Rolling Stone Weekender – Weißenhäuser Strand/Ostsee

Besten Dank für die warmen Worte! Der Thread hier wird ausgedruckt und über den Schreibtisch gepinnt, die wichtigen Stellen rot unterstrichen.
Noch ein zwei Sätze zum Wochenende selbst. Ich arbeite ja mehr an der Peripherie, sowohl thematisch als auch tatsächlich topographisch, war deshalb einigermaßen gespannt, meine Lieblingsredaktion, den verehrten Doc Doebeling und den ein oder anderen netten Forumianer mal im Fleisch zu erleben, und dann auch sogleich hocherfreut darüber, dass die Schnittmenge noch größer war, als ich annehmen durfte. Die wahrlich tiefen geschmacklichen Gräben wurden mit einer Konzilianz und Empathie eingeebnet, dass einem das Herz aufging. Um nur mal ein Beispiel zu nennen: Als Maik zugab, Gov’t Mule nach einem Song nicht mehr ertragen zu haben, und ich ihn mit gekräuselter Stirn darauf hinwies, dass man die Kunst eines Warren Haynes nach einem Song gar nicht adäquat beurteilen könne, woraufhin Maik, der alte Fuchs, so prompt und grinsend retournierte „Ach, Kunst nennst du das?“, dass ich nur noch lachen konnte – da habe ich einmal mehr bedauert, diese Menschen nicht schon ein paar Jahre früher kennengelernt zu haben.
Wolfgangs Stippvisiten bei Haynes et alii, um für ein paar Minuten den Flaming Lips’schen Kindergeburtstag aus den Ohren zu bekommen, scheinen mir ebenfalls eine fragwürdige Rezeptionsweise zu sein, das nur am Rande, aber wenn’s wirkt! Und überhaupt, was – bitteschön!! – ist gegen Ausdruckstanz und Luftgitarre zu sagen? Ich weiß, wo euer Auto steht …

songbirdEin harsches Urteil, Sonic. Zu Unrecht, wie ich finde. Zum einen hat John Bramwell so etwas wie englische Attitude, rauh und manchmal ein wenig vulgär, aber immer mit der notwendigen Prise Ironie, auch wenn er mir am Samstag ein wenig wortkarg erschien. Daneben ist es völlig falsch, hier die Schublade „Britpop“ herauszuholen. Mit der ersten Platte wurde die Band seinerzeit – neben bspw. den Turin Brakes – der damals aufkeimenden „New Accoustic“- Bewegung zugerechnet. Vielleicht hast Du irgendwann die Gelegenheit, in eines der ersten Alben hinein zu hören.

Klar, mein Urteil ist harsch, gibt aber ungefiltert wieder, welche Bauchschmerzen mir die Musik bereitet hat. Über die Schublade Brit Pop will ich mit Dir nicht streiten, ich habe da jedenfalls viele Harmonien und Versatzstücke vernommen, die streng nach Bowie, Suede und ähnlichem klangen, just not as good. Und das hat mich unglaublich deprimiert, weiß auch nicht so recht warum. Ich bin zwar schon lange mehr kein großer Anhänger von Turin Brakes und „new accoustic“, aber selbst in diesem Referenzrahmen sieht es nach meinem Konzerteindruck für I Am Kloot nicht sonderlich gut aus.

Sollten mir frühe Alben mal begegnen, revidiere ich meinen Eindruck auch gerne – natürlich nur, falls Du die Ungezogenheiten gegen Wilco, insbesondere den weit unter der Gürtellinie einschlagenden Springsteen-Punch zurücknimmst. Wilco sind in Musik und Attitude nun wirklich Antithesen zu Springsteens arenatauglichen Jeansjacken-Rockismen. Im Übrigen a propos BAP-T-Shirt: Wenn Du von Fans mit komischem Outfit und vermeintlich verqueren Geschmacksorientierungen auf die Substanz der Musik schließt, müssten Dir Rolling Stones- oder McCartney-Konzerte ja erst recht ein Graus sein. Wenn man es erst einmal aus der Pubertät geschafft hat, sollten Kriterien wie Coolnis m.E. eh keine sonderliche Bedeutung für den Zugang zu Kulturgütern einnehmen.

Frank SchäferUnd überhaupt, was – bitteschön!! – ist gegen Ausdruckstanz und Luftgitarre zu sagen? Ich weiß, wo euer Auto steht …

Du gehst an die Sache ganz offensichtlich viel zu unverkrampft ran.

Da fällt mir ein, dass ich mich mit Dir eigentlich unglaublich gerne mal über die wirklich wichtigen Bands der 80er (Maiden, Slayer, Priest…) unterhalten hätte, das will komischerweise sonst niemand hören, selbst Clau lässt sich für sein Maiden-Album-Ranking, das eigentlich geschmeidig aus dem Handgelenk fließen sollte, verdächtig viel Zeit….

Diskussionen über die wirklich wichtigen Bands (nicht nur) der 80er immer gerne! Aber niemals, niemals, niemals … Haarwitze!!

Nein, war selbstredend nicht ernst gemeint!

Hat jemand die Setlist von Gov’t Mule? Hätte sie zumindest 30 Minuten sehen können, aber dank der Verspätung wars dann nicht mal ne Sekunde. Bis halb zwei spielten sie dann auch nicht, als ich um 20 nach noch auf den letzten Song rein wollte, war da schon leer :(

Wir hatten die Ehre, bei den Lips in den weissen Kostümen rum zu turnen. Gefühlte 50-60°, aber was solls. So was erlebt man doch nicht jeden Tag. Setlist:

Race For The Price
Silver Trembling Hands
The Yeah Yeah Yeah Song
Fight Test
Convienced Of The Hex
Evil
See The Leaves
Yoshimi
Pompeii at Götterdämmerung
The W.A.N.D.
She Don’t Use Jelly
Do You Realize

Von wegen nur drei gute Songs > Das Ende ab Yoshimi verdient eine eigene Religion :)

Ansonsten ein hammer Wochenende. Natürlich noch mit etlichen Verbesserungsmöglichkeiten (gerade die Verpfelgungssituation), aber was solls, wir liessen uns nicht unterkriegen. Meine Highlights neben den Lips; TSOOL, Bell X1, I Am Kloot, Wilco, Billy Bragg, aber auch die Jungen; Cymbal Eat Guitars, White Dwarfs… doch. ganz spannend. Auch im Witthüs einige Entdeckungen, vor allem Cory Chisel. joah.

Bemerkenswert auch, dass wir mit unseren 24 Jahren zu den mit Abstand jüngsten gehörten :)

However: Nächstes Jahr gerne wieder!

JanPPhttp://mule.net/from_the_road/index.php

Das ganze Konzert lang? wie kams denn dazu?

danke.

Das war eher Zufall. So ein bekiffter, oranger Bühnenmitarbeiter der Lips hat uns, sowie die ca. 10 anderen vor der Hauptbühne gefragt. Da konnt ich dann einfach nicht nein sagen.