Elvin Jones

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  • #64377  | PERMALINK

    udw
    so little gets done

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    Ich kenne Elvin Jones bisher nur als Schlagzeuger im Coltrane-Quartett, bin dort aber immer wieder von seinem mitreißenden Spiel umgehauen. Die Energie von z.B. Afro Blue lässt mich mehrmals unwillkürlich den Atem anhalten, und obwohl seine Art des Spielens in den Aufnahmen, die ich kenne, immer einen unglaublichen Drive besitzt, ist sie doch auch differenziert und subtil.

    Mich würde allerdings sehr interessieren, wie ihr seine eigenen Alben einschätzt. Haltet ihr sie für empfehlenswert? Oder auch: woran liegt es, dass Art Blakey und Max Roach z.B. mit ihren eigenen Werken wesentlich bekannter sind als Elvin Jones (so ist zumindest mein Eindruck)?

    Ich habe heute günstig „The Main Force“ erstanden und bin schon sehr gespannt auf einen ersten Hördurchgang.

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    so little is fun
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      #7229943  | PERMALINK

      thelonica

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      Mit großer Begeisterung höre ich aktuell „Elvin!“, sein Debüt auf Riverside.
      Die Besetzung besteht aus den Brüdern Thad, Hank und Elvin Jones, sowie Frank Wess, Frank Foster und Art Davis. Das ist der Elvin von ’61/’62 mit 3 Musikern aus der Basie Band. Die Aufnahmen klingen hervorragend – ich würde sie allerdings vor allem Fans von Basie, Thad Jones, Frank Wess und Hank Jones empfehlen. Elvin überzeugt hier sehr mit seinem Spiel, das Konzept/Zusammenspiel ist stimmig und die Aufnahmen bilden einen schönen Kontrast zu seinen späteren Arbeiten in den 60ern.

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      #7229945  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      „Elvin!“ gefällt mir ganz gut…. am besten gefallen mir wohl die ersten paar Blue Note-Alben, aber ich habe die Blue Notes (via Mosaic) noch längst nicht so genau angehört, wie sie es verdient hätten.

      Die erste Band war das Trio mit Joe Farell und Jimmy Garrison (auf „Puttin‘ It Together“ und „The Ultimate Elvin Jones), Elvins Bands zeichneten sich immer dadurch aus, dass er tolle Tenoristen dabei hatte, eigentlich alles post-Coltrane-Leute (oder von Coltrane später stark beeinflusste Musiker). Auf „The Prime Element“ und „Poly-Currents“ sind es Farrell und George Coleman (sowie Lee Morgan bzw. Pepper Adams), auf „Coalition“ dann Coleman und Frank Foster, auf „Genesis“ Farrell und Foster und der erste der jüdischen Brooklyn-Schule, David Liebman… der zweite ist dann Steve Grossman, der mit Liebman und Farrell auf „Merry-Go-Round“ zu hören ist, im Lighthouse war dann die working group dabei: Liebman, Grossman und Bassist Gene Perla, und für die letzte Session („The Prime Element“) wieder Foster und Grossman. Das sind alles wuchtige Aufnahmen, Musik mit viel Kraft und einem stetigen Vorwärtsdrang, die in gewisser Hinsicht der Tyner’schen Post-Coltrane-Musik verwandt ist.

      Von den Vanguard-Alben aus der Mitte der 70er kenne ich „New Agenda“ (mit Farrell, Grossman, Foster und Azar Lawrence) und „Summit Meeting“, eine All-Star-Session, über die ich im Clark Terry-Thread mal was geschrieben habe, glaube ich.
      Da wird die Musik dann elektrisch und manches klingt etwas dated, ähnlich (aber etwas besser) das MPS-Album „Remembrance“ (mit Pat LaBarbera.

      Schön sind zudem „Dear John C“ (Impulse 1963, mit Charlie Mariano) und „Live at the Village Vanguard“ (Enja 1968, mit George Coleman und Wilbur Little sowie auf einem Stück Hannibal Marvin Peterson).

