Graphic Novels

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  • #6453569  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

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    Antoinette kehrt zurück fand ich auch gut. Lebt von dem Umschwung im hinteren Teil.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
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      #6453571  | PERMALINK

      wa
      The Horst of all Horsts

      Registriert seit: 18.06.2003

      Beiträge: 24,482

      Friedrich

      Jörg Ulbert (Text) + Jörg Mailliet (Zeichnungen) – Gleisdreieck Berlin 1981 (2014)

      Habe ich mir nach Deiner sehr schönen Vorstellung bestellt. Werde es jetzt im Urlaub lesen. Ein erstes Durchblättern war schon mal vielversprechend.

      --

      What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
      #6453573  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

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      lathoAntoinette kehrt zurück fand ich auch gut. Lebt von dem Umschwung im hinteren Teil.

      Ja, die Geschichte lebt von der Wendung, die sie nimmt. Im Nachhinein erscheint mir das fast vorhersehbar und fast ein bisschen simpel, aber eben auch nur im Nachhinein. Beim erstenmal Lesen habe ich’s erst gar nicht so richtig kapiert. Aber beim zweiten mal war ich schockiert. Vielleicht ist das auch eine kleine Schwäche in der Erzählung – habe ich schon erwähnt – aber das verzeihe ich Olivia Vieweg gerne. Vielleicht ist es auch eine Stärke der Geschichte, dass sie mich erst nachträglich erwischte. Wer weiß?

      Auf jeden Falle eine abgründige Geschichte, bei der ich mich nicht entscheiden kann, ob mir die Protagonistin sympathisch ist, oder ob ich sie hassen soll.

      --

      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #6453575  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

      Beiträge: 4,856

      waHabe ich mir nach Deiner sehr schönen Vorstellung bestellt. Werde es jetzt im Urlaub lesen. Ein erstes Durchblättern war schon mal vielversprechend.

      Ich wünsche einen wunderschönen Urlaub und eine anregende Lektüre. Bin gespannt, was Du von Gleisdreieck hältst.

      Vermute mal, Du fährst in die Sonne. Die scheint in Gleisdreieck nicht so oft. Eigenartig.

      --

      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #6453577  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      „Gleisdreieck“ hatte ich selbst auf dem Schirm, meine jüngste Neuerwerbung ist „Der Fremde“ nach Camus.

      Wann geht eigentlich die hervorragende Berlin – Trilogie von Jason Lutes weiter?

      --

      #6453579  | PERMALINK

      latho
      No pretty face

      Registriert seit: 04.05.2003

      Beiträge: 36,824

      songbird[…]

      Wann geht eigentlich die hervorragende Berlin – Trilogie von Jason Lutes weiter?

      Ich habe da nur den ersten Teil gelesen und war nicht so begeistert, was hat dir daran gefallen?

      --

      If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
      #6453581  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      lathoIch habe da nur den ersten Teil gelesen und war nicht so begeistert, was hat dir daran gefallen?

      Sehr schönes Zeitkolorit, für einen Band dieser Art viele Handlungsstränge – ich habe es tatsächlich wie einen Roman gelesen.

      --

      #6453583  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

      Beiträge: 4,856

      Mawil – Kinderland

      (Reprodukt, 2014, 296 Seiten)

      Mirco Watzke geht 1989 in die Klasse 7a der Erweiterten Oberschule Tamara Bunke in Berlin, Hauptstadt der DDR. Er ist schmächtig und schüchtern und kommt mit Büchern besser klar als mit seinen Schulkameraden. Und ständig hat er Ärger mit den bösen großen Jungs. Zufällig stellt sich heraus, dass Mirco Talent zum Tischtennisspielen hat und damit auf dem Schulhof glänzen kann. Und dann ist da noch Torsten, der Neue aus der 7b, ebenfalls ein Außenseiter, aber anders als Mirko trotzig und selbstbewusst. Zwischen den beiden Jungs entwickelt sich eine ungleiche Freundschaft. Gemeinsam verschwören sie sich nicht nur gegen die großen Jungs sondern auch gegen die alles kontrollieren wollende FDJ und die Erwachsenenwelt. Nachdem sie die beiden Anführer der Großen beinahe beim Tischtennis geschlagen haben, organisieren sie ein Tischtennisturnier. Doch dann kommt alles ganz anders.

