Mikkos Album des Monats

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    mikko
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    The Magnetic Mind – … Is Thinking About It (LP, Heavy Soul)

    Besetzung:

    Ellie Foden – vocals, percussion
    Paul Milne – bass, vocals
    Sarah Gonputh – organ, vocals
    Aaron Brookes – guitar, vocals
    Carlos Redondo – drums

    Trackliste:

    (Like You) Never Kept Me Waiting
    What Am I Gonna Do
    A Lot Of Getting Used To
    All The Answers
    Hold On Me
    Thinking About It

    Should Have Listened To You
    In Silence
    How Can You Be So Sure
    That’s When It Hurts You
    As Fast As I Can
    When The Morning Comes

    Die Debüt LP von Paul Orwell auf Heavy Soul war innerhalb weniger Tage restlos vergriffen. Auf die Neuauflage wird bereits sehnsüchtig gewartet. Die LP hier, auch auf Heavy Soul, auch von einer Londoner Band und stilistisch gar nicht weit weg von Paul Orwell erschien dieser Tage jedoch ohne großes Brimborium und vermutlich weitgehend unbeachtet von hippen Facebook Nutzern und einschlägigen Foren und Blogs. Warum das so ist, erschließt sich mir nicht so richtig. Die Platte ist toll! Die Songs sind klasse! Der Sound ist ganz von Mid-Sixties Beat, Folk Rock und Psych Pop geprägt. Mehrstimmiger Gesang, feine Melodien, kluge Arrangements, alles ist da, was die entsprechenden pawlowschen Reflexe auszulösen vermag. Jangelnde Gitarren, die auch immer wieder mit griffigem Twang aufwarten, quäkende Farfisa Orgel, eine schüchterne Flöte, Harpsichord, Saz, treibende Bassläufe und schepperndes Schlagzeug. Ebenso wie Orwell haben diese fünf jungen Londoner, zwei Mädels und drei Burschen, die Musik der Jahre 1965 – 67 eingehend studiert und analysiert, sowohl die britische wie die US amerikanische. Aber während Orwell dabei vor allem Freakbeat und härteren Garage Beat im Blick bzw. im Ohr hat, sind The Magnetic Mind etwas breiter aufgestellt. Wie gesagt, auch Folk Rock und psychedelischer Pop ist hier zu hören. Und auch hier erinnert das sowohl an Swinging London in den Sechzigern als auch an Kalifornien oder Neuengland zu jener Zeit. Einzelne Tracks herauszuheben, ist weder sinnvoll noch wirklich möglich. Die Platte klingt wie aus einem Guss und doch sehr abwechslungsreich im abgesteckten Rahmen. Nur ein Track „When The Morning Comes“ war zuvor schon als Single erhältlich. Das Cover der LP wurde wohl von einem Freund der Band gestaltet, einem Freund, der auch an den Texten der Songs mitgewirkt hat. Nun, die Lyrics sind unauffällig gefällig. Das Plattencover dagegen wirkt etwas, wie soll ich sagen, dilettantisch. Eine schlichte Grafik und das Lettering von Hand gemacht. Kann man machen. Manche LP Cover in den Sixties waren ebenso schlicht wie liebevoll gestaltet. Aber unabhängig von der mangelnden Professionalität, triff dieses Artwork so gar nicht meinen Geschmack. Sei’s drum, die Platte ist trotzdem sehr hörenswert! ****1/2

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    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
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    #5347187  | PERMALINK

    flynn
    beziffert gerne im Dunkeln

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    Feiner Tipp! Thx! Die Heavy Soul Seite ist gleich mal zusammengebrochen …

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    POPKIDS OF THE WORLD UNITE!
    #5347189  | PERMALINK

    oh-baby

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    Die Lp gefällt mir auch sehr gut!

