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AutorBeiträge
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Ein neues Jahr, ein neues Enjoy Jazz Festival mit zahlreichen Highlights:
Sa, 02.10.
Eröffnungskonzert: Manu Katché feat. Nelson Veras (Frankreich / Norwegen / Brasilien)
Schloss HeidelbergSo, 03.10.
Ein Abend mit Matthias Brandt (Deutschland)
Alte Feuerwache MannheimMo, 04.10.
Jan Garbarek und The Hilliard Ensemble (Norwegen / Großbritannien)
Heiliggeistkirche Heidelberg
So ganz anders aber in der Heiliggeistkirche in Heidelberg gewiss ein besonders eindrückliches Erlebnis.Di, 05.10.
Anthony Braxton‘ Diamond Curtain Wall Trio (USA)
Aula der Universität Mannheim
In Trio Besetzung mit der Gitarristin Mary Halvorson – not to miss!Mi, 06.10.
Bundeswerkstatt Jazz (Deutschland)
Alte Feuerwache MannheimDo, 07.10.
Sophie Zelmani (Schweden)
Karlstorbahnhof HeidelbergFr, 08.10.
Knut Rössler & Johannes Vogt (Deutschland)
Klosterkirche Lobenfeld LobbachFr, 08.10.
Henri Texier Transatlantik Quartet
Alte Feuerwache MannheimSa, 09.10.
Nik Bärtsch’s RONIN (Schweiz)
Alte Feuerwache MannheimSo, 10.10.
The Bad Plus (USA)
Karlstorbahnhof HeidelbergSo, 10.10.
Stian Westerhus (Norwegen)
Café Prag MannheimMo, 11.10.
Sema: Bertolt Brecht meets Nazim Hikmet (Deutschland / Türkei)
Alte Feuerwache MannheimDi, 12.10.
Tomasz Stañko Quintet
Alte Feuerwache MannheimDo, 14.10.
Grace Kelly (USA)
Karlstorbahnhof HeidelbergDo, 14.10.
Lorenz Raab BLEU (Österreich)
Alte Feuerwache Mannheim
10 Jahre Jazz’n’Arts Special im Rahmen des Enjoy Jazz FestivalsFr, 15.10.
Sarah Kaiser (Deutschland)
Alte Feuerwache Mannheim
10 Jahre Jazz’n’Arts Special im Rahmen des Enjoy Jazz FestivalsFr, 15.10.
Marc Sinan (Deutschland)
Klosterkirche Lobenfeld LobbachSa, 16.10.
Thomas Siffling / Daniel Prandl (Deutschland)
Alte Feuerwache Mannheim
10 Jahre Jazz’n’Arts Special im Rahmen des Enjoy Jazz Festivals
Die beiden Musiker stellen ihre sensationelle neue Duo-CD „Ballads“ vor.So, 17.10.
Oliver Strauch Trio (Deutschland / USA)
Alte Feuerwache Mannheim
10 Jahre Jazz’n’Arts Special im Rahmen des Enjoy Jazz FestivalsMo, 18.10.
Peter Evans Quintet (USA)
Alte Feuerwache MannheimMi 20.10.
Morcheeba (Großbritannien)
Alte Feuerwache MannheimMi 20.10.
Hazmat Modine (USA)
Stadthalle HeidelbergDo, 21.10.
Beat Kaestli (Schweiz / Deutschland)
Café Prag MannheimFr, 22.10.
SCHOLA HEIDELBERG & ensemble aisthesis (Deutschland)
UnterwegsTheater HeidelbergFr, 22.10.
Esperanza Spalding Chamber Music Society (USA)
Alte Feuerwache Mannheim
Ausnahmebassistin – hier allerdings auch singend…Sa, 23.10.
Rolf Kühn & TRI-O (Deutschland)
Karlstorbahnhof Heidelberg
80-jähriger Klarinettist Rolf Kühn – klasse!So, 24.10.
LebiDerya – Ein musikkulinarischer Abend
Qube HeidelbergSo, 24.10.
Jan Bang / Arve Henriksen / Erik Honoré (Norwegen)
Karlstorbahnhof HeidelbergMo, 25.10.
Tineke Postma Quartet (Niederlande)
dasHaus LudwigshafenDi, 26.10.
JAZZ TODAY [em] & Rudder
Alte Feuerwache MannheimMi, 27.10.
