The Black Keys

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  • #1031349  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    THR BIG COME UP

    Das Debüt von The Black Keys (kurz auch: TBK) THE BIG COME UP (2002) beginnt mit einem absolut klassisch klingenden Blues-Motiv auf der E-Gitarre. Eigentlich erwartet man als nächstes die Stimme von John Lee Hooker, Howlin’ Wolf oder Muddy Waters zu hören. Stattdessen hört man aber Dan Auerbach, damals gerade Anfang 20, aber doch mit einer kräftigen und reifen und rauen Stimme. Verzerrter und satter Gitarrensound, dazu ein sparsam ratterndes Schlagzeug von Pat Carney, das das Stück namens BUSTED knapp und effektiv strukturiert. DO THE RUMP ist dann richtig rumpelig, auch hier ein deutlicher Blueseinschlag. Rockiger wird es dann mit I’LL BE YOUR MAN und mit COUNTDOWN fangen TBK an zu grooven. An den Anfang von THE BREAKS haben TBK einen Hip Hop-Beat gesetzt (aber nur als gesampeltes Zitat), man merkt also, dass der musikalische Horizont von TBK durchaus über den Tellerand des Blues hinausreicht. HEAVY SOUL ist ein herrlich groovender Bluesrock, bei dem kurz vor Schluss die Sicherungen durchzubrennen drohen, weil DA ausgiebig Gebrauch von der Fuzzbox macht und PC als Produzent nicht zimperlich dabei ist, das kurze Gitarrensolo brutal in den Vordergrund zu mischen, so dass die Trommelfelle fast bis zum Anschlag belastet werden. SHE SAID SHE SAID ist ein Cover des Beatles-Songs.

    Auch die übrigen Songs changieren zwischen Blues und Rock. Sie sind vielleicht nicht alle herausragend aber grundsolide. Absolut überzeugend ist aber die frische wir-haben-keine-Chance-aber-wir-nutzen-sie-Haltung von TBK. Da klingt so, als hätte man es mit den bescheidenen technischen Mitteln, über die man verfügt, selbst zusammengezimmert. Der Sound hat bestenfalls Übungskellerqualität, keinerlei Brillanz und Tranzparenz, ist aber satt und kraftvoll. Fängt den verzerrten, tiefenlastigen Klang der Gitarre und der Stimme von DA perfekt ein und die Drums rumpeln und scheppern. Der Verzicht auf einen Bass ist keineswegs ein Mangel, sondern hat den Effekt, dass die Musik sehr konzentriert und komprimiert und auf den Punkt gebracht klingt. Es spielt sich alles auf engstem Raum und in einer kurzen Zeitspanne ab. Basta!

    50er Jahre Blues, Jimi Hendrix, britischer Bluesrock der späten 60er, vielleicht sogar die sumpfigeren Stücke von CCR sind wohl einige der Bezugspunkte von TBK. Was aber TBK aus der nostalgischen Retro-Ecke herausholt, ist, dass sie offensichtlich auch amerikanischen Indierock der 80er und 90er lieben. PC hat mal erwähnt, dass ihn als Teenager die Band Pavement (die ich – offen gesagt – nicht kenne) schwer beeindruckt hat. Ich kann es natürlich nicht belegen, aber ich würde mich so weit herauslehnen, zu behaupten, dass auch Bands wie Hüsker Dü und vor allem Dinosaur Jr. bei TBK Spuren hinterlassen haben. Die kleinen Hip Hop Zitate deuten noch auf etwas anderes hin, von dem wir später mehr hören werden: auch Black Music ist den THK nicht fremd.

    THE BIG COME UP ist ein gutes und frisches Debüt. Keineswegs perfekt aber durch seine sympathische, engagierte do-it-yourself Haltung überzeugend. Ich kenne TBCU erst seit kurzem. Die erste Platte von TBK, die ich hörte, war der Nachfolger THICKFREAKNESS. Ein Stück davon traf mich direkt in die Magengrube. Davon später.

    Gruß,

    F.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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    #1031351  | PERMALINK

    janpp

    Registriert seit: 28.08.2002

    Beiträge: 7,179

    FriedrichImmer schön der Reihe nach! ;-)
    F.

