Frigida

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    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

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    frigida rec.

    da nehmen sich ein paar menschen mal nicht so ernst, verzichten auf den großen popanz, zelebrieren den kleinen auftritt, selbst auf ein eigenes logo wird verzichtet, und prompt entpuppt sich diese geschichte als ein außerordentlich hochwertiges produkt.
    frigida rec. ist ein netlabel aus buenos aires. allein diese tatsache hat es für mich interessant gemacht, denn wie gesagt, der webauftritt ist alles andere als einladend. so kann man sich an den mageren informationen stoßen, den langen downloadzeiten. hat man diese hürden aber erst einmal überwunden, darf man in eine wunderbare (neue) welt eintauchen.
    nun ein auszug.

    künstler / werk / labelnummer / bewertung

    dying emotion – caught in another… (fri017) ***1/2
    wer sich an ein radiohead cover macht und sei es nur auf dem heimischen instrumentarium gebastelt und lediglich in die onlinewelt gestellt, hat mut und glaubt an sich. wer sich hinter dying emotion versteckt, war nicht herauszubekommen, aber der name spricht und steht für sich. ob „pearly“, das oben benannte radiohead cover oder „over side“, der opener in dieses fünf songs umfassende werk, ob „sickness from a cure“ oder „caught in another world“, sie alle stehen für gefühlvolle auseinandersetzung, melodische stücke, deren urheber deutlich und meiner meinung erfolgreich an einer eigenen note arbeitet. die lieder werden in begleitung von klavier und gitarre vorgetragen, erfahren hier und da unterstützung durch einige elektronische anleihen. sehr guter klang.

    fri017.jpg

    Kosmomuz- Energized (fri016) **1/2 – ***
    hierbei handelt es sich um ein russisches projekt, das sich aus vier mitgliedern zusammensetzt. sie spielen auf der khomuz und der vargan, jeweils einer art maultrommel, und bearbeiten (bzw. etwas martialischer malträtieren) die gitarre im namen der kunst. hinzu kommen vocale anteile und das wissen, der nutzen, der sinn etc. der kosmoenergetik. wie letztere genau eingesetzt wird, bleibt vorerst im dunkeln, aber die verlautbarungen dieser gemeinschaft lassen schnell darauf schließen, dass es sich um außer-irdische signale handeln muss, psychedelische allemal. wer in diese spannende klangmaterie hineinhören möchte, dem empfehle ich das sechzehnminütige stück „energized“, denn es offeriert alle möglichkeiten, die diesen kleinen, unscheinbaren instrumenten innewohnen.

    Suipacha- El fin es el comienzo ep (fri013) ***1/2
    soundcollagen, die zum teil recht bekannte samples verwenden, die dennoch so verfremdet daherkommen, dass eine wirkliche verortung fehlschlägt, weil das ungewisse im verlauf des hörens überhand gewinnt. die stimme wird als verstärker genutzt, aber auch als gestreckte ergänzung. die einzelnen tracks sind sehr verschieden, gehören aber definitiv in ein und dieselbe schublade, dafür ist die machart zu ähnlich, sei es das aneinandereihen der segmente, die methodik, die glaubhaftigkeit, der ehrgeiz, die form der manie, das wenig sesshafte. „mantekoala“ glänzt durch seine verschiedenen ebenen, die sich stimmig ergänzen und ein scheinbar unmögliches zueinanderfinden gestatten, „nikolai cryp“ durch die weiblichen vocals. in ergänzung zu diesen musikalischen abenteuern finden sich sechs videos der künstler.

    El sueño de la casa propia- Hogar (fri012) ***1/2
    “hogar” ist das werk eines chilenen, mehr konnte ich nicht in erfahrung bringen. er erzeugt sehr ansprechende klangspielereien, warm, melodisch. „museo del abandono“ beispielsweise klopft munter, die gitarre setzt weitere rhythmische akzente, eine virtuelle geige flirrt.
    eine nicht überstrapazierte einfachheit ist grundlage für alle kompositionen, die zum zuhören einladen, ohne zu kopfarbeit auszuarten, aber eben auch ohne chance sich auf den abwasch zu konzentrieren – man muss hinhören. toll.

    wenig aufhebens um viel. wie eingangs erwähnt, besticht die qualität der veröffentlichungen, sehr konzentrierte, homogene arbeiten bestimmen das bild dieses netlabels. kaum ein werk, das man unter *** bewerten müsste.
    um einen teil zwei werde ich nicht herumkommen. viel spaß beim (selber) entdecken.