Trombone Shorty (USA)
Karlstorbahnhof HeidelbergFr, 29.10.
Oval (Deutschland)
Karlstorbahnhof HeidelbergSa, 30.10.
KRS-One (USA / Deutschland)
Karlstorbahnhof HeidelbergSo, 31.10.
Film-Matinee „Der Jazzsänger“ / Gespräch mit dem Filmkritiker Ulrich Kriest und Thomas Meinecke
Atlantis Kino MannheimSo, 31.10.
Karl Berger All Star Quartet
Musik- und Singschule Heidelberg, Johannes-Brahms-SaalSo, 31.10.
Bibi Tanga & The Selenites
BASF-Gesellschaftshaus LudwigshafenMo, 01.11.
McCoy Tyner Quartet feat. Gary Bartz (USA)
Konzertsaal Pfalzbau LudwigshafenDi, 02.11.
Hindi Zahra (Frankreich)
Alte Feuerwache MannheimDi, 02.11.
Denis Colin & La Société des Arpenteurs (Frankreich / USA)
dasHaus LudwigshafenDi, 02.11.
Allen Blairman’s A.B.C.
Klapsmühl‘ am Rathaus MannheimMi, 03.11.
Acoustic Africa feat. Habib Koité, Oliver Mtukudzi, Afel Bocoum (Zimbabwe / Mali)
dasHaus Ludwigshafen
Ich kenne die Musiker nicht aber bisher waren alle „afrikanischen“ Konzerte bei Enjoy Jazz besondere Highlights.Mi, 03.11.
Textor & Renz (Deutschland)
Karlstorbahnhof HeidelbergDo, 04.11.
Youn Sun Nah / Ulf Wakenius (Südkorea / Schweden)*
Karlstorbahnhof HeidelbergFr, 05.11.
Charlie Haden Quartet West (USA)
Alte Feuerwache MannheimSa, 06.11.
Anthony Joseph & The Spasm Band
SRH Science Tower HeidelbergSo, 07.11.
Matinee mit Roger Willemsen (Deutschland)
SAS HeidelbergSo, 07.11.
Besaxung / Fifty Fingers Acoustic Orchestra (Deutschland)
Karlstorbahnhof HeidelbergSo, 07.11.
Soil & „Pimp“ Sessions (Japan)
Alte Feuerwache MannheimMo, 08.11.
Håkon Kornstad (Norwegen)
Café Prag MannheimDi, 09.11.
Roger Willemsen legt seine liebsten Jazzplatten auf (Deutschland)
Alte Feuerwache MannheimMi, 10.11.
Adrian Belew Power Trio (USA)
dasHaus LudwigshafenDo, 11.11.
FOOD feat. Nils Petter Molvær & Christian Fennesz
Alte Feuerwache MannheimFr, 12.11.
Chucho Valdés & The Afro-Cuban Messengers (Kuba)
Konzertsaal Pfalzbau LudwigshafenSa, 13.11.
Harold López-Nussa Trio (Kuba)
BASF-Gesellschaftshaus LudwigshafenSo, 14.11.
Matinee: Miles and more – Wolfgang Sandner liest aus seinem neuen Buch über Miles Davis
SAS HeidelbergSo, 14.11.
Crispell / Ditzner / Gramss (Deutschland / USA)
Alte Feuerwache MannheimSo, 14.11.
Fredrika Stahl (Schweden / Frankreich)
Karlstorbahnhof HeidelbergMo, 15.11.
Luciano Biondini / Michel Godard / Ernst Reijseger (Italien / Frankreich / Niederlande)
Karlstorbahnhof HeidelbergDi, 16.11.
Caribou (Großbritannien / Kanada / USA)
Karlstorbahnhof HeidelbergDi, 16.11.
Root 70 (Deutschland / Neuseeland)
Klapsmühl‘ am Rathaus Mannheim
Nils Wogram, Hayden Chisholm – vermutlich mit dem Programm ihrer aktuellen CD „Listen To Your Woman“ im Gepäck. Großartig!Mi, 17.11.
An intimate evening with Silje Nergaard (Norwegen)
Konzertsaal Pfalzbau LudwigshafenDo, 18.11.
Herbie Hancock (USA)
Stadthalle HeidelbergFr, 19.11.