    Was heißt das? Muss ich warten, bis du alle Alben durchexerzierst, bevor du was zu Blackroc schreibst?;-)
    aber schöne Beschreibung trotzdem.

    Friedrich…die Band Pavement (die ich – offen gesagt – nicht kenne) schwer beeindruckt hat.

    shame on you. Bitte nachholen!!

    --

    RAUSCHEN Akustische Irritationen aus Folk, Jazz & beyond. Jeden 2. und 4. Dienstag, 19 Uhr. Auf Tide 96.0. http://www.mixcloud.com/Rauschen/[/URL]
    #1031353  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    JanPPWas heißt das? Muss ich warten, bis du alle Alben durchexerzierst, bevor du was zu Blackroc schreibst?;-)

    Na ja, ich bin ein altmodischer, fast schon spießiger Mensch, der ungern von seinen Gewohnheiten abweicht und ein strukturiertes Vorgehen bevorzugt. Daher schlage ich eine chronologische Vorgehensweise vor. Ausnahmsweise wäre ich bereit, davon abzuweichen und würde es akzeptieren, dass BLACKROC in der Reihenfolge vorgezogen wird. Dazu müsste sich aber jemand anderes bereit erklären. ;-)

    JanPPaber schöne Beschreibung trotzdem.

    Vielen Dank!

    Friedrich… die Band Pavement (die ich – offen gesagt – nicht kenne)

    JanPPshame on you. Bitte nachholen!!

    Ja, ich schäme mich. Aber ich kann nicht alles kennen … Gibt’s zu Pavement einen Thread? Schreib doch mal was dazu!

    Lieber Gruß.

    Edit: Wenn jemand was zu Blackroc schreiben möchte: Nur zu! Ich selbst bin kein Hip Hop Experte, kenne die meisten der auf der Platte vertretenen Rapper nicht und kann mich vermutlich daher sowieso nur bedingt kompetent äußern.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #1031355  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    Das Titelstück von THICKFREAKNESS (2003) (übrigens: kann jemand das Wort „THICKFREAKNESS“ angemessen ins Deutsche übersetzen?) beginnt mit einem ansteigenden Slide-Sound auf der E-Gitarre von Dan Auerbach, so als würde man einen Motor starten. Dann setzt ein knappes Riff ein, Pat Carney steuert auf den Drums einen schleppenden Beat bei. Mit HARD ROW kommen TBK auf Betriebstemperatur und spätesten bei SET YOU FREE geraten sie in den roten Drehzahlbereich. Ein krachender Wirbel auf der Snare und von da gibt es einen offenen Schlagabtausch von Gitarre und Drums, dass es nur so rummst. Darüber DAs cooler, testosterongesättigter Gesang. Weniger als 3:00 lang, aber enorm dicht und auf den Punkt gebracht. Da passt kein Blatt Papier mehr zwischen DA und PC. Und schon gar kein Bass oder irgendein anderes Instrument. Bevor der Kühler überkocht nehmen TBK das Tempo dann erst mal etwas raus. Auf dem Cover HAVE LOVE WILL TRAVEL, geschrieben von einem gewissen Richard Berry, der auch für LOUIE, LOUIE verantwortlich zeichnet, ziehen sie wieder an, EVERYWHERE I GO (ein Cover von Junior Kimbrough) ist ein knapp 6-minütiger, monotoner und hypnotischer Bluesrock usw. usf. Das Niveau wird jedenfalls durchgehend gehalten. Den Abschluss bildet dann ein minimalistischer, langsamer und nachdenklicher Blues, I CRY ALONE.

    DA und PC sind perfekt aufeinander eingespielt und bilden zwei untrennbare Widerparts, so dass ihr Spiel wirkt wie eine Mischung aus Rock’n’Roll-Tanzen und Ringkampf. Jeder Ton hakt sich in den anderen ein oder findet ein Gegenstück, an dem er abprallt und irgendwie wieder auf den Füßen landet um sofort zum nächsten Sprung anzusetzen. Dabei geht es mal auch etwas ruppig zu, aber das ist gut so, denn am Ende der Platte ist man zwar verschwitzt und erschöpft, hat eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebt und dabei vielleicht auch ein paar blaue Flecken abbekommen, ist aber rundum zufrieden. Es zeigt sich aber auch schon eine ruhige und nachdenkliche Seite der TBK, siehe EVERYWHERE und CRY ALONE.

