Mikkos Album des Monats

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  • #38135  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Ab jetzt werde ich hier jeden Monat mein Album des Monats vorstellen. Das muss nicht unbedingt mein Lieblingsalbum des Monats sein. Und es muss auch nicht unbedingt im aktuellen Monat erschienen sein, relativ neu jedoch schon. Auf jeden Fall eine Platte, die ich der Menschheit – also euch – wärmstens ans Herz legen möchte. Ich versuche Platten zu bevorzugen, die es auf Vinyl gibt, leider lässt sich das nicht immer garantieren.

    Auf geht’s!

    mobilebabylon.jpg

    Jolly Jumpers – Mobile Babylon (LP/CD, Tug Records / Indigo, http://www.tug-rec.de, http://www.jollyjumpers.fi)

    Besetzung:

    Petri Hannus – vocals, guitar
    Keijo Pirkola – drums
    Marko Leuanniemi – bass
    Arimatti Jutila – guitar, backing vocals

    Trackliste:

    01. Slow Town Rules
    02. Shooting Star
    03. Palomino
    04. Boom Boom
    05. Mama I Have To Leave
    06. Snowy Downtown
    07. My Mon Amour
    08. Black Betty
    09. Sorrow Son
    10. The Stars
    11. The Beach

    Seit 1980 machen sie nun schon gemeinsam Musik, die Jolly Jumpers aus Tyrnävä im Norden Finnlands. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie als Kartoffelbauern und Waldarbeiter. Musik machen sie also in ihrer Freizeit, und auf einer Bühne stehen sie immer mal wieder, wenn es sich so ergibt. Acht LPs, eine 10 Inch EP und eine handvoll Singles sind dabei im Lauf der Jahre entstanden. Ihren Stil haben sie immer mehr verfeinert und geschliffen. Mittlerweile erkennt man einen Jolly Jumpers Track sofort. An der bodenständigen markanten Melodieführung. An den schweren, meist etwas trägen Arrangements. An der Blues und Swamp Rock informierten Gitarrenarbeit. Und nicht zuletzt an der unverwechselbaren Stimme von Petri Hannus, der auch die meisten Songs schreibt. Diese LP ist die erste, die vollständig unter Mitwirkung des neuen Bandmitglieds (seit gut zwei Jahren inzwischen) Arimatti Jutila entstand. Arimatti kommt aus der finnischen Rockabilly Szene. Er war Gründungsmitglied der Flaming Sideburns, und er ist einer der besten Rock’n’Roll Gitarristen Finnlands. Zwei Jahre lebte er in den USA, wo er natürlich auch sofort Kontakt zu lokalen Musikern in Virginia knüpfte. Sein Gitarrenspiel und seine Soundideen sind eine große Bereicherung für die Jolly Jumpers. Vielleicht noch mehr als die bisherigen Platten der Band ist „Mobile Babylon“ ein Americana Album. Von Lou Reed bis Fred Cole, von Johnny Cash bis Jeffrey Lee Pierce hat amerikanische Roots Musik ihre Spuren hinterlassen in Stil und Sound der Finnen. Aber sie zitieren sich auch gerne mal selbst wie z.B. in „Palomino“. Und die Mischung, die sie zubereiten, ist schon einmalig. Diese Musik kann dann doch nur in Finnland vor dem Hintergrund lokaler Mythen und Folklore entstehen. „Boom Boom“ ist purer Voodoo Rhythmus. Und „Mama I Have To Leave“ bringt klassischen Swamp Rock. „Snowy Downtown“ dagegen hat eine wundervoll luftige Leichtigkeit, die bei dieser Band in schöner Regelmäßigkeit auch immer wieder zur Geltung kommt. Eine unwiderstehliche Popmelodie getragen von einer klaren Shadows Gitarre und fast unwirklichen Uuh und Aah Chören im Refrain. Besonders Petris schlichte und oft ein wenig unbeholfene Liebeslieder können mich tief berühren, wie etwa das doppelt gemoppelte „My Mon Amour“. „Black Betty“ ist dann wieder ganz Tradition bis hin zum Klischee, wäre da nicht die völlig absurde auf Finnisch gesungene Passage in der Mitte des Tracks. Und so geht es abwechslungsreich durch 40 Minuten und elf Tracks. Wer Velvet Underground oder Neil Young im Schrank hat, wer Calexico ebenso wie Nick Cave ganz gerne hört, der sollte sich diese Band und diese LP mal gründlich zu Gemüte führen. Ich garantiere schönste Erbauung und Unterhaltung. Und wenn die Jungs im Februar auf Tour kommen, dann solltet ihr sie unbedingt auch live sehen. Es lohnt sich! *****

    --

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    #5346095  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,264

    Sehr schöne Idee, Mikko.. klingt auch sehr interessant, werde mich mal umhören

    --

    and now we rise and we are everywhere
    #5346097  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    MikkoWer Velvet Underground oder Neil Young im Schrank hat, wer Calexico ebenso wie Nick Cave ganz gerne hört, der sollte sich diese Band und diese LP mal gründlich zu Gemüte führen.

