Aus Dogears Singles Kiste

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  • #66887  | PERMALINK

    dogear

    Registriert seit: 24.02.2008

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    So jetzt mal in lockerer Folge etwas aus meiner Sammlung (überwiegend 60s, frühe 70s).

    Veronica: So Young/Larry L., Phil Spector Records 1 (US, 1963)
    arr. by Jack Nitzsche, produced by Phil Spector

    Neben PHILLES betrieb Phil Spector noch eine Reihe von Unterlabels (z.B. Phi-Dan); auf dem nach ihm selbst benannten erschienen nur drei Singles (alle 1963).
    Veronica ist natürlich Veronica (Ronny) Bennett, die Lead-Sängerin der Ronettes, der erfolgreichsten von Spectors Girl Groups.
    „So Young“ – zwei Jahre später sehr gekonnt gecovert von Spector Fan Brian Wilson (auf der LP „Beach Boys Today!“) – kommt im typischen Wall Of Sound daher, eine Hörerfahrung, die nicht jedermanns Sache ist. Spector gab nicht nur jedem Instrument sein Mikrophon, sondern ließ auch noch eins über der Band schweben, so kam es zu dem verwaschenen, Hall-geschwängerten Sound, aus dem sich die Einzelinstrumente nicht mehr trennscharf heraushören lassen. PHILLES verwendete außerdem ziemlich billiges Plastik für die Platten, sodass sich die Platten selbst in neuwertiger Qualität nicht besonders anhörten und Originalpressungen heute kaum noch in akzeptabler Qualität zu kriegen sind.
    Anders hier – leider hat mein Exemplar einen kleinen Kratzer, der das Vergnügen in den ersten 20 Sekunden schmälert – es wurde besseres Vinyl verwendet und der Sound ist kristallklar.
    Ein langsamer Song, getragen von Veronicas prägnanter, mit viel Timbre ausgestatteter Stimme und vor allem von den Backing Vocals der Ronettes, erst im Refrain tritt Hal Blaines Schlagzeug und Nitzsches Streichersyrup mehr in den Vordergrund.
    Damit sich die Radiostationen auf die A-Seiten konzentrierten, übernahm Spector die bei PHILLES übliche Praxis auf den B-Seiten jazzige Jamsessions seiner Backing Band – der berühmten Wrecking Crew – zu platzieren und nach einzelnen Musikern zu benennen – hier bekommt Toningenieur Larry Levine den Zuschlag. Barney Kessel an der Gitarre, Joe Osborne am Bass und Saxophonist Steve Douglas prägen das Geschehen und grooven ganz gut – leider ist schon nach zwei Minuten Schluss.
    Die Single floppte, kam nicht in die Hot 100.
    Marktwert für ein gut erhaltenes Exemplar dürfte ca. um die 80 Dollars liegen.
    Für den Einstieg in das Spector Universum empfehlenswert:
    Richard Williams: Phil Spector – Out Of His Head (Taschenbuch, Omnibus Press).

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    Der Rock ist ein Gebrauchswert (Karl Marx)
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      #7472847  | PERMALINK

      mikko
      Moderator
      Moderator / Juontaja

      Registriert seit: 15.02.2004

      Beiträge: 34,399

      Willkommen im Club, dogear!

      Schön, dass Du uns nun auch an Deinen 7″ Schätz(ch)en teilhaben lässt.

      Ronnie Spector kenne ich natürlich, diese Single jedoch nicht.

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      Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
      #7472849  | PERMALINK

      sonic-juice
      Moderator

      Registriert seit: 14.09.2005

      Beiträge: 10,983

      Sehr schöner Start, dogear! Ich kenne die Aufnahme von der Spector-Box. Von „Streicher-Syrup“, sofern es abwertend gemeint wäre, würde ich nun nicht sprechen, finde das Arrangement sehr schön, ist natürlich prototypischer Spector-Sound mit ordentlich Wumms und Hall. In der Box ist als Aufnahmedatum übrigens März 1964 angegeben, nicht 1963. Ach, ja, wenn Du die Mühe nicht scheust, wäre ein Labelscan toll.