      Kaum hat man Kinderland aufgeschlagen, erkennt man nicht nur die triste Farbpalette des Ostens. Man meint auch Braunkohlequalm und Zweitakter-Abgase zu riechen und das Rumpeln der Ikarus-Busse und Straßenbahnen zu hören, so großartig gelingt es Mawil, die Athmosphäre in der DDR der späten 80er einzufangen. Überall sind beiläufig kleine Details aus dem Alltag der DDR eingestreut: Gleich zu Anfang in Mircos Kinderzimmer Pittiplatsch und ein Mosaik-Heft, Kleidungsstücke die nach Poly aussehen, trostlose Plattenbauten, Warteschlangen vor der Fleischerei und die Redewendung „das fetzt urst ein“, die ich schon lange nicht mehr gehört habe. Ganz nebenbei erfährt man, dass Tischtennisschläger in der DDR Mangelware waren, weil dieser Sport nicht gefördert wurde. Die Chinesen machten alle Chancen auf olympische Medaillen dahin. Und auch Depeche Mode spielen eine kleine Nebenrolle.

      Worum geht es in Kinderland? Ein Tischtennisturnier unter Kindern? Die Freundschaft zwischen Mirco und Torsten? Die Atmosphäre in der DDR kurz vorm Mauerfall? Oder darum, wie Mirco die Wandlung vom schüchternen Kind zum selbstbewussten Heranwachsenden durchmacht? Vielleicht ist es die große Kunst von Mawil, dass er verschiedene Sichtweisen zulässt. Er erzählt aus der Perspektive eines 12-jährigen, dem die Dramatik der politischen Ereignisse im Jahr 1989 nicht bewusst ist. Nur nebenbei wird erwähnt, das eine ganze Familie scheinbar spurlos verschwindet, dass auch Mircos Eltern übers Rübermachen nachdenken, und ganz nebenbei sieht der Leser, dass die 200%ig linientreue Pionierleiterin Frau Kranz über dem bevorstehenden Untergang der DDR verzweifelt. Für Mirco jedoch zählt nur das Tischtennisturnier und seine Freundschaft zu Torsten. Im Getümmel an der Mauer am 9. November hat er Angst, seine Eltern zu verlieren und erlebt den Mauerfall bloß als Ärgernis – warum, darf ich hier aber nicht verraten.

      Auch wenn Mawil seine Figuren in einem scheinbar naiven Funny-Stil zeichnet, so gelingt es ihm, ihnen Leben einzuhauchen. Mimik, Gestik und die Elastizität der Bewegungen sind so lebendig, dass man mit ihnen mitfühlt, dass sie nicht nur Figuren sind, sondern zu Charakteren werden. Und dann gibt es da noch etwas: Kaum habe ich je so raffinierte und spektakuläre Übergänge von einem Panel zum anderen und von einer Seite zur anderen gesehen. Mal dehnt Mawil eine dramatische Tischtennisangabe in Superzeitlupe mit spektakulären Perspektivwechseln über mehr als zwei Seiten, mal fasst er aber auch einen mehrtägigen Besuch bei den Großeltern auf gerade mal zwei Seiten zusammen. Er schneidet von einem Kirchenfenster mit Jesusbild auf die Parade der FDJ, von einem Close-Up eines Gesichts auf einen Filmausschnitt aus Winnetou. Zunächst ist das oft irritierend aber dann ist es nicht nur spannend sondern lässt erst so richtig die Bilder im eigenen Kopf ablaufen.

      Ich musste beim Lesen mehrmals laut lachen, an anderen Stellen war ich tief gerührt. Weltniveau!

      Kinderland bei Reprodukt

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      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #6453585  | PERMALINK

      latho
      No pretty face

      Registriert seit: 04.05.2003

      Beiträge: 36,824

      Ich habe die Kinderland-Ausstellung zum Comic-Salon angesehen, da hat mich Mavil so gar nicht gepackt. Aber vielleicht muss ich ihm nochmal eine Chance geben.