    Das ist alles nicht gerade subtil im Sinne von filigran und transparent, sondern geht ohne viel Umschweife nach vorne los und springt den Hörer direkt an. Zupackend und maskulin (ja!), aber nicht machohaft. Dazu sind die DA und PC zu jung und schlacksig. Das Kunststück der TBK ist, dass sie bei aller Kraft und Aggressivität beweglich und elastisch bleiben und grooven. Das reduzierte Instrumentarium und PCs unprätentiöse und immer noch technisch simple, aber gegenüber der Vorgängerplatte TBCU deutlich fokussiertere Produktion („his patented recording technique called medium fidelity“ heißt es auf dem Cover) halten die Musik der TBK kompakt und knackig. Ich meine da wieder nicht nur das solide Bluesfundament zu hören, sondern auch die Frische und den Sturm und Drang von frühem Punk und Alternative Rock der 80er und 90er.

    Klang THE BIG COME UP noch etwas unfertig, so ist THICKFREAKNESS eine stimmige Platte aus einem Guss. Ich habe vor Jahren mal SET YOU FREE zufällig im Radio gehört. Ein Glücksfall, denn das Stück packte mich sofort und am nächsten Tag stand ich im Plattenladen um THICKFREAKNESS käuflich zu erwerben. Ich habe es nicht bereut: eine tolle Platte!

    F.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #1031357  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

    Registriert seit: 19.05.2003

    Beiträge: 17,435

    Da war doch noch was! Vor längerer Zeit schon begeisterte mich „Set you free“ auf dem School of Rock Soundtrack. Begeisterte mich sogar außerordentlich. Und das Album dazu wollte ich unbedingt erstehen – hab es aber immer wieder verschoben und schließlich vergessen. Danke für die Erinnerung!

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    #1031359  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    Whole Lotta Pete
    Danke für die Erinnerung!

    Gern geschehen! Würde gerne Deinen Kommentar lesen.

    Oft fallen einem die schönsten Formulierungen ja erst dann ein, wenn die Gelegenheit, sie zu äußern schon vorbei ist. Aber hier kann ich es ja nachholen: THICKFREAKNESS beginnt nicht nur mit einem „knappen Riff“. Wesentlich ist: dass es ein sehr reduziertes, fast nur angedeutetes, aber umso deutlicher rhythmisch akzentuiertes Riff ist. Das bringt die Sache zum Grooven. Denn das ist eine der großen Stärken von TBK. So simpel ihre Musik auch beim falsch verstandenen Hören wirken mag, wenn man sie also ausschließlich auf Blues- und Rock-Muster und das begrenzte Instrumentarium – wenngleich beides natürlich auch zutrifft – reduziert, so raffiniert ist sie, was Akzente und Nuancen betrifft. Nicht in dem Sinne, dass es etwa solch subtilen dynamischen Unterschiede im Anschlag eines klassischen Pianisten gibt. Schließlich reden wir hier von Rockmusik! Sondern in dem Sinne, dass Pat Carney den Beat verschleppen oder antreiben kann und dass Dan Auerbach den Klang seiner Gitarre dehnt oder presst, ihn heulen lässt oder ihn dämpft und dass das alles zusammen in einem dynamischen Wechselspiel steht. Der Gesang bleibt dabei aber meistens cool. Fast so etwas wie ein ruhender Pol. Das schafft Spannung!

    Klang, Sound ist noch mal ein anderes Thema, das bei TBK auch noch eine Rolle spielen wird. Aber dazu später.

    Gruß,

    F.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #1031361  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

    Registriert seit: 19.05.2003

    Beiträge: 17,435

    FriedrichGern geschehen! Würde gerne Deinen Kommentar lesen.

    Werde das gern tun, hier ist ja sonst nicht viel los. Habe aber noch nicht bestellt.

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    RadioStoneFm.de[/URL][/SIZE][/COLOR][/SIZE]
    #1031363  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    Whole Lotta PeteWerde das gern tun, hier ist ja sonst nicht viel los. Habe aber noch nicht bestellt.

