Jazz: Fragen und Empfehlungen

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  • #8043169  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Beiträge: 66,850

    alexischickeDiese Musiker haben es nicht verdient dass man ihre Musik als „mainstream“ abtut,dass ist respektlos,Gypsy.

    So ein Blödsinn. Wenn Dein Begriff von „Mainstream“ derart negativ ist, das aber sonst kaum der Fall ist (hast Du die Diskussion oben gelesen? Niemand hält das für einen so negativen Begriff ausser Dir!), müsstest Du vielleicht mal Dein Verständnis von „Mainstream“ überdenken?

    alexischickeSwing ist natürlich Jazz.Auch die Aufnahmen von Coltrane oder meinetwegen Charlie Haden haben auch Swing.Das ist doch nicht verwerflich.

    „Swing“ haben (aka „swingen“) und „Swing“ sein sind zwei verschiedene Sachen und ersteres heisst nicht, dass die Musik automatich Swing (oder überhaupt Jazz) ist.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #150: Neuheiten 2023/24 – 12.3., 22:00; #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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      #8043171  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Registriert seit: 25.01.2010

      Beiträge: 66,850

      Ok, Themawechsel… nachdem ich den ganzen Nachmittag über das Bootleg-Set mit den Live-Aufnahmen von Quincy Jones‘ toller Big Band aus Europa 1960 () gehört habe, hab ich eben noch die „Big Band Bossa Nova“ aufgelegt (bzw. reingeschoben) und auch heute stört mich der steife Rhythmus und die nach meinem Empfinden völlig falsche Phrasierung und Betonung von „Desafinado“ gewaltig! Bin ich damit allein? Funktioniert für mich absolut gar nicht, diese Nummer!

      Klar, das Album ist eh ein absolutes Leichtgewicht und strotzt nur so von 60s charm… es ist hübsch aber eher Gebrauchsmusik (also wohl im Sinne von: Quincys Taschen füllen), aber einiges macht mir Spass, darunter auch der öffnende „Soul Bossa Nova“.

      Bin ich der einzige, der sich an „Desafinado“ stört? Es stellt mir wirklich alle Haare auf, wenn ich das höre!

      Ergänzung: „On the Street Where You Live“ hat einen ähnlich steifen Beat, ebenfalls viel zu klotzig arrangiert. Wohl eine Art Samba-Beat, wie man ihn zu Karnevalszeiten auf den Strassen zu hören kriegte… aber eben: es klingt eher wie eine oberbayrische Dorfkappelle (ja ja, die Stadtmusik Zürich klingt auch so… und ich hab in der Armee-Musik tatsächlich mal „Soul Bossa Nova“ spielen müssen).

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      "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #150: Neuheiten 2023/24 – 12.3., 22:00; #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
      #8043173  | PERMALINK

      thelonica

      Registriert seit: 09.12.2007

      Beiträge: 3,945

      alexischicke
      Mainstream bedeutet für mich einfach und für die breite Masse.

      Aber z.B Coleman Hawkins ist nicht einfach, denn sein Spiel erfordert konzentriertes Hören. Auch die Suiten von Ellington sind auch nicht einfach zu spielen.

      Du liegt nicht ganz falsch mit dieser Ansicht, und es gibt ja einige Musiker, die sich vehement gegen irgendwelche Etiketten wehren. Die Begriffe „Jazz“ und „Be Bop“ werden z.B. nicht von jedem geschätzt, Hard Bop scheint dagegen noch gerade okay zu sein. Da gehen aber allgemein die Meinungen sehr weit auseinander.

      Von Frank Foster stammt übrigens vermutlich der Begriff „Black classical music“ (Morton, Armstrong, Ellington, Hawkins…), den man aber nicht so häufig liest. Ist dieser Begriff wirklich von Frank Foster, gypsy?

      Ich wollte das ganze Thema jetzt nicht nochmal aufkochen oder vertiefen. Versteht es eher als Anmerkung meinerseits.

      --

      #8043175  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Registriert seit: 25.01.2010

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      THELONICADu liegt nicht ganz falsch mit dieser Ansicht, und es gibt ja einige Musiker, die sich vehement gegen irgendwelche Etiketten wehren. Die Begriffe „Jazz“ und „Be Bop“ werden z.B. nicht von jedem geschätzt, Hard Bop scheint dagegen noch gerade okay zu sein. Da gehen aber allgemein die Meinungen sehr weit auseinander.

