Wolfgang Amadeus Mozart

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  • #3999221  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    clasjazKV 576 ist doch da, auch bei DG (CD 5). Ob Gulda KV 309 und 533 überhaupt eingespielt hat, weiß ich nicht.

    Ich vergass das völlig – die Kommentare von Paul Gulda im 5CD-Set dazu machen das klar:

    Ich war während meiner Lehrzeit bei meinem Vater um das Jahr 1980 Zeuge, wie er sich in die Sonaten Mozarts von Grund auf vertiefte, wie er jeden Tag in seinem Studio damit begann, immer alternierend einige der 17 hier versammelten Werke vorzutragen; KV 309 und 533/594 hatte er für sich als apokryph bzw. Stückwerk ausgeschieden.

    Heute hörte (höre, bin grad zum zweiten Mal im zweiten Akt) ich zum allerersten Mal den „Don Giovanni“, die Decca-Aufnahme mit Siepi, della Casa, Danco, etc. und Josef Krips am Pult. Grandios!

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #3999223  | PERMALINK

    jimmydean

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    Ragged GloryNach drei Jahren mal etwas frischer Wind für den Thread:

    Habe mir meine ersten Mozart-Werke gegönnt:

    – „Jupiter-Symphonie“ (Jochum)
    – „Pariser“ und „Haffner“ (beide: Barenboim)

    Irgendwelche Meinungen hierzu von den Kennern? (Für mich noch leicht gewöhnungsbedürftig, aber nicht reizlos)

    wie von einem vorredner erwähnt, sind die symphonien unter gardiner zu empfehlen, klangtechnisch bevorzuge ich allerdings die neueren aufnahmen von mackerras (vom linn-label)..

    als einstieg würde ich aber eh eher die klavierkonzerte (murray perahia) oder die hornkonzerte empfehlen, die symphonien sind m.E. etwas schwieriger zu durchschauen..

    --

    i don't care about the girls, i don't wanna see the world, i don't care if i'm all alone, as long as i can listen to the Ramones (the dubrovniks)
    #3999225  | PERMALINK

    Anonym
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    Glenn Gould nehme ich es gerade sehr übel, dass er KV 482, das Es-Dur-Konzert, nicht eingespielt hat. Vielleicht das größte Konzert von Mozart, nicht zuletzt wegen der ausgewogenen Verhältnisse zwischen den Sätzen, die ihn aber vielleicht selbst irritierten im Komponierwahn. Welches Andante, zumindest legt das Murray Perahia mit dem English Chamber Orchestra sehr nahe. Noch ein wenig den Pomp heruntergespielt, die Linien im Orchester etwas weiter gedehnt, vor allem in den Bläsern etwas mehr Ruhe, nur ein wenig mehr.

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    #3999227  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Fischer mit Barbirolli, Schnabel mit Walter … auch nicht übel, sollte man denken? ;-)

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    #3999229  | PERMALINK

    Anonym
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    Hier wünschte ich mir dann allenfalls noch Schnabel mit Barbirolli – aber das gibt es ja auch nicht bei diesem Konzert. Aber die Perahia-Einspielung ist trotzdem wunderbar. – Heute spielt er einen ganz anderen Ton, ich hätte fast Angst vor einem „geläuterten“ Mozart von ihm. Dass es wie Barenboim oder so klinge.

    --

    #3999231  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Kennt eigentlich jemand die Mozart-Konzerte von Maria João Pires (Teldec oder Erato oder so, Warner halt)? Ich las irgendwo einen sehr schlechten Kommentar über Dirigent Armin Jordan und das Lausanne Chamber Orchestra – grad wieder gefunden:

    Jordan and his Lausanne forces are neat in the initial tutti, but uninspiring in every way. Pedestrian through and through, one has to wait for Pires’ magical touch before anything moving can happen. And happen it does.

    Quelle: http://www.musicweb-international.com/classrev/2003/Sept03/MOZART_Pires_clarke.htm#ixzz2Ojk3Cj7Z

    Pires kann ich mir allerdings mit den Konzerten wunderbar vorstellen – ihre Sonaten kenne ich ja bereits. Und die ersten drei CDs des 5CD-Sets von Warner wurden mit Theodor Guschlbauer eingespielt, ein mir unbekannter Name. Dann gibt es ja auch noch ein paar DG-Einspielungen mit Abbado, aber dahin hat es mich bisher auch nicht gerade gezogen.