    Just do it! ;-)

    F.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #1031365  | PERMALINK

    stef1205

    Registriert seit: 12.08.2009

    Beiträge: 444

    Thickfreakness = Fette Eigenart:lol:
    Einiges lässt sich nicht übersetzen! Wie Tocotronic schonmal in anderem Zusammenhang bemerkten: Über Sex darf man nur auf Englisch singen

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    #1031367  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    stef1205Thickfreakness = Fette Eigenart:lol:
    Einiges lässt sich nicht übersetzen! Wie Tocotronic schonmal in anderem Zusammenhang bemerkten: Über Sex darf man nur auf Englisch singen

    Die Übersetzung passt ja irgendwie. Danke! Auf englisch klingt das aber in der Tat besser. Von Tocotronic verstehe ich jedoch nichts.

    Weiter im Text:

    Der geringen Anzahl der hier geposteten Beiträge nach zu urteilen, handelt es sich bei TBK um eine der most-ignored Rockbands unserer Tage. Das darf nicht so bleiben und daher werde hier ich mal schön weiter die Werbetrommel rühren. ;-)

    Im Jahr 2004 erscheint RUBBER FACTORY. Rubber? Genau, da war doch was: TBK stammen aus Akron, OH, der heruntergekommenen Gummimetropole der USA. (Ich erwähnte das bereits.) Die Proben (und vielleicht auch die Aufnahmen? Weiß nicht genau …) für RUBBER FACTORY fanden in einem ehemaligen Lagerhaus oder einer Fabrik statt. Für die Mythenbildung wäre es natürlich am besten, wenn es sich tatsächlich um eine Gummifabrik handeln würde. Ich kann das weder bestätigen noch dementieren. Eines ist aber sicher: Das Cover von RUBBER FACTORY ist ganz großartig! Eine Collage von s/w-Aufnahmen von Akron, OH. Alte Lagerhallen, Silos, Sendemasten, Werbeschilder, darunter das Goodyear-Emblem, Luftschiffe, ein alter Straßenkreuzer, eine alte indianische Skulptur, ein Stapel Altreifen, eine finster wirkende Kirche uvm. Das ganze auf rotem Hintergrund. Aus einem Schornstein quillt eine weiße Rauchwolke, auf der der Bandnahme und der Titel der Platte prangt und rechts am Rand ein Farbfoto von zwei Burschen, die etwas unbeteiligt in der Gegend herumschauen. Das sind natürlich TBK. Der lange Schlacks Pat Carney, mit einem lustigen Hut auf dem Kopf und daneben etwa einen halben Kopf kürzer Dan Auerbach. Klappt man das Cover auf, sieht man eine ähnliche Collage. Diese zeigt aber nicht das urban wasteland von Akron, sondern Einzelheiten des Proberaums/Studios von TBK: Drums, Gitarren, Verstärker, Mikrofone, allerlei anderes technisches Gerät, Wasserflaschen, Kaffeebecher, gleich mehrfach die TBK selber und irgendwo in der Mitte liegt sogar PCs lustiger Hut rum.

    Ich fand immer, dass dieses Cover eine sehr stimmige Illustration der Musik von TBK ist. Vielleicht nicht immer schön, sondern in einem Milieu verwurzelt, das schon mal bessere Tage gesehen hat, das TBK reflektierten, aber gegen das sie sich gleichzeitig auch anstemmen. Mit viel Tradition, doch was die Zukunft bringt, weiß kein Mensch. Machen wir das beste draus. Ruppig aber herzlich sind TBK, mit dem Geruch von Schweiß und Gummi. Und manchmal auch mit ein paar Tränen.

    Soviel alleine zum Cover von RUBBER FACTORY. Zur Musik später.

    F.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #1031369  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    Weiter geht’s mit der TBK-Heldenverehrung. Wir müssen schließlich vorankommen, sonst werden wir am 18. Mai noch von der neuen TBK-Platte rechts überholt.

