Villagers

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  • #69751  | PERMALINK

    nachtmahr

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    Hinter dem weiträumigen Moniker Villagers verbirgt sich der Ire Conor J. O´Brien, ehemals Mitglied der Combo The Immediate, dessen Album „Becoming a Jackal“ kürzlich bei Domino erschienen ist.

    O´Brien ist ganz offiziell ein Vertreter der Gattung Allrounder.

    „Ich schreibe die Songs in totaler Einsamkeit, spiele die Demos allein ein. Und gebe meinen Musikern dann Tapes mit ihren Parts an die Hand, die sie lernen müssen.“

    Inoffiziell könnte man sein Villagers-Debüt vielleicht als den lang ersehnten „Cassadaga“-Nachfolger bezeichnen, denn mit Conor Oberst hat er nicht nur den Vornamen gemein, sondern auch die flatterhafte Emotion im Timbre, ein wenig die Optik und vor allem den Hang zum ausgefeilten Arrangement, das weniger auf Pompösität denn clevere Akzentuierungen in Singer/Songwriter-Band-Aufstellung britischer Couleur setzt.
    Vom Künstler genannte Vorbilder sind Robert Wyatt und Rufus Wainwright, seine Stimmfarbe wird weiterhin mit der eines Paddy McAloon oder Elliott Smith verglichen, im Stück „Pieces“ heult er gar wie ein Patrick Wolf, der sein juveniles Territorium absteckt.

    Live in Deutschland sehen kann man Villagers vorerst beim Haldern Pop Festival.

    Video zum Titeltrack „Becoming a Jackal“

    Zu Gast bei „Later with Jools Holland“:
    „Becoming a Jackal“
    „The Meaning of the Ritual“

    Das exzellente „Twenty-Seven Strangers“

    http://www.myspace.com/villagers

    http://www.wearevillagers.com/

    --

    "Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)
    Highlights von Rolling-Stone.de
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      #7648375  | PERMALINK

      vega4

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      Gefällt mir sehr gut! Dieser tolle Tipp kommt gleich auf meiner Einkaufsliste…

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      Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
      #7648377  | PERMALINK

      grandandt

      Registriert seit: 10.10.2007

      Beiträge: 24,622

      Den Tipp hättest Du auch schon im neuen RS auf Seite 91 in den Plattenkritiken haben können. Diesmal war der RS sooo langsam nicht.
      Die Plattenkritik hat mich nämlich neugierig gemacht.

      Danke für die Eröffnung des threads und die links, nachtmahr!

      --

      Je suis Charlie Sometimes it is better to light a flamethrower than curse the darkness. T.P.
      #7648379  | PERMALINK

      vega4

      Registriert seit: 29.01.2003

      Beiträge: 8,667

      grandandtDen Tipp hättest Du auch schon im neuen RS auf Seite 91 in den Plattenkritiken haben können. Diesmal war der RS sooo langsam nicht.
      Die Plattenkritik hat mich nämlich neugierig gemacht.

      Danke für die Eröffnung des threads und die links, nachtmahr!

      Ich lese aber derzeit den RS immer recht spät (weil er mir schon mehr zugesagt hat…).

      --

      Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
      #7648381  | PERMALINK

      dennis-blandford
      Jaggerized

      Registriert seit: 12.07.2006

      Beiträge: 12,366

      So hatte ich mir eigentlich einst Get well soon erdacht noch bevor ich den ersten Ton hörte u. danach bitter enttäuscht wurde.
      O‘ Brein versteht es alle möglichen kammerpopmusikalischen Einflüsse zu einem sehr homogenen Ganzen zu verschmelzen. Besonders hervorzuheben sind seine selbst gesungenenn backing vocals u. die immer wieder präsente Akustische, die das Grundmotiv vorgibt. Teilweise glaube ich sogar den Floyd Sound der Animals-Ära zu hören (in „I saw the dead“ z.B.).
      Bisher eine der schönsten Platten 2010 für mich.

      --

      "And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."
      #7648383  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      Ich finde nun wiederum die Villagers fade, Get Well Soon aber gelungen.

      --

      #7648385  | PERMALINK

      nachtmahr

      Registriert seit: 22.01.2005

      Beiträge: 3,198

      Und ich find beide klasse!

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      "Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)
      #7648387  | PERMALINK

      dennis-blandford
      Jaggerized

      Registriert seit: 12.07.2006

      Beiträge: 12,366

      Ich finde zu Get well soon überhaupt keinen Zugang u. kann die Euphorie in keiner Weise verstehen. Villagers fade? Puh!