      Die bekanntesten Jones-Alben dürften wohl „Illumination“ und „Heavy Sounds“ sein und ob ihr’s glaub oder nicht, die habe ich noch nicht (und schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gehört). Gerade „Illumination“ gehört dank der Band (Prince Lasha, Sonny Simmons, Charles Davis und McCoy Tyner neben den Co-Leadern EJ und Garrison) bestimmt zu den aussergewöhnlichsten Alben in Jones‘ Diskographie. „Heavy Sounds“ ist ein Quartett mit Frank Foster, das soweit ich mich erinnere, mich nicht sonderlich überzeugt hat.

      Eher hübsch als richtig gut ist das Atlantic-Album „And Then Again“ (mit Frank Wess, Charles Davis, Don Friedman u.a.).

      Das neuste von Elvin als (Co-)Leader, das ich kenne, ist das recht enttäuschende Trio mit Dewey Redman und Cecil Taylor, „Momentum Space“.

      Für mich ist Blue Note wohl die spannendste Zeit in Elvins Musik. Was er damals machte, war irgendwie noch ein Versuch, nach Coltrane etwas relevantes zu schaffen… ob das wirklich gelungen ist, müsste man wohl eher bezweifeln, aber schöne Musik ist dabei fast immer entstanden. Den elektrischeren Sound, der danach folgte, sagt mir weniger zu (er ist auch nicht richtig elektrisch, da ist bloss Roland Prince‘ mittelprächtige Gitarre und Albert Dailey, ein toller Pianist, der auf dem E-Piano eher verschwendet wird). Danach fand Jones wieder zum akustischen zurück, leitete Bands, die sich wohl in jene von Roy Haynes, Louis Hayes und durchaus auch den späten Messengers einreihen können… es spielten da Leute wie Javon Jackson, Joshua Redman, der kleine Nick, Ravi Coltrane, Delfayo Marsalis aber auch Veteranen wie Willie Pickens, Cecil McBee, Sonny Fortune und George Mraz mit ihm – ich kenne die Aufnahmen bisher allerdings allesamt nicht.

      Die Chance, EJ live in Zürich zu sehen, habe ich leider, leider verpasst… sehrr schade, denn was man so an ROIOs finden kann, lässt schliessen, dass Jones‘ Bands live bis zum Schluss tolle Musik machten – wenngleich sie natürlich längst vollkommen im Mainstream angekommen war.

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      "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #150: Neuheiten 2023/24 – 12.3., 22:00; #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
      #7229947  | PERMALINK

      thelonica

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      Vielleicht sollte man noch hervorheben, dass Elvin öfter mit Pianisten in der klassischen Besetzung aufgenommen hat. Da kamen dann auch gerne mal die Besen zum Einsatz, was man ja aus der Zeit mit Coltrane wohl eher seltener von ihm kennt. Hier sind einige Pianisten mit denen er in der Trio-Besetzung Alben aufgenommen hat: Tommy Flanagan, Hank Jones, Barry Harris, McCoy Tyner, Phineas Newborn, John Hicks.

      Ich kenne die frühen Flanagan-Aufnahmen, die in Schweden entstanden, als er fast ausschließlich mit Besen spielte. Das tolle am Album „Elvin!“ ist, dass er schon sein progressives Spiel einbringen kann und zwischendurch der Wechsel zu den Besen. Da punktete er auf eine sehr elegante Art mit seiner Vielseitigkeit.

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      #7229949  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Ich denke bei Jones eigentlich nicht so schnell an Piano-Trios, aber ja: Das Trio-Album von Barry Harris ist grossartig!

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      #7229951  | PERMALINK

      vorgarten

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      höre ich gerade. finde ich ziemlich langweilig & uninspiriert.

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      #7229953  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Hm, gefällt mir auch ziemlich gut, „Eclypso“… muss ich mal wieder nachhören. Mit Flangan hab ich Jones auch noch auf „Confirmation“, aber die hab ich als etwas schwächer in Erinnerung.