    Nachdem ich im letzten post ausschließlich über das Cover von RUBBER FACTORY philosophiert habe, will ich es nicht versäumen, hier auch noch ein paar kurze Anmerkungen zur Musik zu machen. ;-)

    RuBBER FACTORY setzt die Gewohnheit von TBK fort, getragen anzufangen und dann Tempo aufzunehmen. Was das erste Stück von RF, WHEN THE LIGHTS GO OUT, aber auf Anhieb von anderen Stücken der TBK unterscheidet, ist, dass wir darauf nicht nur eine akustische Gitarre hören, sondern dass TBK hier verschiedene Sounds übereinander schichten. Klingt richtig produziert! PCs Drums schleppen sich schwer und träge daher. Im Hintergrund hören wir eine weitere Gitarre disharmonisch und monoton wimmern, was dem Stück eine unheilvolle und düstere Stimmung verleiht. Mit 10 A.M. AUTOMATIC bekommen wir dann gewohnte TBK-Kost serviert. Ein packendes Riff, kraftvolle Drums und gegen Ende wird wieder die Fuzzbox angeworfen, dass es nur so zieht und zerrt. Die unheilvolle Stimmung bleibt jedoch: „What about the night / makes you change / from sweet to derranged / what about my voice / tells you who / who’s been wrong to you?“

    Jemand meinte hier ja mal, TBK hätten Jimi Hendrix und James Brown gefrühstückt. Ich hätte es nicht so ausgedrückt, aber JUST COULDN’T TIE ME DOWN hört sich tatsächlich so an. Das Stück groovt wie Sau! Knapp arrangiert, pointiert und rockend, ja funky! Wo ist der Club, in dem ich dazu tanzen kann? GIRL IS ON MY MIND ist ein weiteres Highlight, ein kompaktes Rockstück mit einem unwiderstehlichen Riff, das nicht nur SONY, sondern auch der Dessous-Hersteller VICTORIA’S SECRET in einem Werbespot verwendeten. Eigenartig eigentlich, dass die Musik der TBK, die ja nun nicht unbedingt mainstream-kompatibel ist, auf dem obskuren FAT POSSUM-Label erscheint und eher bescheidenen kommerziellen Erfolg hat, sich in der Werbung wieder findet.

    Der Höhepunkt von RF ist aber die Ballade THE LENGTHS. Hier wird weiter ausgeführt, was sich auf den nachdenklicheren Stücken des vorherigen Albums und auf LIGHTS GO OUT bereits andeutete: TBK werden sentimental! Akustische Gitarre, im Hintergrund eine Lapsteel, zurückhaltende Drums und DA singt mit zerbrechlicher Stimme „Tell me where you’re going / or what is going wrong / I felt you leaving / before you’d even gone / and hold me now / or never hold me again / no more talk / can take me from the pain I’m in“ Wunderschön gespielt und aufgenommen, herzerweichend!

    Man könnte auf jeden einzelnen Song eingehen, aber das sprengt hier den Rahmen. GROWN SO UGLY ist ein Cover von einem Robert Pete Wiliams (ein 1980 verstorbener Bluesmusiker), ACT NICE AND GENTLE ist ein Song von The Kinks. Das Referenzsystem zwischen Blues, R&B, British Invasion und Alternative Rock bleibt also bestehen. TBK erweitern aber auf RF das Spektrum ihrer Musik. Nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand, sondern sie lassen Raum für Nachdenklichkeit und – ja! – Verletzbarkeit. Die Platte ist stilistisch weiter aufgefächert und auch von der Produktion her vielschichtiger und transparenter. Nicht mehr nur Drums-hier-und-Gitarre da, die sich gegen- und aneinander abarbeiten, wie noch auf THICKFREAKNESS (was aber auch toll ist!). RUBBER FACTORY ist raffinierter, lässt Zwischentöne zu, ohne aber an Kraft zu verlieren und ist damit nicht nur ein großer Schritt für TBK sondern auch ihr bis dahin reifstes Werk.

    Die nächste Platte, die TBK veröffentlichten, war die EP CULAHOMA. Ich kenne die leider nicht. Wenn sich jemand dazu äußern möchte, immer raus damit!

    Grüße vom Balkon,

    F.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #1031371  | PERMALINK

    stef1205

    Registriert seit: 12.08.2009

    Beiträge: 444

    Friedrich
    Die nächste Platte, die TBK veröffentlichten, war die EP CULAHOMA. Ich kenne die leider nicht. Wenn sich jemand dazu äußern möchte, immer raus damit!

    Grüße vom Balkon,

    F.