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    #5347191  | PERMALINK

    mikko
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    The Bevis Frond – Example 22 (DoLP, Woronzow)

    Besetzung:

    Nick Saloman – guitars, keyboards, vocals
    Paul Simmons – guitars
    Ade Shaw – bass
    Dave Pearce – drums

    Trackliste:

    Are We Nearly There Yet
    Waiting For Sinatra
    Longships
    I Blame The Rain

    Hot Sauce Or Nothing
    Where Is Egon Schiele
    Winter Breaks
    Pale Blue Blood

    Backanile
    Come With Us
    Stand Back From The Handle
    Second Son
    Vital Signs

    Manual Labour
    Down Here
    Well?

    Nick Saloman hat sein Songwriting, sein Arrangement, seine Produktion in den letzten Jahren auf eine Weise perfektioniert, dass Überraschungen bei einem neuen Album seiner Band The Bevis Frond eigentlich kaum zu erwarten sind. Salomon hat seinen eigenen Stil entwickelt und verfolgt diesen nun, ohne sich zu wiederholen, ohne dass es für den Hörer langweilig wird. Der Album Opener „Are We Nearly There Yet“ ist insofern Vorschau und Versprechen in Einem. Und ganz ähnlich zu verstehen ist der folgende Track mit dem Titel „Waiting For Sinatra“. Nick Salomon hat sich eingerichtet in seiner kleinen musikalischen Welt zwischen Beatles, Byrds und klassischem Rock der frühen Seventies. Die Stimmung wechselt von hymnisch rockig zu fast folky verträumt. Unverkennbar sind Salomans Songstrukturen, sein Gesangsstil sowie die Riffs und Licks, die er auf der Gitarre spielt. Seine Hommage an den österreichischen Expressionisten Egon Schiele fällt da etwas aus dem Rahmen. Gelegentlich ist man an J.Mascis oder gar an Neil Young erinnert. Salomans Spielweise ist beiden Gitarristen verpflichtet, ohne aber einfach zu kopieren. Mal ist es eher Acid Rock, beinahe heavy, dann wieder mehr Power Pop, straight und locker. Bei den längeren Tracks hier muss man schon ein Faible für Gitarren Gegniedel haben, das hier jedoch nie so weit ausartet, dass es nerven würde. Beide Facetten haben ihre Berechtigung im Sound der Band The Bevis Frond, die schwe-ren, mäandernden Gitarren ebenso wie die leichteren rifflastigen mitunter gar jangelnden Klampfen. Früher hat Nick Saloman bis auf das Schlagzeug alles selbst gespielt. Inzwischen ist Bassist Adrian Shaw (ex-Hawkwind, ex-Crazy World Of Arthur Brown) nicht nur seit 25 Jahren live dabei, sondern auch im Studio. Der zweite Gitarrist Paul Simmons spielt jetzt bereits seit drei Alben mit bei The Bevis Frond ebenso wie Drummer Dave Pearce, der den langjährigen Drummer Martin Crowley ersetzte. Das Album ist übrigens Crowley gewidmet, der im vorigen Jahr im Alter von 49 Jahren verstarb. „Example 22“ ist wie gesagt ein typisches Bevis Frond Album, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wer die Band um den sympathischen Nick Saloman bisher mochte, wird hier wieder auf seine Kosten kommen. Und wer The Bevis Frond etwa noch gar nicht kennt, für den ist dieses Album als Einstieg ebenso gut geeignet, wie fast jedes andere der letzten knapp 30 Jahre. ****

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    #5347193  | PERMALINK

    mikko
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    Fay Hallam – Corona (LP, Blow Up)

    Besetzung:

    Fay Hallam – vocals, keyboards, bass, strings

    plus several guest musicians

    Trackliste:

    Se Mi Ami
    Sunny
    Soul Revolution
    Arco
    1000 Blue Ribbons
    Beck
    Lido

    Let Me Into Your Soul
    Giving Myself Away
    Maybe I’m Amazed
    Without A Smile
    Summer’s Love
    Stars

