"Django Unchained" – der neue Tarantino

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  • #7986635  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,902

    The Imposterbei dem hat man auch immer das Gefühl, dass er nur hier reinkommt um Stunk zu machen, so weit wie möglich ignorieren scheint da wirklich das beste zu sein

    Und du kommst nur in die jeweiligen Threads, um dich zum Richter über die jeweiligen Diskutanten zu erheben und abzumuffeln. Zum eigentlichen Thema habe ich noch nirgendwo auch nur einen Beitrag von Dir gelesen.

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    #7986637  | PERMALINK

    the-imposter
    na gut

    Registriert seit: 05.04.2005

    Beiträge: 38,727

    ignoriert

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    out of the blue
    #7986639  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,902

    The Imposterignoriert

    q.e.d.

    --

    #7986641  | PERMALINK

    the-imposter
    na gut

    Registriert seit: 05.04.2005

    Beiträge: 38,727

    ernsthaft, ich reagiere vielleicht jedes zwanzigste Mal, wenn mir jemand auf den Sack geht, irgendwann reicht’s einem dann auch immer mal wieder und das drückt sich dann auch aus

    für die offenbar zwanghafte Penetranz, mit der einige Leute ständig anderen auf die Nerven gehen müssen, kann ich ja nun auch nichts

    --

    out of the blue
    #7986643  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,857

    talking headÄhm, nail hat immer recht, denn er hat das komplette Internet durchforstet und alles in Wikipedia gelesen. Leider ist dabei die wirklich eigene Meinung ein bisschen auf der Strecke geblieben.

    Ja, schlimmm. Wo kömen wir denn hin, wenn Alle ihre Meinung auf der Basis von Tatsachen bilden würden…

    --

    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #7986645  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,106

    Okay, ich versuch’s nochmal ohne Zorn. Zunächst mal: Wer den Vergleich KZ-Lagersystem und Sklavereisystem kritsieren will, soll sich bitte an Tarantino wenden und nicht an nail75. Welche Bilder bei mir den Vergleich angetriggert haben, hat nicht-vom-forum weiter oben schon sehr scharfsichtig beschrieben. Ich selber habe noch weiter oben ebenfalls auf einiges hingewiesen, unter anderem auf die vielen deutschen Spuren, die sich durch den Film ziehen. Und das verlinkte Spiegel-Interview belegt ja eindeutig, dass das, was uns zunächst als „Überinterpretation“ vorgehalten wurde, von Tarantino selber so intendiert ist. Tarantino zieht in Django Unchained diesen Vergleich, das nehme ich hiermit jetzt einfach mal als gegeben.

    Und jetzt zur Frage, ob der Vergleich „erlaubt“ ist.

    Beim Vergleich zwischen KZ-System und Sklavereisystem liegen einige massive Unterschiede klar auf der Hand: Zumindest in den Vernichtungslagern war das Morden Selbstzweck, die Ausrottung das einzige, von jeder ökonomischen Ausbeutungslogik abgekoppelte Ziel, und es wurde mit extremer bürokratischer Rationalität, hohem logistischen Organisationsgrad und quasi-industrieller Effizienz umgesetzt. Selbstverständlich gilt all das nicht für das Sklavereisystem.

    Die Parallelen aber sind auch nicht zu übersehen: Die brutale, mörderische Verfügbarmachung riesiger Menschengruppen im ganz großen Stil, rassistisch pseudolegitimiert.

    So. Und jetzt kann man sagen:

    (1) Tarantino verharmlost das KZ-System, indem er es mit dem Sklavereisystem vergleicht.

    Oder:

    (2) Tarantino wendet sich gegen die Verharmlosung des Sklavereisystems, indem er es mit dem KZ-System vergleicht.

    Ich plädiere für letzteres. Tarantino wählt hier sozusagen den gröbsten Keil, die größte Keule, um den zivilisatorischen Monumentalskandal, der im Sklavereisystem liegt, in aller Schärfe kenntlich zu machen. Natürlich ist das provozierend. Es provoziert ganz offensichtlich einige hier im Forum. Es provoziert aber auch all diejenigen, die in den USA heute noch so tun, als sei es im antebellum south so zugegangen wie in „Vom Winde verweht“.