    Die EP Culahoma wurde nach Junior Kimbrough’s gleichnamigen Juke Joint benannt, welcher im Jahr 1999 komplett abbrannte. Die leider nur 30 Minuten dauernde EP enthält ausschließlich Coverversionen von Junior Kimbrough Songs. Kimbrough wird von TBK als Vorbild benannt. Er spielte – ähnlich wie RL Burnside – eine Art rauen, elektrischen Delta-Blues, meistens begleitet von einer kleinen Band, der sich der Musik von TBK ähnelt. Die Coverversion sind sehr einfühlsam interpretiert:
    Herausragend sind die Stücke „Have Mercy On Me“ (sehr gute schnell-langsam Nummer), „Meet Me In The City“ und „My Mind Is Rambling“. Am Ende wird noch eine AB-Mitteilung von Junior Kimbrough’s Witwe eingespielt, die sinngemäß sagt, dass die Songs sehr gut interpretiert sind.

    Zum Weiterhören sollte man sich die CD „Sad Days Lonely Nights“ besorgen. Sehr empfehlenswert!!!

    --

    #1031373  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    stef1205Die EP Culahoma wurde nach Junior Kimbrough’s gleichnamigen Juke Joint benannt, welcher im Jahr 1999 komplett abbrannte. Die leider nur 30 Minuten dauernde EP enthält ausschließlich Coverversionen von Junior Kimbrough Songs. Kimbrough wird von TBK als Vorbild benannt. Er spielte – ähnlich wie RL Burnside – eine Art rauen, elektrischen Delta-Blues, meistens begleitet von einer kleinen Band, der sich der Musik von TBK ähnelt. Die Coverversion sind sehr einfühlsam interpretiert:
    Herausragend sind die Stücke „Have Mercy On Me“ (sehr gute schnell-langsam Nummer), „Meet Me In The City“ und „My Mind Is Rambling“. Am Ende wird noch eine AB-Mitteilung von Junior Kimbrough’s Witwe eingespielt, die sinngemäß sagt, dass die Songs sehr gut interpretiert sind.

    Zum Weiterhören sollte man sich die CD „Sad Days Lonely Nights“ besorgen. Sehr empfehlenswert!!!

    Kurz und knapp, wie TBK selbst! Danke, stef!

    Die Alben der TBK haben in der Regel etwa Vinyl LP-Länge, also 40 Minuten. Das ist auch okay, denn das funktioniert von der Dramaturgie sehr gut. Insofern kann man sich über die 30 Minuten der EP eigentlich nicht beklagen. (Bei den Ramones waren manche LPs nicht mal so lang!)

    F.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #1031375  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    Nur noch 10 Tage bis zur Veröffentlichung des neuen The Black Keys-Albums BROTHERS. Wir haben aber noch zwei TBK-Alben aus dem back catalogue, eine Hip Hop-Kollaboration und ein Dan Auerbach-Soloalbum zu besprechen. Die Zeit drängt also.

    Offenbar besteht bei den RS-Forianern mehr Diskussionsbedarf wegen eines einzigen, mehr als 30 Jahre alten Songs der Stones und einer noch nicht einmal veröffentlichten Scheibe des Barock Pop-Dinosauriers Jeff Lynne/ELO als wegen des heißesten Rock Duos Anfang des 21. Jahrhunderts. Die Geschmäcker sind halt verschieden, da kann man nichts machen. ;-) TBK fliegen offenbar unter dem Radar und das ist auch gut so. Da wird man zwar nicht so leicht wahrgenommen, darf aber machen, was man will. Gerade das gefällt mir und deswegen mache ich weiter. Dennoch möchte ich noch mal erwähnen, das jeder eingeladen ist, sich hier zu beteiligen.

    Das vierte TBK-Album MAGIC POTION (dtsch: Zaubertrank) erschien 2006. Das Cover zeigt vorne die Zeichnung eines Farbergé-Eis, auf der Rückseite die Zeichnung eines Vogels und auf der Innenseite das Foto eines – Spiegeleis. Das Beste sind aber die Fotos im Booklet: TBK in ihrem Proberaum, einem Keller, in dem neben allerlei musikalischen Gerät auch eine Waschmaschine steht. Wie gesagt: TBK fliegen unter dem Radar.

