Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden?

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  • #55857  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Ausgehend von dem Thread bei „News & Gossip“ zu Hamburgs verödender Clublandschaft stelle ich die Frage hier mal zu Diskussion:

    Soll Kultur – insbesondere Rock und Pop Musik – staatlich gefördert oder subventioniert werden? – Falls nein, warum nicht? – Falls ja, in welcher Form? Nach welchen Kriterien?

    Ich selbst bin in dieser Frage unschlüssig. Einerseits halte ich nichts davon, dass sich staatliche Institutionen oder gar die Politik in die Belange von Musikern, Musikbusiness und allem, was damit zu tun hat, einmischen. Andererseits fand ich die Förderung so genannter „freier Gruppen“ durch den Berliner Kultursenat oft durchaus sinnvoll und hilfreich. Und auch die zum Teil aus Steuermitteln finanzierte Förderung von Rockmusik in Finnland hilft enorm, finnische Rockmusik im Ausland überhaupt bekannt zu machen.

    Daher bin ich für eine Form der Förderung, die Eigeninitiative unterstützt, Anschubfinanzierung leistet oder Ausfallbürgschaften (für Tourneen etwa) übernimmt. Die Frage, wer ist förderungswürdig, ist allerdings immer eine schwierige, die zu beantworten, sich alle einschlägigen Institutionen äußerst schwer tun. Bzw. gibt es da wohl fast immer offene oder verdeckte Protektion, Projekte, die schlicht dreister oder sagen wir cleverer sind bei der Inanspruchnahme von Mitteln.

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      #6722951  | PERMALINK

      m-c

      Registriert seit: 13.11.2007

      Beiträge: 979

      Förderung? Die Anerkennung von Kunstschaffenden als Erwersbstätige und Unternehmer sollte im Bewusstsein von Politik und Investoren verankert sein.
      Die Arroganz von Kunstschaffenden zu erwarten, dass diese ein Leben in Armut verbringen wollen ( ! ), ist eine Fessel für uns. Als wäre Armut der Preis für Talent (s. Mozart ). Dass die Berufsbezeichnungen Musiker oder Künstler etwas anrüchiges haben, ist ein Vorurteil.
      Das auch in Geschäftsgesprächen immer wieder auf den Tisch gebracht wird.
      Das zweite Vorurteil gegen das man immer und immer wieder kämpfen muss, ist das Klischee vom verwirrten Künstler in Schwarz. Künstler haben einen gemeinsamen Nenner:Talent. Sonst ist jeder völlig verschieden. Wie im allgemeinen Geschäftsleben auch. Es gibt Spießer und Ausgeflippte. Aber nicht jeder ist ein Idiot. Mehr Vertrauen in diese Spezies Mensch von Seiten der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik wäre angebracht.

      --

      "Schönheit lockt Diebe schneller noch als Geld" William Shakespeare ( 1564 - 1616 )
      #6722953  | PERMALINK

      wolle

      Registriert seit: 03.11.2005

      Beiträge: 5,751

      sollte Rock/Popmusik den Staat fördern?

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      Guitar fightin' the TV! ain't singin' for politicians, ain't singin' for spuds: This Note's For You! http://www.neilyoung.com/lwwtoday/index.html
      #6722955  | PERMALINK

      reino

      Registriert seit: 20.06.2008

      Beiträge: 5,699

      m.c.Als wäre Armut der Preis für Talent (s. Mozart ).

      Schlechtes Beispiel. Mozart hat verdient wie Dieter Bohlen, nur dummerweise Geld verpraßt wie Michael Jackson.

      . Für ein Engagement als Pianist erhielt er nach eigenen Angaben „wenigstens 1.000 Gulden“ (zum Vergleich: Seiner Magd bezahlte er einen Gulden pro Monat).

      Wikipedia

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      #6722957  | PERMALINK

      sonic-juice
      Moderator

      Registriert seit: 14.09.2005

      Beiträge: 10,983

      Interessantes Thema. Die Frage lässt sich sicherlich nur branchenbezogen diskutieren. Manche Branchen wie die Filmwirtschaft sind ohne staatliche Förderung komplett aufgeschmissen, dann gäbe es im breiten Mittelfeld zwischen Eichinger und No-Budget-Genies wie Buttgereit keinerlei Produktionen. Ebenso der klassische Bereich der E-Kultur wie Theater, Oper, Ballett, Orchester.
      Anderen Branchen ist wohl statt mit direkten Zuwendungen eher mit der Förderung eines kulturfreundlichen Umfelds geholfen – günstige Mietkonditionen für Wohnungen, Ateliers, Proberäume, Werkstätten etc.; attraktive Ausbildungsstätten, Unis; bessere finanzielle und betriebswirtschaftliche Beratung, einfacherer Zugang zu Existenzgründungskrediten;unkomplizierter Behördenkontakt; liberale Genehmigungspraxis; usw. Das sollte auch für den Bereich der Popmusik (insbes. in Bezug auf Labels, Konzerthallen) die bessere Lösung sein.

