Walter Kempowski

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  • #7324633  | PERMALINK

    Anonym
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    Nes, Walze, Kompliment. Messerscharfe Analyse. Halte mich ferner beschämt hier raus.

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      #7324635  | PERMALINK

      nes

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      wohlklangNes, Walze, Kompliment. Messerscharfe Analyse. Halte mich ferner beschämt hier raus.

      Fände ich den falschen Weg.:-)
      Diskutanten über das Werk Kempowskis als auch über ihn als Menschen sind mehr als erwünscht, man muss ja nicht zwingend über seine Hausschuhe philosophieren.

      Übrigens konnte er Grass nicht ausstehen.

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      #7324637  | PERMALINK

      nes

      Registriert seit: 14.09.2004

      Beiträge: 61,725

      KopfKinoklare Sache, und damit hopp …

      für einige seiner Werke scheine ich dann doch etwas jung zu sein, was das gelesen haben angeht!

      gelesen, natürlich in Hardcover (wie er es am liebsten hatte ;-))
      Im Block, Schöne Aussicht, Tadellöser & Wolff, Uns geht’s ja noch gold, Herzlich willkommen, Unser Herr Böckelmann, Hundstage, Mark und Bein, Heile Welt, Alles umsonst, sowie alle Tagebücher.

      Bei der Verfilmung von Tadellöser & Wolff stimme ich Dir zu, damit hat Fechner sich und anderen ein Denkmal gesetzt.
      Schade das Fechner nicht die Kraft und den Willen hatte, nach Ein Kapitel für sich weiterzumachen.

      Wahrlich schade.
      Hab das alles inzwischen auf DVD, und finde das immer noch wunderbar.

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      #7324639  | PERMALINK

      friedrich

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      Walter Kempowski – Im Block

      Ich kenne schon einiges von Kempowski. Sein erstes Buch – Im Block – stand bei mir zwar schon eine Weile rum, aber erst vor ein paar Tagen habe ich in Ermangelung anderen Lesestoffs damit angefangen. Es ist für mich fast unbegreiflich wie Kempowski schon in seinem ersten Buch seinen Stil gefunden hat. Eigentlich nur mit einer Aneinanderreihung von scheinbaren Trivialitäten zeichnet er ein Bild seiner Gefangenschaft im Gelben Elend in Bautzen in den späten 40ern und frühen 50ern. In kurzen, durch Leerzeilen voneinander getrennten Absätzen, manchmal gerade mal 3 Zeilen, selten mehr als 10 oder 15 Zeilen lang, lakonisch geschilderte Einzelheiten. Keine Erklärungen, keine Bewertung, kein Fazit. Nicht mal eine Gewichtung der einzelnen Ereignisse. Kein Gedanke. Ob es nun um das tägliche Ritual der Suppenausgabe geht, um die eigentümlichen Hobbys, denen die Mitgefangenen im Schlafsaal vor lauter Langeweile nachgehen, oder um 60 Fälle von offener Tuberkulose. Ganz beiläufig erfährt der Leser, dass unter den Häftlingen ein ehemaliger KZ-Aufseher ist. Einige Seiten später liest man ebenso beiläufig von im gleichen Saal inhaftierten jüdischen ehemaligen KZ-Insaßen.

      Vielleicht passiert das Wichtige in diesem Buch zwischen den Absätzen, denn in den Pausen setzt sich im Kopf des Lesers erst ein größeres Bild zusammen. Die zunächst lächerlich und komisch wirkenden Anekdötchen wirken auf einmal wundersam, absurd, tragisch und alles erscheint in einem ganz anderen Licht. Aber die Bewertung bleibt dem Leser selbst überlassen. Das halte ich für eine große Stärke von Kempowski.

      Bei seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1969 war Im Block ein Flop. Wahrscheinlich wollte in dieser Zeit kein Mensch was von den Erlebnissen eines Ex-Knackis aus der Ostzone lesen.

      --

      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #7324641  | PERMALINK

      Anonym
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      Beiträge: 0

      „Im Block“ war auch bei mir eine späte WK Lektüre, und es hat mir ebenfalls den Stecker gezogen. Mit seiner Deutschen Chronik hab ich nie so recht was anfangen können, aber was dieser unscheinbare Besessene ansonsten archiviert, komponiert und veröffentlicht hat, ist atemberaubend. Und der Block nimmt das tatsächlich schon voraus.

      --

      #7324643  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

      Beiträge: 4,855

      linn“Im Block“ war auch bei mir eine späte WK Lektüre, und es hat mir ebenfalls den Stecker gezogen. Mit seiner Deutschen Chronik hab ich nie so recht was anfangen können, aber was dieser unscheinbare Besessene ansonsten archiviert, komponiert und veröffentlicht hat, ist atemberaubend. Und der Block nimmt das tatsächlich schon voraus.

