Die besten & schlechtesten Albenjahrgänge

Ansicht von 15 Beiträgen - 46 bis 60 (von insgesamt 187)
  • Autor
    Beiträge
  • #6641135  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,728

    tugboat captainWieso überschätzt? Es ist mir schlicht und einfach gesagt wichtig. Sogar sehr wichtig. Ich kann einem Jahr wie 1968 nicht die gleiche persönliche Bedeutung zumessen wie 1999, einfach weil ich es nicht bewusst erlebt habe. Das heißt aber nicht, dass ich Alben aus dem 1968 weniger Sterne verleihen würde, als 1999. Wenn es aber um die Frage geht, welcher Jahrgang der beste ist, dann sieht das schon anders aus und mein Bewusstsein für dieses spezielle Jahr kommt ins Spiel.

    Ja, aber was bedeutet „persönliche Bedeutung“? Und „Bedeutung“ von was? Das sind alles konstruierte Kategorien, die nur in unserem Verstand existieren. Anders ausgedrückt (und damit meine ich nicht explizit Dich): Wir alle leben von der Stärke unserer Einbildungskraft. Jeder kann sich einbilden, dass 1968 ein besonders wichtiges Jahr für Ihn war. Oder 1291. In Letzterem haben die Schweizer viel Erfahrung. Dein geistiges Bild des Jahres 1999 ist, obwohl Du es erlebt hast, genauso konstruiert. Es ist vielleicht weniger anfällig für reine Einbildung als das Bild, das sich ein patriotischer Schweizer von 1291 macht, aber es ist genauso abhängig von Deiner heutigen Sichtweise. Ob Du etwas „persönlich erlebt“ hast oder nicht, ist dabei zweitrangig. Mind over matter sozusagen. ;-)

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #6641137  | PERMALINK

    tina-toledo
    Moderator

    Registriert seit: 15.06.2005

    Beiträge: 13,392

    tugboat captain
    Nein, auch Alben die ich im Nachhinein kennelerne, würde ich dazu zählen. Ich schrieb ja auch, dass das Jahr, das man bsp. zu seinem Favoriten auserkoren hat, auch noch im Nachhinein wachsen kann. Die Grundlage bzw. der Anknüpfungspunkt ist, dass ich in diesem einen Jahr Platten gekauft habe und die Musik mich zum Nachdenken, Analysieren, etc. animiert hat. Heißt, ich habe eine eigene, persönliche Einschätzung von diesem Jahrgang. Ich kann eine Platte von 2003, die ich erst 2005 gekauft habe, auch entsprechend zuordnen, weil ich weiß, was in dem Jahr gelaufen ist. Eine weitere gekaufte Platte aus dem Jahr 1967 kann ich nur zu den addieren, die ich bereits habe und mich vielleicht zeitgeschichtlich orientieren.

    Alles klar, dann sind wir in dem Punkt ganz dicht beieinander.

    --

    Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!
    #6641139  | PERMALINK

    sokrates
    Bound By Beauty

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 18,953

    otisWas hat das denn mit der Besternung zu tun?
    Sooo alt bist du schon?

    Bin ich nicht, aber ich habe das Problem, wenn ich alte Platten heute bewerte. Die können in verschiedenen Kategorien nicht mehr oder nur schwer mithalten – s.u. Manchmal wünsche ich mir daher sogar schon, ich könnte von derartigen Alben eine Neueinspielung hören. (Ich weiß, dies ist ein theoretischer Gedanke; nur zur Veranschaulichung)

    MistadobalinaUnd der wirkt sich wie auf deine Bewertung aus?

    Bis zum Einsetzen des Loudness Wars meist positiv. Bedingt durch bessere Instrumenten-, Verstärker- und überhaupt Technik sind Platten über die Zeit vom Sounddesign her tendenziell besser geworden.

    --

    „Weniger, aber besser.“ D. Rams
    #6641141  | PERMALINK

    mueti

    Registriert seit: 09.11.2007

    Beiträge: 1,047

    SokratesBin ich nicht, aber ich habe das Problem, wenn ich alte Platten heute bewerte. Die können in verschiedenen Kategorien nicht mehr oder nur schwer mithalten – s.u. Manchmal wünsche ich mir daher sogar schon, ich könnte von derartigen Alben eine Neueinspielung hören. (Ich weiß, dies ist ein theoretischer Gedanke; nur zur Veranschaulichung)

    Könntest du da konkrete Beispiele nennen? Mir fällt nicht wirklich etwas ein wo ich das für anwendbar hielte, außer vielleicht irgendwelche alten Swing-Aufnahmen. Wobei das dann sowieso Aufnahmequalität und nicht Produktion wäre…

    --

    #6641143  | PERMALINK

    sokrates
    Bound By Beauty

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 18,953

    @ Mueti:

    Alle Beatles-Platten, vor allem die frühen. Heute würde man völlig anders arrangieren.