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      #7229955  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Zur Frage nach Blakey/Roach und der Bekanntheit: ich glaub das hängt mit verschiedenen Dingen zusammen…

      Blakey und Roach haben beide früh schon als Leader eigene working bands geleitet, Blakey hat Mitte der 50er geholfen, den Hardbop zu definieren, Roach leitete mit Clifford Brown die neben Miles‘ Quintett beste Band der Zeit (1955/56), fuhr nach dem tragischen Tod Brownies und Richie Powells mit Piano-losen Bands fort, denen u.a. Sonny Rollins, Hank Mobley, Kenny Dorham, Booker Little oder die Turrentines angehörten… zudem hatte Roach mit Charlie Parker quasi das Einmaleins des Bebop-Trommelns verfasst (wenngleich Kenny Clarke wohl der erste Bebop-Drummer war, Roach war in der massgeblichen Combo).
      Die beiden hatten einfach mehr Credentials als Elvin vorzuweisen, dieser spielte dann natürlich jahrelang in einer anderen allerbesten Band, aber er war ein paar entschiedende Jahre später auf der Szene aufgetaucht und klingt überdies auf frühen Sessions noch sehr unfertig und nicht annährend so toll wie nach einigen Monaten mit Coltrane.

      Roach hat sich zudem einen Namen gemacht, was Politik und Beschäftigung mit Afrika betrifft, hat mit Free-Jazzern gearbeitet (Archie Shepp, Cecil Taylor, Anthony Braxton), Blakey hat seinen Ruf mit einer Reihe von hervorragenden Bands gefestigt und seine Messengers wurden zur wichtigsten wohl Jazzschule überhaupt.

      Andere Drummer – Louis Hayes, Roy Haynes, Elvin – haben später ähnlich wie Blakey hervorragende Mainstream-Combos geleitet, in denen viele junge Musiker Erfahrungen sammeln und sich einem grösseren Publikum präsentieren konnten. Dass sie alle nicht denselben Erfolg als Bandleader, als Ikonen, aufweisen können, wie Roach und Blakey, finde ich nicht weiter überraschend, auch wenn Haynes und Jones natürlich neben Roach die wichtigsten beiden Drummer des modernen Jazz (oder im allerweitesten Sinn des Bebop) sind (und Blakey völlig überlegen… aber das macht nichts, denn bei Blakey stimmt – fast – immer das Feeling, dass sein Vokabular relativ limitiert ist, spielt dann keine Rolle mehr… das ist bei Hardboppern ja kein Einzelfall).

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      #7229957  | PERMALINK

      asdfjkloe

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      So hatte ich das Glück, Elvin einige Male live erleben zu dürfen.
      Aus den jeweiligen Konzerten resultierten daher auch jeweilig aktuelle Plattenkäufe.

      Das waren „Live In Japan, Dear John C.“, „Jazz Machine In Europe“ und „Youngblood“.

      So konnte ich als Begleitmusiker solche wie Ravi Coltrane, Sonny Fortune, Willie Pickens, Roland Prince etc.miterleben.
      Ich erinnere mich noch, als Ravi Coltrane seinerzeit relativ frisch in der Band war und von Elvin eingeführt wurde. Klar, angesichts des Namens war die Erwartungshaltung sehr groß.
      Ravi versuchte offensichtlich mit allen Mitteln, nicht so zu klingen wie sein Vater.
      Dabei agierte er sehr zaghaft, unsicher und zurückhaltend.
      Er schien einen eigenen Stil suchen zu wollen, und so war nicht er, sondern Sonny Fortune der Starsaxer.

      Ich erinnere mich auch noch an Keiko, Elvin’s damalige Frau, die ihn wohl immer umsorgte.
      Vor dem Auftritt schlich sie ständig um das Drumset und richtete alles so, wie es sein musste, stimmte das Instrument auch.
      Welch’ ein Gegensatz, diese zarte Person und Elvin, der Hüne.
      Er war schon sehr imposant, und sein Spiel war faszinierend.

      Ansonsten verweise ich auch auf den Sterne-Thread zu Elvin hinsichtlich von mir zu empfehlender Platten:

      http://forum.rollingstone.de/showthread.php?p=2473545#post2473545

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      #7229959  | PERMALINK

      alexischicke

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      „thunderstorm“ wurde er genannt.

      Habe glaube ich nur ein Impulse Album von ihm selber, ansonsten nur seine Aufnahmen mit Coltrane.

      Das war sehr schwer das zu spielen besonders bei „A Love Supreme“.

      --

      #11205805  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Heute ist Elvin Jones‘ Geburtstag. 1971 hatte er im Western „Zachariah“ einen kurzen Auftritt als Revolver- und Schlagzeugheld:

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