Buch des Tages

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  • #30799  | PERMALINK

    matis

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    Also nicht ein Buch, das man grade liest, sondern eins, dass eine bestimmte Stimmung (bzw. eine bestimmte wieder aufgefrischte Erkenntnis) wiederspiegt (bzw. wiedergibt), in der man sich grade an diesem Tag befindet.

    (evtl. mit Begründung)

    Ich fang mal an: Nietzsche – Jenseits von Gut und Böse

    ..obwohl ichs höchstens in Auszügen gelesen hätte.

    (Begründung folgt evtl. später..)

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    five to seven
    Highlights von Rolling-Stone.de
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      #3972979  | PERMALINK

      0-ii

      Registriert seit: 03.09.2005

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      E.T.A. Hoffmann – Die Elixiere des Teufels

      Moin!

      --

      I fake it so real, I am beyond fake and someday, you will ache like I ache
      #3972981  | PERMALINK

      0-ii

      Registriert seit: 03.09.2005

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      x

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      I fake it so real, I am beyond fake and someday, you will ache like I ache
      #3972983  | PERMALINK

      matis

      Registriert seit: 11.07.2002

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      Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern

      Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern

      Es war so gräßlich kalt; es schneite, und es begann dunkler Abend zu werden; es war auch der letzte Abend des Jahres, Silvesterabend. In dieser Kälte und in diesem Dunkel ging auf der Straße ein kleines, armes Mädchen mit bloßem Kopf und nackten Füßen; ja, sie hatte ja freilich Pantoffeln angehabt, als sie von zu Hause kam, aber was konnte das helfen? Es waren sehr große Pantoffeln, die ihre Mutter bisher benutzt hatte, so groß waren sie. Und die verlor die Kleine, als sie über die Straße weg eilte, weil zwei Wagen schrecklich schnell vorbeifuhren; der eine Pantoffel war nicht wieder zu finden, und mit dem andern lief ein Junge fort; er sagte, daß er ihn als Wiege benützen könne, wenn er selbst einmal Kinder bekäme.

      Da ging nun das kleine Mädchen auf den nackten kleinen Füßen, die rot und blau vor Kälte waren; in einer alten Schürze trug sie eine Menge Schwefelhölzchen, und ein Bund davon hielt sie in der Hand; niemand hatte ihr den ganzen Tag etwas abgekauft, niemand ihr einen Pfennig geschenkt. Hungrig und erfroren ging sie und sah so elend aus, die arme Kleine. Die Schneeflocken fielen in ihr langes blondes Haar, das sich so schön um den Nacken lockte; aber an diese Pracht dachte sie nun freilich nicht. Aus allen Fenstern leuchteten die Lichter, und dann roch es so herrlich nach Gänsebraten auf der Straße; es war ja Silvesterabend. Ja, daran dachte sie!

      In einem Winkel zwischen zwei Häusern, von denen das eine etwas mehr in die Straße vorsprang als das andere, da setzte sie sich hin und kauerte sich zusammen; die kleinen Beine hatte sie unter sich hinaufgezogen; aber sie fror noch mehr, und nach Hause gehen durfte sie nicht, sie hatte ja keine Schwefelhölzchen verkauft, nicht einen einzigen Pfennig bekommen, ihr Vater würde sie schlagen, und kalt war es auch zu Hause, sie hatten nur das Dach gleich über sich, und da pfiff der Wind herein, wenn auch die größten Spalten mit Stroh und Lumpen zugestopft waren. Ihre kleinen Hände waren vor Kälte beinahe ganz abgestorben. Ach, ein kleines Schwefelhölzchen konnte gut tun! Wenn sie nur ein einziges aus dem Bunde herausziehen, es an die Wand streichen und sich die Finger wärmen dürfte. Sie zog eins heraus. Ritsch, wie sprühte das, wie brannte es! Es war eine warme, helle Flamme wie ein Lichtchen, als sie die Hände darum hielt; es war ein wunderbares Lichtchen! Dem kleinen Mädchen schien es, als säße sie vor einem großen eisernen Ofen mit blanken Messingfüßen und einem messingenen Aufsatz; das Feuer brannte darin so wohltuend, es wärmte so gut.

      Nein, was war das! – Die Kleine streckte schon die Füße aus, um auch diese zu erwärmen – da erlosch das Flämmchen. Der Ofen verschwand – sie saß mit einem kleinen Stumpf des abgebrannten Schwefelhölzchens in der Hand.

      Ein zweites wurde angestrichen, es brannte, es leuchtete, und wo der Schein auf die Mauer fiel, wurde diese durchsichtig wie ein Schleier: sie sah gerade in die Stube hinein, wo der Tisch gedeckt stand mit einem schimmernden weißen Tuch, mit feinem Porzellan, und herrlich dampfte die gebratene Gans, mit Äpfeln und getrockneten Pflaumen gefüllt. Und was noch prächtiger war, die Gans sprang von der Schüssel herunter und wackelte auf dem Fußboden, mit Messer und Gabel im Rücken, gerade bis zu dem armen Mädchen hin kam sie; da erlosch das Schwefelhölzchen; und es war nur noch die dicke, kalte Mauer zu sehen.