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      #7472851  | PERMALINK

      dogear

      Registriert seit: 24.02.2008

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      Sonic Juice In der Box ist als Aufnahmedatum übrigens März 1964 angegeben, nicht 1963. Ach, ja, wenn Du die Mühe nicht scheust, wäre ein Labelscan toll.

      In allen Discographien/Biographien, die ich habe, steht sie als 1963er vermerkt.
      Die Mühe scheue ich nicht, aber mir fehlen die technischen Möglichkeiten. Sorry!
      PS: Letzte Woche stand sie zweimal in ebay mit Labelscan – allerdings als Promo, schau mal dort.

      --

      Der Rock ist ein Gebrauchswert (Karl Marx)
      #7472853  | PERMALINK

      sommer
      Moderator

      Registriert seit: 10.10.2004

      Beiträge: 8,288

      Sehr schön, dogear. Mir gefällt wie Du Deine Besprechungen angehst. Weniger persönlich, mehr informativ. Würde mich sehr freuen hier mehr von Dir lesen zu können.

      Die besprochene Single kenne ich noch nicht. Werde aber sicher wenn sich die Gelegenheit bieten sollte zugreifen.

      P.S. Habe mir mal erlaubt den Thread oben fest zu pinnen.

      --

      #7472855  | PERMALINK

      dogear

      Registriert seit: 24.02.2008

      Beiträge: 1,334

      Danke, im Moment kämpfe ich mit meinem Computer und Internetzugang.
      Nächste Besprechung folgt aber bald.

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      Der Rock ist ein Gebrauchswert (Karl Marx)
      #7472857  | PERMALINK

      dogear

      Registriert seit: 24.02.2008

      Beiträge: 1,334

      Philip Sloan: Karma (A Study of Devinations)/I Can’t Help But Wonder, Elizabeth (US, 1967) Dunhill D-4106
      written, arranged and produced by P.F.Sloan

      P.F. Sloan, den Namen hat wohl jeder Plattensammler schon mal gesehen, wenn auch nur in den Credits für Schreiber und Produzenten oder als Titel des Songs von Jimmy Webb.
      Als 17jähriger kam Sloan nach L.A., fand seiner Songwriting Partner Steve Barri und wurde Lohnschreiber beim Musikverlag Trousdale. Dessen Chef Lou Adler gründete 1965 mit Lester Sill Dunhill Records und so wanderte das Duo zwischen Schreibbüro und Produzentensessel hin und her. Im kaum 4 Jahren flossen über 400 Songs aus ihrer Feder – viele davon blieben unveröffentlicht oder nur als Demoversionen erhalten, andere wurden große Hits (Eve Of Destruction, Secret Agent Man – Titelsong der Fersehserie, die hier „Geheimauftrag für John Drake“ hieß – oder die von den Turtles gecoverten Songs Let Me Be, You Baby, Can I Get To Know You Better), sie sangen und spielten für die Mamas&Papas und Jan&Dean, produzierten unzählige Singles, beide waren für ein Album die Grassroots in Person („Where were you when I needed you“) und schrieben und produzierten auch die beiden Folgealben. Nach zwei tollen aber erfolglosen SoloLPs auf der Protestsinger-Schiene (die niemand ernstnahm außer ironischerweise Bob Dylan) fiel Sloan bei den Bossen von Dunhill in Ungnade und wurde gefeuert; zu viele seiner Produktionen hatten sich als Flops erwiesen, die Partnerschaft mit Barri war nach vier Jahren zerrüttet. Sloan bekam Hausverbot – Karriereende mit 21!!

      Heimlich versammelte er nochmal seine alte Studiocrew und spielte seine letzte Dunhillproduktion ein, die die Firma ein halbes Jahr später ohne jegliche Credits doch noch auf den Markt warf, allerdings unter dem unüblichen Namen Philip Sloan – natürlich wurde auch sie ein Flop, denn das war wahrlich kein Singlematerial.

