Sundays in Spring

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    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

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    … fette beute nach den feiertagen …

    sis.jpg (http://www.sundaysinspring.net/)

    ab wann ein label „groß“ ist, ist im offiziellen markt keine wirklich frage mehr. hier gibt es im großen und ganzen nur noch ganz große. die kleinen werden nach und nach geschluckt und dürfen als sublabel weiterhin die nischen beackern, die lukrativen natürlich. und welche das sind, wird von denen bestimmt, von denen man es nicht bestimmt haben will. welche gesetze gelten nun im bereich der netlabels? ist eines schon als kolossal zu bezeichnen, wenn es sechs künstler gesignt hat? oder wenn seine veröffentlichungen die dreißiger marke erreicht haben? sind sie als mächtig zu charakterisieren, wenn sie von anderen immer wieder zitiert werden? sind sie riesig, wenn sie einem stil treu bleiben und dabei nicht unaufhörlich auf den markt linsen?
    sundays in spring ist sparsam, wenn man die menge der veröffentlichungen betrachtet, keine zwanzig werden erreicht. dagegen handelt es sich aber um ein großes label, wenn man sich auf die inhaltliche konsequenz konzentriert.
    alles tun hat sich dem gemeinen lied verschrieben, der von zweifel freien melodie, dem gedanken, dem wort. dem lied, das eine nachricht trägt, das von mund zu mund neue gestalt annimmt, das sich verändert, sich niemals beugt und launen trotzt wie steter regen.
    die gitarre als zentrum steht gebieterisch über allem, ergänzt wird sie durch harmonica oder banjo, durch melodica oder gesang im duett. keine silbe wird zerrieben, kein model konstruiert, das nicht bestehen könnte.
    ein label, das in sich ruhend, großes tut.

    interpret – werk [labelnummer] bewertung (die ganz persönliche, die sich immer wieder reibt an den erwartungen der mainstreamproduktion und den technischen möglichkeiten und qualitäten des heimwerkers)

    sepia hours – five thousand steps ep [sis-01] ***
    getragen, wehmütig. sparsamer gitarreneinsatz, die stimme, in tiefe versunken, getränkt in den bitternissen junger leiden. schlagwerk fügt sich ein, ergänzt. indietronica könnte man das projekt wohl nennen, wenn es stellenweise an conor oberst erinnert, anderenorts an deus. und von allem anderen das beste. die glücklichen momente wissen auch von den tagen, da die sonne höchstens an die decke gemalt war.
    die unglaublichkeit der eigenen gedankengebilde. die ahnung davon, dass es anderen genauso ginge. die frage der vergleichbarkeit. das infragestellen der einmaligkeit. brüder im geiste oder konkurrenten? wenn es jemandem gelingt, ein wenig von dem, was man glaubt zu wissen, zu versinnbildlichen, auf welche weise auch immer, ist er dann mir, meiner oder auf der anderen seite?
    die gebrochenheit ist manchmal zu jung, die melodie zu fern, die begleitung zu getragen, aber sébastien biset gelingt anderes: er ist heutig, seiner sicher und mutig.
    „broken years“ wird empfohlen.
    sepiahours_fivethousandsteps.jpg

    sun, cancelled – on my 8th day at sea ep [sis-02] ***
    der intime moment. eine nahe, klare gitarre. eine melodie, die sich herausschält. die innehält. eine stimme. die sich einbindet. ein synthesizer, der die passenden farben in den rahmen gießt.
    das label schreibt, dass es sich um einen jungen burschen handelt, der hier mit seinem ersten werk vertreten ist. dafür respekt. und die hoffnung auf mehr.
    „on my 8th day at sea“.

    mayapple weather – we no longer believe in miracles, we rely on them ep [sis-04] ***
    was der städter wünschte, wenn er in den dunklen wäldern überleben übt, ist, ein lied im herzen, das gefühl in worten auf der zunge zu tragen.
    vielleicht ein lied von mark boudreau. „there´s coal on your hands and diamonds in her eyes“.
    cover_sis4_250.jpg