    Dann dürfte die Platte ja bei ca. 90 % der Forumsmitglieder (inkl. mir) einschlagen… . :-)
    Schöne Threadidee, bitte dran bleiben!

    --

    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #5346099  | PERMALINK

    wa
    The Horst of all Horsts

    Registriert seit: 18.06.2003

    Beiträge: 24,488

    Denke auch, daß Dick Laurent und Herr Rossi schon zugeschlagen haben.

    Der Stil ist so gut bschrieben, daß man sich was drunter vorstellen kann. Wäre sicher was für mich, wenn der Calexico-Anteil nicht zu hoch ist.

    --

    What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
    #5346101  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Ich poste mein Album des Monats immer erst nach Ablauf des jeweiligen Monats. Deshalb also nun der Oktober 2006:

    Sparklehorse – Dreamt For Light Years In The Belly Of A Mountain (LP/CD, Capitol Records, www.sparklehorse.com)

    Besetzung:

    Mark Linkous – vocals, guitars, bass, keyboards, drums etc.

    Dangermouse – sampler, programming

    Steven Drozd – drums, guitar (on some tracks)

    Scott Minor – drums (on some tracks)

    Dave Fridmann – bass, vibraphone (on some tracks)

    plus some more guest musicians on several tracks

    Trackliste:

    01. Don’t Take My Sunshine Away
    02. Getting It Wrong
    03. Shade And Honey
    04. See The Light
    05. Return To Me
    06. Some Sweet Day
    07. Ghost In The Sky
    08. Mountains
    09. Morning Hollow
    10. It’s Not So Hard
    11. Knives Of Summertime
    12. Dreamt For Light Years In The Belly Of A Mountain

    Mark Linkous ist Sparklehorse. Im Prinzip jedenfalls. Mark lebt auf einer Farm in Virginia mit seiner Frau Teresa und allen möglichen Tieren vom Axolotl über diverse Schildkröten bis zu Hunden und Katzen. Er ist gut befreundet mit David Lowery von Cracker und mit verschiedenen anderen Musikern aus deren Umfeld. Einige davon unterstützen ihn aktiv bei seinen Projekten. Und Mark ist großer Tom Waits Fan. Was man seiner eigenen Musik aber nicht sofort anmerkt. Seit zehn Jahren macht Linkous als Sparklehorse Musik. Zahlreiche Singles und EPs sind seither unter diesem Namen erschienen. Dies hier ist nun die vierte LP. Über weite Strecken eine herbstliche, einen Altweibersommer Platte. Etwas schwerfällig aber doch entspannt und irgendwie auch locker dabei. In letzter Zeit wird ja viel von schrägem, spacigem und seltsamem Folk Rock geschrieben. Genauso klingt die LP. Bei manchen Tracks spielt Mark alles alleine. Von der akustischen Gitarre über eine Geige bis hin zu irgendwelchen Synthesizern oder einer Pumporgel. Sogar Schlagzeug spielt er manchmal. Für „Morning Hollow“ konnte Mark Tom Waits als Pianisten gewinnen. Und Joan Wasser spielt hier eine sehr schöne Violine. Eine Sophie Michelitsianos singt ganz zart eine zweite Stimme. Der Track hat eine fast feierliche Atmosphäre. Getragen wird diese vor allem von sehr langsam schleppenden Drums und einem im Hintergrund brummenden Harmonium. Die erste Single und zugleich der Album Opener ist „Don’t Take My Sunshine Away“. Die Gitarre dabei erinnert an „Dear Prudence“, und der gesamte Track strahlt eine leicht überspannte mild psychedelische Stimmung aus. „Getting It Wrong“ treibt diese Stimmung weiter mit verzerrten Vocals und allerlei Soundspielereien. Mit „Shake And Honey“, „See The Light”, “Return To Me” und “Some Sweet Day” folgen weitere eher langsame, schwebende, verträumte Acid Folk Tracks. „Ghost In The Sky“, die zweite Single, ist dagegen beinahe brachial. Fast doppelt so schnell wie die Tracks davor, mit Fuzzgitarre, rumpelnden Drums und einem sehr einprägsamen Refrain, wenn man die ständig wiederholte Titelzeile denn so nennen will. „Mountains“ fällt wieder in das schleppende, leicht schräge Medium des Space Folk zurück. Dann folgt „Morning Hollow“, für mich emotionaler Höhepunkt, wie bereits oben beschrieben. „It’s Not So Hard“ ist dann wieder ein richtiger Rocker. Erstaunlich sparsam instrumentiert, und doch voller Elan und Druck. Die dritte Single „Knives Of Summertime“ folgt. Wieder fast verträumt, sphärisch mit Tape Loops und Electronica, getragen jedoch von einer klaren Twang Gitarre. Einschmeichelnde Melodie. Der Titeltrack des Albums kommt zum Schluss. Hier stehen Sound und Atmosphäre gänzlich im Vordergrund. Klangtüftler vom Schlage eines David Vorhaus oder Brian Eno lassen grüßen. Ich frage mich allerdings, wie Linkous das je auf einer Bühne umsetzen will. Eine Tour Band gibt es jedenfalls. Wie auch immer, diese Platte ist sehr hörenswert. ****

