Ludwig van Beethoven

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    mortfleurempereur

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      #4054777  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Ich erlaube mir mal, hier zusammenzutragen – und möchte anregen, ausführlichere weitere Kommentare auch in diesem Thread zu schreiben, da der Hör-Thread schwer abzusuchen ist (besonders wenn im Text nur Verweise stehen auf eine Bild, oder gar nur ein Bild – ich bin da selbst manchmal auch schuldig).

      Die Partitur gibt es hier:
      http://imslp.org/wiki/Missa_solemnis,_Op.123_(Beethoven,_Ludwig_van)

      pinch… nur Beethovens „Missa Solemnis“ hat er [Toscanini] fürchterlich in den Sand gesetzt. Da stimmte echt gar nichts, weder der Chor, noch das Zusammenspiel der Musiker. Ein unfassbares Durcheinander. Sollte sich diese Aufnahme in deinem Toscanini-Schuhkarton befinden: höre sie mit Schmerzen!

      gypsy tail wind… ja, die Missa Solemnis ist da – bisher die einzige Einspielung, die ich davon habe. Danke für die Warnung!

      pinchGerne. Für die Rekonvaleszenz lege ich dir dann dringend Otto Klemperers Deutung der „Missa Solemnis“ ans Herz. Mit Söderström, Höffgen, Kmentt und Talvela. Best ever!

      gypsy tail windKlemperer scheint da ein fester Wert zu sein … aber Solti hat Popp und klingt auch nicht übel. Und Karajan hat auch eine phantastische Besetzung (Janowitz, Ludwig, Wunderlich, Berry).

      Da muss ich wohl etwas genauer schauen, was es alles gibt, bevor ich mich für ein paar Fassungen entscheide!

      pinch… und Giulini hat Baker und Sotin. Alles feinste Auslese, aber Klemperer behält am Ende dann doch die Oberhand. Spiritueller als bei ihm klingt Op. 123 nirgends.

      gypsy tail windUnd Herreweghe hat Mannion … damn, das wird mal wieder teuer, aber eilt jetzt nicht.

      Herreweghe hat die Missa solemnis übrigens 2011 ein zweites Mal eingespielt, das sah ich erst nach dem obigen Austausch. Bestellt habe ich mir aber – neben Klemperer und zweimal Karajan (s.u.) jetzt mal die erste (linkes Cover) aus den Neunzigern:

      clasjazZur „Missa Solemnis“ … Ich weiß gar nicht, ob es eine Einspielung gebe, die sich überall erschließe, also diese Missa erschließe. Mir scheint das ein Werk zu sein, dass, nach Schnabels Wort, Musik ist, die besser ist, als man sie spielen könne. Sperriger auch. Verzwickter, mit vielen Erkern. Und darin liegt für mich auch ihre große, unbändige Faszination.

      Einspielungen, die ich kenne, sind die von pinch genannte von Klemperer, Giulini, dann noch Böhm, Toscanini (er hat sie ja wie die anderen mehrmals eingespielt bzw. es gibt Mitschnitte, ich habe die mit Björling, bei der ich den seltsamen Eindruck, gelinde gesagt, nur teilen kann) – außerdem die frühe Karajan-Einspielung von 1958:

      Mit Elisabeth Schwarzkopf, dem Glasapfel, aber hier für einmal nicht, Christa Ludwig, Nicolai Gedda und Nicola Zaccaria. Und einem wahnsinnigen Chor (Gesellschaft der Wiener Musikfreunde).

      Und ich weiß gar nicht, ob ich das Spirituelle in diesem Werk möchte oder recht erkenne (womit ich nichts, aber auch nichts gegen Klemperer sagen möchte). Es ist natürlich da, aber doch reichlich säkular, was die musikalische Präparierung angeht. Vielleicht traue ich dieser Innigkeit auch nicht das Spirituelle zu, um das Pferd so aufzuzäumen. Es bricht ständig aus und dann kommt ja noch Beethovens zweites, aber kleines Violinkonzert im „Benedictus“ des „Sanctus“, Beispiel weltlicher Zärtlichkeit.

      In der Bündelung der Stimmen, der Dramatik bei den „Cruzifuxus“-Worten ist das bisher für mich unübertroffen, Karajan zeichnet Pasolini-Töne über diesem unglaublichen Sängerquartett, der Chor vertieft die Szene, senkt sie ein und das „Et resurrexit“ stößt in alle Posaunen, die in und um Jericho herum verfügbar sind.

