Peinlich berührt – Deutsche Texte unter der Lupe

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  • #7044247  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 28,001

    Thomas ZimmerIch finde z.B. Stefan Stoppok einen sehr guten, unkitschigen, aber schon auch manchmal sentimentalen (im positiven Sinne) Texter.

    Dummerweise sind viele Texte seiner Songs gar nicht von ihm. Auf „Sensationsstrom“ war er sogar tatsächlich für den Kitsch zuständig.

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    #7044249  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 28,001

    FletcherIch habe immer den Eindruck, deutsche Musiker tun sich schwer mit dem Texten. Ist das so? Das kann man ja bestimmt nicht Länder-spezifisch begründen, sondern liegt wohl viel mehr an dem eigenen Empfinden der Sprache, oder?

    Eigentlich sollten wir aus dieser Nummer inzwischen raus sein. Durch die Schlagermucke der 70er, und die bewußt albern gehaltene NDW (bzw das, was daraus wurde), war deutsches Textgut dann natürlich mit Vorurteilen belastet. Und wer immer später versuchte, in seinen Songs wirklich was mizuteilen, wurde erstmal mißtrauisch beäugt.

    Wer heute immer noch meint, angloamerikanische Produkte seien im Durchschnitt besser getextet als deutschsprachige Sachen, tut mir leid. Es gibt sicher auf beiden Seiten sowohl richtig gutes Zeug, wie auch entsetzlichen Müll.

    Kann aber natürlich sein, dass man die schlimmsten Banalitäten auf englischer Seite nicht so wahrnimmt, weil sie einem nicht so ins Gesicht springen wie die Muttersprache. Oder weil man einen Interpretationsspielraum vermutet, den es tatsächlich gar nicht gibt.

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    #7044251  | PERMALINK

    thomas-zimmer

    Registriert seit: 03.03.2009

    Beiträge: 550

    @Close To the edge
    Ja, ich weiss, Bernie Conrads ehemals Autibahnband hat bei Stoppok grossen – bis zur hälfte – Anteil. Sorry, Flüchtigkeitsfehler – aber „seine“ Texte meine ich, die ja auch der Sänger eben so bringt wie ers bringt… und wo ist er kitschig?

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    #7044253  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 28,001

    Das Thema aus „Willi Moll in Afrika“ wurde z.B. schon viel besser umgestzt, z.B. auch vom erwähnten Niedecken. Und Dr. Pillemann find ich auch furchtbar.
    Bei den emotionaleren Themen bin ich aber bei Dir. Das kann er schon sehr gut.
    Er sagt auch einige interessante Dinge dazu in dem Interview auf der „Zeche“-DVD.

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    #7044255  | PERMALINK

    thomas-zimmer

    Registriert seit: 03.03.2009

    Beiträge: 550

    Jo, geb ich zu Pillermann ist’n bisschen flach, aber kitschig doch eigentlich nicht. Naja, bevor ich jetzt Haare spalte, geb ich mal Ruhe…

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    #7044257  | PERMALINK

    olsen

    Registriert seit: 26.05.2006

    Beiträge: 72

    Davon abgesehen: Warum ist Kitsch per se schlecht?

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    #7044259  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Ab wann ist ein Lied überhaupt kitschig? Ich glaube ähnliche Diskussionen hatten wir schon mal im Schlager-Thread, der sich mit diesem wunderbar zu ergänzen scheint…Irgendwo hier wurden doch einmal Übersetzungen veröffentlicht, vielleicht könnte man einfach mal deutsche und englische Texte gegenüberstellen, und den Kitsch- und Peinlichkeitsfaktor auf diese Weise ermitteln.

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    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7044261  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    Blitzkrieg Bettinavielleicht könnte man einfach mal deutsche und englische Texte gegenüberstellen, und den Kitsch- und Peinlichkeitsfaktor auf diese Weise ermitteln.

    Nach welchen Kriterien gegenüberstellen – Bob Dylan gegen Xavier Naidoo, Mariah Carey gegen Blumfeld?

    Mal allgemein ein paar Gedanken zum Thema:

    – „Kitsch“ ist ein sehr subjektiver Faktor, dafür gibt es keine zuverlässigen Kriterien. Wir hatten hier schon mal die Diskussion „Yesterday“ versus „As Tears Go By“, zwei Songs, die nun kaum bestreitbar Zwillinge sind, bei dem aber einige Hörer sicher sind, dass das eine schrecklicher Schmalz, das andere aber ein berührendes Lied ist. Das kann man weder an den Texten noch an der Musik schlüssig begründen, das ist reine Subjektivität. Das muss man sich einfach mal eingestehen, ist auch nichts Schlimmes. Aber die Begründbarkeit von Bewertungen hat eben ihre Grenzen.