      Während Metropolen wie Berlin oder Hamburg ohnehin eine gewachsene natürliche Anziehungskraft für Kreative ausüben, stehen die kleineren Städte vor der Herausforderung, sich auf bestimmte Segmente zu spezialisieren und diese dann besonders zu fördern. Warum ist z.B. die kleine Stadt Antwerpen mittlerweile eine europäische Modemetropole?

      Alles in allem entsteht allerdings Innovation, (Sub-)Kultur und Kreativität doch in der Regel trotz und ungeachtet staatlicher Eingriffe, da ist nichts auf dem Reissbrett planbar und steuerbar. Selbst wenn VW Millionen in die Kulturszene von Wolfsburg pumpen sollte, wird da wohl weder ein Schanzenviertel noch ein zweites Kreuzberg enstehen.

      --

      I like to move it, move it Ya like to (move it)
      #6722959  | PERMALINK

      schussrichtung

      Registriert seit: 06.02.2007

      Beiträge: 17,697

      Wenn der Staat Kultur fördert ermöglicht der das Entstehen von Musik/Bildern/etc., welche es ohne Förderung wahrscheinlich nicht geben würde.
      Das ist mein grundsätzliches Ja zur Förderung. Wie das nun in den verschiedenen Bereichen aussehen kann und sollte ist mir selbst unklar.

      --

      smash! cut! freeze!
      #6722961  | PERMALINK

      wa
      The Horst of all Horsts

      Registriert seit: 18.06.2003

      Beiträge: 24,482

      Also hier noch einmal: ein ganz klares Nein zur direkten staatlichen Förderung von Kultur. Die bislang gängige Praxis, bestimmte Bereiche (E-Musik, Theater) übermäßig zu subventionieren, während andere überhaupt nichts bekommen, ist ohnhin nicht tragbar. Hier stellt der Staat Qualitätskriterien auf, was ihm absolut nicht zusteht.
      Ich habe auch wenig Lust, daß ich den wöchentlichen Theaterbesuch der Zahnarztfrau aus Starnberg subventioniere. Gerade in der sogenannten Hochkultur herrscht eine Mentalität, daß der Staat ihr Treiben (egal wie gut oder schlecht) unterstützen müsse.
      Was der Staat bwz. die Kommunen jedoch tun sollten, wären Investitionen in eine Infrastruktur, die kulturelles Schaffen ermöglicht. Also den Bau oder die Bereitstellung von Auftritts-, Probenräumen, Theatern etc. Diese Räume sollten dann an kommerzielle Gesellschaften oder Privatpersonen zu einem angemessenen Preis verpachtet oder vermietet werden.

      --

      What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
      #6722963  | PERMALINK

      nes

      Registriert seit: 14.09.2004

      Beiträge: 61,725

      waAlso hier noch einmal: ein ganz klares Nein zur direkten staatlichen Förderung von Kultur. Die bislang gängige Praxis, bestimmte Bereiche (E-Musik, Theater) übermäßig zu subventionieren, während andere überhaupt nichts bekommen, ist ohnhin nicht tragbar. Hier stellt der Staat Qualitätskriterien auf, was ihm absolut nicht zusteht.
      Ich habe auch wenig Lust, daß ich den wöchentlichen Theaterbesuch der Zahnarztfrau aus Starnberg subventioniere.

      Unterschreibe ich.

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      #6722965  | PERMALINK

      wolle

      Registriert seit: 03.11.2005

      Beiträge: 5,751

      waAlso hier noch einmal: ein ganz klares Nein zur direkten staatlichen Förderung von Kultur. Die bislang gängige Praxis, bestimmte Bereiche (E-Musik, Theater) übermäßig zu subventionieren, während andere überhaupt nichts bekommen, ist ohnhin nicht tragbar. Hier stellt der Staat Qualitätskriterien auf, was ihm absolut nicht zusteht.
      Ich habe auch wenig Lust, daß ich den wöchentlichen Theaterbesuch der Zahnarztfrau aus Starnberg subventioniere. Gerade in der sogenannten Hochkultur herrscht eine Mentalität, daß der Staat ihr Treiben (egal wie gut oder schlecht) unterstützen müsse.
      Was der Staat bwz. die Kommunen jedoch tun sollten, wären Investitionen in eine Infrastruktur, die kulturelles Schaffen ermöglicht. Also den Bau oder die Bereitstellung von Auftritts-, Probenräumen, Theatern etc. Diese Räume sollten dann an kommerzielle Gesellschaften oder Privatpersonen zu einem angemessenen Preis verpachtet oder vermietet werden.

      gut , dann geh mal ins Oscar’s nach Esslingen und dann besuche zum Vergleich ein Konzert in der Dieselstrasse oder in Stuttgart im Laboratorium. Würd mich interessieren, was dir da eher zusagt von der Atmosphäre, der Qualität