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      "And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."
      #7648389  | PERMALINK

      themagneticfield

      Registriert seit: 25.04.2003

      Beiträge: 33,907

      Großartiges Album, mit vielen kleinen feinen Nuancen, die es schaffen, die eigentlich eh schon sehr guten Tracks noch eine Stufe höher zu hieven.
      Carrot Flowers genanntes Beispiel (im SdT-Thread) in der Gesangsmelodie des Refrains von „Becoming a Jackal“. die sich deutlich an Simon and Garfunkel anlehnt (allerdings vor allem im ersten Refrain, danach nimmt das Lied Fahrt auf und diese Auffälligkeit verliert sich etwas, was ich aber gerade als besonders spannend empfinde) ist da nur ein Beispiel. Ein weiteres wäre direkt im nächsten Song „Ship of Promises“ die Dopplung der ersten Zeile zu Beginn der zweiten Strophe. Nur an dieser einen Stelle des Liedes und gerade deshalb so effektiv.
      Diese Aussage von wegen “ der lang ersehnte Nachfolger von Bright Eyes‘ „Cassadaga“ ist so falsch wirklich nicht, auch wenn der Vergleich wahrscheinlich mehr Leute abschreckt, als anzieht.

      --

      "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
      #7648391  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

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      Beiträge: 0

      TheMagneticField
      Diese Aussage von wegen “ der lang ersehnte Nachfolger von Bright Eyes‘ „Cassadaga“ ist so falsch wirklich nicht, auch wenn der Vergleich wahrscheinlich mehr Leute abschreckt, als anzieht.

      Exakt, gute Begründung, warum das Album nicht bei mir zündet. Wäre ich nicht darauf gekommen.

      --

      #7648393  | PERMALINK

      themagneticfield

      Registriert seit: 25.04.2003

      Beiträge: 33,907

      songbirdExakt, gute Begründung, warum das Album nicht bei mir zündet. Wäre ich nicht darauf gekommen.

      Kann ich nachvollziehen.

      Ihr habt mich dafür heute mit der neuen I Am Kloot angefixt. Eben bestellt (und die letzte Elbow LP mal gleich dazu), mal sehen, ob die bei mir zündet.

      --

      "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
      #7648395  | PERMALINK

      sokrates
      Bound By Beauty

      Registriert seit: 18.01.2003

      Beiträge: 18,890

      Aus dem Musikalischen Tagebuch:

      aco-braco
      Villagers – Becoming A Jackal

      SokratesDer Titelsong und „Counted among Men” haben es mir angetan, mit dem Rest des Albums tue ich mich noch schwer – es flutscht quasi durch. Wie ergeht es Dir damit?

      aco-bracoIch tue mich mit dem Album nicht unbedingt schwer, man kann es ganz angenehm durchhören, aber richtig erfreuen kann mich „Becoming A Jackal“ allerdings doch nicht, dafür fehlt es den Songs an Klasse und meinetwegen auch an Tiefe.

      SokratesIch habe mich mit dem Schwertun unglücklich ausgedrückt, sondern meinte eigentlich, was Du feststellst: man kann es gut durchhören, aber es fehlt etwas.

      --

      „Weniger, aber besser.“ D. Rams
      #7648397  | PERMALINK

      firecracker

      Registriert seit: 18.01.2003

      Beiträge: 12,307

      Dennis BlandfordIch finde zu Get well soon überhaupt keinen Zugang u. kann die Euphorie in keiner Weise verstehen. Villagers fade? Puh!

      Immerhin finden sie schon mal weitaus mehr Beachtung als The Immediate. Verdient! Aber dann doch noch nicht genug (?); Musste das Album erst für den Mercury Prize nominiert werden, damit ich drauf aufmerksam werde… Dabei gefielen mir The Immediate ziemlich gut. So wahnsinnig weit ist ja Becoming a Jackal davon nicht entfernt. Vielleicht ein bischen ausgeglichener. Und weniger… diffus.

      --

      Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
      #7648399  | PERMALINK

      themagneticfield

      Registriert seit: 25.04.2003

      Beiträge: 33,907

      SokratesAus dem Musikalischen Tagebuch:

      Mir komplett nicht nachvollziehbar, da fehlt nichts. Angenehm ist es dennoch, aber im rein positiven nicht im „stört nicht“-Sinne.

      Im „Neue Alben“-Thread hätte dad Ganze allerdings vielleicht mehr Sinn gemacht…(vielleicht kann ja jemand ab meinem ersten Beitrag verschieben?)

      Und gleich mal eine Einzelbesternung:

      I saw the dead ***1/2
      Becoming a jackal *****
      Ship of promises ****1/2
      The meaning of the ritual ****1/2
      Home *****
      That day ****1/2
      The pact (I’ll be your fever) *****
      Set the tigers free ****1/2
      Twenty-seven strangers ****1/2
      Pieces ****
      To be counted among men ***1/2-****

      Interessant, dass er uns, wie auch Bright Eyes in seinen Zeiten bis zu „Cassadaga“, den Einstieg mit dem „schwächsten“ Stück nicht einfach macht und auch die Verabschiedung im Gegensatz zu Rest leicht abfällt. Das das Album dennoch ständig auf meinem Plattenteller landet, zeigt nur wie stark die Stücke dazwischen sind.