Brad Mehldau’s Highway Rider (USA / Großbritannien)
Stadthalle Heidelberg--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Highlights von Rolling-Stone.deHuey Lewis im Interview: „Die Mundharmonika ist die Antithese zum Techno“
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Courtney Love: „Kurt wollte sich jeden Tag umbringen“
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Werbungnail75
Mi, 03.11.
Acoustic Africa feat. Habib Koité, Oliver Mtukudzi, Afel Bocoum (Zimbabwe / Mali)
dasHaus Ludwigshafen
Ich kenne die Musiker nicht aber bisher waren alle „afrikanischen“ Konzerte bei Enjoy Jazz besondere Highlights.Afel Bocoum ist ein Neffe Ali Farka Toures, musikalisch macht er also das, was hierzulande als Desert Blues bezeichnet wird, allerdings nicht so kantig wie sein Onkel zu Lebzeiten.
Habib Koité ist ein Singer/Songwriter, der aus einer Griot Familie stammt. Meist sehr melodiös und eingängig, aber immer großartig.
Oliver Mtukudzi kenne ich nur vom Namen her.Bocoum und Koité kann ich uneingeschränkt empfehlen, aber warum findet dieses Konzert in Ludwigshafen statt und nicht im Heidelberger Karlstorbahnhof?
Afel Bocoum auf Deezer
Habib Koité auf Deezer--
If you stay too long, you'll finally go insane.sparch
Bocoum und Koité kann ich uneingeschränkt empfehlen, aber warum findet dieses Konzert in Ludwigshafen statt und nicht im Heidelberger Karlstorbahnhof?
Danke für den Hinweis, ich muss mal sehen, ob ich das schaffe. Am Abend vorher bin ich nämlich auch unterwegs.
Ich verstehe die Frage nicht ganz: Die Konzerte von Enjoy Jazz finden in der Regel irgendwo in MA/LU oder HD statt. Welcher Spielort aus welchem Grund gewählt wird, entzieht sich meiner Kenntnis.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.War nur eine rhetorische Frage. Der Karlstorbahnhof wäre der ideale Ort für so ein Konzert. Für dasHaus mag das möglicherweise auch zutreffen, ich kenne es nicht.
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If you stay too long, you'll finally go insane.Die Meinungen zum KTBahnhof sind gespalten. Ich gehöre zu den Fans, aber es gibt auch ganz viele Leute, die den Sound dort hassen. Jazz ist aber sowieso meistens unproblematisch. DasHaus polarisiert nicht so stark, ich mag es eigentlich gerne, zumal es auch sehr verkehrsgünstig liegt.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75
Di, 05.10.
Anthony Braxton‘ Diamond Curtain Wall Trio (USA)
Aula der Universität Mannheim
In Trio Besetzung mit der Gitarristin Mary Halvorson – not to miss![…]
So, 14.11.
Crispell / Ditzner / Gramss (Deutschland / USA)
Alte Feuerwache MannheimVerflucht, da wäre ich gerne dabei.
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I'm making jokes for single digits now.Napoleon DynamiteVerflucht, da wäre ich gerne dabei.
Ich bin dabei. Komm doch auch!
Ich freue mich jedenfalls, dass hier in der Gegend auch mal hochkarätige Konzerte stattfinden. Ich schaue das ganze Jahr neidvoll nach Berlin und wundere mich, warum die ganzen coolen Acts nicht hierher kommen.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Der Meister und seine Schüler
Anthony Braxton, Aula der Universität Mannheim, 6. Oktober 2010Anlässlich eines seiner seltenen Auftritte in Deutschland bietet der legendäre amerikanische Freejazzer Anthony Braxton faszinierende Einblicke in sein kreatives musikalisches Schaffen.
Vielleicht war negative Mundpropaganda die Ursache, dass sich zu Beginn des diesjährigen Enjoy Jazz-Festivals nur so wenige Besucher in der Aula der Universität Mannheim versammelt hatten. „Sperrig“ sei Anthony Braxtons Diamond Curtain Wall Trio und sehr „elektronisch“ – was nicht als Lob gemeint war. Wie zu erwarten war, dominieren Männer älteren Semesters den halbgefüllten Saal, junge Zuschauer sind hingegen nur spärlich vertreten.