    Miriam oder Fay? – Das war die Frage für mich. Wer von beiden wird Album des Monats im Oktober? Die Entscheidung fiel nun ganz pragmatisch. Fay Hallams LP erreichte meinen Plattenspieler zuerst. Ich hoffe, ich muss hier nicht erst lange erklären wer Fay Hallam ist. Wenn Paul Weller der Modfather ist, dann ist sie die Modmother. Seit sie vor über 30 Jahren mit der tollen Mod Band The Makin‘ Time auf der Bildfläche erschien, kann ich mir den britischen Mod Pop ohne ihre vielseitigen musikalischen Beiträge gar nicht mehr vorstellen. Dieses Solo Album knüpft natürlich dort an. Allerdings hat die Platte hier einen ungewohnten Bossa Nova Touch bei einigen Tracks. Nicht zu sehr zum Glück. Und die stilistischen Verknüpfungen von Jazz, Mod Pop und Bossa Nova sind wirklich sehr gelungen. Eins fließt ins andere. Fay zeigt hier wieder, dass sie eine wirklich tolle Sängerin ist, von ihrem fabelhaften Spiel auf diversen Keyboards wollen wir gar nicht reden. Das alles wirkt sehr gepflegt, dezent und gefühlvoll. Eine Party Platte ist das hier eher nicht, obwohl natürlich einige Tracks durchaus recht flott und tanzbar sind. Tatsächlich sind hier auch noch andere Einflüsse zu spüren, als die sonst in Modkreisen üblichen. Vom Bossa Nova mal abgesehen, der in den Vorankündigungen zur Platte eh etwas überstrapaziert wurde, klingt hier manches wie in einer Nachtbar in den Fifties. Anderes lässt vermuten, dass Mrs. Hallam sich mit den Carpenters beschäftigt hat. Und einen Touch Spaghetti Western gibt es noch dazu. Die Songs hat Fay Hallam alle selbst geschrieben, bis auf einen. Und dieser eine ist „Maybe I’m Amazed“, den Paul McCartney seinerzeit für seine frisch gebackene Gattin Linda schrieb. Der Song ist sowieso großartig. Und Fays Version ist sehr schön und bei aller Verehrung durchaus eigenständig. Alles in allem hat die erste Seite der LP hier mehr uptempo Tracks, auch mehr noch typische Mod Sounds. Auf Seite Zwei überwiegen die ruhigeren, balladesken Stücke. Beides ist gelungen. ****

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    #5347195  | PERMALINK

    midnight-mover

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    Mikko Miriam oder Fay?

    Was beide eint ist, dass die aktuellen LPs nicht mit den Vorgängern mithalten können. Bin überrascht, dass Du die „Corona“ so positiv siehst. Mit Sympathie-Bonus höchstens ***1/2 bei mir.

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    "I know a few groovy middle-aged people, but not many." Keith Richards 1966
    #5347197  | PERMALINK

    mikko
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    midnight moverWas beide eint ist, dass die aktuellen LPs nicht mit den Vorgängern mithalten können. Bin überrascht, dass Du die „Corona“ so positiv siehst. Mit Sympathie-Bonus höchstens ***1/2 bei mir.

    In der Endabrechnung liegt Miriam deutlich vor Fay. Beide aber ****

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    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #5347199  | PERMALINK

    mikko
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    King Gizzard And The Lizard Wizard – Paper Mâché Dream Balloon (LP, Heavenly)

    Besetzung:

    Stu MacKenzie – guitars, flute, sitar, keyboards, vocals
    Lucas Skinner – bass, piano
    Joey Walker – guitars, bass, vocals
    Cook Craig – guitars, bass
    Ambrose Kenny-Smith – vocals, harmonica, synth
    Michael Cavanagh – drums, percussion

    Trackliste:

    Sense
    Bone
    Dirt
    Paper Mâché Dream Balloon
    Trapdoor
    Cold Cadaver

    The Bitter Boogie
    N.G.R.I. (Bloodstain)
    Time = Fate
    Time = $$$
    Most Of What I Like
    Paper Mâché