      Karma, eine Reise in die Religionen, thematisiert ein damals angesagtes Thema. Sloan als Jude singt in christlicher Umgebung über Buddhismus und andere östliche Religionen und führt sie auf einen Ursprung zurück „There’s nothing new/Just what we have forgotten“. Akkustisches Intro, gespenstisch sirenenhafte Streicher leiten den Song ein, in Sloans Singsang erinnert nichts an seine früheren eingängigen Popsongs, eine Sitar schnarrt im Hintergrund, im Instrumenalbreak verzerrte Gitarren und eine Pedal Steel, im Vordergrund zieht sich der gebetsmühlenrartige eintönige Gesang über dreieinhalb Minuten hin und läßt den Hörer etwas verstört zurück.

      B-Seite: Hier erkennt man mehr den Stempel Sloanscher Kompositionen: die eingängige Grundmelodie dieses Trennungssongs geht sofort ins Ohr ebenso der Refrain. Verfolgt man den Text, ist es eigentlich eine Trennung von der Plattenfirma (Elizabeth/LesterSill), von Steve Barri und von den Jahren in Kalifornien: „For every word that I poured out/A million more formed in my head/Trying to cover up or bring back to life/Something we both knew was dead/And there we froze motionless like two crystal statuettes/With nothing more between us to be said….But I can’t help but wonder what might have been/I can’t help but wonder…..“
      Die Strophen trennt Joe Osbornes einsamer akkustischer Bass – zu viel „Dead Air“, ein Grund für jede Radiostation den Song von der Playlist zu werfen. Outro: Super Fade mit Bass und akkustischer Gitarre dazu Sloans Stimme, die nur noch leise Shshshshs macht.
      „A victim of tongues that had lied“ – P.F.Sloan driftet desillusioniert ins Nichts.

      Als Einstieg zu P.F.Sloan empfehlenswert:
      Here’s Where I Belong – Greatest Hits (CD, 2008)
      Child Of Our Time – The Trousdale Demo Sessions 1965-1967 (CD, 2001)

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      Der Rock ist ein Gebrauchswert (Karl Marx)
      #7472859  | PERMALINK

      mikko
      Moderator
      Moderator / Juontaja

      Registriert seit: 15.02.2004

      Beiträge: 34,399

      Sehr schön beschrieben, dogear.

      P.F. Sloan kenne ich und besitze eine LP von ihm sowie viele der Singles, die er mit Barri für andere schrieb.

      Diese Single hier kenne ich nicht, aber Du hast mich neugierig gemacht. Ist sie schwer zu finden und teuer?

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      Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
      #7472861  | PERMALINK

      dogear

      Registriert seit: 24.02.2008

      Beiträge: 1,334

      Selten, aber nicht teuer.
      Für P.F.Sloan gibt es an sich keinen Markt. Ich habe ca. 5 Jahre auf ebay gesucht, bis sie einmal angeboten wurde – dann aber für knapp $ 10 bekommen (m-). Seine pre-Dunhill Sachen sind allerdings teurer.

      Hier ein kleiner Rundown der augenblicklichen TOP 5 aus der Sloan-Barri Kiste:

      The Iguanas: Don’t Come Running To Me/This Is What I Was Made For (US 1965) Dunhill 4004
      Written and produced by Sloan/Barri

      Eine mexikanische Nightclub Band, die Lou Adler im Urlaub entdeckte, nach L.A. schickte und zu den amerikanischen Beatles machen wollte (kein Witz). Von Sloan/Barri bekamen sie zwei Songs verpasst, die sie – weil des Englischen nicht mächtig – in einen etwas befremdlichen spanischen Akzent singen. Die Songs sind erste Klasse, besonders die A-Seite: ein astreiner Merseybeat Song, effektiv instrumentiert, hätte jeder englischen Gruppe gut zu Gesicht gestanden. B-Seite gab’s später nochmal von den Grassroots, der Backing Track scheint mir identisch.