    Die Musik hat dazu in den vorliegenden Abmischungen überhaupt keinen Druck, weil häufig nur indirekt mit Raummikros gearbeitet wurde, z.T. hast Du alle Instrumente links, den Gesang rechts – damals war das hip bzw. die Grenze des technisch Machbaren, nach heutigen Gesichtspunkten ist das ziemlich grausam.

    Die Musik als solche ist natürlich großartig. Aber der Punkt ist: Wie bewertet man solche veralteten Produktionsbedingungen aus heutiger Sicht? Stört mich übrigens oft bei alten Filmen, neulich z.B. Dial M for Murder. Die Dialogregie ist aus heutiger Sicht so dämlich, dass ich 20 Minuten brauchte, bis ich mich auf den 50er-Jahre-Mief eingelassen hatte.

    --

    „Weniger, aber besser.“ D. Rams
    #6641145  | PERMALINK

    martin-3862

    Registriert seit: 02.11.2005

    Beiträge: 9,391

    top of the pops: 1966 & 1967

    --

    #6641147  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Sokrates Die können in verschiedenen Kategorien nicht mehr oder nur schwer mithalten – s.u. Manchmal wünsche ich mir daher sogar schon, ich könnte von derartigen Alben eine Neueinspielung hören. (Ich weiß, dies ist ein theoretischer Gedanke; nur zur Veranschaulichung)
    … Bedingt durch bessere Instrumenten-, Verstärker- und überhaupt Technik sind Platten über die Zeit vom Sounddesign her tendenziell besser geworden.

    Ich halte diesen Ansatz letzlich für absurd. Die Platten von 68 sind genau dies: Platten von 68 mit ihrer jeweiligen Soundqualität etc. Ja, genau ihre Zeitgebundenheit macht einen Teil ihrer Qualität, ihres Soseins aus. Für mich völlig unvorstellbar, eine Platte jener Zeit neu aufgenommen zu hören, sie wäre eine völlig andere.

    tugboat, es ging mir in diesem Thread ja nicht um so grundsätzliche Überlegungen, sondern schlicht und einfach darum, dass jeder der kann, seine Listen durchforstet und dann mal die Tops und Flops auflistet.

    Ich kann Dicks Zweifel eigentlich verstehen, liegen sie mir doch auch immer quer. Aber ich habe mich mittlerweile dazu durchgerungen, die Platte zu benennen, die mir persönlich am meisten gibt. Und es ist nicht das Versagen der eigenen Urteilskraft, dass sie einmal nicht mit dem vermeintlich Besseren d’accord ist. Dafür hat Musik einfach viel zu viele (emotionale) Qualitäten, die sich einer konkreteren Benennung entziehen.

    --

    FAVOURITES
    #6641149  | PERMALINK

    tugboat-captain

    Registriert seit: 20.03.2008

    Beiträge: 2,825

    @Nail
    Was geht denn jetzt? Sorry, aber das ist mir jetzt ein Stück weit zu abgehoben. Mag es in Deinen oder der Schweizer (?) Augen konstruiert sein, aus meiner Sicht ist mein Verhältnis zu einem speziellen Jahr real, wirklich und emotionsgeladen. Genau wie mein Verhältnis zu den Alben, die ich damals gekauft habe. 2003 zum Beispiel, da habe ich mehr Konfliktpotenzial in gewissen musikalischen Kreisen wahrgenommen als z.B. 2002. Und so bin ich auch entsprechend an manch Album herangegangen. Experimentierfreudiger, was mich geprägt und verändert hat – 2003 hat mich verändert. 1999 auch. 2006 nicht so wirklich. 2008 schon eher. 1977 vielleicht auch, aber mehr indirekt, ohne das ich dazu gewisse Bezüge aufbauen kann. Nur als Beispiel.