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    #5346103  | PERMALINK

    flatted-fifth
    Moderator

    Registriert seit: 02.09.2003

    Beiträge: 6,027

    MikkoDangermouse – sampler, programming

    Den hätte ich da jetzt aber mal gar nicht erwartet, Danger Mouse müsste doch eigentlich gerade mit Gnarls Barkley voll ausgelastet sein…

    Schöner Text Mikko, und der Elektroeinfluss – den ich bei Sparklehorse gar nicht vermutet hätte nach all dem, was ich bisher über sie/ihn gehört habe – lässt mich neugierig aufhorchen. Album ist vorgemerkt.

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    You can't fool the flat man!
    #5346105  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Banana JoeDen hätte ich da jetzt aber mal gar nicht erwartet, Danger Mouse müsste doch eigentlich gerade mit Gnarls Barkley voll ausgelastet sein…

    Schöner Text Mikko, und der Elektroeinfluss – den ich bei Sparklehorse gar nicht vermutet hätte nach all dem, was ich bisher über sie/ihn gehört habe – lässt mich neugierig aufhorchen. Album ist vorgemerkt.

    Ich bin mir nicht sicher, ob das der Dangermouse ist. Hab‘ diese Angaben lediglich aus den Linernotes der Platte.

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    #5346107  | PERMALINK

    flatted-fifth
    Moderator

    Registriert seit: 02.09.2003

    Beiträge: 6,027

    MikkoIch bin mir nicht sicher, ob das der Dangermouse ist. Hab‘ diese Angaben lediglich aus den Linernotes der Platte.

    Wikipedia schreibt zumindest das Sparklehorse-Album in seine Diskographie…

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    You can't fool the flat man!
    #5346109  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Ah ja. Na gut, das passt dann letztlich doch. Hätte aber auch nicht gedacht, dass die beiden zusammenarbeiten.

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    #5346111  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

    Beiträge: 6,709

    MikkoEine Sophie Michelitsianos singt ganz zart eine zweite Stimme.

    Das ist die Sängerin von Sol Seppy, die auch den Support bei der Sparklehorse-Tour übernahmen.

    MikkoIch frage mich allerdings, wie Linkous das je auf einer Bühne umsetzen will.

    Ich hatte im Konzertankündigungs-Thread kurz was zum Sparklehorse Konzert in Hamburg geschrieben. An vielen Stellen wird halt auf das Nötigste reduziert, ohne dass die Songs dadurch verlieren. „Don’t Take My Sunshine Away“ z.B war auch ohne die Elektronik-Spielereien einer der Höhepunkte des Konzerts.

    In der Bewertung der Platte stimme ich dir, bis hin zur Besternung, vollkommen zu. Ich fand aber den von Dave Fridmann produzierten Vorgänger „It`s a wonderful life“ noch ein wenig besser.

    --

    Wake up! It`s t-shirt weather.
    #5346113  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Ja, observer, dein Konzert Review hab ich gelesen. Schade, dass die Band nicht nach Berlin gekommen ist. Das Vorgängeralbum muss ich mal wieder auflegen. Hab’s seit Erscheinen nicht mehr gehört, glaube ich.

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    #5346115  | PERMALINK

    beatlebum

    Registriert seit: 11.07.2002

    Beiträge: 8,107

    Sehr schöne Beschreibung einer rundum gelungenen Platte.

    --

    Captain Beefheart to audience: Is everyone feeling all right? Audience: Yeahhhhh!!! awright...!!! Captain Beefheart: That's not a soulful question, that's a medical question. It's too hot in here.
    #5346117  | PERMALINK

    oh-baby

    Registriert seit: 30.12.2002

    Beiträge: 448

    Hallo Mikko,

    tolle Lp die Jolly Jumpers. Habe mir gerade eine pressfrische Vinylausgabe in Fürth bei Kioski geholt.Netter Laden, sehr nette Leute und vor allem eine super Lp. Schreib doch öfter über finnische Bands.

    --

    #5346119  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Danke für deine Ermunterung, oh baby. Ich werde bestimmt noch weitere Finnen vorstellen, auch in meinen 7″ Faves und LP Faves Threads. Hier kommt in diesem Jahr wohl keine finnische Band mehr zum Zuge.