      Philip and Stephan: Meet Me Tonight little Girl/When You’re Near You’re So Far Away (US 1964) Interphon 7711
      Written and produced by Sloan/Barri

      ein Solo Projekt der beiden, wieder sehr englisch, auf der B-Seite versucht sich Sloan sogar im englischen Akzent, sehr catchige Melodien, die man bei zweiten Hören unwillkürlich mitsummt.

      Willie and the Wheels: Skateboard Craze/Do What You Did (US 1965) Dunhill 4002
      Written and produced by Sloan/Barri

      Beide waren ja auch als „The Fantastic Baggys“ auf der Surf Welle unterwegs, hier im selben Sound ein nachgeklappter Skateboard Song, B-Seite klingt wie Herman’s Hermits, für die Sloan/Barri „A Must To Avoid“ schrieben.

      The Thomas Group: I’ve Got No More To Say/Then It Begins (US 1967) Dunhill 4062
      Written and produced by Sloan/Barri

      Diese beiden sind totale Ohrwürmer, sodass man schon beim ersten Hören denkt „das kennst du doch irgendwo her“. Für den Sohn des berühmten US-Komikers produzierten die beiden noch zwei weitere Singles, die aber bei Weitem nicht so eingängig sind.

      The Imaginations: Summer In New York/I Love You When You’re Mad (US 1967) Dunhill 4092
      Written and produced by Sloan/Barri)

      Wieder ein Solo Projekt: die A-Seite geht mehr Richtung Sunshine Pop; B-Seite ist etwas von Cliff Richard geklaut (Lucky Lips).

      Ich habe die schönen Grassroots Sachen mal außen vor gelassen, da es die auch alle auf regulären LPs gibt – diese Kolumne reserviere ich mal für nur auf 7″ erschienene Sachen.

      --

      Der Rock ist ein Gebrauchswert (Karl Marx)
      #7472863  | PERMALINK

      dogear

      Registriert seit: 24.02.2008

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      Hier eine Perle:
      The Giant Jellybean Copout: Awake In A Dream/Look At the Girls (US/1968) Poppy 504
      produced by James Ryan

      Einzige Platte dieser Band, wenn sie denn überhaupt eine war. Schreiber der A-Seite und Produzent ist Jim Ryan, der den Song im gleichen Jahr mit seiner Gruppe „The Critters“ aufnahm (LP: „Touch and Go With the Critters“, Project 3 4002), die 1966 für 5 Minuten mit ihrer Single „Mr. Dyingly Sad“ die US-Charts angekranzt hatten. Es könnte sein, dass es sich auch hier um die Critters oder zumindest um Ryan unter Pseudonym handelt.
      Die A-Seite startet mit einer verzerrt heulenden Gitarre, die im Hall verschwindet und einem simplen Bassrhythmus Platz macht, vor dem die erste Strophe im Falsett gesungen wird, bevor das Schlagzeug verstärkend hinzukommt und der Raum mit tollen, mehrstimmigen Backing Vokals gefüllt wird. Überraschende Tempowechsel, a-cappella Passagen und ein plötzlicher Stop vor der letzten Strophe erinnern von der Struktur her an das „Good Vibrations“ der Beach Boys, von der Meodie her ist der Song aber völlig eigenständig, rhythmusbetonter und sehr eingängig.
      Die B-Seite kommt dagegen relaxter daher: spärlich instrumentiert mit unisono spielender Rhythmus- und Leadgitarre, Samba-Percussion und „Girl From Ipanema“ Gesang gleitet der Song leicht dahin, wieder unterlegt mit Klasse Backing Vocals. Vom Feeling her erinnert er wieder an die Beach Boys in ihrer Post-Pet Sounds Phase, besonders an Brian Wilsons „Busy Doin‘ Nothin'“ auf der LP „Friends“.
      Single floppte total; es gab sie auch als deutsche Pressung auf MGM – ein echtes Highlight!

