Sterne an Peter Handke

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  • #79531  | PERMALINK

    patriktroll

    Registriert seit: 08.09.2005

    Beiträge: 1,175

    Die Hornissen *****
    Der Hausierer ****
    Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt ****
    Die Angst des Tormanns beim Elfmeter ***** (3)
    Der kurze Brief zum langen Abschied ****
    Wunschloses Unglück ****1/2
    Die Stunde der wahren Empfindung ***** (2)
    Die linkshändige Frau ***1/2
    Der Chinese des Schmerzes ****
    Die Wiederholung ****
    Versuch über die Müdigkeit ***1/2
    Versuch über die Jukebox ***
    Versuch über den geglückten Tag ***1/2
    Mein Jahr in der Niemandsbucht ***1/2
    Die morawische Nacht ****

    Für ein Werk von der Größe und sprachlichen Brillanz der „Hornissen“ haben einige Autorinnen und Autoren den Nobelpreis erhalten. Der wie die Jahrhundertdichter Robert Musil und Ingeborg Bachmann in Kärnten geborene Peter Handke (*1942) ging bis heute leer aus, und vielleicht ist das auch besser so. Die beiden Klagenfurter erhielten ihn schließlich auch nicht.

    Nie mehr danach leuchtete Handkes alles immer weiter und weiter um- und untergrabender Geist so strahlend wie bei seinem Debutroman „Die Hornissen“, 1966 erschienen, ein monolithischer und extrem bedrückender Text mit einem geradezu wahnsinnigen Anspruch an die Sprache. Handkes Wortschatz ist für einen (damals) 23jährigen wohl einzigartig und unerreicht in der deutschsprachigen Literatur. Ein paar der Bücher habe ich aus großer Sympathie zum Autor großzügig bewertet. Pflichtlektüre sind außer dem genannten Werk in meinen Augen „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ (ideal für Handke-Einsteiger, da leichter lesbar) und „Die Stunde der wahren Empfindung“.

    Seine von der Kritik schlecht aufgenommenen letzten Bücher, von denen ich leider nur zwei gelesen habe, sind wohl besser als ihr Ruf – „Die morawische Nacht“ gefiel mir richtig gut. Und zu Handkes Lyrik und seinen Dramen kann ich mich nicht äußern, da ich sie nicht gelesen habe. „Kaspar“ wurde mir aber von mir geschätzten Menschen schon mehrmals empfohlen.

    --

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      #8310649  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      „Die Hornissen“ kenne ich nicht, vom Rest des Zeugs Einiges; aber da es die Autoren gibt, die mit dem ersten Werk alles gesagt haben, werde ich sie in der Wühlkiste nicht übersehen, trotz Deiner Eloge.

      In allem anderen zu Handke widerspreche ich Dir gerne. Im Unterschied zu Bachmann und Musil ist er zum Nobelpreis tauglich. Und von allen dreien der einzige Klagenfurter.

      --

      #8310651  | PERMALINK

      zappa1
      Yellow Shark

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 86,833

      clasjaz Und von allen dreien der einzige Klagenfurter.

      Ist doch eher umgekehrt, oder?
      Bachmann und Musil sind in Klagenfurt geboren, Handke nicht.

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      „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #99, 31.01.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8782-240201-allerhand-durcheinand-99
      #8310653  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      Zappa1Ist doch eher umgekehrt, oder?
      Bachmann und Musil sind in Klagenfurt geboren, Handke nicht.

      Nicht gerade umgekehrt … ich mochte auf die Verwechslung von Handke mit Musil und Bachmann eingehen (Patrick Troll hat ja Wert auf Ortsnamen gelegt), dass Handke gerne klagt, ergab sich nebenbei … Eine etwas angestrengte Verdrehung der Tatsachen, das gebe ich zu, eine Art Widerhall an die Vermixung von Bachmann, Musil und Handke. (Na ja, so wie mir das erscheint.)

      Anders: Weder Musil noch Bachmann (trotz Johnson) würden sich mehr als gelangweilt an Klagenfurt erinnern. Bei Handke bin ich nicht sicher, ob er ein Buch draus macht, sanft-klagend.

      --

      #8310655  | PERMALINK

      patriktroll

      Registriert seit: 08.09.2005

      Beiträge: 1,175

      @ clasjaz:

      Ich kann zwar nur erahnen, was Du uns mit Deinen abstrakt-essenziellen Ausführungen sagen willst, aber eines weiß ich sicher: Dass Du meine „Eloge“ falsch interpretierst. Das mit der Wühlkiste bleibt rätselhaft. Ebenso, wieso Handke ein Klagenfurter sein soll und die anderen beiden nicht. Dass Bachmann sich ihr Leben lang mit ihrer Herkunft Klagenfurt beschäftigte, oder besser: beschäftigen musste, scheinst Du nicht zu wissen.

