Die Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik

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  • #6891177  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Jetzt verstehe ich, otis. Hab mir das auch so schon gedacht. Es bleibt aber trotzdem subjektiv, individuell. Sicherlich nachvollziehbar und anschaulich, aber eben nicht verallgemeinerbar.
    Das muss es ja vielleicht auch nicht sein. Es bedeutet aber in der Konsequenz auch, dass eine Diskussion über Kunst nur mit jemandem möglich ist, der ein ähnlich gerichtetes Interesse an ihr hat. Und ich muss mich vor jeder Diskussion womöglich auch immer wieder versichern, dass das so ist. Sonst redet man aneinander vorbei.

    In diesem Sinn haben sicher manche der hier postenden Musikfreunde gar kein Interesse an Erkenntnisgewinn. Schade eigentlich.

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    #6891179  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,625

    „Autoritär“ ist hier wohl ein missverständlicher Ausdruck, otis. Das Kunstwerk hat ja keinen Willen, dem man sich unterordnen soll, sondern eine Beschaffenheit und Bezüge zu anderen Werken und zur Welt. Die kann man zu verstehen versuchen, ihrer inneren Notwendigkeit nachspüren (und darüber kann man mit anderen Leuten diskutieren, die das Werk ähnlich oder anders verstehen). Oder man kann es einfach darauf abprüfen, ob es den eigenen Vorlieben entspricht („Ich mag es!“) oder nicht entspricht („Ich mag es nicht!“) – das ist es, was die meisten Leute meistens tun. Und natürlich wird Musik gerne als Psychostimulanz, Droge oder zur Erzeugung von Stimmungen verwendet und nicht als Werk betrachtet. Warum auch nicht, wenn man sich nur ab und zu bewusst macht, dass ein solcher Gebrauch allein nicht ausreicht, um ästhetische Urteile zu begründen.

    Die Diskussion hat sich ein ganzes Stück vom Ausgangspunkt entfernt, aber ich denke, dass die Ausgangsfragen mittlerweile beantwortet sind. Um es mal grob zu vereinfachen: Warum verteidigen Leute „schlechte Musik“ aus ihrer Jugend? Weil sie die eben nicht für schlecht halten – ihnen gefällt sie ja, und das ist für sie das Kriterium dafür, dass sie gut ist. Warum entwickeln sie sich nicht weiter? Weil sie keinen Grund dafür sehen, kein Ungenügen verspüren; sie genießen ja weiterhin das, was sie bisher genossen haben. (Andere entwickeln sich weiter, ohne das Alte aufzugeben, weil sie schon als Kind gute Musik gehört haben.) Warum hat Musik einen anderen „Nostalgiewert“ als Literatur oder Film? Weil sie der Soundtrack zu unserem Leben ist. Ein Popsong kann sich leicht mit einem Moment, einem Gefühl, einer Stimmung verbinden, mit Erlebnissen und Erfahrungen. Später bringt er die Erinnerungen zurück, und diese Erinnerungen werden beim Hören genossen, nicht nur die Musik selbst.

    Nachtrag:
    Die alten Lieder sind also mit Erlebnissen, Erinnerungen, Emotionen verbunden und haben durch Assoziation die Fähigkeit erworben, ein „Lebensgefühl“ hervorzurufen. Wenn sie gespielt werden, hört man den süßen Vogel Jugend zwitschern. Das trägt dazu bei, dass man die Musik genießt; und was Genuss bereitet, das findet man gut. Wenn man nun „trotzig“ darauf beharrt, liegt das meist an der Gesprächssituation: Hat man gerade seine Freude ausgedrückt, lässt man sich nicht gern von „Besserwissern“ sagen, das „Zeug“ sei völlig wertlos; man wehrt sich gegen den Vorwurf der „Geschmacksverirrung“.

    Bei der Analogie zur Kinder- und Jugendliteratur sollte man nicht nur bedenken, dass Musikhören anders funktioniert als Lesen. Es kommt hinzu, dass Popmusik für alle da ist und von Menschen jeden Alters gehört wird. Bei der Jugendliteratur wird gesellschaftlich erwartet, dass man da „herauswächst“, aber bei Popmusik gibt es solche Erwartungen nicht mehr. An der Musik, die man in jungen Jahren gehört hat, festzuhalten oder sie hinter sich zu lassen, ist eine ganz individuelle und insofern zufällige Angelegenheit.

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    To Hell with Poverty
    #6891181  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    @mikko: Man muss eigentlich in jeder Diskussion klären, wovon man spricht und mit welchen Kategorien man arbeitet. In der Forschung ist das ritualisiert – am Anfang eines Beitrages definiert man Thema, Fragestellung und gewählte Methode möglichst eindeutig. In so einem offenen Keis wie hier zeigen sich unterschiedliche Ansätze erst im Gespräch.