    Kann jemand da Empfehlungen aussprechen? Oder kann ich bei den Sonaten bleiben und die Konzerte weiterhin mit Schnabel, Perahia, Casadesus, Haskil, Rubinstein und anderen geniessen, ohne allzu viel zu vermissen?

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    #3999233  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Hier merkt Pires (wohl in einer öffentlichen Hauptprobe?), dass sie das falsche Mozart-Konzert eingeübt hatte:
    http://www.youtube.com/watch?v=YI8kZd0TcFQ

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    #3999235  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ich hole das alles aus dem Hör-Thread hier rüber (man beachte das Seehund-S im Titel ;-))
    Den kleinen Austausch mit Zappa1 über Jochum und die Krönungsmesse etc. lasse ich aber weg.

    gypsy tail wind

    Unfassbar! Mag sein, dass Bach mehr Zeit braucht, ich nicht bereit bin … aber das hier packt mich ganz ungeheuerlich, wie die Missa solemnis beim ersten Hören. Wahnsinn!

    clasjaz:sonne: Ja! Ein phantastisches Werk, wenn auch Fragment, aber ein großes. Besonders Chor und Orchester sind aus einem Guss; nichts gegen die Solisten, sie haben ganz große Momente, wobei ich mir fast Stader mit etwas mehr direktem, unverschnörkeltem Ernst wünschte. Aber ach was, das „Laudamus te“ und zumal das „Et incarnatus est“ sind als Partien schon sehr großartig und das „Domine Deus“ mit Hertha Töpper nicht minder (und diese hat eben das etwas Unverschnörkeltere in der Stimme).

    gypsy tail windAch, ich geniesse gerade (inzwischen im zweiten Durchgang, Haydn liess ich weg, gleich wieder an den Anfang zurück) das solistische Singen sehr – in den „Summer of Soul“-Sendungen auf Arte kam schon zweimal der Interview-Ausschnitt mit diesem Hype-Jazzsänger der letzten Jahre, Gregory Porter, in dem er eine Linie singt, innigst, einmal mit „Lord“, das nächste mal mit „Baby“ – das geht ja irgendwie in der Klassik auch, fängt ja schon bei Monteverdi an … und auch bei Bach oder eben Mozart sind die geistlichen Arien doch zugleich oft auch von einer grossen Sinnlichkeit (ich denke z.B. an die Bach-Kantate „Mein Herze schwimmt im Blut“ (BWV 199). Klar kann man Nuancen fordern oder bevorzugen, aber mich dünkt der Unterschied ist kein wesentlicher sondern ein gradueller.

    clasjazDas – der Unterschied von Geistlichkeit und Sinnlichkeit – ist aber wieder eine andere Spielstätte, auf die ich mich gar nicht begeben wollte. Die sakrale Musik kann ja ebenso hoch aufgeladen sein von Emotionalität, ohne dass von Beischlaf und seinen Varianten die Rede sein müsste; und umgekehrt kann ein sinnliches Lied seine musikalische Emotion aus einer herausfordernden Geistigkeit, Geistlichkeit, was weiß ich, hervorzaubern, sich gerade daran die Finger wundnagen (Schubert). Aber eben, das ist so vielfältig, dass es mir darum gar nicht explizit ging.

    gypsy tail windStimmt, da habe ich Dinge vermischt, die eigentlich so nicht zu vermischen sind – oder wo man weiter in die Tiefe gehen muss, will man sich darüber unterhalten.

    gypsy tail windFür Brahms war ich gestern dann doch zu müde, die dritte Sonate schaffte ich nicht mehr – wird nachgeholt, die ganze CD. Jetzt bin ich noch einmal bei Harnoncourts Einspielung der „Vesperae solennes de confessore“ (KV 339) und diesmal schwer beeindruckt! Der Sopran im Laudate Dominum allerdings ist so anders zu als die show pieces in der Grossen Messe, dass ich Mühe habe, da überhaupt einen Vergleich zu ziehen. Das hier scheint mir innig, tief, fernab von jeglicher Zurschaustellung vokalen Könnens – und genau das packte Mozart in die Grosse Messe mit rein (und das stört mich nun gar nicht, wie gesagt, das war ja Teil meiner vereinfachenden Vermischung oben).