      Die Bücher der Deutschen Chronik habe ich – glaube ich – auch fast alle gelesen. Ich fand die auch sehr gut, wenn auch vielleicht nicht alle gleichermaßen. Aber da ist meine Erinnerung jetzt auch nicht mehr die beste.

      Tadellöser & Wolf: Gibt es da nicht die kleine Szene, in der WKs Großvater nach einem Bombenangriff in Hamburg in der Zeitung liest, dass in einem Ort namens Auschwitz, bei Kattowitz, ein eifersüchtiger Ehemann seine Frau erstach? Das wahrscheinlich einzige mal, dass Auschwitz bei dem Chronisten Kempowski erwähnt wird. Dafür ist er schwer kritisiert worden. Diese Zeitungsmeldung hat es aber tatsächlich gegeben und wahrscheinlich hat Kempowskis Großvater auch nie was anderes von Auschwitz gelesen. Der Leser hingegen hat eine ganz andere Kenntnis von Auschwitz, und WK weiß das, und der Leser wiederum weiß auch, dass WK das weiß. Erst dadurch bekommt diese lakonische Erwähnung von Auschwitz beim Lesen eine ganz andere Dimension – ohne das WK dies explizit aussprechen muss.

      Das war so ein Gedanke, der mir damals beim Lesen tagelang durch den Kopf ging. Vieles wird bei WK gar nicht explizit ausgesprochen. Es spielt sich zwischen den scheinbar trivialen Anekdoten ab oder sogar zwischen dem Text und dem Leser.

      Nur ein Gedanke …

      --

      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #7324645  | PERMALINK

      Anonym
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      An der kurzen Auschwitz-Passage hat sich seinerzeit in der Tat eine hitzige Diskussion entfacht, wie man übrigens bei Gerhard Henschel sehr schön nachlesen kann. Kempowskis Anlage seiner Bücher passte einfach nicht in den damaligen Mainstream, und mich freut es ungemein, dass ihm in seinen späten Tagen und posthum die überfällige Anerkennung zuteil wurde.

      --

      #7324647  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

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      linnAn der kurzen Auschwitz-Passage hat sich seinerzeit in der Tat eine hitzige Diskussion entfacht, wie man übrigens bei Gerhard Henschel sehr schön nachlesen kann.

      Eigentlich völlig bescheuert, oder? Als ob Kempowski seinen Lesern Auschwitz erklären und auch noch ein Urteil darüber fällen müsste. Erstens ist Auschwitz nicht sein Thema und zweitens ist es an anderen Stellen schon ausführlich behandelt worden und allseits bekannt. Und genau davon geht Kempowski zu Recht aus.

      Kempowskis Anlage seiner Bücher passte einfach nicht in den damaligen Mainstream, und mich freut es ungemein, dass ihm in seinen späten Tagen und posthum die überfällige Anerkennung zuteil wurde.

      So ist es!

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      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #7324649  | PERMALINK

      gruenschnabel

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      FriedrichVieles wird bei WK gar nicht explizit ausgesprochen. Es spielt sich zwischen den scheinbar trivialen Anekdoten ab oder sogar zwischen dem Text und dem Leser.

      Nur ein Gedanke …

      +1

      Müßig zu erwähnen, dass WK etwas dafür tun musste, damit sich das so abspielen konnte und kann. Ich bin ein Nachkriegsenkel, aber ich würde sagen, dass ich in „Tadellöser & Wolf“ einen entscheidenden Teil Wahrheit gefunden habe, den ich von meinen (Groß-)Eltern so nicht hätte vermittelt bekommen können. Nicht das Schlechteste, was Dichtung bewirken kann.

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      #7324651  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

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      grünschnabel+1

      Müßig zu erwähnen, dass WK etwas dafür tun musste, damit sich das so abspielen konnte und kann.

      Verstehe nicht, was Du damit meinst.

      Ich bin ein Nachkriegsenkel, aber ich würde sagen, dass ich in „Tadellöser & Wolf“ einen entscheidenden Teil Wahrheit gefunden habe, den ich von meinen (Groß-)Eltern so nicht hätte vermittelt bekommen können. Nicht das Schlechteste, was Dichtung bewirken kann.

      Ich bin Kind von Eltern, die die Nazizeit und den Krieg als Kinder bzw. Jugendliche selbst miterlebt haben. Eigentlich Kempowskis Generation. Nach meiner Erfahrung haben die damals überhaupt nicht verstanden, was passierte, wurden zwar davon tief geprägt, jedoch ohne sich dessen bewusst zu sein und hatten später keine Zeit und keine Lust darüber nachzudenken. Traurig, aber nicht untypisch. Kempowski hatte vielleicht in Bautzen sehr viel Zeit sich Geschichten erzählen zu lassen und darüber nachzudenken.