    feuerbach – ask us no questions and we’ll tell you no lies[sis-06 ] ****
    das cover schlechthin. keines auf „sundays in spring“, das wie dieses … solche cover versprechen immer zu viel. wie zu schöne frauen. wie zu schöne frühlingstage… wie zu schön erste töne…
    feuerbach. ein name, der viel verspricht. erinnert an die deutsche aufklärung.
    das banjo ist ein instrument, das viel verspr.., nein, das foppt. immer wieder lenkt es ab von dem gedanken, dass etwas trüber sein könnte als die idee davon. das banjo, das begleitet wird von einer sonnigen gitarre, harmonischem gesang, der vielen kehlen zu entspringen scheint, der eint.
    feuerbach – eine allegorie auf das unmögliche, unvereinbare? das misslingen im versuch?
    was, wenn die elemente sich verbinden zu einem neuen. einem großen, einem, das solch einem cover, solch ersten tönen und mancher zu schönen frau gerecht würde?
    03 – untiteled
    feuerbach_askusnoquestions.jpg

    pokett- your picture here ep [sis-09] ***
    etwas flotter, mit größerem einsatz auf „walls“. insbesondere von schlagzeug, gitarren, harmonium.
    rain on“, gemäßigt. folkig.
    auch die titel drei und vier rühren an und befleißigen sich lediglich einer tragenden stimme in begleitung der genügsamen gitarre.

    teil 1/2

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      #3973119  | PERMALINK

      klienicum

      Registriert seit: 14.03.2005

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      teil 2/2

      thomas méry – hallonsaft [sis-10] ***
      was auch immer hallonsaft ist, ich trink es! méry scheut die bitteren ingredienzien nicht, so viel ist auf einen der ersten blicke klar. hier wird der gedanke schon mal mit einem allzu verständlichen mißklang unterstrichen. schluck, schluck! kann bier sein, schnaps, wein, unverträglicheres. trink, trink. und tanze! trink und tanze. die saiten springen, das gebälk knirscht, die weiber heulen. trink. trink!

      v.o. – tape ep [sis-11] ***
      hinter v.o. versteckt sich boris gronemberger.
      er kann sich ein wenig knistern und knastern hier und da nicht verkneifen. er sondert damit aber nicht überschüssiges sekret ab, sondern kann sich in der gewissheit wiegen, akzente zu setzen, ohne zu pikieren, vor den kopf zu stoßen.
      seine lieder zeichnen sich durch eine eigentümliche würde und erhabenheit aus. sie sind gerade aus, aber nur um das maß, das es verhindert, einfach und bieder zu wirken.
      [COLOR=“sienna“][U]miss # 16

      sepia hours – naive curse to leave a mark [sis-12] **1/2
      er bliebe seinem konzept treu (siehe sis-01), hätte er auf einiges an untermalung und überzeichung verzichtet. sein suchen nach der dicht führte zur auflösung des kerns. so fühlt man sich schnell versetzt. als fände zwar die verabredung statt, aber der partner ist mit seinen gedanken ganz woanders. reizlos ist das nicht, wenn man selbst besseres vorhat. oder nur in ruhe seinen eigenen gespinsten nachhängen will. es kann aber auch enttäuschung bedeuten.

      the solvents – the sundays in spring ep [sis-13] ***
      wenn jemand sein produkt nach dem label benennt, auf dem er es auch veröffentlicht, dann ist das mehr als dankbarkeit.
      die solvents sollten jedoch anders untergekommen sein. nur für manchen ist der weg „nach oben“ eben steiniger. herr bramson und frau madden bringen neben dem handwerkzeug auch die spielfreude, ideen und spürbare liebe mit. der einsatz von violine und cello unterstreicht die wehen momente, lässt die flüggen melodien aufsteigen.
      der stete aufbau jedes liedes kann als stilmittel verstanden werden, aber auch als demonstration des prozesses, so als könne man miterleben, wie aus einer eingebung ein fertiges produkt entsteht. ein paar titel mehr hätten gut getan.
      [COLOR=“sienna“][U]your sparrow“.

      lost on purpose – anniversary [sis-14] ***1/2
      ein sehr ausgereiftes werk wil hollands. die songs sind zu ende geschrieben. jede note sitzt. jeder akkord ist so eingespielt, wie er geplant war. steril? weit gefehlt. sehr lebendige lieder strömen einem entgegen. kein anbiedern, kein stolzieren.
      überzeugend sind vor allem die arrangements, die aus einem kleinen song ein erwachsenes lied machen, ohne es mit einem schmutzigen teppich zu überdecken.
      zum anspielen eignete sich jeder titel. „[COLOR=“sienna“][U]london

      incredible shrinking man – at the gong show [sis-15] ***1/2
      poppiger, weniger melancholisch, als viele der vorgänger, zumindest titel eins: „[COLOR=“sienna“][U]i like to breathe“.
      die gitarre wird nicht nur gestrichen, sondern gehandhabt. sie liegt sicher in der faust.
      [COLOR=“sienna“][U]katie won´t you please come home.” erinnert an eels mastermind e – kurz und schmerzhaft.
      feine melodien, schöner gesang.