    clasjazShow pieces also … Vorhin habe ich im alten Kretzschmar, Führer durch den Concertsaal, Leipzig, 4. Aufl., zur c-moll-Messe gelesen – Kretzschmar, der in den „Dr. Faustus“ Eingang fand. Ich wollte, wenn ich mir jetzt die Mühe des Abtippens mache, die betreffenden Beiträge hier in den Mozart-Thread kopieren, aber wie man das mit Zitaten in Zitaten macht, ich fand’s nicht heraus. Also hier. Kretzschmar, gypsy, hört und sieht die Arien eher wie Du, was die Chöre betrifft, bin ich auch bei ihm; zuerst geht’s um die Masse der eher unbedeutenden frühen Messen, ein paar Zeilen nur, dann:

    „Die hervorragendste Arbeit ist eine unvollendet gebliebene C-moll-Messe, die Mozart im Jahre 1782 begann und als eine Art Votivmesse in Salzburg aufführen wollte, wenn er Constanze als Frau dahin brächte. Sie ist am 25. August des folgenden Jahres auch wirklich in der dortigen Peterskirche – in den Lücken durch ältere Arbeiten ergänzt – gesungen und von Mozart später zum größten Teil für den „Davide penitente“ benutzt worden. Die früheren Messen überragt dieser Torso durch die größere Anlage der Sätze, durch einen strengeren an Bach und Händel genährten Stil [wohingegen die frühen Messen napolitanischen Schulen verpflichtet gewesen seien]. Den Chören ist er allen zugute gekommen, und einzelne (das „Kyrie“, das „Gratias“, das „Qui tollis“) sind Perlen Mozartscher Kunst, die den Vergleich mit der Kantate „Misericordias Domini“, mit den „Confutatis, maledictis“ und ähnlichen Sätzen seines Requiems wohl aushalten. An andern Sätzen aber zeigt sichs, daß der Meister noch nicht durch die Schule des Lebens gegangen war, am deutlichsten an den Sologesängen. Die Sopranarien „Laudamus te“ und „Incarnatus est“ fallen sogar nicht bloß aus dem Gesamtton der Messe heraus, sondern in den altmodischsten äußerlichen Bravourstil herein. Es ist somit auch [wie die Jugendmesse Nr. 6 in F-dur) diese Messe eine stark ungleiche Arbeit.“ (In der ersten Auflage von 1888 wird die Messe übrigens gar nicht erwähnt, sondern nur die Jugendmessen bekommen eine kurze Watsche.)

    So bleibt – ganz abseits von einem Vergleich mit dem „Laudate Dominum“, das zweifellos die größere Schnörkellosig- und eine pfeilgerade Innigkeit aufweist – für mich gerade die seltsame Selbstbeobachtung, dass ich der Stader Mozarts (nach Kretzschmars Worten) mangelnde Lebenserfahrung untergejubelt habe. Daher: Ich wünsche mir diese Arien ja auch anders, höre sie dennoch sehr gerne, aber wenn ich sagte, dass mir etwas fehle, dann hätte ich mich wohl direkt an Mozart wenden sollen. (Ich lese hier die drei Meinungen nur gegen- oder wahlweise miteinander, aber das sieht man, glaube ich.)

    gypsy tail windDas mit den Stilen ist mir irgendwie Wurst – das setzt ja in der zitierten Formulierung fast schon ein Fortschrittsmodell voraus (klar, an sowas glaubte man ja viel zu lange, manche tun es wohl heute noch, viel zu viele, befürchte ich). Heutigen Ohren ist es egal, denke ich, dass da ein älterer Stil zur Anwendung kommt – oder aber, es fällt auf, vielleicht stört es den Fluss, aber mir ging es nicht so. Ich bin jetzt gespannt auf die anderen Aufnahmen, die ich bestellt habe.

    [Das Folgende stammt aus oben schon zitierten Posts, aber ich habe es getrennt, damit man die Diskussion nachvollziehen kann.]

    gypsy tail windAber dennoch: Hast Du andere Einspielungen, die Du empfehlen kannst? Ich kam ja eher zufällig zu dieser von Fricsay.