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    #5346121  | PERMALINK

    mikko
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    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    The Cheeks – Raw Countryside (LP/CD, Beyond Your Mind Records, www.thecheeks.de, www.beyondyourmindrec.de)

    Besetzung:

    Kono – lead vocals
    Markus Wiethold – drums, percussion
    Oliver Pilsner – bass, guitars, banjo, backing vocals
    Ingmar Lauer – guitars, mandolin, violin, harpsichord, organ, mellotron, moog, and other assorted instruments
    Chris Riza – guitars, backing vocals
    Guest musicians, especially brass and strings

    Trackliste:

    Side A:
    01. The Day They Closed The Countryside
    02. Honeymoon Hell
    03. High Upon The Rooftop
    04. Vivienne Westwood
    05. What Goes Up Must Come Down

    Side B:
    01. Just A Good Boy
    02. Losing My Head
    03. Diggin’ For Gold
    04. I’m Not Gonna Change
    05. California Falling Into The Ocean

    Ich hatte es ja schon angekündigt, dass diese LP Album des Monats sein wird. Während die Band, die irgendwo zwischen Köln und Dortmund beheimatet ist, live mit viel mehr Druck und auch etwas rauer zu Werke geht, klingt es im Studio eher behutsam, filigran und vor allem differenzierter. Zumindest bekommt man beim Album-Opener „The Day They Closed The Countryside“ den Eindruck. Da kommen gleich Oboe, Harpsichord, akustische Gitarren und Streicher zum Einsatz. Ein ausgefeiltes Arrangement verleiht dem auch so schon sehr schönen Song fast eine gewisse Feierlichkeit. Vorbilder sind wohl bei den Beach Boys ebenso wie bei britischen Psych Pop Legenden wie Kaleidoscope zu suchen. Bei „Honeymoon Hell“ wird es dann dramatischer. Trompeten, spanische Gitarre und diverse Soundeffekte sorgen für Stimmung. Ein weiteres Highlight ist der folgende Track „High Upon The Rooftop“. Wunderbare Melodiebögen, großartige Hooks! 12-String Rickenbacker und ein schöner alter Moog. Was Song und Sound betrifft mein Favorit auf dem Album. „Vivienne Westwood“ – die Radio Single des Albums – kommt mit vollem Bläsereinsatz, satten hallenden Chören und treibendem Rhythmus. Schöne altmodische Wah Wah Gitarre mit Pop Appeal rundet den Track ab. Der letzte Track der A-Seite „What Goes Up Must Come Down” drosselt das Tempo und den Druck. Schön relaxt, unterstützt von verhaltenen Bläsern und E-Piano groovt die Nummer dahin. Mit klassischem Power Pop geht es auf der zweiten Seite weiter. „Just A Good Boy” erinnert durchaus an Bands wie The Raspberries oder Badfinger. Auch „Losing My Head“ ist ein wunderschöner Song, der absolut adäquat und genial arrangiert und umgesetzt wird. Mit „Diggin’ For Gold“ steigt der Dramatikpegel noch einmal an. Ich liebe diese verzerrten Gitarrensounds, die durch Flanging und Phasing noch verstärkt werden. Sehr verspielt und überdreht zwar, aber schön. Die Drums dürften nach meinem Dafürhalten etwas knackiger und trockener sein. „I’m Not Gonna Change“ ist auch wieder klassisches Sixties Songwriting mit einem sehr ausgetüfteltem Arrangement. Zum Finale wird’s dann mit dem fast siebenminütigen „California Falling Into The Ocean“ noch mal ganz schön aufgemotzt. Die Dramatik bewegt sich hier schon an der Grenze zum Kitsch, finde ich. Musikalisch ist dieser Track sehr erfindungsreich und ambitioniert. Inhaltlich komme ich manchmal nicht so ganz mit. Man muss wohl einerseits schon Kenner und Liebhaber der Band sein, um die eine oder andere Anspielung zu verstehen. Andererseits – und das gilt eigentlich für alle Texte des Albums – muss man über manch Verquastes und Pseudo-Bedeutendes hinweghören. Oder sagen wir’s mal so, wer die Beatles mit „Strawberry Fields“ und der „Magical Mystery Tour“ liebt, der wird auch hier große Freude haben. Musikalisch geht es aber wie gesagt über 1967 hinaus mit Anleihen beim amerikanischen Power Pop der frühen Seventies. Mir gefällt diese LP sehr. Sie enthält so viele tolle Versatzstücke von Psych Pop und so viele wirklich eingängige Melodien, so viele großartige Klangelemente, dass ich mich gar nicht satt hören kann, wenn ihr versteht was ich meine. Und daher gebe ich die Höchstwertung. *****

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