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      If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
      #6453587  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

      Beiträge: 4,856

      lathoIch habe die Kinderland-Ausstellung zum Comic-Salon angesehen, da hat mich Mavil so gar nicht gepackt. Aber vielleicht muss ich ihm nochmal eine Chance geben.

      Über die Ausstellung kann ich nichts sagen wg. nicht gesehen.

      Ich würde Dir empfehlen, einfach mal in die ersten Seiten von Kinderland reinzublättern. Mawil hat da so etwas wie einen Vorspann gezeichnet, der dem Leser seinen kleinen Helden Mirco vorstellt bevor die Geschichte richtig losgeht. Schon der Übergang von der ersten zur zweiten Seite ist wunderbar gemacht. Mir wird übrigens jetzt, wo ich es schreibe, erst bewusst, wie Mawil in diesem Vorspann andeutet, was für eine Wandlung mit Mirco im Laufe der Geschichte vorgehen wird. Toll!

      Vielleicht muss man auch empfänglich sein für den sozialen (nicht sozialistischen! ;-)) Realismus in Kinderland, mit dem Ost-Berlin und die Berliner im Jahr 1989 so liebevoll – aber nicht beschönigend – und treffend dargestellt werden. Aber auch mit viel Humor. Man könnte Kinderland ja gleichzeitig als Funny und als realistische, semi-autobiografische Geschichte (mit tragischen Seiten) lesen. Beides ist richtig.

      Mich erinnert der Realismus von Mawil sehr an Baru. Das wäre beileibe kein schlechtes Vorbild. Baru wäre einen eigenen Thread wert.

      PS: Alles, was man irgendwie als Graphic Novel bezeichnen könnte, hier in den gleichen Topf zu werfen ist ja sowieso fragwürdig, denn damit landen Maus, Watchmen und Kinderland in der gleichen Kategorie, obwohl sie außer dem Umfang der Geschichte nur wenig gemein haben. Das ist so, als würde man alle Popmusik, die mit 33 rpm und auf 12″ Vinyl veröffentlicht wird, unter dem Begriff Alben, abhandeln. So haben wir hier völlig verschieden Sachen, auf die sich jeweils nur wenige einigen können im gleichen Thread. Naja, das wäre ein Projekt für lange Winterabende.

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      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #6453589  | PERMALINK

      latho
      No pretty face

      Registriert seit: 04.05.2003

      Beiträge: 36,824

      FriedrichÜber die Ausstellung kann ich nichts sagen wg. nicht gesehen.

      Ich würde Dir empfehlen, einfach mal in die ersten Seiten von Kinderland reinzublättern. Mawil hat da so etwas wie einen Vorspann gezeichnet, der dem Leser seinen kleinen Helden Mirco vorstellt bevor die Geschichte richtig losgeht. Schon der Übergang von der ersten zur zweiten Seite ist wunderbar gemacht. Mir wird übrigens jetzt, wo ich es schreibe, erst bewusst, wie Mawil in diesem Vorspann andeutet, was für eine Wandlung mit Mirco im Laufe der Geschichte vorgehen wird. Toll!

      Vielleicht muss man auch empfänglich sein für den sozialen (nicht sozialistischen! ;-)) Realismus in Kinderland, mit dem Ost-Berlin und die Berliner im Jahr 1989 so liebevoll – aber nicht beschönigend – und treffend dargestellt werden. Aber auch mit viel Humor. Man könnte Kinderland ja gleichzeitig als Funny und als realistische, semi-autobiografische Geschichte (mit tragischen Seiten) lesen. Beides ist richtig.

      Mich erinnert der Realismus von Mawil sehr an Baru. Das wäre beileibe kein schlechtes Vorbild. Baru wäre einen eigenen Thread wert.

