Jazz: Fragen und Empfehlungen

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  • #8045219  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,729

    Wollny/Sauer sind immer zu empfehlen und EST sind wenigstens originell, das heißt sie klingen nicht wie noch ein Klavier-Trio. Daher hatten sie ja auch so großen Erfolg.

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    #8045221  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,228

    nail75Wollny/Sauer sind immer zu empfehlen und EST sind wenigstens originell, das heißt sie klingen nicht wie noch ein Klavier-Trio. Daher hatten sie ja auch so großen Erfolg.

    Ich bin beileibe kein Jazz-Kenner, hätte mich aber ohne EST womöglich erst weitaus später überhaupt für diese Welt geöffnet. Ihre „Live in Hamburg“ Aufnahme, sowie „Viaticum“ fand ich damals schlicht grandios, „Tuesday wonderland“ habe ich erst letzte Woche gehört und ebenfalls wieder für gut befunden.

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    #8045223  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,729

    IrrlichtIch bin beileibe kein Jazz-Kenner, hätte mich aber ohne EST womöglich erst weitaus später überhaupt für diese Welt geöffnet. Ihre „Live in Hamburg“ Aufnahme, sowie „Viaticum“ fand ich damals schlicht grandios, „Tuesday wonderland“ habe ich erst letzte Woche gehört und ebenfalls wieder für gut befunden.

    Live in Hamburg ist ein hervorragendes Album, das ist völlig richtig. Man kann sich aus meiner Sicht nur schwer ernsthaft glaubhaft darüber beschweren, dass Bill Evans, McCoy Tyner oder Keith Jarrett das Klaviertrio „ruiniert“ haben und andererseits EST ablehnen, die definitiv nicht klingen wie die vorher genannten oder wie sonst ein Trio.

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    #8045225  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,483

    warum kann man sich das nicht beschweren? Al Haig oder Duke Jordan konnten das besser als ihre Nachfolger, weil sie zu Recht versuchten, Bud Powells Ansätze mir ihren eigenen „lyrischen“ Ideen zu verbinden, EST haben damit wenig zu tun, und Keith Jarrett oder Bill Evans sind mitverantwortlich, weil sie die Standards in eine Richtung geschoben haben, in der ich sie nicht sehen will?

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    #8045227  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,729

    redbeansandricewarum kann man sich das nicht beschweren? Al Haig oder Duke Jordan konnten das besser als ihre Nachfolger, weil sie zu Recht versuchten, Bud Powells Ansätze mir ihren eigenen „lyrischen“ Ideen zu verbinden, EST haben damit wenig zu tun, und Keith Jarrett oder Bill Evans sind mitverantwortlich, weil sie die Standards in eine Richtung geschoben haben, in der ich sie nicht sehen will?

    Das ist dein gutes Recht, aber Haig und Jordan wurden Anfang der Zwanziger geboren und waren zu ihren Lebzeiten wie auch heute Randerscheinungen. Dieser Zug ist abgefahren und zwar eigentlich schon seit 30 Jahren, findest du nicht?

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    #8045229  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,059

    redbeansandriceich bin auch gegen EST

    Satz des Tages :-)

    Im ernst, und @irrlicht: Ich denke EST als Einstiegsdroge ist kein Einzelfall, aber redbeans und ich brauchen härteren Stoff ;-)

    Ob ich allerdings diverse Trio-Alben von Duke Jordan oder Al Haig brauche, bezweifle ich, aber allein deren Trio-Sachen aus den mittleren Fünfzigern stellen so ziemlich alles in den Schatten, was die genannten Grössen an Trio-Aufnahmen gemacht haben.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #8045231  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,483

    nail75Das ist dein gutes Recht, aber Haig und Jordan wurden Anfang der Zwanziger geboren und waren zu ihren Lebzeiten wie auch heute Randerscheinungen. Dieser Zug ist abgefahren und zwar eigentlich schon seit 30 Jahren, findest du nicht?

    die beiden Randerscheinungen zu nennen, wird ihrer Bedeutung nicht ganz gerecht (zumindest als Pianisten, Triopianisten ist vielleicht nochmal was anderes), sie waren enorm einflussreich, Monk war eine Randerscheinung (eine große) und Bud Powell das Vorbild der beiden – die Blaupause dafür, wie man auf der Basis von Powells Stil ein prima Pianist werden kann, haben Haig und Jordan geliefert – und wurden zu ihrer Zeit viel kopiert… wichtiger: ist mir doch egal, ob jemand heute 75 oder 95 wäre, oder ob 1962 irgendwer dutzendfach irgendeine Platte gekauft hat… dass man für die Gegenwart eine Schwäche hat, kann ich verstehen, die Leute kann man live sehen und so… aber unter den Toten sind 25 Jahre ja wohl ziemlich egal

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    #8045233  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,729

    gypsy tail windOb ich allerdings diverse Trio-Alben von Duke Jordan oder Al Haig brauche, bezweifle ich, aber allein deren Trio-Sachen aus den mittleren Fünfzigern stellen so ziemlich alles in den Schatten, was die genannten Grössen an Trio-Aufnahmen gemacht haben.