    --

    #7986647  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,106

    Nachsatz:

    Es hat mich schon immer irritiert, wenn der Holocaust mit einem Vergleichstabu belegt wurde. Wer das KZ-System mit dem stalinistischen Archipel Gulag, den Pol-Pot-Verbrechen, Maos Untaten, der Ausrottung der indigenen Bevölkerung in Nordamerika, dem millionenfachen Zutodeschinden von Indios und afrikanischen Sklaven im südamerikanischen Silberbergbau und und und vergleicht, gilt gerne mal gleich als halber Holocaustleugner. Aber vergleichen heißt doch nicht gleichsetzen! Nichts steht mir ferner, als die Abgründe der deutschen Geschichte verharmlosen zu wollen, und das Spezifische am Holocaust ist mir vollkommen bewusst. Wie man was moralisch wertet, steht dann nochmal auf einem anderen Blatt: Ich persönlich finde die Frage, ob millionenfacher Mord aus Rassismus schlimmer ist als millionenfacher Mord aus Habgier oder Machtgier, ziemlich akademisch. Kein einziges dieser Menschheitsverbrechen möchte ich verharmlost oder kleingeredet wissen.

    Im übrigen glaube ich: Wer beim Holocaust auf einem totalen Vergleichstabu besteht, auf seiner allumfassenden historischen Einzigartigkeit beharrt, der duckt sich vor einer beunruhigenden Wahrheit weg – dass nämlich millionenfaches Morden immer wieder in der Geschichte möglich war und jederzeit wieder möglich ist, unter welchen ideologischen Vorzeichen und mit welchen Motiven auch immer.

    --

    #7986649  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,857

    Danke für zwei schöne Posts.

    bullschuetzEs provoziert aber auch all diejenigen, die in den USA heute noch so tun, als sei es im antebellum south so zugegangen wie in „Vom Winde verweht“.

    Noch eine Frage an die anwesenden Historiker: Wie stabil waren denn im Süden die wirtschaftlichen Verhältnisse? Ist an dem gerne gebrachten Pro-Sklaverei-Argument, dass die Sklaven wenigstens ein sicheres Auskommen hatten und sich um Pleiten, Arbeitslosigkeit und ähnliche Punkte keine Sorgen machen mussten, wenigstens irgendwas dran oder hat sich die Plantagenwirtschaft darin nicht von einer Gesellschaft mit freien mittleren und großen Unternehmen unterschieden?

    --

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    #7986651  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,857

    bullschuetz Ich persönlich finde die Frage, ob millionenfacher Mord aus Rassismus schlimmer ist als millionenfacher Mord aus Habgier oder Machtgier, ziemlich akademisch.

    Off-Topic: Was vielen anscheinend gar nicht bewusst ist, ist der Punkt, dass der Holocaust beides war. Neben dem Völkermord war es auch noch millionenfacher Raub.

    --

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    #7986653  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,009

    Nicht_vom_ForumOff-Topic: Was vielen anscheinend gar nicht bewusst ist, ist der Punkt, dass der Holocaust beides war. Neben dem Völkermord war es auch noch millionenfacher Raub.

    Und die Zwangsarbeit? Wie sind denn da die Zahlen, sind sie wirklich so tief (entschuldigung, eine solche Formulierung kotzt mich selbst an), als dass sie irrelevant sind für die Diskussion hier? Oder ist das auch wieder ein Thema, das vielen noch immer gar nicht bewusst sein will? (Man kann die Profiteure ja auch zu Rettern stilisieren, beim Spielberg-Film kommt mir dann gleich wieder das Kotzen.)

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #7986655  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,711

    Nicht_vom_ForumDanke für zwei schöne Posts.

    Schließe mich an. Toll. :-)

    Noch eine Frage an die anwesenden Historiker: Wie stabil waren denn im Süden die wirtschaftlichen Verhältnisse? Ist an dem gerne gebrachten Pro-Sklaverei-Argument, dass die Sklaven wenigstens ein sicheres Auskommen hatten und sich um Pleiten, Arbeitslosigkeit und ähnliche Punkte keine Sorgen machen mussten, wenigstens irgendwas dran oder hat sich die Plantagenwirtschaft darin nicht von einer Gesellschaft mit freien mittleren und großen Unternehmen unterschieden?

    Dass Sklaven nicht arbeitslos werden können oder pleite gehen können, ist ja klar. Sklaven hatten insofern „ein sicheres Auskommen“, als dass sie mit einem Minimum an Kleidung und Essen versorgt wurden. Was ihnen fehlte war persönliche Freiheit in jeder Hinsicht, Gleichheit vor dem Gesetz, Schutz der Familie (die häufig durch Verkauf auseinandergerissen wurde) und Schutz vor Misshandlung und Tod seitens der Besitzer. Das ist doch mit einer „freien“ Gesellschaft nicht vergleichbar.

    Der Süden war eben keine industrialisierte Gesellschaft, sondern ein „agrarian empire“. Große Unternehmen, die keine Plantagen waren, gab es kaum, der Süden industrialisiert sich ja eigentlich erst im 20. Jahrhundert. Es gab ja auch nur wenige größere Städte, die Plantagenwirtschaft dominierte alles.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #7986657  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,902

    Grandiose Posts von bullschuetz!