      Was mir völlig fehlt bei diesem Werk, sind Leute wie Herreweghe, Harnoncourt, ich kenne sie nicht, leider, mit dieser Missa, zum Vergleich. Und Corboz, falls er das gemacht hat. Oder hoffentlich noch macht. Außerdem wäre auf meinem Wunschzettelchen noch Mitropoulos. Und, um zurückzukommen, gypsy, Furtwängler. Was sagt der Schuhkarton dazu?

      Das „Agnus Dei“ ist unfassbar in dieser Karajan-Einspielung. Gedda ist mir manchmal zwar fremd und ich wünschte mir Wunderlich. Aber dieses „Miserere“, dieser Zusammenklang mit dem Chor ist für mich bisher einzig. Das „Dona nobis pacem“ ist eine schwierige Sache; weil sie ja vorgeschrieben ist, wie kommt man in den Friedenswunsch nach den verzweifelten Bitten? Gut, ist eine andere Geschichte. Beethoven hat hier vielleicht den Kollaps, befriedigt, komponiert.

      gypsy tail wind… nein, wie gesagt, die einzige Einspielung der „Missa solemnis“, die ich bisher habe, ist jene in der Toscanini-Box (1953 mit Marshall, Merriman, Conley, Hines, dem Robert Shaw Chorale und dem NBC Symphony Orchestra). Karajan hat ja mit Wunderlich eine Einspielung gemacht, die von den Solisten her ebenso fein aussieht, wie die, die Du gerade hörst: Janowitz, Ludwig und Berry. Kennst Du eine der beiden, pinch? Oder Gardiner, Herreweghe?

      pinch@clasjaz: Respekt, mein Lieber! Das ist so ziemlich das Großartigste und Tiefsinnigste, was ich je über die „Missa“ gelesen habe. Chapeau! Und die von dir erwähnte Karajan-Einspielung kenne ich noch nicht mal. Machte micht jetzt natürlich umso neugieriger. Gleich gekauft, das Teil.

      @gypsy: Leider nicht. Kenne lediglich noch eine Böhm-Einspielung mit den Berliner Philharmonikern und den Solisten Stader, Greindl, Dermota und Radev. Die ist ziemlich gut. Und weil du es erwähnt hast: Toscaninis „Missa“ mit dem Robert Shaw Chor ist wohl nicht ganz so mies (aber auch nicht berauschend). Ich meinte ebenfalls die von clasjaz angesprochene Aufnahme mit Bjoerling (ca. 1940). Da hatte Toscanini es scheinbar mit einem Laienchor zu tun oder so. Jedenfalls ist das alles katastrophal schlecht.

      gypsy tail windDie Björling-Aufname der Missa findet sich in der Box nicht – sie umfässt ja in erster Linie die RCA-Aufnahmen, dazu am Ende zwei CDs mit einer Auswahl der Aufnahmen mit dem BBC Symphony Orchestra (die inzwischen in einer EMI ICON Box umfassend [?] wieder greifbar sind, aber das Repertoire, das dort zu finden ist, ist komplett, teilweise mehrfach, in der grossen Box, ich will also verzichten). Es gibt ja einige Dinge von Toscanini, die nichts mit Victor zu tun haben, etwa die tolle Aufnahme von „Falstaff“, die ich vor ein paar Wochen mal anhörte (sie scheint der offiziell veröffentlichten überlegen zu sein, ich habe noch keinen Vergleich). Die Missa solemnis mit Björling gehört wohl auch zu diesen Aufnahmen.

      Von der Besetzung her spricht mit die Karajan-Aufnahme mit Wunderlich mehr an – aber nach dem obigen Post, was hat man da noch für eine Wahl?

      pinch@gypsy: Habe gerade nochmal im www geguckt: die von dir angefragte Karajan-Missa mit Wunderlich, Janowitz usw. kenne ich doch. Das heißt, ich kenne die ersten paar Minuten davon. Es ist die hier:

      Meine Vinylausgabe (2nd Hand gekauft) hatte seinerzeit den übelsten Höhenschlag, der sich denken lässt und ich konnte das Ding somit geradewegs in den Mülleimer befördern. Seitdem hab ich mich nicht mehr um ein weiteres Exemplar gekümmert. Tja…

      gypsy tail windOje!