    --

    detours elsewhere
    #6641151  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Sokrates@ Mueti:
    Alle Beatles-Platten, vor allem die frühen. Heute würde man völlig anders arrangieren.
    Die Musik hat dazu in den vorliegenden Abmischungen überhaupt keinen Druck, weil häufig nur indirekt mit Raummikros gearbeitet wurde, z.T. hast Du alle Instrumente links, den Gesang rechts – damals war das hip bzw. die Grenze des technisch Machbaren, nach heutigen Gesichtspunkten ist das ziemlich grausam.

    Die Musik als solche ist natürlich großartig. Aber der Punkt ist: Wie bewertet man solche veralteten Produktionsbedingungen aus heutiger Sicht? Stört mich übrigens oft bei alten Filmen, neulich z.B. Dial M for Murder. Die Dialogregie ist aus heutiger Sicht so dämlich, dass ich 20 Minuten brauchte, bis ich mich auf den 50er-Jahre-Mief eingelassen hatte.

    Was du über die Beatles-Alben sagst, hat in erster Linie mit dem Stereo-Mix zu tun. Der ist, nicht nur bei den Fab, in den 60s sicher nicht immer optimal.
    Ein Film von 1931 hat 50s Mief, so modern?

    --

    FAVOURITES
    #6641153  | PERMALINK

    tugboat-captain

    Registriert seit: 20.03.2008

    Beiträge: 2,825

    otis
    tugboat, es ging mir in diesem Thread ja nicht um so grundsätzliche Überlegungen, sondern schlicht und einfach darum, dass jeder der kann, seine Listen durchforstet und dann mal die Tops und Flops auflistet.

    Das ist was anderes. Ich sagte ja bereits, dass man es auch rein rechnerisch angehen kann. Wenn Dein Thread das zur Aufgabe hat, dann will ich mich gerne damit arrangieren und eben rein rechnerisch abgleichen. :-)

    --

    detours elsewhere
    #6641155  | PERMALINK

    sokrates
    Bound By Beauty

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 18,953

    otisWas du über die Beatles-Alben sagst, hat in erster Linie mit dem Stereo-Mix zu tun. Der ist, nicht nur bei den Fab, in den 60s sicher nicht immer optimal.

    Ich schrieb auch von den Arrangements und der indirekten Aufnahmetechnik, von den klapprigen Instrumenten und Verstärkern gar nicht zu reden.

    otisEin Film vn 1931 hat 50s Mief, so modern?

    Ich habe einen Film von 1954 gesehen, definitiv Farbe, Regie: Hitchcock. Gut gespielt, spannend, aber die Dialoge: Hölzern, vorhersehbar, geht gar nicht mehr. Von den Einstellungen und dem Schnitt mal ganz abgesehen.

    Solche Dinge unterliegen Moden und ständig besseren technischen Möglichkeiten. Ich finde es selbsverständlich, dass sich über zwei Generationen die Machart von Film stark gewandelt hat.

    --

    „Weniger, aber besser.“ D. Rams
    #6641157  | PERMALINK

    sokrates
    Bound By Beauty

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 18,953

    otisIch halte diesen Ansatz letzlich für absurd. Die Platten von 68 sind genau dies: Platten von 68 mit ihrer jeweiligen Soundqualität etc. Ja, genau ihre Zeitgebundenheit macht einen Teil ihrer Qualität, ihres Soseins aus. Für mich völlig unvorstellbar, eine Platte jener Zeit neu aufgenommen zu hören, sie wäre eine völlig andere.

    Praktisch gesehen ist es für mich auch absurd, Otis. Deswegen sprach ich oben von einem theoretischen Gedanken, der der Veranschaulichung dient. Nur: Dem Sosein haftet eben etwas Altmodisches an. Nochmal die Frage: Wie bewertet man das heute?

    --

    „Weniger, aber besser.“ D. Rams
    #6641159  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    SokratesIch schrieb auch von den Arrangements und der indirekten Aufnahmetechnik, von den klapprigen Instrumenten und Verstärkern gar nicht zu reden.
    Ich habe einen Film von 1954 gesehen, definitiv Farbe, Regie: Hitchcock. Gut gespielt, spannend, aber die Dialoge: Hölzern, vorhersehbar, geht gar nicht mehr. Von den Einstellungen und dem Schnitt mal ganz abgesehen.

    Sorry wg. M, mein Lesefehler. Ich hatte Lang im Kopf.

    Altmodisch? Nein. Wenn, dann war es nicht gut.
    Ist Goethe altmodisch? Mozart? R. Johnson? Elvis? Nein.