    --

    #7986659  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,857

    nail75
    Dass Sklaven nicht arbeitslos werden können oder pleite gehen können, ist ja klar. Sklaven hatten insofern „ein sicheres Auskommen“, als dass sie mit einem Minimum an Kleidung und Essen versorgt wurden. Was ihnen fehlte war persönliche Freiheit in jeder Hinsicht, Gleichheit vor dem Gesetz, Schutz der Familie (die häufig durch Verkauf auseinandergerissen wurde) und Schutz vor Misshandlung und Tod seitens der Besitzer. Das ist doch mit einer „freien“ Gesellschaft nicht vergleichbar.

    Da sind wir uns überall einig. Du hast aber anscheinend nicht verstanden, worauf ich hinauswill. Ich will wissen, ob dieses (unglaublich dünne) Pro-Argument zur „sozialen Sicherheit“ überhaupt in irgendeiner Weise stichhaltig ist. Die Tatsache, dass ein Sklavenhalter einen Sklaven gemeinhin nicht in die Erwerbslosigkeit entlässt, wäre ja als Argument (für die Gruppe der Slaven, individuelle Sicherheit vor einer Verschlechterung der Lebensumstände gab’s ja in keinem Fall) hinfällig, wenn die Plantagen nicht in der Lage waren, diese „Sicherheit“ zu bieten, weil sie selbst dem ständigen Risiko ausgeliefert gewesen sind, in Konkurs zu gehen.

    --

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    #7986661  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,857

    gypsy tail windUnd die Zwangsarbeit? Wie sind denn da die Zahlen, sind sie wirklich so tief (entschuldigung, eine solche Formulierung kotzt mich selbst an), als dass sie irrelevant sind für die Diskussion hier? Oder ist das auch wieder ein Thema, das vielen noch immer gar nicht bewusst sein will? (Man kann die Profiteure ja auch zu Rettern stilisieren, beim Spielberg-Film kommt mir dann gleich wieder das Kotzen.)

    Wikipedia schreibt was von zwischen 7 und 11 Millionen betroffenen Personen (edit: nach Lektüre des Artikels anscheinend ohne die Zwangsarbeit in den KZs). Aber eingeschränkt auf den Aspekt „Holocaust/Konzentrationslager“: Auch da galt ja für einen Großteil der Opfer „Vernichtung durch Arbeit“ als die bevorzugte Mord-Methode.

    Personen wie Schindler oder John Rabe entziehen sich meiner Meinung nach aber grundsätzlich einer objektiven Beurteilung. Auf der einen Seite haben sie schon ein Rest-Gewissen und sind ja auch große persönliche Risiken eingegangen, um Menschen zu retten, auf der anderen Seite wären sie nicht in ihre Positionen gekommen, wenn sie davor nicht in großem Maß und weit über ein humanitär vertretbares Maß hinaus mit den Diktaturen kollaboriert hätten.

    Hollywood-tauglich finde ich das zwar alles allerdings auch nicht, auf der anderen Seite erfahren viele Leute so wenigstens einen kleinen Teil der Geschichte zwischen 1930 und 1945, die sonst nichts davon mitbekommen hätten.

    --

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    #7986663  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,915

    Nicht_vom_ForumDa sind wir uns überall einig. Du hast aber anscheinend nicht verstanden, worauf ich hinauswill. Ich will wissen, ob dieses (unglaublich dünne) Pro-Argument zur „sozialen Sicherheit“ überhaupt in irgendeiner Weise stichhaltig ist. Die Tatsache, dass ein Sklavenhalter einen Sklaven gemeinhin nicht in die Erwerbslosigkeit entlässt, wäre ja als Argument (für die Gruppe der Slaven, individuelle Sicherheit vor einer Verschlechterung der Lebensumstände gab’s ja in keinem Fall) hinfällig, wenn die Plantagen nicht in der Lage waren, diese „Sicherheit“ zu bieten, weil sie selbst dem ständigen Risiko ausgeliefert gewesen sind, in Konkurs zu gehen.

    Sklaven galten als „Arbeitstiere“. Werden Rinder „arbeitslos“? Wenn es der Plantage wirtschaftlich schlecht ging wurde eben verkauft – Vieh, Inventar und eben auch Sklaven (die Zusammenstellung zeigt nochmal besonders deutlich die Perfidie des Systems). Es gab ja auch einige freigelassene Sklaven im Süden, die aber rechtlich ungleich gestellt waren, die kann man als Kleinstgewerbetreibende aber kaum vergleichen, das materielle Los (was das Nicht-Verhungern anging) dürfte ähnlich gewesen sein.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
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