      Wie ich mich auf der Website von prestoclassical umsehe, was ich zur obigen Testament-Ausgabe noch hinzunehmen könnte, erfreue ich mich gerade über die Quelle des Lobes der Toscanini-Aufnahme mit Björling (und Milanov, Castagna, Kipnis – das ist wohl die, um die es ging?): The Christian Science Monitor – meine neue Autorität in Sachen Musik-Kritik :-)

      Übrigens sehe ich gerade, dass ich die Gardiner-Einspielung ja habe – bloss habe ich die Details dazu in meiner Liste dämlicherwiese bei der gleichnamigen Mozart-Messe eingetragen … die lege ich nachher doch gleich mal auf!

      gypsy tail wind

      CD 21 aus der John Eliot Gardiner Collection – ob das jetzt ein „Einstieg“ sei oder nicht, sei mal dahingestellt, es ist jedenfalls das erste Mal, dass ich das Werk höre.

      Gramophone Magazine Awards Record of the Year 1991, so sehe ich hier:
      http://www.arkivmusic.com/classical/album.jsp?album_id=1140
      Da gibt’s eine recht ausführliche Besprechung zu lesen.

      Das Gloria endet gerade, die rauhen Hörner und die Stimmen verhallen. Faszinierende, sehr bewegende und äusserst bewegte Musik!

      Wahnsinn! Und das Ergebnis war, wie ich schrieb:

      gypsy tail wind… eine halbe Stunde in Atemnot und geistiger Aufruhr …

      Wobei letztere deutlich länger anhielt und ich bisher entgegen meinem Plan mich nicht wieder an das Werk gewagt habe.

      clasjaz

      pinch

      Gleich gekauft, das Teil.

      Du wirst das schätzen, glaube ich. Der Klang ist nicht allzu außerordentlich, aber die interpretatorische Kraft bezwingend. Bei der Gelegenheit: Man sagt Beethoven ja nach, er finde kein Ende; wie er das in der Missa Solemnis kurz und knapp hinsetzt, ist erstaunlich. Aber gut, die Form hat geholfen, denn das ganze Agnus Dei ist ja das Ende. Und es gibt eine sanfte, nicht aufgebauschte Schwarzkopf und Christa Ludwig ist kaum je tiefer, ernster, inbrünstiger gewesen. Soweit ich weiß.

      gypsy tail wind[…] erfreue ich mich gerade über die Quelle des Lobes der Toscanini-Aufnahme mit Björling (und Milanov, Castagna, Kipnis – das ist wohl die, um die es ging?)

      Um diese Aufnahme ging es. Aber wie? Es gibt Menschen, die diesen musikalischen Schrottplatz loben?

      Die Karajan-Aufnahme mit Wunderlich ist derzeit wohl am einfachsten in der Form hier greifbar:

      Ich hoffe, ich habe nichts verbockt. Die Diskussion der Symphonien hole ich nicht auch noch her, das können wir ja beizeiten neu diskutieren, ich von meiner Seite habe ja wenig als erste Eindrücke beizutragen.

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      "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #150: Neuheiten 2023/24 – 12.3., 22:00; #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
      #4054779  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Eigentlich könnte ein Moderator hier mal Posts 2-9 löschen, die schmerzen.

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      #4054781  | PERMALINK

      Anonym
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      gypsy tail windEigentlich könnte ein Moderator hier mal Posts 2-9 löschen, die schmerzen.

      Allerdings.

      Ansonsten: schöne Fleißarbeit, gypsy. Sehr gut!

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      #4054783  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Okay … dann mal los: Beethoven. Zum Auftakt mal ein paar Aufnahmen der Violinsonaten, die ich kenne und – in den meisten Fällen – schätze.

      Beethovens Violinsonaten und Klaviertrios lagen ganz am Anfang meiner Beschäftigung mit klassischer Musik und ich höre noch immer alle zehn etwa einmal pro Monat, manchmal auf öfter, und greife einzelne heraus … eine der ersten Einspielungen des ganzen Zyklus, den ich hatte, war der von Isaac Stern mit Eugene Istomin – wie sich mit der Zeit zeigen sollte, keiner der ganz guten. Für die „Kreutzer“ fehlt der Zugriff, den ich am ehesten als „ethnischen“ beschreiben kann, völlig. Aber die zehnte Sonate, in die mich sehr bald verliebte, ist bei den beiden doch wunderbar innig und zugleich gelassen, von einer schnörkellosen Klarheit. Dann gab es Heifetz, auch mit dem grossartigen Violinkonzert, Boston/Munch 1956, später NBC/Toscanini 1940 (bei Stern NYPhil/Barenboim), das Tripelkonzert (Stern/Istomin/Rose, Philly/Ormandy 1964) – aber das lasse ich jetzt wohl alles besser einfach mal weg, erwähne nur noch rasch Ginette Neveu (Rosbaud, 1949), Yehudi Menuhin (Furtwängler, 1947) und Christian Ferras (Karajan, 1967)

