Tapes ’n Tapes – The Loon

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  • #38879  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    es gibt zweifelsohne mindestens zwei arten von alben. die einen, die direkt begeistern, die sich behände erschließen lassen, wenngleich damit keineswegs über ihren zukünftigen umgang entschieden wurde; die anderen, die sich zunächst zieren, derer man nicht habhaft zu werden scheint, deren ablehnung oft überdauert und nur selten von befruchtung beschienen ist.
    daneben aber gibt es eine weitere gattung. sie zeichnet sich aus durch transparenz, durchsichtigkeit fast und durch die art, wie man ihr gegenüber steht: gefühlskalt in indolenz, gleichgültigkeit, fast desinteresse oder gar apathie. aber durchlässig eben, so dass fühlungnahme, ein anreiz nicht ausgeschlossen werden kann. nur die mühe besteht darin zu beschreiben, kenntlich zu machen, worin dieser anreiz besteht.
    es handelt sich also um werke, die sich ihre hörer auf subversive weise angeln. sie behandeln voraussichtlich themen, die zunächst nicht als störend empfunden werden, die aber auch nicht mit liebreiz wärmen. sie zünden nicht mit außergewöhnlichen musikalischen ideen, überprüfen aber auch nicht die wehrhaftigkeit des gegenüber mit verstörendem, verzwicktem, abartigem. sie sind vorhanden, irritieren mit unerklärlichem selbstbewußtsein, weil sie zum wiederholten hören einladen, verführen. sie bescheinen den probanden mit einem ausdauernden, mäßig warmen sonnenstrahl, so dass sich der betroffende wohl und gut aufgehoben fühlt.
    vielleicht ist es genau dieses gefühl, welches wir zu selten hinterfragen. es geht einem gut. ohne viel aufhebens. ohne besondere mühen. wir nehmen es an. wann aber suchen und analysieren wir schon die komponenten, die für den zustand verantwortlich zeichnen? wir erinnern uns erst, wenn es uns wieder schlechter geht.

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    tapes `n tapes bestehen aus vier mannen, stammen aus minneapolis und legen mit „the loon“ ihren erstling vor. auch diese band muss man wohl zu jenen zählen, die dank der weltweiten blog- vernetzung bekannt geworden sind. ihren plattenvertrag mit xl- recordings kann man als i- tüpfelchen auf diese art der modernen kommunikation verstanden wissen.
    angesichts der musikalischen ausbeute, die „the loon“ hinterlässt, kann man die umstände nur begrüßen. wer weiß, wo und wie die tapes ’n tapes ansonsten heute noch dümpeln müssten. ob es wirklich zu einer großen karriere langt, wird jedoch erst die mittelbare zukunft zeigen. in jedem fall wurde ordentlich vorgelegt.

    „the loon“ ist ein konglomerat aus melodischen und energiegeladenen elementen, die sich als bunter reigen, in abwechslung ergehen. dabei ist die musik nicht druckvoll im sinne des bombastischen, pompösen, sonder kraftvoll wie die stützende hand, die einen vor dem sturz bewahrt, dabei sind die harmonien nicht süßlich oder reizend, sondern lustvoll, begehrend wie die liebe, die sich verspricht. also besteht die kenntnis um-, voneinander, ein aufeinander abgestimmt sein. dies verantwortet das gefühl des sich gut aufgehoben wissen. und wollte man einen schritt weiter gehen, dürfte man von einer gelungenen symbiose sprechen: denn tempo-, stimmungs-, lautstärkewechel harmonieren nur unter den charakterisierten voraussetzungen. so zeigen die jungen akteure eine beschlagenheit und fertigkeiten, die man allenfalls langjährig in diesem metier beschäftigten zutraute.
    im vergleich zeigen sich etwas unbeholfen zwar, aber halbwegs messbare oder besser „hörbare“ parameter, hilfsgrößen. dem gesang nach hätte ich ohne weiteres auf den jungen frank black getippt, so auch die songstrukturen, die spannungsaufbauten zuweilen auf die frühen pixies verweisen. die unbekümmertheit und zugleich dialogisch angelegte verminung des scheinbar ungehindert begehbaren geländes wollen mit bspw. pavement oder built to spill korresponieren.
    ein sympathisches, geradliniges album ist „the loon“, das einen von zuhause abholt und dort wieder zurückbringt.