      PS: Alles, was man irgendwie als Graphic Novel bezeichnen könnte, hier in den gleichen Topf zu werfen ist ja sowieso fragwürdig, denn damit landen Maus, Watchmen und Kinderland in der gleichen Kategorie, obwohl sie außer dem Umfang der Geschichte nur wenig gemein haben. Das ist so, als würde man alle Popmusik, die mit 33 rpm und auf 12″ Vinyl veröffentlicht wird, unter dem Begriff Alben, abhandeln. So haben wir hier völlig verschieden Sachen, auf die sich jeweils nur wenige einigen können im gleichen Thread. Naja, das wäre ein Projekt für lange Winterabende.

      Die ja nicht mehr so lange hin sind… Wahrscheinlich kam mir Mawil einfach im falschen Zeitpunkt unter, ich hatte einfach keine Lust mehr auf autobiografische Comics. Was die Länge eines graphic novel angeht, kann man sich ja, siehe weiter vorn im Thread, durchaus streiten, für manche geht’s erst mit 2000 Seiten los.

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      If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
      #6453591  | PERMALINK

      mikko
      Moderator
      Moderator / Juontaja

      Registriert seit: 15.02.2004

      Beiträge: 34,399

      waHabe ich mir nach Deiner sehr schönen Vorstellung bestellt. Werde es jetzt im Urlaub lesen. Ein erstes Durchblättern war schon mal vielversprechend.

      Ich habe mir „Gleisdreieck“ nun auch endlich besorgt.

      In einem Rutsch durchgelesen auf dem Weg zur Arbeit und zurück.
      Zunächst die Story. Sie ist einerseits nah an den historischen Ereignissen, andererseits kommt mit den ex-Terroristen vom „2. Juni“ sowie dem Undercover Agenten des VS eine recht bizarre Note hinzu. Wobei auch da Fiktion und historische Ereignisse erstaunlich gut miteinander verwoben sind. Die Schauplätze sind sehr genau recherchiert und bis in Details absolut authentisch. Auch der Titel „Gleisdreieck“ passt gut. Am Gleisdreieck waren tatsächlich mehrere Taxiwerkstätten in einer Sackgasse direkt neben dem Bahngelände (das ja damals der Reichsbahn und damit der DDR gehörte). Dass dort baskische Separatisten neben legalen auch illegale Geschäfte betrieben ist nicht nur glaubhaft, sondern sogar wahrscheinlich.
      Von daher hat mir die Geschichte sehr gut gefallen, weil ich vieles gut nachvollziehen konnte und wiedererkannte. Mit der Glaubwürdigkeit der Terroristen Geschichte ist es dann allerdings so eine Sache. Das wirkt dann schon ziemlich unwahrscheinlich. Am Ende wurde es aber halbwegs elegant gelöst.
      Nun zu den Zeichnungen. Eigentlich gefällt mir dieser Stil nicht besonders. Aber da viele Details so en passant eingewoben wurden, und da die einzelnen Charaktere letztlich recht gut getroffen sind, kann ich damit leben.

      Insgesamt also eine unterhaltsame Lektüre für ein/zwei Stunden. Man sollte die Bilder wirklich genau studieren. Viele Details erschließen sich erst beim zweiten Hinschauen.

      --

      Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
      #6453593  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

      Beiträge: 4,856

      MikkoIch habe mir „Gleisdreieck“ nun auch endlich besorgt.

      In einem Rutsch durchgelesen auf dem Weg zur Arbeit und zurück.

      Das klingt schon mal sehr gut!

      Zunächst die Story. Sie ist einerseits nah an den historischen Ereignissen, andererseits kommt mit den ex-Terroristen vom „2. Juni“ sowie dem Undercover Agenten des VS eine recht bizarre Note hinzu. Wobei auch da Fiktion und historische Ereignisse erstaunlich gut miteinander verwoben sind. Die Schauplätze sind sehr genau recherchiert und bis in Details absolut authentisch. Auch der Titel „Gleisdreieck“ passt gut. Am Gleisdreieck waren tatsächlich mehrere Taxiwerkstätten in einer Sackgasse direkt neben dem Bahngelände (das ja damals der Reichsbahn und damit der DDR gehörte). Dass dort baskische Separatisten neben legalen auch illegale Geschäfte betrieben ist nicht nur glaubhaft, sondern sogar wahrscheinlich.