      Von Frank Foster stammt übrigens vermutlich der Begriff „Black classical music“ (Morton, Armstrong, Ellington, Hawkins…), den man aber nicht so häufig liest. Ist dieser Begriff wirklich von Frank Foster, gypsy?

      Ich wollte das ganze Thema jetzt nicht nochmal aufkochen oder vertiefen. Versteht es eher als Anmerkung meinerseits.

      Keine Ahnung, ob Foster den Begriff geprägt hat. Leute wie Mingus und Kirk nannten ihre Musik gern „great black music“. Solche Bezeichnungen sind zwar offener und weniger schubladisierend, aber genau darum am Ende noch untauglicher, um etwas greifbar zu machen. Was ist denn mit Lee Konitz? Was mit Bunny Berigan oder Django Reinhardt?

      Man kann trefflich gegen all diese Begriffe argumentieren, dennoch möchte ich nicht ganz auf sie verzichten, weil sie als Hilfskontrukte eben doch nützlich sein können.

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      "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #150: Neuheiten 2023/24 – 12.3., 22:00; #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
      #8043177  | PERMALINK

      redbeansandrice

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      ich hätt den begriff jetzt mit ellington in verbindung gebracht, weiß es aber auch nicht… find das ein sehr interessantes thema, zB ganz allgemein, was bedeutet innovation in der Musik und was stört einen daran, wenn sie fehlt… abgesehen davon hab ich nicht den eindruck, dass hard bop ein unproblematischerer begriff ist als bebop oder jazz… persönlich passt er mir zB deutlich schlechter als die anderen beiden… ist Hill zum Beispiel Hard Bop? Bebop war ein begrenztes Phänomen und brachte eine eingermaßen klar identifizierbare Sprache in den Jazz – lässt sich eigentlich ganz gut erkennen… Hard Bop scheint mir viel stärker ein Begriff zu sein, der dem next big thing etwas unbeholfen aufgedrückt wurde (krasseres Beispiel Fusion, das war das letzte Mal, dass das ernsthaft versucht wurde)

      hier kann man übrigens das cover foto von Hills Judgement endlich im detail angucken:
      http://www.andrewhilljazz.com/photos.html

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      #8043179  | PERMALINK

      thelonica

      Registriert seit: 09.12.2007

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      Ich meine Roscoe Mitchell wendet den auch gerne an, bin mir aber gerade nicht so sicher.

      Gil Scott-Heron auf „I’m New Here“ (Bonus LP)

      …and the people who had graduated from those jazz bands who were confined to the smaller clubs and to non-moving circumstances after the depression when you couldn’t get no gasoline and you couldn’t get around too much, those became the people that concerned and that carried on the jazz tradition and what Frank Foster used to call “Black classical music”.

      redbeansandrice
      hier kann man übrigens das cover foto von Hills Judgement endlich im detail angucken

      Großartige Fotografien!

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      #8043181  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Mich nähme im Zusammenhang mit „Fusion“ wunder, wann der Begriff genau auftaucht. Ich dachte immer, dass man davor „Jazzrock“ oder auch „Rockjazz“ gesagt hat. Ist zwar kein eleganter Begriff, aber ein einigermassen passender.

      Fusion ist ja ein rein formaler Begriff (das Zusammenführen von verschiedenen, davor getrennt existierenden Zutaten), der an sich nichts aussagt darüber, wie die Musik klingt. Chick Coreas ursprüngliche Return to Forever etwa ist keine Jazzrock-Scheibe, aber eine Fusion-Scheibe, in der Lateinamerikanisches mit Jazz zusammengeführt wird.

      Edit: die Heron-CD muss ich dringend mal wieder hören! Die Stelle hab ich bisher überhört!

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      #8043183  | PERMALINK

      alexischicke

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      „mainstream Jazz“ ist für mich das Unwort des Jahres.Gut,dass die Jazzforschung den Begriff nicht annerkennt.

      In den USA gibt es in Musikzeitschriften keine Einteilung.In Deutschland und der Schweiz macht man das gerne.

      --

      #8043185  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Was für eine Einteilung? Hab noch nie gesehen, dass CD-Reviews irgendwie eingeteilt werden. Du hast Dich da in was festgebissen, Alex!