    clasjazNein – seltsam, gar nicht. Das hätte ich aber längst ändern sollen, wenn mir doch Stader für diesmal nicht so sehr gefällt (was ja übrigens nicht hieß, dass ich sie in dieser Fricsay-Einspielung nicht auch schätze, aber es fehlte mir etwas …, wonach ich mich also längst auf die Suche hätte begeben sollen). Um heute noch etwas über die Bernstein-Einspielung zu sagen, die ich vor Dezennien das letzte Mal gehört habe, ist es also einfach zu lange her. Ich habe sie als mit der üblichen großen Leidenschaft in Erinnerung, bei der aber zumal die Sängerinnen Auger und Stade mich doch kalt ließen – und ich mich also fragen müsste, woran, z. B. die fehlende Sinnlichkeit ihrer Stimme für mich denn gelegen haben mag. Nur diffus, weil ich sie, ebenso lange her, nur einmal gehört habe, ist die Erinnerung an einen Mitschnitt aus dem italienischen Radio mit Celibidache, Solisten weiß ich nicht mehr. Die gefiel mir damals sehr. Aber sie scheint nicht mehr greifbar zu sein. Interessant wären wohl von den Älteren, die ich in der Liste bei arkivmusic sehe (danke :-)), Jochum (die CD oben hatte ich auch mal, stimmt, eine doch gute Einspielung der „Vesperae“, diesem dritten großen Sakralwerk, und ja, das „Laudate Dominum“!, das ich von Mozart fast nur höre, neben Requiem und der Großen c-moll-Messe), Gönnenwein, Kegel, Maag, Corboz ohnehin. Und Gardiner. Jemand wie Frieder Bernius hat sie wohl nicht eingespielt, der Mann ist meist auch fein.

    gypsy tail windDanke (erneut) für Deine Gedanken dazu – ich habe mir die Arkiv-Liste inzwischen auch mal angeschaut … die mich verlockenden Aufnahmen sind wohl: Hogwood, Gardiner, Corboz, Christie, Langrée, zudem ev. McCreesh und Neumann (Maag, Kegel und Bernius kenne ich alle noch nicht)

    Bestellt habe ich inzwischen Hogwood, Christie, Gardiner, Langrée und McCreesh … Corboz wird gewiss noch folgen.

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    #3999237  | PERMALINK

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    Wunderbar, vielen Dank, im Nachhinein hatte ich mir das mit der Handarbeit gedacht, aber das ist ja dann rechter Irrsinn! Danke!

    gypsy tail windDas mit den Stilen ist mir irgendwie Wurst – das setzt ja in der zitierten Formulierung fast schon ein Fortschrittsmodell voraus (klar, an sowas glaubte man ja viel zu lange, manche tun es wohl heute noch, viel zu viele, befürchte ich). Heutigen Ohren ist es egal, denke ich, dass da ein älterer Stil zur Anwendung kommt – oder aber, es fällt auf, vielleicht stört es den Fluss, aber mir ging es nicht so. Ich bin jetzt gespannt auf die anderen Aufnahmen, die ich bestellt habe.

    Ich glaube, Kretzschmar hat mit den zitierten Stilen, Bach und Händel, ein Lob aussprechen wollen, aber das ändert am Fortschrittsmodell nicht wirklich etwas. Aber nur nebensächlich ist die Frage nicht; man könnte ja z. B. auf den Gedanken kommen, dass ein Werk nicht nur auf Vorhergehendem aufbaut (was auf der flachen Hand liegt), sondern zudem in der Weise, wie es zu verschiedenen Zeiten interpretiert wird (bei denen wieder eins aufs andere folgt), sich in bestimmten Momenten seines Gehalts erschöpft hat und diese unwiderbringlich verloren seien, weil sie nicht mehr „aktuell“ sein können. Ich zitiere diesen Gedanken nur, weil ich ihn interessant finde, so sehr er etwas von negativem Idealismus atmet.

    Ob es egal ist, welche Stile zur Anwendung kommen? Ich weiß es nicht, meinen Ohren ist es nicht egal, auf vieles hin stellen sie sich auf, auf einiges aber auch nicht, sogar entschieden nicht. Beides, beide „Wieso-weshalb-warums“ zu wissen, interessiert mich schon. Aber Dir wird es ähnlich gehen, da Du andere Aufnahmen bestellt hast!

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    #3999239  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Natürlich, ja! Wobei die Tatsache, dass ich weitere Einspielungen bestellt habe, eher mit meiner grenzenlosen Neugierde zu tun hat – die eben da, wo mich etwas beeindruckt eher noch grösser wird als da, wo mich etwas irritiert. Das mag absurd klingen, denn das, was so beeindruckt, ist ja nicht (nur) ein Werk, das Werk (an sich?) sondern eine Realisierung von ihm, die dann ja auch genügen könnte … aber da nimmt bei mir eben die Neugierde überhand, dagegen ist kein Kraut gewachsen.