      Aber sei es drum:
      Ich widerspreche Leuten nur ungern, die denken, sie wüssten alles am Besten. Welche Werke Handkes sind denn die essenziellen? Und warum? Und wieso sind Handkes Romane pejorativ „Zeugs“? Und wieso eignet nur er sich für den Nobelpreis? Elfriede Jelinek hat ihn schließlich auch bekommen, und deren für österreichische Nachkriegsautoren symptomatisches subversives Moment ist in noch höherem Maße vorhanden, als es das in Handkes Frühwerk ist. Auf gut deutsch: Was willst Du uns mit Deinen beiden Posts überhaupt konkret sagen, außer dass Du ein toller Hecht bist?

      --

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      #8310657  | PERMALINK

      zappa1
      Yellow Shark

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 86,833

      Bin auch eher verwirrt…

      Vermutlich so verwirrt wie als 16-jähriger, als ich „Das Gewicht der Welt“ gelesen habe. Sollte ich mal wieder aus dem Regal holen, um zu sehen, wie das heute auf mich wirkt.
      Den Tormann habe ich natürlich auch gelesen damals, aber das war’s dann bei mir mit Handke. Hat aber keinen besonderen Grund.

      Wobei mir Handke mit seiner Kurzgeschichte „Augenzeugenbericht“ eine der grandiosesten Deutschstunden meines Lebens bereitet hat.

      --

      „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #99, 31.01.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8782-240201-allerhand-durcheinand-99
      #8310659  | PERMALINK

      patriktroll

      Registriert seit: 08.09.2005

      Beiträge: 1,175

      Zappa1Bin auch eher verwirrt…

      Vermutlich so verwirrt wie als 16-jähriger, als ich „Das Gewicht der Welt“ gelesen habe. Sollte ich mal wieder aus dem Regal holen, um zu sehen, wie das heute auf mich wirkt.
      Den Tormann habe ich natürlich auch gelesen damals, aber das war’s dann bei mir mit Handke. Hat aber keinen besonderen Grund.

      Wobei mir Handke mit seiner Kurzgeschichte „Augenzeugenbericht“ eine der grandiosesten Deutschstunden meines Lebens bereitet hat.

      Ich wurde auch in der Schule das erste Mal mit Peter Handke konfrontiert – mit seiner berühmten „Publikumsbeschimpfung“, um genau zu sein. Ließ mich mit 16 oder 17 aber eher kalt, wahrscheinlich habe ich es nicht so ganz verstanden oder unter der Bank irgendwelche Best-of-Musiklisten überdacht und geschrieben. „Das Gewicht der Welt“ habe ich nicht gelesen.

      Ich könnte mir vorstellen, dass Dir sein Roman „Der kurze Brief zum langen Abschied“ gut gefällt. So wie ich Dich hier erlebe und einschätze, dürfte der am ehesten Deinen Geschmack treffen: Quasi ein literarisches Roadmovie durch die USA.

      --

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      #8310661  | PERMALINK

      zappa1
      Yellow Shark

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 86,833

      Ich hab’s mir mal notiert. Ebenso wie die Hornissen, die ich eigentlich immer schon mal lesen wollte.

      „Das Gewicht der Welt“ sind im Grunde ja nur eine Art Tagebuchaufzeichnungen über 325 Seiten.
      Hab’s mir gerade rausgeholt, und bin während des durchblätterns schon wieder verwirrt…vor allem über diverse Pasagen, die ich mir damals angestrichen habe…Was mag da nur in mir vorgegangen sein…;-)

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      „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #99, 31.01.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8782-240201-allerhand-durcheinand-99
      #8310663  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      Sei’s also drum.

      Meine Posts sind ziemlich einfach zu verstehen, ich wundere mich, dass selbst die Lektüre von Handke nicht die üblichen Reflexe verhindert: das Gerede von den Leuten, die alles besser wissen, das Gerede vom Hecht (wäre übrigens ein Buchtitel, den sich Handke einfallen lassen könnte, natürlich noch ein bisschen aufgeschminkt).

      Das konkrete Einfache, das Du geflissentlich überliest: Handke ist nicht Musil und nicht Bachmann. Ich habe mich über diese Zusammenstellung gewundert, wie ich mich vermutlich dreifach wundern würde, wenn hier irgendwann – gleich von wem – eine Sterneliste zu deren Werken erscheinen würde. Was von Handke „essenziell“ sei? Nichts. Von niemandem ist irgendetwas „essenziell“; es ist diese Feuilleton-Sprache, die sehr schnell benachbart ist mit dem stolzen Rückzug aufs Private: „Mir ging es so mit dem oder der, als ich ihn/sie gelesen habe.“

      Ich finde es interessant, dass kleine Bemerkungen Reflexe auslösen. Trotzdem bleibe ich dabei, dass ich noch die „Hornissen“ lesen werde – und zwar auf Deinen Post hin.