    Gleich das erste Stück auf MP ist ein kleines Meisterwerk. JUST GOT TO BE ist ein 3-minütiges Drama zwischen E-Gitarre und Drums. Ein knackiges Thema mit spannendem stop-and-go, unheimlicher Text („evil hearts / in dark places / but now I find it / in familiar faces“) und kurz vor Schluss schraubt Dan Auerbach JGTB mit einem kurzen Solo auf den Höhepunkt, bevor das Stück wieder auf dem Boden landet. Grandios! Knapp und effektiv auf den Punkt gebracht. Diese Einfachheit zeichnet MP über die gesamte Länge aus. YOUR TOUCH ist ein packender Rocker, YOU’RE THE ONE und THE FLAME zeigen wieder die melancholische und nachdenkliche Seite der TBK. STRANGE DESIRE ist ein weiteres Meisterstück an dramatischen Songaufbau, wobei hier die Intensität im Laufe des Stücks gesteigert wird, indem TBK das Tempo raus nehmen und sich auf einen kurzen psychedelischen Trip begeben. MODERN TIMES fetzt dann wieder und die übrigen Songs sind nicht von minderer Güte. Jeder einzelner ein kleiner Ohrwurm.

    Bei aller Qualität ist MAGIC POTION für TBK jedoch kein Schritt nach vorne. Sie gehen nicht weiter auf dem Weg, auf den sie sich mit RUBBER FACTORY begeben hatten. Also nicht weiter in Richtung größere stilistische Breite und komplexere Produktion. Nichts Neues also von TBK. MP ist back to basics. Auf die Essenz reduzierter, riff-orientierter, im Blues verwurzelter Rock, der sich ausschließlich zwischen git., dr. und voc. abspielt. TBK tun das, was sie am besten können, und zwar auf höchstem Niveau. Insofern ist MP auch keineswegs enttäuschend. Eine runde Sache mit durchweg erstklassigen Songs. TBK könnten immer so weitermachen. Dennoch haben sie sich für die nächste Platte ATTACK & RELEASE etwas Neues ausgedacht.

    Fortsetzung folgt.

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    #1031377  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

    Registriert seit: 19.05.2003

    Beiträge: 17,435

    FriedrichGern geschehen! Würde gerne Deinen Kommentar lesen.

    So, ich hab jetzt „thickfreakness“ aus dem Briefkasten geangelt und höre sie gerade zum ersten Mal. Das wird also ein ganz frischer Eindruck, da ich sie bisher ausschließlich von dem einen Song „Set You Free“ kannte.

    Ich hab deine Beiträge gelesen und fühle mich gleich beim von dir erwähnten Reduzieren auf einige Schlagworte ertappt, aber Eindrücke sind nun mal Eindrücke. Zuerst haben wir da eine Überraschung, da ich nicht eine derartige Orientierung am Blues erwartet hätte. Bisher ordne ich das Ganze spontan als „Garage-Blues“ ein. Der eigentümliche Sound scheint von einer absichtlich spartanisch gehaltenen Produktion zu kommen, die mir aber gut gefällt. Der Drummer macht mir Freude, weil ich diese Art des Zwischenbeats mag und es in einigen Momenten eine Art Hendrix-Feeling ergibt, die mir zusagt.

    Die Gitarre ist angenehm verzerrt und oft etwas schleppend eingesetzt, auch das gefällt. Allerdings bin ich jetzt beim siebten Stück „Everywhere I Go“ angelangt und höre ein paar Unebenheiten im Tempo, die etwas lahmen. Reduzieren scheint bei den Black Keys eine große Rolle zu spielen, das ist mir an sich nicht ungelegen. Allerdings fehlt manchmal etwas Drive durch die 2-Mann-Besetzung. Bei „Set You Free“ auf keinen Fall, aber bei ein paar anderen Stücken kommt es mir so vor, als hörte ich gewisse Lücken. Sicher werden häufig die White Stripes als Vergleich heran gezogen, mit denen ich nichts anfangen kann. Insgesamt aber bisher für The Black Keys Daumen hoch, keine Frage! Schreibe evtl. noch mal was, wenn das Album noch einige Male rotiert ist.

    --

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