    Seit fünf Jahren gibt es diese Band aus Melbourne. Und das ist nun bereits ihr siebtes Album. Allerdings ist es das erste, das international erhältlich ist und nicht nur ein kleiner Auflage auf ihrem eigenen Label. Auch stilistisch haben die Australier einer recht erstaunlichen Schritt gemacht, weg von dem rohen, kratzbürstigen und von Punk ebenso wie von Beefheart und Zappa beeinflussten Rabauken Sound, hin zu einem fast lieblichen, jedenfalls deutlich mehr Pop orientierten psychedelischen Kinderzimmer Geklingel. Keine Fuzz Gitarren mehr und kein wildes Rumgedresche. Stattdessen Pop Harmonien, Flöten, akustische Gitarren, Geigen sogar und ein dezentes Saxophon. Wobei sich das Songwriting eigentlich gar nicht so sehr verändert hat. Eingängige Melodien hatten die Jungs schon immer in petto. Früher haben sie diese allerdings gut versteckt hinter all dem Krach. Die Tracks sind ziemlich kurz. Keiner ist länger als vier Minuten, die meisten sogar unter drei. Auch das war früher anders. Noch auf ihrem letzten Album im Frühjahr diesen Jahres durften sich die Herrschaften in vier mal zehn Minuten austoben. Diese Platte hier erinnert mich irgendwie auch an das Psychedelic Revival der Achtziger. Neil’s Heavy Concept Album fällt mir ein oder The Dukes Of Stratosphear (a.k.a. XTC). Herrlich verspielt und auf ökonomische Art überkandidelt klingt das alles. Dazu passt dann auch das Cover Artwork mit den Plastolin Figuren aus dem Kinderzimmer. Selbst „The Bitter Boogie“ ist alles andere als das. Mit Sitar, Harmonica und einem angetäuschten Blues und Boogie Rhythmus wirkt das eigentlich eher drollig. Und dann noch ein fröhlicher Rock’n’Roll hinterdrein mit ebensolchem Piano und voller positiver Energie. Auf einmal muss ich an den Tyrannosaurus Rex denken bevor er zu T.Rex wurde. Und sogar „Lazy Sunday“ von den Small Faces kommt mir in den Sinn. Das sind halt so die Assoziationen bei dieser Platte. Zum Schluss dann noch mal der Titelsong in einer instrumentalen Version, die von einer Flöte dominiert wird und am Ende plötzlich rückwärts läuft mit sich ständig steigerndem Tempo bis zum abrupten Ende. Eine ausgesprochen unterhaltsame Platte. ****1/2

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    #5347201  | PERMALINK

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    Jess And The Ancient Ones – Second Psychedelic Coming: The Aquarius Tapes (2LP, Svart Records)

    Besetzung:

    Jess – vocals
    Thomas Corpse – lead guitar
    Thomas Fiend – guitar, backing vocals
    Von Stroh – guitar
    Fast Jake – bass
    Abraham – keyboards
    Yussuf – drums, percussion

    Trackliste:

    Samhain
    The Flying Man
    In Levitating Secret Dreams
    The Equinox Death Trip
    Wolves Inside My Head
    Crossroad Lightning
    The Lovers
    Goetia Of Love
    Goodbye To Virgin Grounds Forever