      Noch weitere Hinweise darauf, warum gerade Handke ein „Klagenfurter“ sei, kann ich mir sparen. Mit ein bisschen Phantasie ist das Wörtchen nicht nur der Name einer Stadt. Was also das Wissen betrifft: Weder Du, Patrik Troll, noch irgendjemand sonst, „weiß“, ob oder wie sich Bachmann mit Klagenfurt „beschäftigt“ hat, gar ein Leben lang. Das hast Du allenfalls gelesen und dann in diese Lesetüte gestopft. Und diese Verwechslung, allerdings, obwohl Du sie erst später ausgesprochen hast, ging mir auf den Geist. Einigen wir uns darauf, dass Literatur hier nichts zu suchen hat, Ressentiments schnell bei der Hand sind, und die Welt glücklich. Nein, darauf einigen wir uns natürlich nicht, das wäre ja fast ein Vorschlag von Handke.

      Der Nobelpreis ist ein Ritual, das jeden erwischen kann. Jelinek steht gerne dazwischen, geht nicht hin, aber kratzt den Mammon ein, meinetwegen. Handke würde hingehen und den alten Freund Grass umarmen. (Und komm mir jetzt bitte nicht mit der fadenscheinigen Aufklärung, sie könnten sich nicht leiden.)

      --

      #8310665  | PERMALINK

      patriktroll

      Registriert seit: 08.09.2005

      Beiträge: 1,175

      @ clasjaz:

      Danke für Deine ausführliche und vieles klärende Antwort.

      Ein paar Anmerkungen seien mir noch gestattet:

      – Dass Du „Die Hornissen“ nach Lektüre meines Textes nun lesen willst, zeigt doch, dass Literaturthreads hier durchaus Anregungen zum Kauf von und zur Beschäftigung mit Büchern geben können. Niemand ist gezwungen, meine Meinungen zu Autoren ernst zu nehmen oder überhaupt durchzulesen. Mich hat nur gewundert, warum Du „Die Hornissen“ trotz(!) meiner „Eloge“ in der Wühlkiste nicht übersehen wirst, wie Du ja wörtlich schriebst – die Formulierung war so irreführend.

      – Was ich im letzten Post vergaß: Uwe Johnson spielte in Ingeborg Bachmanns Leben nur eine kleine, vernachlässigbare Rolle. Gerade ihn als Erinnerungsgrund an Klagenfurt anzuführen, ist totaler Unsinn. (Die Gründe für Bachmanns Klagenfurt-Traumen liegen ganz woanders…) Im Dokumentarfilm „Der ich unter Menschen nicht leben kann“ von Bachmann-Verehrer und Schriftsteller Peter Hamm kommen (fast) alle der damals in Bachmanns Umfeld(ern) herumgeisternden Menschen plus Bachmann selbst zu Wort: Uwe Johnson kannte sie nur flüchtig von gemeinsamen Spaziergängen, er blieb mit „Frau Bachmann“ zeitlebens per Sie – der Kontakt bestand ohnehin nur in ihren Wien-Jahren.

      – Ich bin der Meinung, dass es sehr wohl „essenzielle“ Werke eines Autoren gibt – und eher unwichtigere. Wenn Du von Peter Handke wenig hältst, ist das Deine Sache, das wird seine Bedeutung im Kanon der großen und wichtigen deutschsprachigen Schriftsteller auch nicht beeinträchtigen. (Verdient hat er Runtermacherei wie „Zeugs“ sicher nicht, denn er kann sehr viel.) Dass Handke mit seinem Debutroman gleich sein bestes Buch gelang, soll nicht heißen, dass danach nur noch dünner Quark aus seiner Feder floss. Es ist ein wenig wie bei Ingeborg Bachmann, die nach den beiden vollkommen großartigen Gedichtbänden und dem Erzählband „Das dreißigste Jahr“ auch nie mehr wirklich wichtige Bücher schrieb. Schon der wirre „Malina“-Roman ist ja kaum noch auszuhalten, vom „Todesarten-Projekt“ möchte ich ganz schweigen. (Die beiden Lyrikbände allerdings werden bleiben von ihr. Und Handke konnte das Niveau der ersten, sagen wir, fünfzehn Jahre Veröffentlichungen auch nie mehr erreichen – sein Frühwerk allerdings wird Bestand haben.)

      4. Dein Hieb gegen „das Feuilleton“ ist natürlich das übliche „Hab‘ alles gesehen, hab‘ alles gelesen, und für’s Feuilleton schreiben Idioten“-Geschwätz. Was ist gegen Feuilletons einzuwenden, wenn sie gut geschrieben sind?

      5. Ja, ich habe Deinen Gag mit „klagen“ und „Klagenfurt“ mittlerweile verstanden. Nur ist das Adjektiv „sanft-klagend“ bei Handke deplatziert, da er weder zum Klagen neigt, noch seine Literatur eine Sanftheit ausstrahlt. Auch nicht im Spätwerk, so weit ich es kenne.

      Abschließend freut es mich, das möchte ich nochmal loswerden, dass Du „Die Hornissen“ lesen willst. Würde mich wundern, wenn Dich das Buch nicht beeindrucken würde – ja, sogar Dich!

      --

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      #8310667  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

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      Beiträge: 0

      Die „Hornissen“ sind bestellt …

      --

      #8310669  | PERMALINK

      patriktroll

      Registriert seit: 08.09.2005

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      clasjazDie „Hornissen“ sind bestellt …

      :-)

      --

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