      kein act konnte (verzweifelt) unter drei sternderln bewertet werden?! gleichmaß? auf mittlerem niveau? weitgefehlt. selber hören!
      präsentiert werden die produkte des labels auf einer sehr übersichtlichen seite. funktionell ist das ganze nur bedingt, vor allem durch den einsatz von popup und die damit eingeschränkten manövrierungsmöglichkeiten. außerdem sind nur einige wenige scheiben als gesamtwerk herunterzuladen (mit cover und einigen infos), die meisten titel und cover kann man dagegen nur einzeln downloaden.
      positiv hervorzuheben ist die covergestaltung, bei der die umsetzung dem offensichtlichen anspruch jederzeit gerecht wird (mit erwähnten herausragenden beispielen).
      freue mich auf mehr aus dieser zentrale des guten geschmacks!

      das wars für dieses jahr! ich bedanke mich für die aufmerksamkeit!

      #3973121  | PERMALINK

      klienicum

      Registriert seit: 14.03.2005

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      ergänzungen

      from tau to tausend – from tau to tausend [sis-16] ***
      sundays in spring fühlt sich auch weiterhin den leisen tönen verpflichtet. bei from tau to tausend dreht man unwillkürlich am lautstärkeregler. das label vergleicht den act mit “Secret Stars, At Swim Two Birds and Sea and Cake, but with indietronica arrangements and rhythms, to complete the guitar finger picking and the whispering and warm singing.” hinter from tau to tausend steckt nabil ahmed aus bangladesh, der heute europäische gefilde bevorzugt. aus den oben benannten komponenten bastelt ahmed rührige stücke, die sich vertraut dem ohr nähern. „[COLOR=“Sienna“]traveling light“ ein instrumental; „[COLOR=“sienna“]palace gate“.

      chauchat – chauchat [sis-18] ***
      die vorliegenden 14 stücke wurden zwischen 2001 und 2004 aufgenommen. sie dokumentieren damit auch eine zeit, in der es durchaus akzeptiert war, wenn die gesangsstimme knödelnd, scheinbar unausgereift daherkam, sich in selbstmitleid ertränkte und sich entgegen der melodischen ausrichtung bewegte. rückenstärkung gab es dabei gerne durch eine launige kapelle, die für einen manchmal greinenden sound, dann wiederum für druckvolle, abgewandte stimmung sorgte. eine wohltemperierte fidel für den nötigen schmalz und fertig war ein gemisch für die suizidalen momente des lebens. ganz so unaufgeräumt kommen chauchat nun nicht daher. das hörerlebnis wird etwas geschwächt durch den streckenweise miesen klang bzw. durch die unterschiedlichen qualitäten des sounds der offensichtlich zu verschiedenen zeiten aufgenommenen stücke. chauchat setzen auf vermeidung von plagiatsvorwürfen und suchen nach einem eigenen stil. hört „[COLOR=“Sienna“]slayer bitch“ und beschreibt mir ihren!

      bloedrood – roetbloed [sis-19] ***
      weniger geht kaum. wenn sich nicht ab und an eine sythesizerspur durch den hintergrund zöge und im letzten titel sogar einige drums, bliebe das bild, das wim maesschalck ansonsten via gitarre und gesang in unseren köpfen erstellt, ein sehr karges. so aber stiften diese kleinen elemente etwas frieden angesichts einer dichten, intimen atmosphäre. die gitarre wird beflissen gespielt, jeder saitenanschlag vernehmbar, die stimme hat einen rechten klang. das fragmentarische ist nicht zu verleugnen, dennoch bleibt nach dem hören ein wohltuendes gefühl. denn hier wird auf das typisch depressive verzichtet, es wird nüchterner mit den bekannten themen umgegangen. in „alike“ heißt es spröde:
      why are you so like me
      you confuse me more than you know
      and i still think that we could be happy
      without the rest of the world so why not?
      ”.

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