    Was ich sagen wollte war: die Tatsache mit den Stilen *an sich* ist mir egal. Wenn aber beim Hören eine Irritation aufkommt und diese dann anhand der „Fremdkörper“ im Ganzen festgemacht werden können, dann sieht das im Endeffekt natürlich anders aus.

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    #3999241  | PERMALINK

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    Einen Stil an sich, sei’s Bach, sei’s Händel, sei’s werimmer, wird es nicht geben – und doch hört man oft sogleich: nein, der kann es nicht sein. Interessant finde ich also auch sehr die Irritationen und die gelangen, so wie die Dinge bei den Toten liegen, nur durch Interpretationen ins Ohr (bei den Lebenden auch, gut). Es ist, diesseits der Bauernschläue von Diskussionen „dies oder das müsse so und so gespielt werden“, doch belebender, an allen möglichen Erkenntnissen teilzuhaben und in dieser Teilhabe allerdings auch unweigerlich Grenzen ziehen zu müssen, weil etwa die achte Einspielung eines Werks auf einmal zeigt: es gibt nichts als Interpretation, Darstellung, Aufführung. So geht mir das z. B. mit Bachs Violinsonaten, alles mögliche habe ich herangekarrt und ich schätze fast alles im Karren. Und doch ist meine Neugier da inzwischen befriedigt und es bleiben zwei bis drei Einspielungen und dann das Hören im Kopf. Wenn ich das bei jedem Werk so machen würde … aber eben, das will ich gar nicht, es gibt wenige Werke, die mich dazu verlocken.

    Wir sind da nicht sehr voneinander entfernt, scheint mir. Denn um die Fremdkörper geht es, aber sie sollen sich auch zeigen, damit es nicht heißen könne: diese eine Realisierung sei das Werk an sich. Und um mich vollends zu entblöden: Bereits in die Komposition ist dieses Imaginäre, die Nicht-einzige- Realisierung als Voraussetzung eingegangen, wie ein Fluidum, in dem sie kreißt, die Komposition … oder Improvisation.

    Oder bref: Einen Stil an sich kann ich nicht als Tatsache sehen, es gibt in der Kunst keine Tatsachen, beschleicht es mich.

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    #3999243  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Nun ja, das mit dem „an sich“ war ja Blödsinn, gerade im Lichte meiner Argumentation in den Meta-Threads … da bin ich selbst mal wieder in die Falle getappt. Was ich sagen wollte geht eher in die Richtung, dass es Werke gibt, die mich in einer Realisierung so sehr faszinieren, dass ich sofort Lust habe, weitere Umsetzungen zu hören – so geht mir das mit den grossen Mozart-Opern (zu denen, so frei bin ich mal, ich „Die Entführung aus dem Serail“ dazuzähle), mit Beethovens „Missa solemnis“ und jetzt eben auch it Mozarts „Grosser Messe“. Ich höre dabei so wenig ein „an sich“ wie ich das im Hinblich auf den Stil der Messe höre … auch kann ich mir – da das Werk mir ja gänzlich neu ist – keine präzise Vorstellung davon machen, wie das Werk in meinem Kopf aussieht bzw. sich anhört (das wäre dann mein persönliches „an sich“, gewissermassen, das man dann objektivieren und zur Diskussion stellen könnte, sofern ich es formulieren könnte – was ich natürlich nicht kann in diesem Fall und in anderen Fällen bestenfalls auf unzuverlässige Weise).

    Es gibt wohl aber auch den Fall, da ich mit einer Einspielung glücklich bin und denke: das ist es jetzt, mehr brauche ich nicht. Allerdings sind das dann wohl eher Dinge, die mir persönlich nicht von allergrösster Wichtigkeit sind. In den Fällen von grosser Wichtigkeit tendiere ich noch immer stark dazu, mir sofort weitere Einspielungen zu wünschen (und oft sofort welche zu kaufen).