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      #8043187  | PERMALINK

      alexischicke

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      ist ja schon gut Gypsy.

      Also was hatte die Qunicy Jones Band was die Bert kaempfert Band nicht hatte? ich habe eine DVD von der fraglichen Tour.

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      #8043189  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Registriert seit: 25.01.2010

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      Bessere Stücke, bessere Arrangements – beides ist bei Kaempfert vielleicht „jazzy“ aber das macht seine Musik noch nicht zum Jazz. Zudem erstklassige Leute, wie sie Kaempfert teils als Solisten in seiner Band hatte – bei Quincys damaliger Band war jedes Mitglied einer guter Jazzmusiker und Solist.

      Aber wenn Du den Unterschied nicht hörst, wird es schwierig sein, Dich mit Worten zu überzeugen, dass es den Unterschied gibt. Ich kann sonst die Gegenfrage stellen: Was hat Sinatra, das Robbie Williams nicht hat? Die Antwort wird lauten: die Phrasierung, das Timing, die Intonation… genau so ist das auch mit der damaligen Band von Quincy Jones oder Kaempfert.

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      #8043191  | PERMALINK

      alexischicke

      Registriert seit: 09.06.2010

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      Ich mag aus der Zeit das Stück „Midnight sun will never set“,denn man kann dabei so schön träumen.Die Trompeten zaubern eine nachdenkliche Abendstimmung.

      Ein schönes Glas Rotwein ein Sonnenuntergang und das Stück passen doch perfekt zusammen.

      Aber war Quncy Jones wirklich ein herausrragender Arrangeur? Bei Sinatra hat ja meistens nur dirigiert.

      --

      #8043193  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Registriert seit: 25.01.2010

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      Nein, ich denke eher nicht. Quincy hat anscheinend auch vieles von seinen Sidemen (Billy Byers, Melba Liston etc) „genommen“ und seinen Namen drübergesetzt. Er war wohl nie ein guter Trompeter und auch kein besonders guter Arrangeur, aber er hatte (und hat) den richtigen Riecher und konnte offensichtlich gut netzwerken. Seine Big Band 1960 war hervorragend besetzt, ebenso wie schon sein früher Klassiker „This Is How I Feel About Jazz“. Und den nötigen Enthusiasmus, um ein solches halsbrecherisches Unterfangen durchzusetzen hatte er auch… die Musiker haben offenbar an ihn geglaubt und ihn respektiert.

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      #8043195  | PERMALINK

      redbeansandrice

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      gypsy tail windWas für eine Einteilung? Hab noch nie gesehen, dass CD-Reviews irgendwie eingeteilt werden.

      Jazzthing hat zum Beispiel solche Einteilungen, ewig her, dass ich reingeguckt hab, aber ich glaub sie haben tatsächlich im wesentlichen drei Kategorien Mainstream, Modern und Avantgarde (und einen Haufen andere, Latin, Blues, Folk, Electronic, Fusion, Swing (?)…) und geben jedem Album ein oder zwei davon. Ein Bobby Bradford Album würde vielleicht Modern/Avantgarde kriegen, ein Eric Alexander Mainstream, ein Joe Lovano Mainstream/Modern, ein Brad Mehldau Modern, ein Evan Parker Avantgarde… irgendwie so… wie notwendig oder hilfreich das ist, weiß ich nicht, aber ich denke es funktioniert ganz passabel (und dabei ist Mainstream sicherlich nicht abwertend gemeint, ist nur dafür da, dass jeder die Musik findet, die ihn weder überfordert noch langweilt ;-) )

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      #8043197  | PERMALINK

      alexischicke

      Registriert seit: 09.06.2010

      Beiträge: 1,776

      Ja Billy Byers schrieb auch die meisten Sinatra Arrangments später.Aber er war wohl ein sehr guter Organisator.Seine späteren Platten gefallen mir nicht so gut.

      ich habe ja die Mosaic Box und werde viele der Bootleg Aufnahmen wohl haben. Es gibt noch ein konzert von Zürich 1960.

      Eine Frau war bei ihm in der Band? Eigentlich doch recht ungewöhnlich.

      Zu seinen Fähigkeiten als Trompeter kann ich wenig sagen.Habe von ihm auch noch den Soundtrack von „The Pawnbroker“ gefällt mir gut!

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