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      #5277583  | PERMALINK

      klienicum

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      frigida rec.

      wie versprochen wird hier noch einmal nachgelegt. apropos nachgelegt: frigida ruht sich nicht auf lorbeeren aus, sondern legt eben ungezügelt nach. allein im august/september wurden dreizehn neue werke in den katalog aufgenommen. davon nun einiges mehr.

      künstler / werk / labelnummer / bewertung

      Sortie- Stories (fri029) **1/2
      eine band aus buenos aires , die sich das label post punk blues band verpasst hat. bis auf den blues, denn der hat sich versteckt, kann ich dem ohne weiteres zustimmen. das geht hier locker und flockig, rockig und unaufgeräumt zur sache. nicht viel aufhebens und dabei melodisch und ironisch und inspirierend. das rad wurde schon erfunden und es braucht auch keinen neuen gummi, keine speichen etc.

      Quilluya- Sunchu tikitay (fri022) ***
      bereits das cover und die tracktitel weisen auf etwas asiatisches hin. die ersten klänge bieten denn auch glöckchen, singsang und flötenspiel. unterlegt ist dies mit einem blechernen rhythmus. eine sehr fragile atmosphäre wird geschaffen, beseelt durch feine melodien. hört man sich alle stücke des albums immer wieder nacheinander an, beginnt man ein konzept zu erahnen. meine assoziationen beziehen sich auf klosterleben, mit eintrittssituation, erleben, meditation und besinnung, momentaufnahmen. nur der charakter von „pin kanqui“ ist derber und ungehaltener.

      Jan M. Iversen- Moments (fri021) **
      jan m. iversen dreht verwegen an knöpfen, legt schalter um und lässt uns an diesem vorhaben teilnehmen. dass es sich um seismischen, atmosphärischen krach handelt, wird er sicher so nicht unterschreiben. vielleicht definierte er es als maskierung von störgeräuschen, wie ich es erst unlängst bei murray schafer las, der den begriff soundscapes prägte. iversen lässt es rauschen, prickeln, krieseln. manchmal klingt es, als hätte er das mikro in scharfen wind gehalten. spannend ist das allemal, aber nur als kurzzeitiges zwischenspiel zu ertragen. erwähnt haben möchte ich dieses werk nicht nur zur komplettierung, sondern weil es mich auf schafer brachte: einige infos zum world soundscapes project gibt es hier: http://www.sfu.ca/~truax/wsp.html

      Schizbreak- This is what i can do (fri020) ***
      hierbei handelt es sich um eine gelungene mischung aus singer/songwriter, lofi, electronic. der beat ist unaufdringlich, an manchen stellen bewusst harmlos, einige sphärische klänge ergänzen, im vordergrund steht immer die songstruktur, eine melodie. würde man alle staffage entfernen, bliebe gitarre und gesang. erinnert mich an kelley stoltz, adem. die spielereien sind nicht so vordergründig, so dass sie nervten, sondern fügen sich gut ein, spiegeln allenfalls.
      biete mal „my dream“, das sparsam mit allem umgeht: instrumenten, klängen, tempo.

      Leni Vor- Antiodio (fri019) ***
      leni vor sind: miguel castro + sarah vacher aus granada und haben bisher getrennt veröffentlichungen zu wege gebracht, leni vor auf superspace records, castro auf planear records. zusammenfinden sie hier bei klangcollagen, denen gemeinsam ist, dass sie bei aller verwegenheit eingängigkeit bewahren und abwechslungsreich die grenzen des möglich ausloten. „arenanieve“ glänzt durch entspanntheit bei ausgeruhten gitarrenklängen und perkussiven beifügungen.

      SLS – Carroteca Vbermuthya (fri018)**
      leider liegen mir keine infos über diese klangabenteurer vor. sie basteln unterhaltsame, aber zum teil enervierende gebilde, denen meiner meinung ein roter faden fehlt. ständig fühlt man sich angesichts neuer bilder, färbungen überfahren.

      etwas vom lob, das ich über frigida seinerzeit ausgeschüttet hatte, muss ich nun wieder einholen. denn fraglos hatte ich bei der ersten auswahl mehr glück, als es mir nun zu teil wurde. abwechslungsreich bleibt die reise, aber nicht ganz ohne abstriche. dennoch: wer sucht, wird etwas finden.

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