      Und vielleicht mal eine Rezension von plattentest.de hinterher

      Der Schakal ist ein Aasfresser. Er vergeht sich am Vergehenden und Vergangenen – ganz wie die elf Stücke auf dem ihm huldigenden Villagers-Debüt „Becoming a jackal“, einem Meisterwerk morbider Romantik. Conor O’Brien, ein jungenhaft schmalschultriger Typ, den man nicht auf Ende Zwanzig schätzen würde, erschafft eine außergewöhnliche Collage aus schwerer Melancholie, leichter Nostalgie, poetischen Realitätsprotokollen und schonungslosen Traumtranskripten. Und der erste Song, eingeleitet von einer aus der Ferne herbeiwehenden Orgel, heißt auch noch „I saw the dead“. Es besteht kein Zweifel: O’Brien meint es tierisch ernst. Das weiß man spätestens, wenn er die Streicher zum Schweigen in eine Ecke schickt, die Klavierläufe stoppt und zu kraftvoll polternden Drums „You take the torso / And I’ll take the head“ singt. Herz ist Rumpf.

      Dabei ist Teilen nichts, woran O’Brien besonders großes Interesse hätte. Nachdem sich seine Band The Immediate nach ihrem erfolgreichen Erstlingswerk 2006 kurzentschlossen auflöste, hegt und pflegt der junge Mann aus Dublin seine Solokarriere komplett alleine. Die Songs? Hat er alle selbst geschrieben. Die Instrumente? Hat er alle selbst eingespielt, bis auf Streicher und Bläser. Das Album? Hat er im Alleingang produziert. Nur mit dem Aufnehmen hat ihm ein Freund geholfen. Überraschend ist es bei diesen Vorzeichen wahrlich nicht, dass „Becoming a jackal“ etwas sehr Intimes, Einsiedlerisches hat. Der Sound ist mitunter zauberhaft filigran, aber auch sympathisch grobkörnig. Man hört die Tesafilmstreifen, Reißzwecken und Büroklammern, die O’Briens Kompositionen zusammenhalten.

      Seine Stimme klingt hingegen, als würde sie lieber auf Abstand gehen oder zumindest ihre ausgeprägte Introvertiertheit unterstreichen wollen. Ein zaghaftes Zaudern liegt in ihr, aber auch gewaltige Emotionalität kurz vor der heimlichen Eskalation – ähnlich wie bei Namensvetter Conor Oberst. Nur mit der Bonus-Begabung zu unverhoffter gelegentlicher Lieblichkeit. Dass „Becoming a jackal“ direkt auf Platz Eins der irischen Albumcharts eingestiegen ist, dürfte unter anderem ein Verdienst der großartigen gleichnamigen Singleauskopplung sein – eine Folkrock-Komposition mit auffällig präsentem Bass, geradezu hypnotisierender Melodie und überaus hübschem Harmoniegesang im Refrain: „I was a dreamer / Stearing out windows / Out onto the main street / ‚Cos that’s where the dream goes.“

      „Ship of promises“ segelt auf beinahe filmisch-idyllischer Hymnik, bevor ein pulsierender Skiffle-Beat entschlossen den Motor anlässt und kühn das Steuer übernimmt. Wieder im Hafen angekommen, wartet bereits ein Empfangskomitee aus Waldhörnern im Weihnachts-Modus – eine andächtige Atmosphäre. Akustikgitarre und Streicher gesellen sich hinzu, und O’Brien singt ein ergreifendes Liebeslied, halb zynisch, halb weise: „My love is selfish / And I bet yours is, too“, lautet seine nüchterne Erkenntnis, die ihre etwas positiver gestimmte Fortsetzung in „Set the tigers free“ findet – „True love feeds on absences / Like pleasure feeds on pain.“ Schmerz ist Trumpf.

      Und O’Brien leidet sehr gerne: Die Zeile „For a long, long time / I’ve been in pieces“ eröffnet ein Soul-Melodrama, in dessen Finale er sich endlich in einen Schakal verwandelt. Oder zumindest durch täuschend echt klingendes Wildhundegeheul erstklassige Fremdsprachenkenntnisse beweist. Aber der Ire kann noch mehr: „That day“ hat wunderbar süßlich-sehnsüchtigen 60s-Pop zu bieten und das spartanisch instrumentierte „Twenty-seven strangers“ eine rührende, zur Akustikgitarre erzählte Alltagsepisode, natürlich mit metaphorischem Mehrwert. Die Songstrukturen sind nie so vertrackt, dass man nicht mitkommt, aber auch nie so simpel, dass man schon vorher weiß, wo es hingeht. Und vor allem ist da diese ganz besondere Grundstimmung, die man vielleicht sogar als sakral bezeichnen könnte. Mit anderen Worten: Das Villagers-Debüt lässt die Kirche im Dorf. Na, Gott sei Dank.

      --

      "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
      #7648401  | PERMALINK

      dennis-blandford
      Jaggerized

      Registriert seit: 12.07.2006

      Beiträge: 12,366

      Warum hörst du den spooky Opener so mittelmäßig, Magnetic.
      Ich finde die Einführung in das Album fantastisch.
      Alptraumhaft im positiven Sinne quasi.

      --

      "And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."
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