      Ich kaufte mir in der Folge CDs von Geigern, aber auch von Pianisten, hörte das Violinkonzert (Staatskapelle Berlin/Blech 1925 und London Phil/Babirolli 1936) und auch die Violinsonaten (Rupp, 1935/36) mit Kreisler, die Sonaten mit Heifetz (Bay, 1947/52, die „Kreutzer“ mit Moiseiwitsch 1951) … da ich schon etwas Klaviersonaten mit Kempff gehört hatte, wollte ich die Sonaten von Menuhin und Kempff haben (eine lahme Kreutzer, eine wundervolle zehnte), ich stiess über die ICON-Box von Arrau (auch ein paar Klaviersonaten, die mich aber nicht sehr packten) auf ein 4CD-Set mit Joseph Szigeti (den ich schon von den Solo-Violin-Werken Bachs kannte und enorm schätzte) und den kompletten Violinsonaten Beethovens – wundervoll! Eine ganz innige Interpretation, leider in recht schlechtem Klang, aber dennoch so etwas wie eine Referenz für mich. Dann stiess ich auf eine LP mit zwei Sonaten von Henryk Szeryng und Artur Rubinstein – Szeryng noch ein unbekannter Name, Rubinstein mit Chopin schon geschätzt – und das war bis dahin wohl die beste „Kreutzer“, die ich hörte – und bis heute einer meiner liebsten.

      Die grosse „Kreutzer“ fand ich dann bei Szigeti auch: ebenfalls live und in suboptimalem Klang, aber was für ein Wurf! 1940 mit Béla Bartók am Klavier eingespielt. Das ist die „ethnische“ Kreutzer, die ich meine – so sollte man dieses Ding spielen, unglaublich!

      Später kamen Grumiaux/Haskil hinzu (die ich bei Mozart deutlich mehr schätze), zudem Francescatti/Casadesus und Ferras/Barbizet, beide hervorragend und nochmal deutlich anders, als was ich kannte. Die „Kreutzer“ von Yehudi und Hephzibah Menuhin stieg auch in den obersten Kreis auf, und auch jene von Max Rostal (Osborn, 1951) gefällt mir sehr, sehr gut. Natan Milstein, dessen feines Spiel ich vielerorts äusserst schätze, bleibt hingegen hier etwas blass (Balsam, 1951).

      Jüngere Neuzugänge waren einerseits Isabelle Faust mit Alexander Melnikov (schön, aber noch nicht oft gehört) sowie die erste HIPpe Aufnahme mit Midori Seiler und Joos van Immerseel (am Hammerklavier) – auch diese Einspielung habe ich noch nicht oft gehört, Immerseel scheint mir da und dort sehr schwerfällig zu sein, aber Seiler macht alles richtig und spielt phantastisch. Doch für eine wirklich gute Einspielung braucht es eben – und darunter kranken wohl auch z.B. die mir bekannten Heifetz-Aufnahmen ein wenig – auch einen Pianisten, der sich einmischt und engagiert am Geschehen teilnimmt, wie das Casadesus, Haskil und noch mehr Barbizet, Rubinstein, Hephzibah Menuhin und Béla Bartók tun.

      Sehr schön sind übrigens auch die beiden Sonaten, die Thomas Zehetmair 1985 mit Malcolm Frager am Hammerklavier eingespielt hat, leider auch da nur die „Frühling“ und die „Kreutzer“, aber gerade letztere ist klasse.

      Die allerjüngste Anschaffung ist – in der zweiten Music & Arts-Box – der unvollständige Zyklus (Nr. 2, 5, 6, 9, 10) von Szymon Goldberg (den ich mit Radu Lupu in den Mozart-Sonaten entdeckte und sofort sehr gerne mochte, also musste mehr her) mit Lili Kraus am Klavier.