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      Der Rock ist ein Gebrauchswert (Karl Marx)
      #7472865  | PERMALINK

      dogear

      Registriert seit: 24.02.2008

      Beiträge: 1,334

      Bevor Terry Melcher als Produzent von Paul Revere and the Raiders und der Byrds bekannt wurde, war er seit 1962 als Hausproduzent bei Columbia für die „jungen Leute“ zuständig (Emil O’Connor, Eddie Hodges) produzierte aber auch zusammen mit Arrangeur Jack Nitzsche alte Haudegen wie Frankie Laine oder seine berühmte Mutter, Doris Day.
      Als die Surf Welle über die Plattenindustrie rollte, wurde er Columbias Surf und Hot Rod Mann und veröffentlichte unter Pseudonym Singles und Alben dieses Genres (als The Rip Chords, Bruce and Terry, The Rogues, The Hotrodders). Auch andere Acts, die man kaum mit einer solchen Musik in Verbindung bringt, verpasste er diesen Sound.

      The Osmond Brothers: My Mom/Mr. Sandman (US, 1964) MGM K 13281 (gelbes Promo label, PS, Insert)
      arranged and produced by Terry Melcher

      Die Osmond Brothers, noch ohne Marie, waren vier singende Mormonen-Buben, regelmäßige Gäste in US Musicshows, dem PS nach zu urteilen im Alter von 6 bis 14.
      My Mom, ein getragener Tearjerker aus Melchers Feder, beschreibt rührselig den Trennungsschmerz, wenn die Jungs ohne Mama auf Tournee sind – hart an der Erträglichkeitsgrenze.
      Die B-Seite allerdings hat es in sich. Der Pat Ballards Klassiker (Hitversion: The Chordettes 1954) wird hier erbarmungslos ins Surf Idiom gepowert: als Blaupause muss das gerade populäre „I Get Around“ der Beach Boys herhalten. Aus
      „Round, round, get around, I get around, yeah, I get around, round, round I get around“
      wird hier
      „Sandman, sandman bring me a dream, prettiest girl I’ve ever seen“.
      Vor einer beinharten Rhythmusgruppe unter der Leitung von Schlagzeug Legende Hal Blaine aus Spectors Wrecking Crew folgt der Song haargenau Brian Wilsons Vorlage bis hin zum Gitarrensolo – was werden sich da die bisher auf Schnulzen abonnierten Osmonds wohl gedacht haben?
      Überraschung am Rande: meine Singlehülle enthielt einen Competition Flyer: „Win an all expense paid trip to Hollywood. Meet the Osmond Brothers as they tape their segment of the Andy Williams Show“ – man musste nur einen simplen Lückentext ausfüllen und schon….

      Pat Boone: Little Honda/Beach Girl (US, 1964) Dot 16658
      arranged and produced by Terry Melcher

      Im selben Monat aufgenommen wird hier der Traum aller Schwiegermütter einer ähnlichen Behandlung unterzogen; diesmal gibt’s gleich einen Originalsong von den Beach Boys, der in den USA damals nicht als Single erschien. Zwar nicht ganz so knackig präsentiert, aber für Pat Boones Verhältnisse doch ziemlich rockig.
      Bei der balladesken B-Seite, ganz in der Machart des BB Songs „Don’t Worry Baby“, ist Boone schon eher in seinem Element; vom späteren Beach Boy Bruce Johnston und Melcher selbst geschrieben, steuern die beiden auch die Backing Vocals samt Falsett bei. Alles in allem ist diese Version wesentlich besser gelungen als ihre eigene einen Monat vorher aufgenommen Fassung (auf der LP The Rip Chords: Three Window Coupe).

      Jimmy Boyd: That’s What I’ll Give To You/My Hometown (US, 1965) VJ 686
      arranged and produced by Terry Melcher

      Wie man an der A-Seite hört, war mittlerweile die Beat Welle über Amerika geschwappt. Nach verzerrtem Gitarrenintro bricht sich die British Invasion a la Honeycombs Bahn – interessanterweise eine Barry Gibb Komposition aus der Zeit als sie noch in Australien waren, von den Bee Gees selbst nie aufgenommen.
      Die B-Seite, eine Melcher Komposition, fällt eher wieder zurück in den Teen Sound der End-Fünfziger/Anfang Sechziger (Anka, Sedaka), sogar mit etwas Country Einschlag, ist aber ganz gefällig anzuhören.