    – Man kann Text und musikalische Form nicht völlig voneinander lösen. Ein klassischer Soulsong hat andere Texte als ein zeitgenössischer Americana-Song oder der wiederum andere als ein Rap-Song. Jedes Genre hat seine eigenen Konventionen (und natürlich auch Beispiele, die die jeweiligen Konventionen sprengen).

    – Songs werden gesungen, nicht vom Blatt gelesen. Gesungen klingt vieles schlüssiger und natürlicher, als wenn man es schwarz auf weiß vor sich hat. Gesprochene Sprache ist ja auch etwas anderes als geschriebene.

    --

    #7044263  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Herr Rossi – Bob Dylan gegen Xavier Naidoo,

    fletcher hatte ja schon im Eröffnungspost einen ähnlich haarsträubenden Vergleich aufgestellt. Ich finde trotzdem dass sich dieser Thread inzwischen ziemlich von der Intention des Eröffners entfernt hat. Wenn dir rein die Texte zu trocken sind , hier kann man ja durchaus auch Klangbeispiele anführen. Mir wurde nur etwas zu viel „Diese und jene deutschsprachige Musiker kann man sich mal anhören“ gepostet.

    --

    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7044265  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    Letztlich war Fletchers Eingangspost auch so verallgemeinernd, dass der Widerspruch folgen musste. Er bezog sich zudem auf eigene Versuche, Songs auf deutsch zu schreiben, die ihm unzulänglich vorkamen. Das ist ja eigentlich ein ganz anderes Thema.

    Ich persönlich habe nicht viel Lust, Dinge zu sezieren, die ich peinlich finde. Ich schreibe lieber über Musik, die ich schätze.

    --

    #7044267  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,820

    Herr Rossi
    – „Kitsch“ ist ein sehr subjektiver Faktor, dafür gibt es keine zuverlässigen Kriterien.

    Wirklich nicht? Über Kitsch ist doch zumindest in der Germanistik ziemlich viel theoretisiert worden. Ich erinnere mich sogar an die Abarbeitung dieses Themas kurz vor dem Abitur.

    Eine ganz ordentliche Zusammenfassung findet sich auf
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kitsch

    --

    When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)
    #7044269  | PERMALINK

    beetlejuice

    Registriert seit: 15.01.2008

    Beiträge: 7,606

    Herr Rossi

    – Songs werden gesungen, nicht vom Blatt gelesen. Gesungen klingt vieles schlüssiger und natürlicher, als wenn man es schwarz auf weiß vor sich hat. Gesprochene Sprache ist ja auch etwas anderes als geschriebene.

    Das sehe ich auch so, vielleicht ist das auch ausschlaggebend, dass manches Stück, was sich vom Text her eigentlich eher kitschig liest, gar nicht so rüberkommt.

    --

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    #7044271  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    MistadobalinaWirklich nicht? Über Kitsch ist doch zumindest in der Germanistik ziemlich viel theoretisiert worden. Ich erinnere mich sogar an die Abarbeitung dieses Themas kurz vor dem Abitur.

    Klar, es gibt Versuche, „Kitsch“ wissenschaftlich zu definieren. Das dürfte bei der Analyse von Pop-Texten selten helfen. (Populärkultur galt im klassischen Kulturverständnis per se als Kitsch.) Im alltäglichen Gespräch über Musik wie hier im Forum wird der „Kitsch“-Begriff jedenfalls völlig subjektiv verwendet.

    --

    #7044273  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    Ein Beispiel:

    The night we met I knew I needed you so
    And if I had the chance I’d never let you go
    So won’t you say you love me
    I’ll make you so proud of me
    We’ll make ‚em turn their heads
    Every place we go
    So won’t you please

    (Be my be my baby) Be my little baby
    (I want it only say) Say you’ll be my darling
    (Be my be my baby) Be my baby now
    (I want it only say) Ooh, ohh, ohh, oh

    I’ll make you happy, baby
    Just wait and see
    For every kiss you give me
    I’ll give you three
    Oh, since the day I saw you
    I have been waiting for you
    You know I will adore you
    Till eternity
    So won’t you please (…)

    Nach klassischen literaturwissenschaftlichen Kriterien ist das lupenreiner Kitsch. Ein aus schematisierten Formulierungen gebastelter Text, ohne Interpretationsspielraum, reine Projektionsfläche für Tennie-Sehnsüchte. Keine zwei Zeilen der Analyse wert. Und trotzdem ein unbestrittener Klassiker der Popmusik, hundertfach gecovert, hundertfach zitiert. Die Aufnahme der Ronettes ist unwiderstehlich. Den Song liebt so ziemlich jeder, der Pop liebt.

    --

    #7044275  | PERMALINK

    beetlejuice

    Registriert seit: 15.01.2008

    Beiträge: 7,606

    Auf Englisch hört sich das auch nicht so hölzern an, wie das oft bei dt. Texten der Fall ist. Hast Du nicht ein Beispiel für einen Song, der vorgetragen wunderbar ist, aber gelesen eher … sagen wir banal klingt ?

    --

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