    --

    FAVOURITES
    #6641161  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    SokratesPraktisch gesehen ist es für mich auch absurd, Otis. Deswegen sprach ich oben von einem theoretischen Gedanken, der der Veranschaulichung dient. Nur: Dem Sosein haftet eben etwas Altmodisches an. Nochmal die Frage: Wie bewertet man das heute?

    Wir hatten diese Diskussion ja schon mindestens einmal (im Willie Nelson-Thread). Mir stehen bei Deinen Aussagen immer noch die Haare zu Berge. Sie unterstellen letztlich, dass etwa Alben wie „Kind Of Blue“ von Miles Davis, die Impulse!-Alben von Coltrane, die Living Stereo-Alben von Elvis, „In Dreams“ von Roy Orbison, „It Serves You Right To Suffer“ von John Lee Hooker, „Blonde On Blonde“ von Dylan“, „Beggars Banquet“, Ziggy Stardust“… uswuswf. unter heutigen Produktionsbedingungen mangelhaft und altmodisch klingen, dass sie verbesserungsfähig sind, quasi nicht wettbewerbsfähig. Es ist aber vielmehr so, dass alle genannten Alben m.E. Referenzaufnahmen darstellen unter Produktionsbedingungen, die heutzutage (natürlich nicht nur wegen der veränderten Technik) nicht mehr reproduzierbar sind.

    Allerdings halte ich auch ungeachtet dessen eine Abstrahierung von Aufnahmebedingungen für nicht allzu schwer, Jimmie Rodgers Aufnahmen aus den späten 20ern, Bob Wills aus den 40s oder Hank Williams aus den späten 40s/frühen 50s oder die SUN-Singles aus den 50s blasen heute noch genau in diesem alten Sound mit der Wucht ihrer Aufnahmen (Song x Interpretation x Sound) alles weg, was sich ihnen in hochtechnologisierten Multitrack-Studios heute in den Weg stellen würde.

    --

    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #6641163  | PERMALINK

    sokrates
    Bound By Beauty

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 18,953

    otisSorry wg. M, mein Lesefehler. Ich hatte Lang im Kopf.

    Kein Problem.

    otisAltmodisch? Nein. Wenn, dann war es nicht gut.
    Ist Goethe altmodisch? Mozart? R. Johnson? Elvis? Nein.

    Doch, natürlich. Lebten Goethe oder Mozart heute (rein hypothetisch), würden sie anders dichten oder komponieren. Ihr Schaffen steht zu jedem Zeitpunkt in einem zeitlichen Kontext.

    Sonic JuiceWir hatten diese Diskussion ja schon mindestens einmal (im Willie Nelson-Thread). Mir stehen bei Deinen Aussagen immer noch die Haare zu Berge. Sie unterstellen letztlich, dass etwa Alben wie „Kind Of Blue“ von Miles Davis, die Impulse!-Alben von Coltrane, die Living Stereo-Alben von Elvis, „In Dreams“ von Roy Orbison, „It Serves You Right To Suffer“ von John Lee Hooker, „Blonde On Blonde“ von Dylan“, „Beggars Banquet“, Ziggy Stardust“… uswuswf. unter heutigen Produktionsbedingungen mangelhaft und altmodisch klingen, dass sie verbesserungsfähig sind, quasi nicht wettbewerbsfähig. Es ist aber vielmehr so, dass alle genannten Alben m.E. Referenzaufnahmen darstellen unter Produktionsbedingungen, die heutzutage (natürlich nicht nur wegen der veränderten Technik) nicht mehr reproduzierbar sind.

    Schade um die Haare. ;-)

    Selbstverständlich sind Deine Beispiele heute nicht mehr reproduzierbar. Das gilt übrigens, wie schon geschildert, für Filme, Bücher etc.pp. Und trotzdem, bzw. gerade deshalb, wirken die genauso wie Musik oft sehr antiquiert.

    Ich wiederhole, dass ich ein Kind meiner Zeit bin und es schwierig finde, das altmodische heute zu bewerten. Es bewegt mich heute weniger als es das früher getan hätte. Gleichzeitig erkenne ich einen historischen Verdienst zum damaligen Zeitpunkt. Das stellt einen Widerspruch dar (ich glaube, fachsprech ist kognitive Dissonanz.)

    Deswegen habe ich den Gedanken hier geäußert.

    --

    „Weniger, aber besser.“ D. Rams
Ansicht von 15 Beiträgen - 46 bis 60 (von insgesamt 187)

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.