    Das mag sich mit der Zeit legen, es tritt ja auch allmählich eine gewisse Vertrautheit mit manchen Dirigenten und – was die jüngere Geschiche betrifft – Ensembles ein. So vertraute ich mich inzwischen in Vielem gerne William Christie und seinen Arts florissants an, anderswo (oder teilweise zugleich) Gardiner und seinen Ensembles. Ich würde mir z.B. auch jederzeit weiters von Café Zimmermann kaufen, werde verfolgen, was Leute wie Pluhar mit L’Arpeggiata, Rannou, Gens, Dessay, Hahn oder Petibon so machen werden … es gibt also langsam Richtungen, auch beim Blick in die Vergangenheit, auch wenn das Territorium für mich sich noch immer als schier unüberblicklich darstellt, als riesiges Schachbrett gewissermassen, in dem ich mich mal in kleinen Schritten wie ein Bauer, mal gradlinig und rasch wie ein Turm, dann wieder diagonal wie ein Läufer bewege, und ein anderes Mal Haken schlage wie ein Springer. Aber egal, wie viele Felder ich zurücklege, vor mir scheinen immer endlos viele weitere zu liegen und diejenigen hinter mir vermehren sich wie die Karnickel.

    Aber das führt jetzt alles weit von Mozart weg.

    Werke, die mir von ihm wichtig sind, von denen ich diverse Einspielungen gekauft habe (und gelegentlich wohl noch weitere kaufen werde) sind primär wohl mal die Klavierkonzerte und auch die Klaviersonaten, dann die Violinsonaten, natürlich die gerade erwähnten „grossen“ Opern (auch all die anderen habe ich da, aber mit Hören begonnen habe ich erst ganz am Rande, verspreche mir da aber wundervolle Stunden, auch in Abwesenheit jeglicher „Grösse“, whatever that is … es gibt sie natürlich, irgendwie, postmodern gebrochen und reflektiert, immer noch, aber die Weisen, in denen man sich an sie heranpirscht, haben sich natürlich geändert, das Erkenntnisinteresse wohl ebenso).

    Ganz wundervoll fand ich Klavierquartette (Rubinstein und die Guarnieris!), die Streichquintette, die Duos für Violine und Viola, das Divertimento für Streichtrio … die Streichquartette hingegen habe ich noch nicht richtig angepackt, das steht mir überhaupt noch fast gänzlich bevor, auch was Haydn, Beethoven, Schubert, Brahms, Schumann, Mendelssohn etc. betrifft, aber das muss warten, ich stecke immer noch im Grundkurs Symphonien, das wird noch einige Zeit brauchen und zuviel Neues aufs Mal mag ich nicht anpacken (mache ich eh schon, wenn es also Möglichkeiten zur Drosselung gibt, die ich erkenne, dann ergreife ich sie … wenn ich denn mag).

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    Anonym
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    Schöner Vergleich mit dem Schachbrett – und die Karnickel werden irgendwann weniger … Die Streichquintette sind mir gewiss lieber als die Quartette, immer noch, aber gut kann man sie schon hören. Die „Preußischen“, das Dissonanzenquartett, das Hoffmeisterquartett zumal.

    Ein „An sich“ höre ich auch nicht in Werken, sie stellt sich irgendwann ein, die Müdigkeit bei kleinen Änderungen in den Interpretationen. Deren vermeintliche Vielfalt gehört eigentlich in eine Zeit, in der es keine Tonmitschnitte gab. Dort konnte man nicht überall sein, war aber froh, etwas gehört zu haben. Was am Problem nichts ändert.

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    #3999247  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Beiträge: 67,061

    Ich kopiere diesen Post aus dem Hörthread hier mal rein – zu Scimones vier CDs mit frühen Symphonien Mozarts:

    Das hier ist die Box:
    http://www.amazon.de/The-Early-Symphonies-Solisti-Veneti/dp/B000BQVAKW/
    Ich habe die vier CDs einzeln (vermute aufgrund des Designs schwer, dass die Box nur Pappe um die Einzel-CDs sein dürfte).

    Details und Review z.B. hier (Harnoncourt mit Symphonien Mozarts kenne ich nicht, interessiert mich aber wenigstens vorderhand auch überhaupt nicht):
    http://www.classical.net/music/recs/reviews/r/rca63970a.php

    Und noch eine Besprechung, die ebenfalls Harnoncourt mitberücksichtigt:
    http://www.musicweb-international.com/classrev/2006/Jun06/Mozart_EarlySymphonies_477802.htm

    Noch eine Kurzkritik hier:
    http://www.classicstoday.com/review/review-12784/

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    staubfaenger

    Registriert seit: 13.02.2005

    Beiträge: 274

    Seit ich folgenden Mitschnitt der 40. Symphonie unter Harnoncourt gehört habe, fühlt sich für mich beinahe jede Interpretation des letzten Satzes zu schnell an. Vor allem der Beginn und Schluss der Durchführung sind von berstender Intensität.

    http://www.youtube.com/watch?v=2HbMzu1aQW8

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