      Und ich bin nicht da, um diese Werke und ihren Wert oder ihre Gültigkeit zu hinterfragen. Von dem ausgehend, was ich bisher aus (ungefähr) der Zeit kenne – Violinsonaten von JS Bach, CPE Bach, JC Bach, AL Couperin und dann natürlich Mozart – scheint mir augenfällig, dass Beethovens Violinsonaten einen anderen Charakter haben als alle genannten. Ich tue mich sehr schwer damit, das in Worte zu fassen, sie sind nach meinem Empfinden einerseits weniger auf eine intime Situation – die Hausmusik, das gepflegte Clavierspiel mit obligater Violine – angelegt, aber musikalisch sind sie womöglich noch inniger und intimer – wenigstens wenn man sie so spielt, wie Joseph Szigeti und Claudio Arrau das taten, oder so, wie Grumiaux/Haskil oder auch wie Ferras/Barbizet und Francescatti/Casadesus. Als Werke setzen sie wohl irgendwo gegen Ende von Mozarts Sonaten an, bei KV 454, 481 und 526 wohl. Was ich sagen will: Ich höre die Dinger alle gerne, unabhängig davon ob z.B. die ersten drei oder die achte besonders gut sind … aber ich werfe mal in die Runde, dass ich nicht verstehe, warum die fünfte neben der „Kreutzer“ eine Ausnahmeposition einnimmt. Oder doch: ich höre und verstehe … aber wenn ich die vierte, die sechste, erst recht die wundervolle zehnte höre, begreife ich nicht, warum die nicht auch … oder ich begreife es doch, weil die fünfte halt so hübsch frühlingshaft hüpft – aber in meiner Welt ist sie eine unter anderen und die neben der „Kreutzer“ wichtigste ist mir ganz gewiss die zehnte.

      --

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      #4054785  | PERMALINK

      Anonym
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      gypsy tail windOkay … dann mal los: Beethoven. Zum Auftakt mal ein paar Aufnahmen der Violinsonaten […]

      Ich höre die Dinger alle gerne, unabhängig davon ob z.B. die ersten drei oder die achte besonders gut sind … aber ich werfe mal in die Runde, dass ich nicht verstehe, warum die fünfte neben der „Kreutzer“ eine Ausnahmeposition einnimmt. Oder doch: ich höre und verstehe … aber wenn ich die vierte, die sechste, erst recht die wundervolle zehnte höre, begreife ich nicht, warum die nicht auch … oder ich begreife es doch, weil die fünfte halt so hübsch frühlingshaft hüpft – aber in meiner Welt ist sie eine unter anderen und die neben der „Kreutzer“ wichtigste ist mir ganz gewiss die zehnte.

      Wunderbar, danke! Selbst bin ich bei Beethoven eher der Streichquartettmann, insbesonders was die späten betrifft. Von den Violinsonaten höre ich fast nur die Kreutzer und die großartige X, ohne die anderen abwerten zu wollen. Aber sie haben mich nie sehr interessiert, ich muss das nun nachholen, das Interesse. Die Zeit ist gerade nur so knapp, da wäre auch noch etwas zur Missa zu sagen, natürlich (gottverdammt, was ist das für ein Agnus Dei bei Karajan 58; Symphonie IX, Schlusssatz ist die Idylle dagegen, auch ein Versuch, ohne Zweifel). Ich fände es übrigens auch sehr fein, wenn wir, wenn wir (ich bitte, diese Konstruktion lustig zu beklatschen) etwas näher im Hör-Thread auf Werke eingehen, dies bei den Leuten selbst tun.

      So mag ich zu den phantastischen oben genannten Einspielungen noch anfügen:

      Wieder die Kreutzer, mit Taschner und Gieseking. Das ist wohl neben Rostal und Francescatti meine liebste Einspielung dieses wunderlichen Dings. Der Variationensatz braucht – und erlaubt aber auch – so großen Atem im Klavier, den nur die Violine geben kann. Ein seltsames Liebeslied also. Ein schönes Lied.

      --

      #4054787  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
      Moderator
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      Registriert seit: 25.01.2010

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      Danke für die Erwähnung von Taschner – ich vergesse ihn immer wieder, habe noch kaum etwas gehört … aber diese „Rarities“-Box mit fünf CDs liegt ja da, aber ich glaube, seine „Kreutzer“ habe ich wirklich noch nicht gehört.

      Bei den Streichquartetten bin ich noch nicht weiter … das kommt eines Tages.

      EDIT: und gerade kam die Bestätigung: die Klaviersonaten-Box von Maria Grinberg ist unterwegs, hurra!

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      #4054789  | PERMALINK

      realman

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      Gibt es ein empfehlenswertes Boxset mit den neun Beethoven-Symphonien?