      Ja, das Gleisdreieck war eine eigenartige Ecke. So ein schmuddeliges Kleingewerbe-Gebiet mitten in der Stadt, mit irgendwelchen Schraubern und Im- und Export und so. Mit dem neu eröffneten Park am Gleisdreieck fällt die Gegend aber jetzt die Treppe hoch.

      Von daher hat mir die Geschichte sehr gut gefallen, weil ich vieles gut nachvollziehen konnte und wiedererkannte. Mit der Glaubwürdigkeit der Terroristen Geschichte ist es dann allerdings so eine Sache. Das wirkt dann schon ziemlich unwahrscheinlich. Am Ende wurde es aber halbwegs elegant gelöst.

      Das Buch lebt natürlich sehr von der Wiedererkennbarkeit und der authentischen Darstellung der Orte und der Zeit. Ich finde, das ist eine große Stärke von Gleisdreieck. Eigentlich steht und fällt das Buch damit. Die Geschichte selber finde ich dabei fast zweitrangig aber durchaus wahrscheinlich und mit solchen realen Details wie dem Häuserkampf, der Terrorismus-DDR Connection aber auch solch fiktiven Einzelheiten wie der misslungenen Heinrich Lummer-Entführung glaubwürdig. Die – fiktive – Terroristengeschichte scheint mir eher so etwas wie eine Rahmenhandlung zu sein, oder ein Handlungsstrang, an dem sich die anderen kleinen Geschichten entlang hangeln. Vielleicht ist sie ansonsten gar nicht so bemerkenswert. Obwohl ich auch diese Geschichte für durchaus glaubhaft halte: Die militante linke Szene war ja sehr inhomogen, teilweise sehr untereinander zerstritten und es tummelten sich da Leute verschiedenster Herkunft, Motivation und Zielsetzung, und auch verschiedenster Charaktereigenschaften vom mehr oder weniger naiven politischen Idealisten bis zum grenzwertig narzisstischen Sadisten à la Andreas Baader, dem wahrscheinlich jede Bühne recht gewesen wäre um die große Show abzuziehen. Einige Interna kann man in Austs Baader-Meinhof-Komplex nachlesen.

      Nun zu den Zeichnungen. Eigentlich gefällt mir dieser Stil nicht besonders. Aber da viele Details so en passant eingewoben wurden, und da die einzelnen Charaktere letztlich recht gut getroffen sind, kann ich damit leben.

      Ich finde den Zeichenstil passend. Zwar detailliert, aber etwas kritzelig und die Farben schmuddelig. Erzeugt die richtige Athmo. Aber ist natürlich Geschmackssache.

      Insgesamt also eine unterhaltsame Lektüre für ein/zwei Stunden. Man sollte die Bilder wirklich genau studieren. Viele Details erschließen sich erst beim zweiten Hinschauen.

      Dit freut mir von Dir zu lesen!

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      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #6453595  | PERMALINK

      mikko
      Moderator
      Moderator / Juontaja

      Registriert seit: 15.02.2004

      Beiträge: 34,399

      Ok, es stimmt schon. Selbst die fiktiven Teile der Geschichte hätten so passieren können. Auch wenn ich persönlich das für sehr unwahrscheinlich halte. Alles in allem ist die Atmosphäre dieses Teils der Westberliner Subkultur jedenfalls gut getroffen. Und da ich selbst damals Taxifahrer war, hatte ich auch einige Deja-vus.

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      Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
      #6453597  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

      Beiträge: 4,856

      MikkoOk, es stimmt schon. Selbst die fiktiven Teile der Geschichte hätten so passieren können. Auch wenn ich persönlich das für sehr unwahrscheinlich halte. Alles in allem ist die Atmosphäre dieses Teils der Westberliner Subkultur jedenfalls gut getroffen. Und da ich selbst damals Taxifahrer war, hatte ich auch einige Deja-vus.

      Mir war so, als hätte ich Dich sogar auf irgendeinem Panel erkannt … ;-)

      Aber: „Truth is stranger than fiction, because fiction is obliged to stick to possibilities. Truth isn’t.“

      (Mark Twain)

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      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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