Julia Holter

Witek DlugoszDie Platte ist für mich fürwahr vor allem eine Enttäuschung.

Sehr verspätet, aber: Ich nicht. Ich halte „Ekstasis“ sogar für sehr hörenswertes Werk. Das Album ist nicht leicht zu greifen, obgleich es klar verwendete Strukturen gibt, aber es wächst, mit jedem Mal mehr. Mich beeindruckt zunächst die generelle Klangästhetik – verhuscht, aber dann doch nicht vollständig entmaterialisiert, schwindend, aber doch farbenfroh und mit einer Lebendigkeit, die zuweilen sogar in eine ganz imposante Verspieltheit, im ganz eigentlichen Sinne des Wortes, übergeht. Wenn hier von losen Enden die Rede ist, kann ich das ganz gut deuten, aber ich finde, gerade dieser Bestandteil, diese teils ganz bewusste Zerfasserung und Ideenaufteilung innerhalb eines Songs auf mehrere Mäntelchen, macht sogar etwas den Reiz von „Ekstasis“ aus. Ich mag es, dass mir nicht alles schlüssig wird, sogar, dass Holters stimmlichen Zwitschereien des öfteren enervierend und angstrengend sind. Echt jetzt!

Darüber hinaus gefallen mir aber auch die Songs. Das sind kleine Schatullen und überall gibt es etwas zu entdecken – mal sind es die asiatisch angehauchten Bögen in „Four gardens“, dann die schwebenden, zierlichen Fetzen, die sich in „Moni mon amie“ mit leichten Beats vermengen und manchmal sind es nur ein paar gesprochene Worte oder die Ruhelage samt sorgloser Pfeiferei in „In the same room“. „Ekstasis“ hat Melodien, etwas verblichen sind sie zwar und manchmal deutlich zu repetitiv und überlang in Szene gesetzt, aber für vier bis viereinhalb Sterne auf der RollingStone Skala reicht mir das hier allemal. Ein (über)ambitioniertes Album, aber auch ein überaus orginelles.

Dass Miss Shammas Holter allerdings noch nie etwas von Laurie Anderson, insbesondere deren „O Superman“ gehört haben will, kann man in Anbetracht der dreiteiligen „Goddess eyes“ Folge allerdings kaum glauben.

Fast anderthalbstündiges Interview mit Julia aus 2013:

Klick

Das hört sich wie ein Outtake aus Never Rarely Sometimes Always an. Mir fehlt das Faszinierende des Originals.