    Vielleicht wenn sie mehr als drei Leute gehört hätten.

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    #8045235  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,005

    aber dass jetzt hier völlig ignoriert wird, dass vijay iyer seinen profiliertesten output auf ACT veröffentlicht (ACCELERANDO, HISTORICITY und SOLO) und damit das label momentan zu etwas macht, an dem man eigentlich nicht vorbei kommt, möchte ich als rabenschwarzen blinden fleck bezeichnen, den ich etwas gravierender finde als das EST-abgewatsche.

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    #8045237  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,059

    nail75Das ist dein gutes Recht, aber Haig und Jordan wurden Anfang der Zwanziger geboren und waren zu ihren Lebzeiten wie auch heute Randerscheinungen. Dieser Zug ist abgefahren und zwar eigentlich schon seit 30 Jahren, findest du nicht?

    Die Überlegung versteh ich nicht.

    Aber ich propagiere auch eher Colin Vallon, Malcolm Braff und Stephan Oliva – nicht EST oder Wollny – und denen prophezeie ich fröhlich weiterhin eine Zukunft als Randerscheinung herbei.

    Und ja, auch wenn ich mich mit ihm längst versöhnt habe: Im „greater scheme of things“ halte ich Jarrett für überschätzt.

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    #8045239  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,483

    nail75Vielleicht wenn sie mehr als drei Leute gehört hätten.

    ich wiederhole: das stimmt so nicht, Pianisten wie Kenny Drew, Walter Bishop, Sonny Clark, Horace Silver… haben die sehr wohl gehört, Haig und Jordan sind auf vielen der klassischen Bebop Aufnahmen zu hören, und (keine eigene Erfahrung) zehnmal kopierbarer als Monk und Powell zusammen…

    @vorgarten: es wird nicht trösten, aber ich hatte kurz daran gedacht, sowas zu erwähnen, hab aber dann doch beschlossen, das in den Satz “ ansonsten kann man viel von dem ACT Zeug über einen Kamm scheren aber es gibt immer mal wieder Sachen, die das nicht verdient haben…“ zu packen ;-)

    --

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    #8045241  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,729

    redbeansandricedie beiden Randerscheinungen zu nennen, wird ihrer Bedeutung nicht ganz gerecht (zumindest als Pianisten, Triopianisten ist vielleicht nochmal was anderes), sie waren enorm einflussreich, Monk war eine Randerscheinung (eine große) und Bud Powell das Vorbild der beiden – die Blaupause dafür, wie man auf der Basis von Powells Stil ein prima Pianist werden kann, haben Haig und Jordan geliefert – und wurden zu ihrer Zeit viel kopiert… wichtiger: ist mir doch egal, ob jemand heute 75 oder 95 wäre, oder ob 1962 irgendwer dutzendfach irgendeine Platte gekauft hat… dass man für die Gegenwart eine Schwäche hat, kann ich verstehen, die Leute kann man live sehen und so… aber unter den Toten sind 25 Jahre ja wohl ziemlich egal

    Ich will dir deine Leidenschaft für die beiden nicht absprechen (und auch nicht deren Einfluss auf eine bestimmte Generation von Musikern), aber das sind mega-obskure Musiker, die selbst bei den meisten Jazz-Hörern absolute Nebenrollen spielen.

    Daran erinnert man sich im Forum der lebenden Leichen gut, weil die meisten dort etwa genauso alt sind, aber wo sonst? Ich selbst habe Alben von Haig und Jordan, aber ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass ich sie häufig höre.

    redbeansandriceich wiederhole: das stimmt so nicht, Pianisten wie Kenny Drew, Walter Bishop, Sonny Clark, Horace Silver… haben die sehr wohl gehört, Haig und Jordan sind auf vielen der klassischen Bebop Aufnahmen zu hören, und (keine eigene Erfahrung) zehnmal kopierbarer als Monk und Powell zusammen…

    Das stimmt natürlich und das weiß ich auch, aber kritisiere an deiner pauschalen Ablehnung von EST, dass es sich wirklich um ein Trio handelte (tragischerweise), das eben eine eigene musikalische Sprache vertrat. Und dagegen mit Haig und Jordan zu argumentieren, finde ich eigenartig.

    gypsy tail wind
    Aber ich propagiere auch eher Colin Vallon, Malcolm Braff und Stephan Oliva – nicht EST oder Wollny – und denen prophezeie ich fröhlich weiterhin eine Zukunft als Randerscheinung herbei.