Die Bezeichnung „Trio“ mag von der Bescheidenheit Braxtons herrühren, denn die Band besteht nicht aus drei, sondern aus vier Musikern, und zwar Anthony Braxton selbst am Sopran- und Alt-Saxophon, Taylor Ho Bynum an Trompeten und Flügelhorn, André Vida am Bariton- und Alt-Sax und Mary Halvorson an der Gitarre. Das fünfte Element des Klangs liefert ein unregelmäßiger, stets in Charakter und Lautstärke wechselnder elektronischer Hintergrund, den Braxton mit Notebook und Konsole steuert. Der elektronische Hintergrund gibt weder Rhythmus noch Melodien vor, sondern schafft ein Klangfundament, das den beteiligten Musikern als Basis für die Improvisationen dient.
Bynum benutzt zu Beginn seine Trompeten vornehmlich dazu, scharfe, spitze Schreie auszustoßen, während Halvorson ihre Gitarre gleichmäßig grob anschlägt und so monotone metallische Klänge erzeugt. Die beiden Saxophonisten bereichern den Klang um kurze Motive und Soundfetzen, Vida im tiefen Register des Baritonsaxophones, das er manchmal gemeinsam mit dem Altsaxophon spielt. Anthony Braxtons eigenes Spiel beinhaltet zumindest vereinzelte Elemente des konventionellen Jazz, darunter einige längere Soli, die weniger extrem und ausgefallen sind als die Soundexperimente Bynums, der im Verlauf des Konzert beispielsweise Wasser in seine Trompete gießt, um glucksende Geräusche zu erzeugen. Von den anwesenden Musikern scheint Braxton am stärksten in der Tradition des Jazz verwurzelt zu sein, während seine aus viel jüngeren Musikern bestehende Band ihn konstant antreibt, die avantgardistischeren Aspekte seines Wesens auszuleben.
Auf diese Weise schaffen Anthony Braxton und das Diamond Curtain Wall Trio ein einziges ununterbrochenes Stück kontinuierlicher Musik. Es handelt sich aber nicht um eine Suite oder etwas Vergleichbares, sondern um eine Collage von Klängen, die in ständigem Wandel begriffen ist. In diesem konstanten Fluss existiert keine offensichtliche Struktur, die dem Zuhörer Orientierung bieten könnte. Die einzige Konstante ist das stetige Fortschreiten des Zusammenspiels, das nie erkenntlich zurückblickt oder Bekanntes aufgreift, sondern stets bemüht ist, neue Extreme zu erkunden und Grenzen auszuloten. So finden sich die Musiker in stets neuen Kombinationen zusammen: Es entstehen kurze Soli, Duette und Trios, die so schnell wieder vorüber sind, wie sie sich gebildet haben. Kurze Augenblicke harmonischen Zusammenspiels, in denen sich wie aus dem Nichts spontan eine Struktur ergibt, lösen sich in kürzester Zeit wieder auf.
Je länger der Zuhörer diesem faszinierenden Prozess beiwohnt, umso vertrauter und nahbarer wirken die bewegten Klänge, die ihn umgeben. Man kann gar nicht genug ermessen, wie wichtig ist, die Musiker dabei zu beobachten und sich dadurch, der Entstehungsweise zu nähern. Ein Mitschnitt des Konzertes ohne Bild würde den Zuhörer dieser Möglichkeit berauben und die ganze Musik erschiene wesentlich unzugänglicher und schwieriger als sie es – das soll nicht verschwiegen werden – sowieso schon ist. Als die in der Mitte der Bühne auf einem Podest thronende Sanduhr abgelaufen ist, symbolisiert das möglicherweise nicht nur das bald bevorstehende Ende des siebzigminütigen Konzertes, sondern auch den ungleichmäßigen, aber stetigen Fluss der Zeit, der sich in Braxtons Musik widerspiegelt. Der anhaltende Applaus der Zuschauer veranlasst die Musiker sogar noch einmal eine sehr kurze Zugabe zu spielen, die wohl als Geste der Anerkennung für das Publikum gedacht ist.