      Sie zündete ein neues an. Da saß sie unter dem herrlichsten Christbaum; es war noch größer und geputzter als der, den sie durch die Glastüre bei dem reichen Kaufmann jetzt beim letzten Weihnachtsfest gesehen hatte; Tausende von Lichtern brannten auf den grünen Zweigen, und bunte Bilder, wie sie die Schaufenster schmückten, sahen auf sie herab. Die Kleine streckte beide Hände in die Höhe – da erlosch das Schwefelhölzchen; die vielen Weihnachtslichter stiegen höher und höher und höher, sie sah, es waren nun die klaren Sterne, einer davon fiel herunter und bildete einen langen Feuerstreifen am Himmel.

      „Jetzt stirbt jemand!“ sagte die Kleine; denn die alte Großmutter, die einzige, die gut zu ihr gewesen, aber nun tot war, hatte gesagt: Wenn ein Stern fällt, geht eine Seele empor zu Gott.

      Sie strich wieder ein Schwefelhölzchen an der Mauer an, das leuchtete ringsum, und in dem Glanz stand die alte Großmutter, so klar, so schimmernd, so mild und gesegnet.

      „Großmutter!“ rief die Kleine, „o, nimm mich mit! Ich weiß, du bist fort, wenn das Schwefelhölzchen ausgeht, fort, wie der warme Ofen, der herrliche Gänsebraten und der große gesegnete Weihnachtsbaum!“ – Und sie strich in Eile den ganzen Rest Schwefelhölzer an, die im Bund waren, sie wollte die Großmutter recht festhalten; und die Schwefelhölzer leuchten mit solch einem Glanz, daß es heller war als der lichte Tag. Die Großmutter war nie zuvor so schön, so groß gewesen; sie hob das kleine Mädchen auf ihren Arm, und sie flogen in Glanz und Freude so hoch, so hoch; und da war keine Kälte, kein Hunger, keine Angst – sie waren bei Gott.

      Aber im Winkel am Hause saß in der kalten Morgenstunde das kleine Mädchen mit roten Wangen, mit einem Lächeln um den Mund – tot, erfroren am letzten Abend des alten Jahres. Der Neujahrsmorgen ging auf über der kleinen Leiche, die da saß mit den Schwefelhölzern, von denen ein Bund fast abgebrannt war.

      Sie hat sich wärmen wollen, sagte man; niemand wußte, was sie Schönes gesehen, in welchem Glanz sie mit der alten Großmutter eingegangen war in die Neujahrsfreude.

      von Hans Christian Andersen

      Ok. Ist jetzt nicht direkt ein Buch. Vielleicht sollte ich einen Kurzgeschichten-thread aufmachen (Kurzgeschichte des Tages)? Aber ich bin mir nicht sicher, ob da nicht ‚Copyright-Verletzungen‘ vorprogrammiert wären.

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      five to seven
      #3972985  | PERMALINK

      visions

      Registriert seit: 05.04.2006

      Beiträge: 11,780

      Mein Buch des Tages ist „Das Druidentor“ von Wolfgang Hohlbein, weil es das erste Buch von ihm war, was ich gelesen habe und dadurch auf Hohlbein aufmerksam geworden bin.

      Seitdem lese ich fast nichts anderes. Ab und zu gabs mal den Versuch, es mit einem anderen Autoren zu versuchen, allerdings war es eher ein Flop.

      Vielleicht probiere ich mit der „Tower“-Serie von King nochmal in naher Zukunft mein Glück. Bis dahin werde ich wohl noch 4-5 Bücher von Hohlbein lesen.

      Seine Bücher leben von Spannung (jedoch kehrt auch vieles wieder) und von einem Ende, mit dem nicht immer zu rechnen ist. So siehts auch bei dem Druidentor aus.
      Im Moment kann ich dazu nicht mehr schreiben, weil es schon länger her ist, als ich das Buch las.

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      #3972987  | PERMALINK

      mogwai

      Registriert seit: 16.11.2003

      Beiträge: 1,876

      Michel Houellebecq – Ausweitung der Kampfzone

      Während ich am Nachmittag eine gewisse Zeit im Wartezimmer meines Arztes
      verbrachte, nahm ich das o.g. Buch zur Hand und las einen tollen Abschnitt
      über das Thema Partnerschaft. Da mich dieses Thema aktuell aus bestimmten
      Gründen beschäftigt, passte der besagte Abschnitt gut in meine Gedanken.
      Deshalb ist es mein Buch des Tages.

      --

      #3972989  | PERMALINK

      cassavetes

      Registriert seit: 09.03.2006

      Beiträge: 5,771

      ( 0 I/I /E.T.A. Hoffmann – Die Elixiere des Teufels

      Cool. Die hab ich immer noch nicht gelesen. Nächstes Jahr vielleicht. (Das wäre dann das, ja genau, vierte Jahr in Folge, wo ich mir das vornehme.)

      #3972991  | PERMALINK

      cleetus

      Registriert seit: 29.06.2006

      Beiträge: 17,267

      Das Buch des Tages habe ich gestern komplett gelesen. Eric Ambler – Topkapi. Spitzenklasse.

      --

      Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block
      #3972993  | PERMALINK

      hippiegirl

      Registriert seit: 08.07.2005

      Beiträge: 3,164

      Mamas Sparbuch!! :-)

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      The dog won't bite if you beat him with a bone!
      #3972995  | PERMALINK

      zeze

      Registriert seit: 06.04.2007

      Beiträge: 7,874

      Push!

      Eric Malpass – Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

      An das Buch habe ich gerade gedacht, ich müsste es eigentlich mal wieder hervorkramen.

      --

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