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„Police Academy“ (Hugh Wilson)
„Stolen“ (Simon West)
„The Kings Of Summer“ (Jordan Vogt-Roberts)
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„The Kings Of Summer“ (Jordan Vogt-Roberts)
Liebster Coming Of Age Film ever! :liebe:
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Flow like a harpoon daily and nightlyCrouching Tiger, Hidden Dragon (Ang Lee) *** 1/2
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TRINKEN WIE GEORGE BEST UND FUSSBALL SPIELEN WIE MARADONA
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The Honeymoon Killers
(Regie: Leonard Kastle – USA, 1969)Martha Beck ist eine linkische, übergewichtige und verzweifelt einsame Krankenschwester. In ihrem Verlangen nach Zuneigung tritt sie dem Aunt Carrie’s Friendship Club bei. Auf diese Weise lernt sie Ray Fernandez kennen, einen wortgewandten, charismatischen Gigolo, der Marthas Mann ihrer Träume sein könnte – oder vielleicht nur ein skrupelloser Schwindler, der sie in einen Strudel reißt, der in Verbrechen und Mord mündet.
Wenn man Shirley Stoler in ihrer Rolle als Martha Beck auf der Leinwand sieht, kann man sich vorstellen, dass die Geschichte darüber, wie sie die Rolle bekam, stimmen könnte: Man gab sie ihr, weil sich niemand traute Stoler eine Absage zu erteilen. Sie verkörpert eine finstere Frau, deren emotionsloses Handeln nicht mit dem Idealbild einer Krankenschwester übereinstimmt, die ihren eisigen Kältepanzer aber aus all den Kränkungen zusammengesetzt hat, die sie über die Jahre als übergewichtige Frau ertragen musste, ganz zu schweigen von der stets als Selbstverständlichkeit vorausgesetzten Pflichterfüllung, mit welcher sie sich um ihre Mutter und das Krankenhaus kümmerte.
Das seltsame Liebespaar, bestehend aus Stationsleiterin Martha und Gigolo Ray (hervorragend dargestellt von Tony Lo Bianco), das sich über einen Briefkontakt durch einen Lonely Hearts Club kennenlernt, spornt sich gegenseitig zu immer neuen Taten an, die mit der Zeit wesentlich drastischer werden. Während der Zuschauer rätselt, was die beiden aneinander finden, kann man ihre Zuneigung und Liebe nicht von der Hand weisen. Etwas Besonderes verbindet Martha und Ray.
Der Film, geschrieben von Opernkomponist Leonard Kastle, beruht auf einer wahren Begebenheit. In den 1940er Jahren zogen Raymond Fernandez und Martha Beck durch die USA und töteten wahrscheinlich 20 Menschen – immer nach dem gleichen Muster: Er schmierte den Damen Honig um den Mund, schwärmte von einer Hochzeit. Gemeinsam erleichterten sie die alleinstehenden Frauen dann um ihr Vermögen. Später folgte die Ermordung der Opfer. Die Mordepisoden sind nicht ganz so explizit gestaltet, wie sie in vielen Filmen der folgenden Exploitationswelle auftreten sollten, aber schaurig genug, um im Gedächtnis des Zuschauers zu bleiben. Ganz besonders der aufgesetzte Kopfschuss zum Ende des Films ist eindrucksvoll inszeniert – und das ganz ohne Blutvergießen.
Dies alles erscheint in nüchternen Schwarz-Weiß-Bildern auf der Leinwand. Kastle erzählt die Geschichte chronologisch und unaufgeregt, lässt aber genügend Raum, um seine Hauptfiguren und deren Charaktereigenschaften und Motive beobachten und darstellen zu können, sowie hin und wieder einen satirischen Blick auf den spießigen US-amerikanischen Lebenswandel der damaligen Zeit zu werfen. Kastle verkneift sich nicht den Spott über das Gewese um Präsidentengeburtstage, den Abgott Geld, sowie die selbsterrichteten Gefängnisse der Bürgerlichkeit, die man heute unter „suburbs“ subsumiert.
Ein weiterer interessanter Fakt ist die Tatsache, dass eigentlich Martin Scorsese bei „The Honeymoon Killers“ Regie führen sollte, aber nach nur wenigen Szenen und vielen Differenzen ziemlich am Anfang des Projekts gefeuert wurde. Daraufhin übernahm Leonard Kastle selbst die Regie. Sein Leinwanddebüt sollte gleichzeitig sein letzter Kinofilm bleiben. Das ist schade, denn seine schroffen Szenen in Schwarz und Weiß, die er mit Auszügen aus den Stücken von Gustav Mahler unterlegt, stellen eine beunruhigend zwielichtige Version des amerikanischen Traums dar. Statt vom Tellerwäscher zum Millionär, von der Krankenschwester zur abgebrühten Mörderin in wenigen Jahren.