Kurz nachdem der letzte Applaus verklungen ist, kommen die Musiker aus dem Backstage-Bereich wieder auf die Bühne unterhalten sich entspannt mit den Zuschauern und verteilen Autogramme. Anthony Braxton selbst signiert ein uraltes Bild von ihm aus dem Jahre 1974 aus Baden-Baden, das einer der Zuschauer mitgebracht hat. Er lacht, schüttelt Hände und bedankt sich überschwänglich: Deutschland sei für ihn eine zweite Heimat, er sei afro-amerikanisch und deutsch zugleich. Diese sympathische Schmeichelei benutzt er zum Anlass, von deutschen Komponisten klassischer Musik zu schwärmen, insbesondere von Bach und Beethoven. Er bezeichnet sich selbst als „student of music“, dem aber leider die Zeit fehle, um klassische Musik auch selbst zu spielen. Dann verschwindet er und hinterlässt bei den verbliebenen Zuschauern Dankbarkeit und Glück, diese Ikone des Free-Jazz erlebt zu haben.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Hier noch einige Fotos der Notationen, die aussehen wie Kunstwerke und ein Bild von Braxton. Sorry, für die Qualität.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 9,627
Ich war am Sonntag bei Matthias Brandt, der eine wunderbare Textauswahl über John Coltrane, Miles Davis und Charles Mingus unaufgeregt rezitierte
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!@nail: vielen Dank für die höchst interessanten Photos und den Konzertbericht. Interessiert hätte mich allerdings, wie DIR das Konzert gefallen hat. Ich fand es ätzend langweilig und war schwer enttäuscht. (Ich weiss, dass ich mit dieser Meinung relativ exklusiv dastehe) Ich hatte mir nach etwa 30 Min vorgenommen, nach dem ersten Stück zu gehen…. (ha ha, es gab nur eins und so habe ich das komplette Konzert miterlebt) :lol:
PS: heute bzw gestern abend wieder ein tolles EJ-Konzert mit RONIN in der Feuerwache erlebt…
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Danke für den Bericht zu Braxton! Ich glaub das Trio bestand zuerst nur aus ihm, Ho-Bynum und Halvorson – gehört Vida (der mir völlig unbekannt ist) denn fest zu dieser Formation oder war er einfach für dieses Konzert dabei? (Oder diese Tour? gibt’s noch andere Konzerte? In Zürich leider keins, hab Braxton leider noch nie live gesehen!)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaEnjoy Jazz: Avantgardist Anthony Braxton leitet in der Aula der Mannheimer Universität einen wundersamen Instrumenten-Zoo
Land der trinkenden TrompetenVon unserem Mitarbeiter Hans-Günter Fischer
Auch Miles Davis hatte einen Draht zur sogenannten E-Musik, der lief jedoch zumeist schon bei Maurice Ravel in losen Enden aus. Anthony Braxton bleibt da deutlich länger auf Empfang, bekommt sogar von Karlheinz Stockhausen entscheidende Signale (wie sonst allenfalls der Miles der frühen 70er). Das Misstrauen, das einem hier entgegenschlägt, kennt Braxton freilich auch. Akademismus hat man ihm oft vorgeworfen, unterstellt, dass er nicht „swingen“ könne.
In der Universitäts-Aula in Mannheim könnte man sich solche (Vor-) Urteile ohne weiteres bestätigen. Sie ist der rechte Ort für einen Mann, der in Connecticut Professor ist und überhaupt als ziemlich kopfgesteuert gilt – und elitär. Der Saal bricht nicht aus allen Nähten, doch weit voller als bei einer Vorlesung zu persischer Literatur des frühen Mittelalters ist er schon. Das Diamond Curtain Wall Trio von Braxton wächst sich dabei ohne nähere Begründung zum Quartett aus: André Vida tritt hinzu, er ist Ergänzungsspieler für die tiefen Saxofon-Register.
Neues Leben in alter AvantgardeBraxton haucht mit jungen Musikern seinem bekannten Avantgarde-Konzept tatsächlich neues Leben ein. Obwohl die Zeit in einem Stundenglas, das in der Bühnenmitte steht, erbarmungslos zerrinnt: Nach einer Stunde zeigt die Sanduhr an, dass man zum Ende kommen muss. Ein einziges Musikstück ist zu hören, das zu einem Klangkosmos gerät, Braxtons Konzept gelenkter, gleichsam komponierter Improvisation mit ausgeprägtem Raumgefühl entfaltet. Das geschieht behutsam, mit zumeist zurückgenommener Dynamik. „Jazz und Anderes“, die Enjoy-Jazz-Gleichung, wird hier zwar nicht – wie sonst oft – in die populäre Richtung aufgelöst, aber verbrannte Ohren gibt es nicht mehr.