    Aus Kuopio im Osten Finnlands stammt diese Band um die Sängerin Jess. Gegründet 2010 haben die sieben Finnen bisher ein Album und eine EP sowie zwei Singles rausgebracht. Mit diesem zweiten Album erweitern sie ihr stilistisches Spektrum noch mal gehörig. Bisher waren sie eine Acid Rock Band mit deutlichem Hang zum Okkulten. Die Kompositionen der Band waren von Anfang an bemerkenswert. Doch hier wirkt das Songwriting noch komplexer und zum Teil auch eingängiger. Irritierend für mich ist die Tatsache, dass die Band fast nur in Heavy und Metal Kreisen wahrgenommen zu werden scheint. Dabei waren die Finnen nie eine Metal Band. Und mit diesem neuen Album sind sie es ganz bestimmt auch nicht. Lediglich das Gitarrenspiel und manche stimmlichen Eskapaden der Frontfrau weisen gelegentlich in diese Richtung. Andererseits singt Jess dann aber oft genug ähnlich wie Anneke van Giersbergen, manchmal sogar fast wie eine Blues Sängerin. Die Band agiert irgendwo zwischen klassischem Blues Rock und ziemlich extrovertiertem Psychedelic Rock. Rhythmisch ist das mitunter ganz schön vertrackt. Meist treiben Bass und Schlagzeug aber straight voran. Gitarrenduelle wechseln mit heftigen Keyboard Attacken. Und über allem der kraftvolle Gesang. Die Tracks sind trotz Längen zwischen vier und neun Minuten ziemlich kompakt. Und nach acht Stücken ist eine normale Albumlänge eigentlich mehr als erreicht. Doch dann folgt noch ein 22-minütiges Werk, das im Grunde für sich allein stehen kann. „Goodbye To Virgin Grounds Forever“ hat eigentlich alles, was ein typisches Progrock Monster ausmacht. Und doch ist es anders. Filigran, zum Teil fast folkloristisch, wie eine kleine Pop Symphonie. Aber nicht im Stil Brian Wilsons. Eher schon wie bei Curved Air mit Sonja Kristina. Mit dieser Doppel-LP hat das Septett aus Kuopio seine eigene Nische gefunden zwischen okkultem Rock und psychedelischem Pop, zwischen Heavy Sound hart am Klischee vorbei und irgendwas ganz Eigenem. ****

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    #5347203  | PERMALINK

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    Night Beats – Who Sold My Generation (LP, Heavenly)

    Besetzung:

    James Traeger – drums
    Robert Levon Been – bass, backing vocals
    Danny Lee Blackwell – guitar, vocals, bass, piano

    Trackliste:

    Celebration #1
    Power Child
    Right / Wrong
    No Cops
    Porque Mañana
    Sunday Mourning
    Shangri La
    Burn To Breathe
    Bad Love
    Last Train To Jordan
    Turn The Lights
    Egypt Berry

    Es ist schon erfreulich, dass es heute wieder eine ganze Reihe von Bands gibt weltweit, die mehr oder weniger stark inspiriert und beeinflusst sind vom Garage und Psychedelic Rock der späten 1960er Jahre. Eine dieser Bands sind die Night Beats aus Seattle. Es gibt sie schon seit 2009 und dies hier ist bereits ihr drittes Album, die beiden Kassetten Veröffentlichungen auf Burger Records gar nicht mitgezählt. Der Bandname ist übrigens eine Hommage an Sam Cooke, dessen Album „Night Beat“ bei der Bandgründung Pate stand. So sehr die beiden Musiker Blackwell und Traeger Sam Cooke auch verehren, Soul Musik ist hier nur sehr vermittelt rauszuhören. Eher schon texanischer Acid Rock wie der der von Roky Erickson etwa. Für die Produktion dieser LP haben sich die Night Beats der Mitarbeit von Nic Jodoin und Robert Levon Been vom Black Rebel Motorcycle Club versichert. Und tatsächlich klingt hier manches wie auf den ersten beiden BRMC LPs. Ich muss leider zugeben, dass ich die ersten beiden Night Beats LPs nicht kenne. Das Debüt erschien 2011 beim renommierten Trouble In Mind Label, bei dem z.B. auch Jacco Gardner seine Karriere begann. 2014 traten die drei Night Beats beim Liverpool Psych Fest auf. Und dadurch wurde das englische Label Heavenly auf sie aufmerksam, das ja eher die gefälligere und poppigere Variante von Psychedelia protegiert. Nun klingt diese Platte sicher nicht rau oder spröde, doch etwas mehr Garage Rock mit Fuzz und Acid Gitarren wird hier schon geboten als etwa bei den Label Kollegen Temples. „Last Train To Jordan“ ist da ein gutes Beispiel. Extrovertiert und voller schräger Sound Spielereien. Anderswo ist dann jedoch eine deutliche Nähe zum R&B der Black Keys zu vernehmen. „Egypt Berry“ verbindet urwüchsigen Rock’n’Roll mit einem Hauch orientalischer Exotik. „Sunday Mourning“ erinnert auf hypnotische Weise an The Velvet Underground. Und mit „No Cops“ ist den Night Beats gar ein aktuelles politisches Statement zur Polizei Gewalt in den USA gelungen. Tolle Platte! ****