      --

      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #7324653  | PERMALINK

      gruenschnabel

      Registriert seit: 19.01.2013

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      FriedrichVerstehe nicht, was Du damit meinst.

      Die Auswahl und Anordnung des „Stoffes“ sowie den Tonfall des Ganzen. Du hast ja trefflichst angemerkt, dass es eine – vordergründig – keinesfalls engagierte Erzählweise ist. Kein moralinsaurer Exkurs, keine Belehrung – nicht mal der Begriff „Ironie“ passt hier. Es ist ja ein altes Lied: Zuweilen liegt in der Beschränkung die höchste … – na ja, den K-Begriff mal außen vor.
      Es ist eben auch kein dokumentarischer Roman, es ist Dichtung im Sinne verdichteter Lebenswirklichkeit. Eine solche Verdichtung zu gestalten, halte ich für bemerkenswert und hervorhebenswert.

      --

      #7324655  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

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      grünschnabelDie Auswahl und Anordnung des „Stoffes“ sowie den Tonfall des Ganzen. Du hast ja trefflichst angemerkt, dass es eine – vordergründig – keinesfalls engagierte Erzählweise ist. Kein moralinsaurer Exkurs, keine Belehrung – nicht mal der Begriff „Ironie“ passt hier. Es ist ja ein altes Lied: Zuweilen liegt in der Beschränkung die höchste … – na ja, den K-Begriff mal außen vor.
      Es ist eben auch kein dokumentarischer Roman, es ist Dichtung im Sinne verdichteter Lebenswirklichkeit. Eine solche Verdichtung zu gestalten, halte ich für bemerkenswert und hervorhebenswert.

      Für das Lob meiner „trefflichsten“ Anmerkung bedanke ich mich herzlich. Ich bin ja alles andere als ein Literat, weil sehr lesefaul und auch leicht von einem Buch gelangweilt. Nicht aber von Im Block. Dort fällt mir auch besonders Kempowkis Technik der leidenschaftslos wirkenden Collage von scheinbaren Trivialitäten auf, die vieles dem Leser selbst überlässt. Ist das eigentlich damals, bei der Erstveröffentlichung des Buches, so erkannt worden? Man könnte das ja auch leicht als tatsächliche Trivialität oder sogar als schriftstellerisches Unvermögen missverstehen.

      Wo hat Kempowski diese Technik her? Das wirkt zunächst sehr eigenartig und irritierend. Vielleicht auch modern? Aber sowas erfindet man ja nicht einfach mal so. Ein bisschen was konnte ich googlen und weiß immerhin, das Kempowski zunächst versucht hat, seine Geschichte in einem ganz anderen Stil zu erzählen, dies jedoch verworfen und schlussendlich zur Collage gefunden hat. Auf mich wirkt es fast so, als hätte er seine bruchstückhafte Erinnerungen der 8 Jahre in Bautzen in Form von rückblickend gemachten Notizen einfach aneinandergereiht. So einfach ist es aber sicher nicht, denn der Text sieht sicher nicht zufällig so aus wie er aussieht. Und er würde dann auch nicht so gut funktionieren.

      Das K-Wort braucht man nicht zu bemühen, denn dass Kempowski mit Im Block etwas geschrieben hat, das etwas ganz anderes ist als eine bloße Dokumentation, ist für mich offensichtlich. In der Tat sehr bemerkenswert.

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      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #7324657  | PERMALINK

      gruenschnabel

      Registriert seit: 19.01.2013

      Beiträge: 6,126

      FriedrichFür das Lob meiner „trefflichsten“ Anmerkung bedanke ich mich herzlich. Ich bin ja alles andere als ein Literat, weil sehr lesefaul und auch leicht von einem Buch gelangweilt. Nicht aber von Im Block. Dort fällt mir auch besonders Kempowkis Technik der leidenschaftslos wirkenden Collage von scheinbaren Trivialitäten auf, die vieles dem Leser selbst überlässt. Ist das eigentlich damals, bei der Erstveröffentlichung des Buches, so erkannt worden? Man könnte das ja auch leicht als tatsächliche Trivialität oder sogar als schriftstellerisches Unvermögen missverstehen.

      Wo hat Kempowski diese Technik her? Das wirkt zunächst sehr eigenartig und irritierend. Vielleicht auch modern? Aber sowas erfindet man ja nicht einfach mal so. Ein bisschen was konnte ich googlen und weiß immerhin, das Kempowski zunächst versucht hat, seine Geschichte in einem ganz anderen Stil zu erzählen, dies jedoch verworfen und schlussendlich zur Collage gefunden hat. Auf mich wirkt es fast so, als hätte er seine bruchstückhafte Erinnerungen der 8 Jahre in Bautzen in Form von rückblickend gemachten Notizen einfach aneinandergereiht. So einfach ist es aber sicher nicht, denn der Text sieht sicher nicht zufällig so aus wie er aussieht. Und er würde dann auch nicht so gut funktionieren.