Den Geräuschbändern und elektronisch eingespeisten Noise-Partikeln fehlt sogar ein wenig das spezifische Gewicht. Zudem nimmt sich die Gitarristin Mary Halvorson recht weit zurück. Die 30-jährige New Yorker Avantgarde-Pflanze zupft in der Tradition des Briten Derek Bailey mit latentem Dadaismus. Als „Anti-Gitarren-Gitarristin“ will sie sich verstanden wissen. Und auch André Vida tut oft nur das Nötigste, lässt Schnalz- und Plopp-Geräusche ab oder beschränkt sich darauf, ohne Atemluft die Klappen zu betätigen.
Taylor Ho Bynum wirft in puncto Virtuosität und Bandbreite des Sounds am meisten in die Waagschale. Er holt aus der Trompete viele Obertöne, lässt sie aber auch zur Kreatur werden, die rülpsen darf. Und gurgeln. Denn sie hat auch Durst und wird von Bynum mit einem Schluck Wasser abgefüllt. Anthony Braxton ist da weniger outriert, versteht sich eher als der Chefkoch, der das hochkomplexe Klanggebräu ruhig ziehen lässt. Nur ein Mal, auf dem Altsax, ist es so, als ob sich tief in seinem Inneren etwas gestaut hätte, das jetzt zum Ausbruch drängt. Gepresst und brodelnd. Durchaus faszinierend. Doch zu Hause schieben wir jetzt wieder mal ganz gerne eine ECM-Aufnahme in den Player. Von Jan Garbarek. Notfalls sogar mit Engelschören.
Mannheimer Morgen
7. Oktober 2010--
Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)DrIncluding@nail: vielen Dank für die höchst interessanten Photos und den Konzertbericht. Interessiert hätte mich allerdings, wie DIR das Konzert gefallen hat. Ich fand es ätzend langweilig und war schwer enttäuscht. (Ich weiss, dass ich mit dieser Meinung relativ exklusiv dastehe) Ich hatte mir nach etwa 30 Min vorgenommen, nach dem ersten Stück zu gehen…. (ha ha, es gab nur eins und so habe ich das komplette Konzert miterlebt) :lol:
PS: heute bzw gestern abend wieder ein tolles EJ-Konzert mit RONIN in der Feuerwache erlebt…
Mir hat das Konzert sehr gut gefallen, das wollte ich auch zum Ausdruck bringen. Scheint mir wohl nicht gelungen zu sein. Ich kann aber vollkommen verstehen, wenn das jemand anders empfindet. Wenn ich das Konzert nur auf Platte oder CD gehört hätte, dann hätte es mir vielleicht gar nicht gefallen. Im Saal zu sein, gehörte ganz eindeutig zum Erlebnis dazu.
Was mich interessieren würde: Hat sich Deine Wahrnehmung des Konzerts im Verlauf der 70 Minuten verändert? Oder hast Du Dich von Anfang bis Ende gelangweilt?
PS: Ich kann Ronin nicht ausstehen, jedenfalls die Platten. :lol:
gypsy tail windDanke für den Bericht zu Braxton! Ich glaub das Trio bestand zuerst nur aus ihm, Ho-Bynum und Halvorson – gehört Vida (der mir völlig unbekannt ist) denn fest zu dieser Formation oder war er einfach für dieses Konzert dabei? (Oder diese Tour? gibt’s noch andere Konzerte? In Zürich leider keins, hab Braxton leider noch nie live gesehen!)
Also, die Spekulation mit dem Trio hätte ich besser unterlassen, es war das um Vida zum Quartett erweitertete Diamond Curtain Wall Trio. Ich lasse das aber hier so stehen. Mir wurde das erst klar, als ich nochmal in das Programmheft blickte und dort nur drei Musiker sah, während online vier aufgeführt wurden.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Woof, wenn es dieses Jahr ein Konzert gibt, bei dem ich es bedaure, nicht dabei gewesen zu sein, dann dieses. Danke für den Bericht, nail. Hattest du denn die Gelegenheit dich mit Braxton oder Halvorson zu unterhalten? Sind das die Notationen, der Stücke, die aufgeführt wurden? Composition 367b ist jedenfalls der Kern einer der wenigen Releases aus den letzten fünf-zehn Jahren, die ich von Braxton kenne, „Quartet (Moscow) 2008“. Großartig!
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I'm making jokes for single digits now. -
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