      Ansonsten stimm ich überein, dass der Staat selbst keine Qualitätskriterien aufstellen darf, was nun subventionsbedürftig ist und was nicht. Den Besuch eines Zahnarztes in nem Opernhaus zu subventioniern halte ich auch für fragwürdig.
      Es kommt wie immer auf die Vielfalt von Kultureinrichtungen in einer Stadt /Gemeinde an und dass genügend bezahlbare Räume für Bands, Theater- und Kleinkunstschaffende sowie Galerien usw als Infrastruktur bereitstehen müssen , seh ich auch so. Nur : an kommerzielle Gesellschaften verpachten…ich weiss nicht….diese wollen doch nur wieder Geld aus ihrer Verpachtung rausschlagen. Die interessiert ja nicht, was dort dann passiert.

      ein gutes Besipiel für gelungene Kulturinfrastruktur in einer kleinen Stadt ist das Kulturforum Schorndorf. Dies bekommt natürlich Fördermittel von der Stadt und andern Töpfen, aber das Kulturforum setzt sich selbst aus engagierten Bürgern mit vielfältigen Interessen zusammen. Dort wird dann auch inhaltliche Arbeit in vielen kulturellen Richtungen betrieben

      --

      Guitar fightin' the TV! ain't singin' for politicians, ain't singin' for spuds: This Note's For You! http://www.neilyoung.com/lwwtoday/index.html
      #6722967  | PERMALINK

      schussrichtung

      Registriert seit: 06.02.2007

      Beiträge: 17,697

      waAlso hier noch einmal: ein ganz klares Nein zur direkten staatlichen Förderung von Kultur. Die bislang gängige Praxis, bestimmte Bereiche (E-Musik, Theater) übermäßig zu subventionieren, während andere überhaupt nichts bekommen, ist ohnhin nicht tragbar. Hier stellt der Staat Qualitätskriterien auf, was ihm absolut nicht zusteht.[…]

      Ganz genau so passt das. Jetzt verstehe ich was Du mit „direkt“ meinst.

      Im Grundgesetz ist von „freiheitlichem Kulturleben“ die Rede, das erfordert eine Vielfalt an Förderungsmöglichkeiten (wie z.B. die angesprochenen Mieten, etc.). Je unterschiedlicher und ohne Qualitätskriterien versehener diese Möglichkeiten sind, desto mehr ist das der Pluralität des Kulturlebens zuträglich.

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      smash! cut! freeze!
      #6722969  | PERMALINK

      wolle

      Registriert seit: 03.11.2005

      Beiträge: 5,751

      das Kulturforum Schorndorf organisiert mit Ehrenamtlichen , dem Jazzclub 88 usw. zusammen z.B. das hier

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      #6722971  | PERMALINK

      stormy-monday
      We Shall Overcome

      Registriert seit: 26.12.2007

      Beiträge: 19,864

      Wieviel Euronen liegen auf jedem Sitzplatz der E-Musik, egal ob der nun belegt ist oder nicht? Bayreuth hat einen Mehrbedarf von etwas über 60 Millionen angekündigt, hab ich neulich gelesen. Die werden das auch kriegen, nehm ich an.

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      ...draw conclusions on the wall...
      #6722973  | PERMALINK

      wolle

      Registriert seit: 03.11.2005

      Beiträge: 5,751

      Stormy MondayWieviel Euronen liegen auf jedem Sitzplatz der E-Musik, egal ob der nun belegt ist oder nicht? Bayreuth hat einen Mehrbedarf von etwas über 60 Millionen angekündigt, hab ich neulich gelesen. Die werden das auch kriegen, nehm ich an.

      logisch kriegen die das, aber wenn ein soziokulturelles Zentrum mal nach 10.000 Euro fragt, wird es abgewiesen

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      #6722975  | PERMALINK

      dougsahm
      Moderator

      Registriert seit: 26.08.2002

      Beiträge: 17,863

      Ehrlich gesagt, tut mir jeder Euro leid, der staatlicherseits in die Hamburger Clubszene wandert oder in die Münchner Oper oder nach Bayreuth statt an Hartz IV – Empfänger. Der Staat hat aktuell genügend anspruchsvolle Aufgaben sich den Grundbedürfnissen der Bürger hinsichtlich bezahlbarer Wärme / Lebensmittel / Hygiene / Gesundheit / Bildung etc etc. zu widmen. Die Spezialisten wie wir, die eine umtriebige Clubszene wünschen, intakte Wanderwege in den Alpen (Stichwort: Bezuschussung des DAV dafür) oder Opern (Stichwort Zahnarztfrau und Bayreuth) sollen sich doch selbst einbringen, um dieses obere Dreieck der Maslow’schen Bedürfnispyramide umzusetzen. Soviel Eigeninitiative sollte sein. Solange es unten noch so viel zu tun gibt, sollte sich der Staat aus der Erfüllung der Ziele der Spaßgesellschaft heraushalten. Meine ich.

      --

      #6722977  | PERMALINK

      wolle

      Registriert seit: 03.11.2005

      Beiträge: 5,751

      deshalb ja das Modell:

      Kulturforum Schorndorf!

      Kulturszene und Programm wird nicht „von oben“ sondern von der „Basis“ gemacht, auch viel Ehrenamt ist dabei.

      --

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