letzten Klaviersonate. Dort würde ich nichts kürzen, obwohl die Kürzung als Experiment gewiss nicht zu verurteilen ist. Aber der ständige Neubeginn, der am Ende zum resignierten Treten auf der Stelle wird, ist anders nicht zu realisieren.

    Zu Ysaye ist der von gypsy genannte Zehetmair eine gute Möglichkeit und zu Zimmermann, den man wahrlich nicht unterschätzen sollte, füge ich noch Oscar Shumsky hinzu.

    --

    #8424893  | PERMALINK

    blues-to-bechet

    Registriert seit: 09.09.2012

    Beiträge: 860

    Aus der neuen Sir Colin Davis Box „The Philips Years“ von Decca hörte ich u.a. schon Berlioz´ „Symphonie fantastique“ (aufgenommen mit dem Concertgebouw Orchester), Elgars „EnigmaVariations“ mit den Berliner Symphonikern und Holsts „Planeten“, mit dem London SO.

    Und jetzt gerade Regers „Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart“, Hindemiths „Symphonische Metamorphosen über Themen von Carl Maria von Weber“ sowie Stravinskys „Sinfonie in drei Sätzen“, alles mit dem SO des Bayerischen Runfunks.

    Davis, früher diesen Jahres verstorben, war mir bisher nicht so recht bekannt – diese Box ist jedenfalls bisher ziemlich interessant. Seine Herangehensweise würde ich als angenehm unaufgeregt bezeichnen, egal mit welchem Orchester er zusammenarbeitet.

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    #8424895  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    Erik Satie – AFTER THE RAIN

    Pascal Rogé, Piano

    Unglaublicher Titel, aber schöne Musik

    Teil des musikalischen Tagesbegleitprogramms zum regnerischen Herbstanfang

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #8424897  | PERMALINK

    blues-to-bechet

    Registriert seit: 09.09.2012

    Beiträge: 860

    Leider erweist sich die Klangqualität der zuletzt genannten Stücke aus der Davis-Box als ziemlich bescheiden… sehr ärgerlich.

    Als Antidot also gleich Mahlers Siebente unter Otto Klemperer aufgelegt: besser!

    --

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    #8424899  | PERMALINK

    blues-to-bechet

    Registriert seit: 09.09.2012

    Beiträge: 860

    Nun auch noch die Klavierkonzerte Bartóks aus der Davis-Box. Eine Neuentdeckung.

    Mit Stephen Kovacevich und dem London / BBC SO. Hier stimmt die Soundqualität wieder.

    --

    Bald in diesem Theater: - BtBs Top 100 Filme - Top 100 des Barock
    #8424901  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,048

    CD 1 – die Goldberg-Variationen

    Mehr zu Sultan und dieser neuen Box mit vier CDs hier:
    http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/die-unkonventionelle-1.18161409

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