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    mikko
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    Kula Shaker – K2.0 (LP, Strangefolk)

    Besetzung:

    Crispian Mills – vocals, guitars
    Alonza Bevan – bass, backing vocals
    Paul Winterhart – drums
    Harry Broadbent – keyboards

    Trackliste:

    Infinite Sun
    Holy Flame
    Death Of Democracy
    Let Love B (With U)
    Here Come My Demons

    33 Crows
    Oh Mary
    High Noon
    Hari Bol (The Sweetest Sweet)
    Get Right Get Ready
    Mountain Lifter

    Lange hatte man nichts mehr gehört von Kula Shaker. Seit sechs Jahren nichts Neues. Doch das Comeback, wenn man es denn so nennen will, ist ihnen gelungen. Vor 20 Jahren stand das Debütalbum „K“ an der Spitze der englischen Charts. Als ich die Band damals live sah, war ich sofort begeistert von dieser Re-Inkarnation des Psychedelic Rock der späten Sixties. Diese Mischung aus druckvollem Rock der frühen Siebziger und verspielten Klängen sowie Anleihen bei indischer Mystik nahm mich gleich gefangen. Und auch das zweite Album „Peasants, Pigs & Astronauts“ bot eine grandiose Mischung aus heftigem Rock, Exotik und verrückten Ideen. „K2.0“ ist nun das fünfte Studioalbum. Natürlich knüpft die Platte bei den beiden erfolgreichen LPs der Neunziger an. Die LPs „Strangefolk“ und „Pilgrims Progress“, die 2007 bzw. 2010 erschienen, sind ja nicht schlecht, doch wer erinnert sich noch daran? Bis auf die wunderbare Single „Peter Pan R.I.P“ ist davon doch nichts mehr im Gedächtnis. Und diese Single gibt es nicht mal in Vinyl gepresst. „Infinite Sun“, der Opener des neuen Albums, ist die Promo Single, aber leider wieder nicht als Vinyl erhältlich. Der Track beginnt mit lieblichen Sitarklängen, entwickelt sich dann aber schnell zum veritablen Rocker, allerdings mit orientalischen Untertönen, die mich gleich an Ouzo Bazookas tolles Debüt aus dem vergangenen Jahr denken lassen. „Holy Flame“ ist typischer Britpop, der auch von Blur zu ihren besten Zeiten sein könnte. Mit „Death Of Democracy“ gelingt Crispian Mills sogar ein politisches Statement, das nicht so zweifelhaft wirkt wie sein naiver Flirt mit Hakenkreuzen vor 20 Jahren. Es ist ja vielleicht etwas verfrüht, von einem Alterswerk zu sprechen, doch wirkt diese Platte in ihrer gelungenen Mischung von Rock, Britpop, Folk Rock und Psychedelia sehr abgeklärt und entspannt. Crispian Mills ist ja nun auch schon zweifacher Vater und lebt, wenn er nicht seiner Musikerkarriere frönt, mit seiner Familie in Bath, im Südwesten Englands, fernab der Metropole London. Wie auch immer, „K2.0“ ist eine sehr hörenswerte Platte, eine der besten dieses noch jungen Jahres. Auch wenn die britische Presse sich mehrheitlich gelangweilt zeigt von dem Album, ich kann es sehr empfehlen. ****

