Mikkos Album des Monats

5 Sterne für „She Brings The Rain“, eine meiner liebsten Singles des Jahres 1993.

Ist mir auch recht, clau.

Kennst Du denn den Film? Lohnt der sich?

Paul Orwell – Blowing Your Mind Away (LP, Heavy Soul)

Besetzung:

Paul Orwell – vocals, all instruments except drums

Trackliste:

Like I Did Before
Tell Me, Tell Me
Go Tell Your Mother
You’re Nothing Special
The Right Location
A.B.C. Blues
Payback

Little Reason
Here And Now
Take It Or Leave It
Blowing Your Mind Away
Hide And Seek
Bad Blood
Fangz

Mit großer Spannung sehnlichst erwartet wurde diese LP von den Eingeweihten und Initiierten. Und als es dann soweit war, musste man schnell sein. Binnen weniger Tage war die 500er Auflage vergriffen. Nur direkt beim Label konnte man bestellen auf der Webseite von Heavy Soul. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Diese Platte ist schlicht großartig. So wie die Musik, die der junge Paul Orwell selbst hört und die er auf Flohmärkten und Plattenbörsen in Form alter originaler 7“ 45s sucht und findet, so klngt auch seine eigene Musik. Sixties Beat, Freakbeat, Mod Pop, Garage Pop. The Birds, The Kinks, The Hollies, The In-Crowd, The Eyes, The Who, The Rolling Stones natürlich usw. usf. Paul Orwell schreibt alle Songs selbst, spielt alle Instrumente bis auf das Schlagzeug, singt und produziert alles selbst. Er ist ein Tüftler und Soundbastler. Und obwohl man natürlich bei dieser Platte sofort glaubt, mit einer Zeitmaschine ins Jahr 1966 gebeamt worden zu sein, klingt das alles doch auch frisch und neu. Eben gar nicht Retro. Genau so hätte diese Platte damals weder in London noch in New York oder San Francisco entstehen können. Und doch reflektiert sie diese Zeit und diese Orte und verbindet sie mit der Gegenwart von London im Jahr 2015. Stilistisch werden hier britischer Freakbeat und Mod Beat mit dem US Garage Pop der Sixties verschmolzen. Jeder einzelne Song ist so toll, dass er auch als Single erscheinen könnte. Und die beiden Singles Orwells sind hier ja auch mit A und B Seite vertreten. Da ich zu den Glücklichen gehöre, die beide Singles bei Erscheinen ergattern konnten, wäre es mir lieber gewesen, die nur im Internet als Download erhältliche EP Orwells wäre hier stattdessen dabei. Aber ich will nicht kleinlich sein. Die LP klingt auch so phantastisch, wie aus einem Guss. Und so Mancher freut sich vermutlich, dass er die Single Tracks nun wenigstens hier auf Vinyl hat. Wer die LP verpasst hat, darf sich auf eine Neuauflage freuen, die wohl schon bald erscheinen wird. Allerdings auf farbigem Vinyl, wenn ich das richtig sehe. Das wird dann einige Puristen auch wieder stören. Ich kann mich jedenfalls an dieser LP gar nicht satt hören! *****

Immer gerne! Gibt’s aber nur auf Vinyl.

Jukka ja Jytämimmit – s/t (LP, Keltaiset Levyt)

Besetzung:

Jukka Nousiainen – vocals, guitar
Mara Balls – bass, vocals
Raaka-Gini – drums, vocals

Trackliste:

Kuuma yö Kittilässä
Pohjanmaa
Jytäkesä 015
Ei mun aikani ole vielä

Jytä-Yamaha
Vauhtikuningatar
Jytää vaan

Jukka Nousiainen ist in Finnland bereits seit einiger Zeit ein Begriff in Kreisen bodenständiger Rock’n’Roller. Nun hat er sich mit zwei jungen Musikerinnen zusammengetan, die wie er lauten, rauen und unprätentiösen Rock lieben. Der LP Titel lässt sich am besten übersetzen als Jukka und die Drauf-Mach-Mädels. Mimmi ist ein finnisches Slangwort für Mädchen und Jytä bedeutet halt so in etwa „wild rummachen, wild rumtanzen“. Die Musik steht ganz in der Tradition von Siebzigerjahre Hard Rock und Glam Rock. Der Sound ist tatsächlich ziemlich roh und irgendwie Lo-Fi. Jukkas Gesang ist tief im Mix eingebettet und etwas verhangen. Auf der Gitarre spielt er die typischen Schweinesoli, die man aus den späten Sixties und frühen Seventies kennt. Die Mädels singen nur Backing Vocals und liefern ansonsten den soliden rhythmischen Untergrund für das Ganze. Der Opener „Kuuma yö Kittilässä“ (Heiße Nacht in Kittilä) erzählt von den Ereignissen in einer ungewöhnlich heißen Sommernacht ganz im Nordwesten Finnlands, also in Lappland. Dahin sind die drei mit ihrem Yamaha Moped gefahren über staubige Sandpisten und vorbei an dösenden Rentieren. In „Pohjanmaa“ (Nordland, so heißt die Landschaft zwischen Vaasa und Oulu am bottnischen Meerbusen) geht es ebenfalls ordentlich zur Sache. Ein bluesiger Shuffle mündet schließlich in einen von „Hey Jude“ entliehenen Chorgesang. „Jytäkesä 015“ spricht für sich selbst. Im Sommer 2015 machen wir ordentlich was los. Obwohl dann in „Ei mun aikani ole vielä“ Jukka wieder einen Rückzieher macht. „Meine Zeit ist noch nicht gekommen“ so lautet die Übersetzung des Titels. Musikalisch ist der eher eine Southern Rock Ballade. Auf der B-Seite der LP geht es los mit „Jytä-Yamaha“, was so viel bedeutet wie? – Richtig, die Yamaha zum Abgehen. Die ganze Nacht sind sie unterwegs mit dem Moped. Ist das zu dritt nicht unbequem auf so einem Hobel? Jukka spielt wieder sein Schweine-Solo. Es folgt „Vauhtikuningatar“, die Königin der Geschwindigkeit. Die Mädels kreischen. Bass und Drums treiben ordentlich voran, und Jukka fährt ein heftiges Brett auf seiner Gitarre. Schließlich „Jytää vaan“ zum Schluss. Rauer Gesang, verzerrte Gitarre mit Wah Wah Effekt obendrein. Die Mädels ziehen den Rhythmus stoisch durch, bremsen, beschleunigen, und am Schluss versinkt alles in Rückkopplungen und wilden Wiederholungen. ****