    Wir können aber auch mit unterschiedlichem Verständnis von Kunst und speziell Pop sehr gut über die verschiedenen Versionen von „Mendocino“ sprechen und kommen wahrscheinlich sogar zu ähnlichen Bewertungen.

    --

    #6891183  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

    Registriert seit: 18.03.2005

    Beiträge: 91,474

    weilstein@Hotblack Desiato
    Klar, das ergibt schon Sinn. Allerdings sollte es auch mehr als legitim sein, dieses Verhalten zu kritisieren.

    Richtig. Und Kritik an einem bestimmten Verhalten sollte doch bitte nicht mit der Kritik an einer Person gleichgesetzt werden.

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    How does it feel to be one of the beautiful people?
    #6891185  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 33,920

    argghh

    „Deine rassistischen Sprüche sind ja wohl das allerletzte, aber als Person finde ich dich dufte“.

    You’re Kidding

    Natürlich impliziert eine Kritik an einer Verhaltensweise auch eine Kritik an der Person.
    Alles andre sind Ausreden

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #6891187  | PERMALINK

    hotblack-desiato

    Registriert seit: 11.11.2008

    Beiträge: 8,595

    ClauRichtig. Und Kritik an einem bestimmten Verhalten sollte doch bitte nicht mit der Kritik an einer Person gleichgesetzt werden.

    Das geht selbst in diesem anonymen Umfeld regelmässig in die Hose.

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    ~ Mut ist, zu wissen, dass es weh tun kann und es trotzdem zu tun. Dummheit ist dasselbe. Und deswegen ist das Leben so schwer. ~
    #6891189  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

    Registriert seit: 18.03.2005

    Beiträge: 91,474

    TheMagneticFieldargghh

    „Deine rassistischen Sprüche sind ja wohl das allerletzte, aber als Person finde ich dich dufte“.

    You’re Kidding

    Natürlich impliziert eine Kritik an einer Verhaltensweise auch eine Kritik an der Person.
    Alles andre sind Ausreden

    Du nennst hier ein Extrembeispiel, welches für diese Diskussion unpassend ist. Und nein, die Kritik an einer Verhaltensweise muß nicht zwingend Kritik an der Person bedeuten. Dann müßte ich ja reihenweise Freundschaften kündigen, weil sich Menschen in meinem Umfeld nicht in der Art mit Musik oder Fußball auseinandersetzen wie ich.

    Hotblack DesiatoDas geht selbst in diesem anonymen Umfeld regelmässig in die Hose.

    Ja, klar. Anfangs habe ich mich in diesem Forum auch ständig angesprochen und herabgesetzt gefühlt. Mittlerweile weiß ich, daß das Unsinn ist.

    --

    How does it feel to be one of the beautiful people?
    #6891191  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 33,920

    ClauDu nennst hier ein Extrembeispiel, welches für diese Diskussion unpassend ist. Und nein, die Kritik an einer Verhaltensweise muß nicht zwingend Kritik an der Person bedeuten. Dann müßte ich ja reihenweise Freundschaften kündigen, weil sich Menschen in meinem Umfeld nicht in der Art mit Musik oder Fußball auseinandersetzen wie ich.

    .

    nein weil es darum geht, es auch wenn es durchaus auch Kritik an der PErson ist, es dennoch nicht zu persönlich zu nehmen. Nur so kann es funktionieren. auch wenn es paradox wirkt.Außerdem ist die Kritik an einer Person ja nicht gleichbedeutend mit völliger Abneigung, im Gegenteil manchmal kann sie ja vor allem „hilfreich“ gemeint sein. Eine Kritik an der Verhaltensweise einer Person losgelöst von Kritik an der Person indes halte ich für utopisch. Zugegebenermaßen war mein Beispiel mit Absicht überspitzt gewählt.

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #6891193  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,917

    otis[…]
    Kunst als solche ist autoritär, sonst ist sie für die Tonne. Kunst ist nicht demokratisch und nicht tolerant, sie ist in höchstem Maße nur sie selbst oder gar nichts.[…]

    Zustimmung.

    Herr Rossi[…]
    Ich verstehe jedenfalls die ganze Diskussion um „Jugendsünden“, von denen man sich gefälligst weiter zu entwickeln habe, nicht. Vieles, was mich als Kind und Jugendlicher begeistert hat, besteht für mich bei der Wiederbegegnung mühelos den Test, das gilt auch für Bücher, Filme und Serien. Manches dagegen erweist sich als veraltet oder nicht so gut, wie einst empfunden, das ist dann schnell abgehakt.
    […]

    Grundsätzlich verteufelt hat das WD auch nicht, wenn ich das richtig gelesen habe und ich ebenfalls nicht (ich höre seit der Veröffentlichung Blondies Plastic Letters). Es geht um die Begründung: die Musik ist gut, weil sie mich an etwas erinnert – das kann eine erste Begründung sein, aber es bleibt doch letzten Endes hohl. Denn so kann es ja kein anderer nachvollziehen.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #6891195  | PERMALINK

    bob-sacamano

    Registriert seit: 03.10.2008

    Beiträge: 164

    otisWenn es dem DJ nichts ausmacht, sollte die Diskussion in einen anderen Thread verlegt werden.