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    #5347207  | PERMALINK

    mikko
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    The Hanging Stars – Over The Silvery Lake (LP, The Great Pop Supplement)

    Besetzung:

    Sam Ferman – guitar, bass, vocals
    Paulie Cobra – drums, vocals
    Phil Anderson – keyboards, piano, melodica, guitar, vocals
    Richard Olson – guitar, harp, dulcimer, vocals

    Trackliste:

    Floodbound
    Cure Your Ills
    I’m No Good Without You
    For A While
    Golden Vanity
    Rainmaker, Sunseeker

    The House On The Hill
    Ruby Red
    She Never Sleeps
    The Hanging Stars
    Hang Me High
    Crippled Shining Blues
    Running Waters Wide

    Nach zwei Singles ist nun das Debütalbum der Band aus London erschienen. Richard Olson gründete die Band vor gut einem Jahr, nachdem seine letzte Band The See See Zerfallserscheinungen zeigte. Stilistisch knüpft diese neue Band aber durchaus bei The See See an. Nun, Olson ist auch hier der hauptsächliche Songschreiber. Allerdings ist das Songwriting ja nicht alles. Und so klingt diese LP hier deutlich mehr nach Americana als nach psychedelischem Pop. Slide Gitarre und Banjo neben Fiddle und Dulcimer tun ein Übriges. Die Songs sind einschmeichelnd und behutsam arrangiert. Die Stimmung der Platte ist dezent verhalten und angenehm warm. Zwei der Songs kennen wir schon von den Singles, die vergangenes Jahr rauskamen. Aufgenommen wurde die LP in London, Nashville und in Kalifornien. Aber tatsächlich hört man viel mehr Laurel Canyon als Memphis oder Walthamstow in Songs und Sounds. The Byrds waren ganz sicher eine Inspiration für Olson und seine Musiker. Die späten Byrds allerdings, die der „Sweetheart Of The Rodeo“ Zeit. Und doch ist das hier kein Country oder Country Rock. Dafür ist es dann doch wieder zu britisch. Lediglich das schlicht „The Hanging Stars“ betitelte Instrumentalstück ist dann doch sehr countryesk. „Crippled Shining Blues“ hat was von einer Britpop Hymne, und „Running Waters Wide“ entführt uns in ein sonnendurchflutetes Wunderland von Poesie und verträumter Musik. Fabelhaft! ****1/2

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    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #5347209  | PERMALINK

    mr-blue

    Registriert seit: 20.10.2013

    Beiträge: 4,932

    Das liest sich in der Tat gut und ich glaube, das Album könnte echt was für mich sein.:-)

    --

    Blue, Blue, Blue over you
    #5347211  | PERMALINK

    mr-blue

    Registriert seit: 20.10.2013

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    @mikko
    Nachdem ich das Albun nun auch habe und es mir inzwischen 2mal angehört habe, kann ich Deiner Einschätzung so weit zustimmen. Ein richtiges Country-/Country-Rock Album ist es aber für mich nicht, eher ein Folkrock Album mit ein paar Countryeinflüssen und einem guten Schuss Pop, der hier aber so richtig gut kommt.
    Ja, und in der Tat handelt es sich um ein fabelhaftes Album und Deine Bewertung mit 4 1/2 Sternen dürfte so auch für mich hinkommen. Von daher Danke für Deinen Tipp und Deine ausführliche Beschreibung.:-)

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    Blue, Blue, Blue over you
    #5347213  | PERMALINK

    lattenschuss

    Registriert seit: 06.06.2011

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    Ich finde die Platte sehr ermüdend. Da bleibt nichts hängen.

    The Byrds habe ich auch schon weitaus besser gehört. „Sweetheart…“ kam mir auch sofort in den Sinn, aber eher als Cover-Abklatsch.

    Mir ist das ganz sicher zu wenig. Ich mag die Scheibe nicht. Mein Maximum liegt bei **

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