Man könnte sogar mit einem Happy End für Martha und Ray rechnen, würde nicht Marthas krankhafte Eifersucht immer wieder zu Situationen eskalieren, die heikel sind und sowohl das finanzielle, als auch das emotionale Wohlergehen des Paares belasten. Dies führt bis zur Verhaftung, ins Gefängnis und schließlich auf den elektrischen Stuhl.
Der echte Raymond, die echte Martha, die echten „Honeymoon Killers“ fanden 1951 ihr Ende in Sing-Sing. Sie gestanden zwölf Morde und plädierten auf Unzurechnungsfähigkeit. Die Geschworenen kannten keine Gnade und verurteilten sie zum Tode.
Nachdem der Film in den 70er und 80er Jahren unbeachtet blieb, obwohl Francois Truffaut ihn gar als seinen „liebsten amerikanischen Film“ betitelte, erfolgte Anfang der 90er ein kleines Revival, das 2006 in einem Remake von Todd Robinson gipfelte, der die Hauptrollen mit Jared Leto und Salma Hayek besetzte – und damit bestätigte, dass er weder Kastles Film verstanden, noch einen aufmerksamen und aufrichtigen Zugang zu den Taten des echten Killer-Pärchens hatte.Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=7DiBM2Hlh0E
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Detour, Ulmer, 1945, ****1/2
Yep, ein ungeschliffenes Juwel. Ann Savage ist brilliant als manipulative Borderline-Furie.
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I hunt aloneVorhin im Kino, mit Jan_Jan:
Alexander the Last (Joe Swanberg, USA 2009) – klasse! Ich bin beeindruckt, ein umwerfender, charmanter, witziger und überaus schön photographierter und montierter Film.
und: cheers genosse! „Detour“ ist einer meiner liebsten Noirs!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #150: Neuheiten 2023/24 – 12.3., 22:00; #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail wind…und: cheers genosse! „Detour“ ist einer meiner liebsten Noirs!
Ich bin immer wieder baff, was man damals dem Publikum für schwierige Charakter anbieten konnte.
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I hunt alonegenosse schulzIch bin immer wieder baff, was man damals dem Publikum für schwierige Charakter anbieten konnte.
Nur halb so schräg wie Hauptdarsteller Neal. Der hat ja Leben und Kunst ordentlich vermischt. Und Barbara Payton war wohl noch wilder als Savages Figur.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.„Detour“ ist klasse!
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God told me to do it.Das Parfüm.
Nö, war nicht so gut. Mein Kopfkino war besser.--
The Hunger Games: Catching Fire – Francis Lawrence
Großartig!
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Es ist Breitling, scheiß auf deine Aldi-Uhr / Auf meinem nächstem Cover halt ich das Excalibur„To the Wonder“ von Terrence Malick (* * *)
Schade, diesmal hat mich Malicks Hokuspokus nicht annähernd so sehr gepackt wie bei „The Tree of Life“. Irgendwann hatte ich einfach keine Lust mehr, Olga Kurylenko beim Überwiesenspringen und Ben Affleck beim Nichtstun zuzusehen.
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ShanksThe Hunger Games: Catching Fire – Francis Lawrence
Großartig!Hab‘ ein paar Mal gelesen, dass „Catching Fire“ besser sein soll, als der Erstling. Kannst Du das bestätigen?
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoKrautathausHab‘ ein paar Mal gelesen, dass „Catching Fire“ besser sein soll, als der Erstling. Kannst Du das bestätigen?
Ja, auf jeden Fall, wobei ich „The Hunger Games“ auch mag. So stelle ich mir perfektes Popcornkino (diesmal ohne beschissene Wackelkamera) vor.
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Es ist Breitling, scheiß auf deine Aldi-Uhr / Auf meinem nächstem Cover halt ich das ExcaliburShanksJa, auf jeden Fall, wobei ich „The Hunger Games“ auch mag. So stelle ich mir perfektes Popcornkino (diesmal ohne beschissene Wackelkamera) vor.
Das hört sich ja schon mal sehr gut an. Der Film hat ja in den USA den Wochenendeinnahmerekord gesprengt.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko -
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