      Das K-Wort braucht man nicht zu bemühen, denn dass Kempowski mit Im Block etwas geschrieben hat, das etwas ganz anderes ist als eine bloße Dokumentation, ist für mich offensichtlich. In der Tat sehr bemerkenswert.

      Ich muss passen. Ich kenne den Roman nicht und habe auch dessen Aufnahme von Lesern und Kritikern nicht verfolgt. (War auch etwas vor „meiner Zeit“.) Ich empfinde es beim „Tadellöser & Wolf“ allerdings auch so, dass es für eine derartige Darstellungsweise ein hohes Maß an dichterischer Qualität braucht. Das gilt zum einen sicherlich für sprachlich-stilistische Dinge: Dass die Montage äußerst lakonischer Erzählerberichte dazu führt, dass man die Verdorbenheit von Zeit und Menschen quasi mit Händen greifen kann, ist gerade auch vor dem Hintergrund der engagierten Nachkriegsliteratur ein neuer Glücksfall gewesen. Du guckst ja bei Kempowski wirklich selbst den Leuten durchs Fenster zu – und da liegt alles offen, da benötigt man ja gar keinen auktorialen Fingerzeig.
      Und das ist für mich der zweite Punkt. Ich verstehe Dichter als unglaublich versierte Beobachter, die ihre Beobachtungen dann so scharfkantig montieren und vermitteln, dass man glaubt, durch ein Brennglas zu schauen. Darin liegt m.E. auch bei Kempowski der Clou.
      Es würde mir schwer fallen, eine Kritik an ihm zu akzeptieren, die ihm vorwirft, Zusammenhänge zu verharmlosen, zu wenig Stellung zu beziehen.

      --

      #7324659  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

      Beiträge: 4,855

      grünschnabelIch muss passen. Ich kenne den Roman nicht und habe auch dessen Aufnahme von Lesern und Kritikern nicht verfolgt. (War auch etwas vor „meiner Zeit“.)

      War auch lange vor meiner Zeit. Aber vielleicht weiß jemand anderes was? Kempo ist 1970 nach nur 2000 verkauften Exemplaren vom Block bei Rowohlt rausgeflogen. Wäre sicher nicht passiert, wenn die Kritik das Buck gut aufgenommen hätte.

      Ich möchte Dir den Block aber wärmstens empfehlen, auch wenn das jetzt so klingt wie: „You like Kempowkis Tadellöser & Wolf? Well, I prefer his early stuff.“ ;-)

      Ich empfinde es beim „Tadellöser & Wolf“ allerdings auch so, dass es für eine derartige Darstellungsweise ein hohes Maß an dichterischer Qualität braucht. Das gilt zum einen sicherlich für sprachlich-stilistische Dinge: Dass die Montage äußerst lakonischer Erzählerberichte dazu führt, dass man die Verdorbenheit von Zeit und Menschen quasi mit Händen greifen kann, ist gerade auch vor dem Hintergrund der engagierten Nachkriegsliteratur ein neuer Glücksfall gewesen. Du guckst ja bei Kempowski wirklich selbst den Leuten durchs Fenster zu – und da liegt alles offen, da benötigt man ja gar keinen auktorialen Fingerzeig.
      Und das ist für mich der zweite Punkt. Ich verstehe Dichter als unglaublich versierte Beobachter, die ihre Beobachtungen dann so scharfkantig montieren und vermitteln, dass man glaubt, durch ein Brennglas zu schauen. Darin liegt m.E. auch bei Kempowski der Clou.
      Es würde mir schwer fallen, eine Kritik an ihm zu akzeptieren, die ihm vorwirft, Zusammenhänge zu verharmlosen, zu wenig Stellung zu beziehen.

      Sehr schön ausgedrückt.

      Ich habe den Block noch nicht durch. Später fällt mir bestimmt noch mehr dazu ein und vielleicht anderen auch. Vielleicht kann man das im Kempowski-Thread weiterführen.

      --

      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #7324661  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

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      Beiträge: 0

      … und eine weitere Empfehlung aus der Kempowski-Edition: WK hat sich seinerzeit für die Übersetzung der Aufzeichnungen eines amerikanischen B17-Mechanikers und Bordschützen stark gemacht. Dieses Buch, „Die Feuerreiter“ von R.T. Matheny, ist faszinierendes Plankton im XL-Format und sei jedem ans Herz gelegt, der sich vom Echolot hat einfangen lassen. Der Autor kann zwar nicht schreiben, aber was und wie er erzählt, ist von einer ungeheuren Authentizität und manche Details machen einen ziemlich sprachlos.

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