    theloon300.jpg

    1. just drums: einweiser, blinker an, discoleuchte, he, wo ist der highway, warum blendet das licht so grell? ***1/2
    2. the illiad: da hat jemand die schnauze voll, dem harlekin weiter zuzuhören, der über ihm auf einem ast sitzend schwatzt. er sägt den baum um. ****
    3. insistor: kräftiger aufgalopp, maßvolle sperrigkeit, erster richtiger riemenreißer. ****1/2
    4. crazy eights: rumpeln & schrammeln, wortlos. ***1/2
    5. in houston: winden und biegen, strudeln und wälzen. unvermittelt lieblich tun. ***1/2
    6. manitoba: surfattacke? nö, malerwinkel. ein echter indieschunkler. blümerant. ***1/2
    7. cowbell: urteil bilden durch selber hören:hier; bei mir sind es: ****
    8. 10 gallon ascots: müder stampfer? untertourig? uuuuaaaah! mehr! ****
    9. omaha: urteil bilden durch selber hören:hier; bei mir sind es: *****
    10. buckle: ereignisse und ihre schatten. ***1/2
    11. jakov’s suite: müdes abwinken. verdient. ***

    ****

    alben dritter art zieren sich eine weile, aber dem erschließen folgt freundschaft. wie dauerhaft sie sich zeigt, bleibt auch hier abzuwarten.

    website

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      #5376945  | PERMALINK

      wolfen

      Registriert seit: 01.10.2004

      Beiträge: 1,716

      Die 4 Buben sehen aus, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Ob sich auf der Strasse jemand nach denen umdreht ? Vorstadtstudenten im vorletzten Semester, so sehen die aus. ;-)
      Eine von MTV geadelte Indie-Hoffnung ? Vom Kontrastradio aus Berlin in den Will Oldham-Himmel gehoben ?
      Bei dem Namen WO stellen sich mir zwar immer ein wenig die Nackenhaare, aber wenns nicht allzu weinerlich abdriftet, könnte es mir gefallen.

      --

      [kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )
      #5376947  | PERMALINK

      wolfen

      Registriert seit: 01.10.2004

      Beiträge: 1,716

      Okay: „Cowbell“. Fast hätte ich gesagt, Nomen est omen. ;-) Ein etwas zu hektisches Geläut und Gestampfe. Nervt mich eher ein wenig ab. Grad im Moment mag ichs nicht wirklich gern hören.
      „Omaha“: nein, geht nicht. Leider. Ist mir um einiges zu lakonisch, keine Spur von spannender Melodie, die Stimme(n) gehen auch nicht wirklich an mich. Fast musikalisches Valium.
      Sorry Eike, aber das ist leider nix für mich. Bei Omaha könnte tatsächlich Will Oldham Pate gestanden haben. ;-)

      --

      [kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )
      #5376949  | PERMALINK

      klienicum

      Registriert seit: 14.03.2005

      Beiträge: 7,451

      WolfenOkay: „Cowbell“. Fast hätte ich gesagt, Nomen est omen. ;-) Ein etwas zu hektisches Geläut und Gestampfe. Nervt mich eher ein wenig ab. Grad im Moment mag ichs nicht wirklich gern hören.
      „Omaha“: nein, geht nicht. Leider. Ist mir um einiges zu lakonisch, keine Spur von spannender Melodie, die Stimme(n) gehen auch nicht wirklich an mich. Fast musikalisches Valium.
      Sorry Eike, aber das ist leider nix für mich. Bei Omaha könnte tatsächlich Will Oldham Pate gestanden haben. ;-)

      das könnte ja vielleicht den einen oder anderen anziehen.
      dass die tapes was für dich sind, hatte ich auch nicht wirklich angenommen. ;-)

      #5376951  | PERMALINK

      wolfen

      Registriert seit: 01.10.2004

      Beiträge: 1,716

      Weißt Du, manchmal komme ich bei solchen Bands schon ein ganz klein wenig an den Rand der Verzweiflung.
      Sie werden (in der Regel für kurze Zeit) gehypt und sind trotzdem für ewig und 3 Tage „indie“. Sie segeln wie viele andere irgendwie im Kielwasser des großen Will Oldham, mal direkt in der Spur, mal etwas abseits. Mit mehr oder weniger genau dosierter Schrägheit und dieser permanenten Experimentierfreude, die jedoch auf mich leider nicht wirkt.
      Nehme ich die beiden gehörten Songs und „rechne“ sie auf das Album hoch, dürfte es vom Grundgerüst eher inhomogen sein. Da wird wahrscheinlich zu viel ausprobiert. Oder anders ausgedrückt: wissen die Jungs eigentlich, was sie wollen und wohin der Weg gehen soll ?
      Und immer wieder bei diesen Indie-Truppen mein altes Problem: im Grunde können sie nicht singen. So einfach ist das. Sie drücken sicherlich ein gewisses Feeling mit ihren Stimmen aus, aber dabei kastrieren sie fast alles, was nach wohltönendem Gesang im Ansatz aussieht.

