Boy Omega – The Black Tango

Startseite Foren Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat Aktuelle Platten Boy Omega – The Black Tango

Ansicht von 3 Beiträgen - 1 bis 3 (von insgesamt 3)
  • Autor
    Beiträge
  • #33701  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    boyomega-cvr-0206.jpg

    martin henrik gustafsson ist kein causeur. schwer presst er die worte heraus, wringt die sätze bis auf den letzten buchstaben aus. bliebe einer über, sähest du ihn voller schrunden. so ziert sich schönheit. zwischen den gefühlen stiehlt sie sich davon. lädst du sie ein, verdrückte sie sich nicht arm in den herrgottswinkel, sondern bliebe stolz auf der schwelle.
    immer auf dem sprung, geduckt, zwischen die eigenen zeilen gedrängt, den raum fürchtend, den er sich selbst geschaffen hat, lädt boy omega ein, um mit ihm den black tango zu tanzen.
    die pole: eine leichte, wie von befreiter hand gespielte gitarre und die beklemmende, empfindliche stimme. dazwischen ersuchen sparsames sampling, drumcomputer, verzerrer, das klavier und gastsängerinnen um nachfrage.
    viel platz bleibt ihnen nicht. denn gustafsson ist präsent. er will den verlusten einen namen geben, das unbeschreibliche fassbar machen, die nöte teilen (es gibt das ende einer beziehung zu betrauern sowie den tod von großvater und onkel). schon im eröffnenden zwiegespräch rückt er ganz nah, macht den hörer zum mitwisser, zum mitleidenden.
    das parkett ist frisch verlegt, das wachs glänzt und lässt den gefährlichen reigen erahnen, auf den man sich einließe, würde man sich die schuhe schnüren. nur gustafsson ist keiner, der führt, er nimmt dich an arm und hüfte und spürt, dicht an dicht, wonach du dich sehnst.
    waren meine rezeptoren von jeher mit klappen ausgerüstet, die sich spontan verschlossen, sobald ein jammernder, greinender zwerg auftrat, öffnen sie sich nun frei atmend. der sänger versteht es sich im schmerz mit würde zu präsentieren. unterstützung erfährt er durch den verzicht auf selbstmitleid, den einsatz erwärmender melodien, differenzierten songaufbaus und intimität. manches stück, nur als fragment gezeichnet, zeugt vom verstörtsein, dem gefühlsstau und fügt sich vortrefflich in das gesamtwerk. da stampft „blocks“ gehemmt auf, flirrt „fool around“ wie ein schmetterling im frühen licht, bereitet sich „a flash in the tunnel“ ungerührt den weg und „somewhere i´m human“ drückt stolz die brust hervor. früh veröffentlichter hit (zunächst auf der homepage, später auf der als appetithappen für dieses album gedachten gleichnamigen ep) ist unangefochten „by midnight we´ll give it a go“. gekratzter rhythmus, rumpelndes schlagzeug, warme streicher, cello und einnehmender backgroundgesang sind die asse, mit denen dieses lied sticht. nicht viel weniger überzeugend: „explode“, da geradezu feurig/gefährlich gerockt wird:
    „are you ready to explode?
    my hands are tied
    to the bottom of the ocean
    we could dive
    and live among the mermaids
    and the sharks
    to be a part of life down where it´s dark…”

    möge ihm heilung widerfahren, die sich nicht nur aus abstand und dem verrinnen von zeit speiste. für das frühjahr ist sein drittes werk angekündigt. vielleicht geht es ihm dann etwas besser.
    ****

    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #5106495  | PERMALINK

    wolfen

    Registriert seit: 01.10.2004

    Beiträge: 1,716

    Elliott Smith, Conor Oberst als „Referenzen“.
    Elliott mag ich, Conor nicht wirklich.
    Klienicum, deine Prosa und deinen bildhaft-gefühlsseeligen Text da oben krieg ich nicht hin. Ich bin leider kein Dichter unter Dichtern. ;-)

    Im Momente und bei diesem schönen Wetter ist mir diese Musik einfach nen großen Schuss zu melancholisch, schwermütig und BeziehungsundLebenskrisenverarbeitend.
    Lo-Fi-mäßig schrammt das Werk noch ganz passabel an meiner persönlichen Unverträglichkeitsgrenze vorbei, von daher keine Gefahr, ich mag sogar das eine oder andere „kratzige“ an dem Album.
    Einige Songs sind sehr melodisch (fast schon melodieverliebt) und schmeicheln sich glatt ins Ohr (Fool Around z.B.). Und bei Somewhere I’m Human wirds dann doch noch fast „rockig“.
    Und legt By Midnight We’ll Give It A Go im Rhythm eine schon frappierende Fröhlichkeit an den Tag, wirds danach wieder tieeeeeef melancholisch.
    Wo Du allerdings im Song „Explode“ ein „feurig-gefährliches“ Rocken hörst, ist mir ein wenig schleierhaft. ;-)
    Einer der größten Depri-Songs auf dem Album, wie ich finde. Nur noch getoppt von Leafless (fast schon schauderhaftes Gegreine)
    und The Claw (so viel LoFi und jammernde Streicher gehen mir nun wirklich etwas auf die Nerven)

    Im Moment bin ich bei dem Album (auch ob der vielen Songs dieses Fleißpunkte-Sammlers) doch eher gespalten.
    Schau ich zum Fenster raus, bin ich fast geneigt, die „Stop“-Taste zu drücken. Es sei denn, heute Abend ziehen doch noch ein paar dustere Wolken auf. Aber ich denke, da gibts kaum ne Chance. ;-)

    Derzeit geb ich dem Werk nicht mehr als **. Ich mag im Moment vielleicht auch nur grundsätzlich keine Musik hören, die so depri daher kommt.:thetwins:
    Und welchen Sinn die paar instrumentalen Short-Tracks gegen Ende haben, ist mir auch nicht ganz klar. Jedenfalls nix, was mich irgendwie aufhorchen lässt. Das rauscht so zum linken Ohr rein und zu rechten wieder raus.

    --

    [kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )
    #5106497  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    nachgelegt.

    the grey rainbow“ ep auf riptide recordings, auf 1000 stück limitiert.

    Tracklist
    1. Burn This Flag
    2. From Us To Eternity
    3. Control
    4. For I Cannot Breathe
    5. Divebomb
    6. The Isle
    7. A Heart Is A Heart

Ansicht von 3 Beiträgen - 1 bis 3 (von insgesamt 3)

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.