    Würdest du sagen, dass kommerzieller Erfolg selbst in geringem Ausmaß eine Art Verdachtsmoment darstellt?

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #8045243  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,005

    redbeansandrice
    @vorgarten: es wird nicht trösten, aber ich hatte kurz daran gedacht, sowas zu erwähnen, hab aber dann doch beschlossen, das in den Satz “ ansonsten kann man viel von dem ACT Zeug über einen Kamm scheren aber es gibt immer mal wieder Sachen, die das nicht verdient haben…“ zu packen ;-)

    ich weiß nicht genau, wo da das freundliche desinteresse aufhört und die ignoranz anfängt, ist ja auch egal bzw. kommt aufs selbe raus. es ist trotzdem erstaunlich, dass ACT schon dazu in der lage ist, EST zu verkaufen, wenn die zeit dafür reif ist und dann iyer, wenn die zeit dafür reif ist (was heißt, dass sich dinge zum positiven entwickelt haben). EST fand ich immer angenehmer als die entsprechenden versuche von ECM, so popistischen jazz auf alten instrumenten zu verkaufen (holin).

    das, was mich schon immer davon abgehalten hat, ACT-platten zu kaufen, sind allerdings die cover.

    --

    #8045245  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,483

    Daran erinnert man sich im Forum der lebenden Leichen gut, weil die meisten dort etwa genauso alt sind, aber wo sonst? Ich selbst habe Alben von Haig und Jordan, aber ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass ich sie häufig höre.

    ich hab mich seinerzeit im organissimo forum angemeldet, weil es dort Gleichgesinnte gab, für die New York 1953 das Zentrum ihres musikalischen Weltbildes war. surprise, die sind überwiegend was älter – aber „Forum der lebenden Leichen“ finde ich respektlos, ich habe schon sehr viel jüngere Menschen kennenlernen dürfen, die geistig erheblich weniger fit sind – die große Frage ist ja wohl immer noch lebendig oder tot? und ja: ich habe mit jemandem, der sich bei Matana Roberts und Rob Brown (zB) auf dem laufenden hält, und ansonsten an den Vorlieben seiner Jugend in den 50ern festhält, mehr gemeinsam, als mit jemandem aus meiner Generation, der immer noch bei EST hängt, klar hab ich auch da angefangen, und du kennst mich gut genug um zu wissen, dass ich hier keine ewigen Wahrheiten verkünde, sondern nur meine Meinung.

    Würdest du sagen, dass kommerzieller Erfolg selbst in geringem Ausmaß eine Art Verdachtsmoment darstellt?

    jede Wette, dass Duke Jordan zu seiner Zeit kommerziell auch nicht weniger erfolgreich war als Michael Wollny

    --

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    #8045247  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,729

    redbeansandriceich hab mich seinerzeit im organissimo forum angemeldet, weil es dort Gleichgesinnte gab, für die New York 1953 das Zentrum ihres musikalischen Weltbildes war. surprise, die sind überwiegend was älter – aber „Forum der lebenden Leichen“ finde ich respektlos, ich habe schon sehr viel jüngere Menschen kennenlernen dürfen, die geistig erheblich weniger fit sind – die große Frage ist ja wohl immer noch lebendig oder tot? und ja: ich habe mit jemandem, der sich bei Matana Roberts und Rob Brown (zB) auf dem laufenden hält, und ansonsten an den Vorlieben seiner Jugend in den 50ern festhält, mehr gemeinsam, als mit jemandem aus meiner Generation, der immer noch bei EST hängt, klar hab ich auch da angefangen, und du kennst mich gut genug um zu wissen, dass ich hier keine ewigen Wahrheiten verkünde, sondern nur meine Meinung.

    Natürlich. Aber man sollte nicht außer Acht lassen, dass Jazz die Musik einer kleinen Minderheit ist und wenn es nicht Bands wie EST gibt, dann ist irgendwann der Ofen aus und nur Musik-Historiker bleiben als Interessenten übrig. Ich habe den Eindruck, dass manche jede Art kommerziellen Erfolgs misstrauisch beäugen. Seien wir doch froh, dass EST manche Leute zum Jazz gebracht haben. Man muss sie auch nicht dafür abfeiern, aber diese „Geh-mir-weg“-Haltung finde ich dann doch etwas strange. Geht ja nicht um Till Brönner.

    jede Wette, dass Duke Jordan zu seiner Zeit kommerziell auch nicht weniger erfolgreich war als Michael Wollny

    Wie viele Alben hat Jordan in den 1950ern oder 1960ern wohl verkauft? Lass es insgesamt 5000 gewesen sein, das wäre schon ok. So viel verkauft Wollny in einem Jahr.

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
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