    Überflüssig. Der Graben der Verständnislosigkeit ist zu groß, als dass Nes & Co. ihn überqueren könnten. Ich verschwinde jetzt auch ganz schnell wieder, bevor hier noch die ganz großen Forumsdeppen aufschlagen.

    --

    "Frank Zappa is the most untalented musician I've ever heard... He can't play rock 'n roll because he's a loser..." Lou Reed according to Neil Slaven
    #6891197  | PERMALINK

    dougsahm
    Moderator

    Registriert seit: 26.08.2002

    Beiträge: 17,863

    Bob SacamanoÜberflüssig. Der Graben der Verständnislosigkeit ist zu groß, als dass Nes & Co. ihn überqueren könnten. Ich verschwinde jetzt auch ganz schnell wieder, bevor hier noch die ganz großen Forumsdeppen aufschlagen.

    Warum auf einmal so garstig, kramer ?

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    #6891199  | PERMALINK

    kritikersliebling

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 18,340

    Bob SacamanoÜberflüssig. Der Graben der Verständnislosigkeit ist zu groß, als dass Nes & Co. ihn überqueren könnten. Ich verschwinde jetzt auch ganz schnell wieder, bevor hier noch die ganz großen Forumsdeppen aufschlagen.

    Komm doch mal rüber und bring soviele Freunde wie möglich mit. Es gibt Himbeereis zum Frühstück und Lieder, die Brücken sein können.

    --

    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #6891201  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    lathoGrundsätzlich verteufelt hat das WD auch nicht, wenn ich das richtig gelesen habe und ich ebenfalls nicht (ich höre seit der Veröffentlichung Blondies Plastic Letters). Es geht um die Begründung: die Musik ist gut, weil sie mich an etwas erinnert – das kann eine erste Begründung sein, aber es bleibt doch letzten Endes hohl. Denn so kann es ja kein anderer nachvollziehen.

    Das ist doch klar. Wer Musik nur noch mit nostalgischen Erinnerungen verbindet und sich nicht mehr dafür interessiert, neue und unbekannte Musik kennenzulernen, der ist für den Pop mehr oder weniger verloren. Kann man ja bei den meisten Freunden und Bekannten so ab Anfang 20 beobachten und übrig bleiben diejenigen, die sich weiterhin für Pop interessieren. Die trifft man dann z.B. hier, die reinen Nostalgiehörer sind hier in der Minderheit und verschwinden nach einiger Zeit wieder.

    Aber wie so gerne verrührt Wolfgang verschiedene Dinge: Die Verständnislosigkeit darüber, dass erfahrene Musikhörer sich für dieses und jenes begeistern, was ihm wertlos erscheint, kann er sich nur mit Nostalgieseligkeit erklären. Ich konnte mit Bap beispielsweise nie etwas anfangen, aber der kleinen Bap-Gemeinde hier im Forum geht es doch nicht um Nostalgie, sondern um die Musik. Da muss Wolfgang also ein anderes Erklärungsmodell suchen, um das für ihn Undenkbare denkbar zu machen, um vielleicht zu verstehen, warum Menschen zu einer solchen „Selbstentblödung“ in der Lage sind.
    Mein Unverständnis bezieht sich vielmehr auf das Schreckensszenario kindlichen Kulturerlebens, dass Wolfgang hier nicht zum ersten Mal entfaltet, und dem man angeblich entkommen muss. Da stellt sich mir schon die Frage, inwieweit hier autobiographische, subjektive Erfahrungen in allgemeingültige, objektivierende Behauptungen umgemünzt werden. Kein unübliches Vorgehen. Es ist eine dunkle Nostalgisierung, eine Schreckensromantik, die liebevoll gepflegt wird.

    --

    #6891203  | PERMALINK

    weilstein

    Registriert seit: 10.10.2002

    Beiträge: 11,095

    Rossi, das Thema war eigentlich recht interessant (wie auch doug bemerkte). Ich würde auch noch gerne ein paar Worte über Deine Kommentare verlieren. Aber nicht in diesem Thread, wenn das Thema abgelöst wird gerne.
    Diese Diskussion war bis zu einem gewissen Punkt durchaus interessant. Deine polemischen Kommentare, das Verdrehen von Worten und Tatsachen haben die eigentliche Diskussion leider extrem aus dem Gleichgewicht geworfen und in einen Boulevard der Komplexe verwandelt.

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    #6891205  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    @weilstein: Ich kann die Diskussion gerne verschieben. Und habe eben auch meinen letzten Post editiert, war übereilt geschrieben, ich möchte die Diskussion eigentlich nicht aus dem Ruder laufen lasse.

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