      Ein Rezensent auf Amazon schreibt u.a. dies:
      “Stattdessen warten die weiteren Songs mit unglaublicher Komplexität, wunderbarer Stimme – laut und ganz leise – , schicken Brüchen und ästhetischem Schmiss auf!“

      Danach das: “……sollte sich diese schrammelige und umwerfend symphatische Scheibe besorgen!“

      Ja, ich würde -zumindest die beiden gehörten Songs- als schrammelig bezeichnen. Aber keinesfalls als unglaublich komplex und / oder mit wunderbaren Stimmen versehen.
      Um es an einem meiner Paradebeispiele deutlich zu machen: eine wunderbare Stimme hat Gordon Lightfoot. Die 4 Jungs von Tapes ’n Tapes haben sie nicht. Jedenfalls nicht im Sinne meines Verständnisses von wunderbaren Stimmen.
      Und damit wird auch grundsätzlich klar, weshalb ich mit solchen mehr oder weniger deutlichen Oldham-Clones nicht warm werde.

      Mein persönlicher Singer Songwriter-Acker ist ein anderer. Er orientiert sich an Leuten wie dem genannten Gordon Lightfoot über Calvin Russell bis hin zu Christy Moore. Im Prinzip die „alte Schule“ und nicht die „neue Schräge“. ;-)

      --

      [kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )
      #5376953  | PERMALINK

      klienicum

      Registriert seit: 14.03.2005

      Beiträge: 7,451

      ich kann darauf nur mit dem verweis auf meine rezension antworten. ;-)
      dort ist eigentlich alles gesagt, was ich von dem album halte.
      nur so viel noch: die tapes sind nicht irgendeine schrammelband. sie sind aber auch keine kunsthochschulabsolventen. kein stilisiertes handwerk.

      #5376955  | PERMALINK

      wolfen

      Registriert seit: 01.10.2004

      Beiträge: 1,716

      klienicumich kann darauf nur mit dem verweis auf meine rezension antworten. ;-)
      dort ist eigentlich alles gesagt, was ich von dem album halte.
      nur so viel noch: die tapes sind nicht irgendeine schrammelband. sie sind aber auch keine kunsthochschulabsolventen. kein stilisiertes handwerk.

      Du hast Recht. Irgend eine Schrammelband sind sie nicht. Aber in gewisser Weise halte ich sie für Suchende, die die Richtung nicht so recht finden. Wie gesagt: irgendwo im weiten Dunstkreis von Mr. Oldham stochern sie leicht im Nebel. Sie werden bzw. wurden bemerkt, vom RS offenbar genauso, wie tatsächlich von MTV.
      Wenn dieses Album offenbar gut in dein Gehör geht, ist es absolut okay und Du hast es auch wirklich schön bildhaft beschrieben.
      Ich selbst kann deine Empfindungen halt nicht teilen, bei mir schlägts eher ins Gegenteil um. Du weißt, diese verdammte alte Schule. ;-)

      --

      [kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )
      #5376957  | PERMALINK

      themagneticfield

      Registriert seit: 25.04.2003

      Beiträge: 33,907

      zumindest hast du mich mit deiner wieder mal sehr wortgewaltigen und fat poetischen Kritik neugierig gemacht und da die CD noch hier in meiner Tasche liegt und der Nachtdienst noch lang ist, werd ich sie gleich mal einlegen.
      Die nächste positive Überraschung nach der neuen Lambchop und der Frank Black?

      --

      "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
      #5376959  | PERMALINK

      klienicum

      Registriert seit: 14.03.2005

      Beiträge: 7,451

      TheMagneticField(…) Die nächste positive Überraschung nach der neuen Lambchop und der Frank Black?

      hope so! schön, dass dir die letzten beiden gefallen!

      #5376961  | PERMALINK

      johnny-z

      Registriert seit: 18.05.2007

      Beiträge: 28

      Tolles Album: ****

      --

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