      (weitere Terry Melcher Produktionen folgen demnächst)

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      Der Rock ist ein Gebrauchswert (Karl Marx)
      #7472867  | PERMALINK

      dogear

      Registriert seit: 24.02.2008

      Beiträge: 1,334

      Doris Day: Move Over Darling/Twinkle Lullabye (US, 1963) Columbia 42912
      Arranged and Conducted by Jack Nitzsche, produced by Terry Melcher

      Nicht die Nase rümpfen! Doris Day meets Phil Spector!! Während die B-Seite zu vernachlässigen ist, ist die A-Seite ein echter Girl Group Hammer, Day klingt nicht so zuckersüß wie sonst und vor allem die Backing Vokals geben dem Song richtigen Pepp. Clever als Frage-Antwort Struktur konzipiert fällt ihnen ein wichtiger Part zu, in der Mitte des Songs übernimmt der Chor sogar das Geschehen und Day singt den Chorus Refrain – alles natürlich unterlegt mit den Geigen Arrangement von Jack Nitzsche. Super.
      Der Song wurde kein Hit, Days Ehemann Marty Melcher war wegen des freizügigen Texts außer sich, die Performance war viel zu sexy und Columbia fürchtete um das bieder brave Image seines Kassenstars – so durfte es nicht weitergehen – sehr zum Verdruß von Jack Nitzsche und Sohnemann Terry Melcher, die lieber weiter in diese zeitgemäßere Richtung marschiert wären.

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      Der Rock ist ein Gebrauchswert (Karl Marx)
      #7472869  | PERMALINK

      sonic-juice
      Moderator

      Registriert seit: 14.09.2005

      Beiträge: 10,983

      Schön, Dogear! Also eine weitere Melcher-Produktion. Ich mag eh einiges von Doris Day, „Move Over Darling“ sowieso. Insofern werde ich bestimmt nicht die Nase rümpfen. Habe aber selbst bislang nur – als Erbstück – eine Schellack-78er von „Whatever Will Be, Will Be“.

      Hoffe ja, dass Du irgendwann auch noch mal Bilder von Deinen Schätzen einstellen kannst.

      --

      I like to move it, move it Ya like to (move it)
      #7472871  | PERMALINK

      herr-rossi
      Moderator
      -

      Registriert seit: 15.05.2005

      Beiträge: 84,916

      Hätte ich nicht gedacht, dass der Text damals solche Wellen schlug. Ich mag vor allem die Zeile „The way you sigh, has me waving my conscience bye-bye“. Schöne Würdigung!

      --

      #7472873  | PERMALINK

      dogear

      Registriert seit: 24.02.2008

      Beiträge: 1,334

      Nachklapp zu Doris Day:
      Das Dreiergespann (Day, Melcher, Nitzsche) nahm noch mehr auf, es erschien aber nichts außer der Single A-Seite
      Doris Day: Rainbow’s End/(Send Me No Flowers) (NL, 1964) CBS 1.555 (PS)
      arranged and conducted by Jack Nitzsche, produced by Allan Stanton & Terry Melcher

      eher ein typisch softer Doris Day Song mit kleiner Besetzung, dezentem e-piano und Streicher Arrangement, den man aber schnell wieder vergisst.
      (In den US war die Kopplung: Oo Wee Baby/Rainbow’s End, Columbia 43099, hat die jemand??)
      In Interviews hob Jack Nitzsche immer den Outtake „Let the Girl Limbo“ hervor als eine wildere Schwester von „Blame It On The Bossa Nova“, ich kenne den Song nicht, er soll aber auf der voluminösen Doris Day Box von Bear Family Records enthalten sein.
      Ich stöbere nochmal nach einigen frühen Melcher Goodies – vielleicht noch heute mehr!

      --

      Der Rock ist ein Gebrauchswert (Karl Marx)
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