      --

      #4054791  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Diverse … Gardiner, wenn’s HIP sein darf (also mit Instrumenten aus der Zeit). Natürlich gehen die Meinungen auseinander … Leibowitz finde ich spitze, weiss aber nicht, ob man derzeit eine Box kriegen kann. Schuricht gibt’s (mit etwas mehr) in dessen ICON Box von EMI/Warner. Natürlich auch Furtwängler, Karajan, Toscanini … (von allen mehrere komplette Einspielungen, soweit ich weiss).

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      #4054793  | PERMALINK

      Anonym
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      RealmanGibt es ein empfehlenswertes Boxset mit den neun Beethoven-Symphonien?

      Die Gesamteinspielung unter Rene Leibowitz ist die beste. Leider mittlerweile wieder nur schwer zu bekommen, aber es lohnt sich, danach zu suchen. Sehr empfehlenswert ist dann auch noch Karajans 1963er Beethoven-Zyklus. Von den neueren Einspielungen ist Jos van Immerseel eine vortreffliche Wahl.

      --

      #4054795  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
      Moderator
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      Registriert seit: 25.01.2010

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      pinchVon den neueren Einspielungen ist Jos van Immerseel eine vortreffliche Wahl.

      Wie ist die im Vergleich zu Gardiner?

      --

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      #4054797  | PERMALINK

      napoleon-dynamite
      Moderator

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      pinchDie Gesamteinspielung unter Rene Leibowitz ist die beste.

      Und André Cluytens.

      --

      I'm making jokes for single digits now.
      #4054799  | PERMALINK

      realman

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      http://www.amazon.de/Beethoven-9-Symphonies-Ludwig-van/dp/B000056OBA/ref=sr_1_6?ie=UTF8&qid=1420644723&sr=8-6&keywords=karajan+beethoven+9

      Meinst Du dies hier? Der günstige Preis hatte mich schon eine Ramschbox vermuten lassen.
      Und vielen Dank für die sonstigen Tipps. Werde mich dann mal umsehen.

      --

      #4054801  | PERMALINK

      Anonym
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      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      gypsy tail windWie ist die im Vergleich zu Gardiner?

      Der Gardiner-Cycle ist natürlich alles andere als schlecht, aber in manchen Passagen vielleicht ein wenig zu routiniert virtuos. Van Immerseel geht die Sache frischer und ungestümer an und nach etlichen Beethoven-Zyklen stellt sich ein „aha!“-Erlebnis natürgemäß nur noch selten ein, hier gelingt das nochmal. Eine andere, ebenso ungewöhnliche Interpretation ist die von Paul Kletzki.

      @realman: die von dir verlinkte Karajan-Box ist die besagte Einspielung von 1963. Ganz superb!

      Napoleon DynamiteUnd André Cluytens.

      Danke. War mir da immer ein wenig unschlüssig. Wird gekauft.

      --

      #4054803  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
      Moderator
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      Registriert seit: 25.01.2010

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      Realmanhttp://www.amazon.de/Beethoven-9-Symphonies-Ludwig-van/dp/B000056OBA/ref=sr_1_6?ie=UTF8&qid=1420644723&sr=8-6&keywords=karajan+beethoven+9

      Meinst Du dies hier? Der günstige Preis hatte mich schon eine Ramschbox vermuten lassen.
      Und vielen Dank für die sonstigen Tipps. Werde mich dann mal umsehen.

      Gardiner ist ähnlich günstig zu haben:
      http://www.amazon.de/dp/B0033QC0WE/
      Und die Werke sind sicherlich interessant genug, als dass man mehrere Einspielungen von ihnen haben kann.

      Auch Cluytens kriegt man günstig:
      http://www.amazon.de/dp/B0040UEI8G/
      Ich habe sie hier drin, aber noch nicht angehört bisher.

      pinchDer Gardiner-Cycle ist natürlich alles andere als schlecht, aber in manchen Passagen vielleicht ein wenig zu routiniert virtuos. Van Immerseel geht die Sache frischer und ungestümer an und nach etlichen Beethoven-Zyklen stellt sich ein „aha!“-Erlebnis natürgemäß nur noch selten ein, hier gelingt das nochmal. Eine andere, ebenso ungewöhnliche Interpretation ist die von Paul Kletzki.

      Danke, klingt nicht übel – aber ich habe so viele Aufnahmen (Kletzki allerdings ist nicht dabei) … zudem mag ich Immerseel als Pianist überhaupt nicht, habe aber auch schon anderswo gehört, dass er als Dirigent sehr in Ordnung sei.

      --

      "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #150: Neuheiten 2023/24 – 12.3., 22:00; #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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