Elvis Costello & the Imposters – Mannheim, Capitol – 29.06.05

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    j-w
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    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

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    Time is on my side – den durch die Stones bekannt gewordenen Klassiker hat Elvis Costello zwar nicht angespielt, aber als Motto für den Eindruck, den er heute abend im Mannheimer Capitol hinterlassen hat, geht er allemal durch. Wo Rocksänger normalerweise schubweise erst in den 30ern einen Teil der Power (und oftmals die hohen Töne) verlieren und in den 40ern noch mal deutlich abbauen, straft Costello seinem Alter (50!) Lügen: Der Mann ist auch nach fast einem dreiviertel Jahr ununterbrochenem Touren unglaublich bei Stimme. From a whisper to a scream könnte auch als Motto herhalten, seine Bandbreite ist beeindruckend. Und auch auf der Gitarre kann er mittlerweile in allen Stilarten brillieren: Ob eine wilde Rhythmusgitarre, die vom Punk getrieben wird, ganz traditioneller Blues oder ein Mix, der an Marc Ribot (bekannt u.a. durch die Arbeit mit Tom Waits) erinnert – er fordert sich und sein Instrument ständig heraus und macht dabei eine glänzende Figur.
    Und er ist nicht allein. Bei ihm sind die Imposters, welche seine alten Attractions-Mitglieder Steve Nieve an den Tasten und Pete Thomas am Schlagzeug plus den „neuen“ Bassisten Davey Faragher sind. Und obwohl Nieve und Thomas eigentlich immer noch genauso dynamisch und eigensinnig agieren wie vor 20 Jahren, klingen die Imposters anders als die Attractions, was daran liegt, dass Faragher anders als Attractions-Bassist Bruce Thomas kein Lead-Bassist ist, sondern sein Spiel in den Dienst der Rhythmusgruppe stellt. Das mag bei rockigen Stücken ein wenig Punch nehmen, gibt aber der Band eine elegantere Basis bei ruhigeren Songs oder auch bei roots-nahen Blues, Rock’n’Roll oder Countrysongs.
    Wer das Glück hatte Elvis Costello und die Imposters bereits auf der Tour im letzten Winter zu sehen, konnte heute Abend einen interessanten Vergleich feststellen bei einer Band, die durch konstantes Touren rund um den Globus nicht nur offensichtlich ein Repertoire von ca. 70 Songs bereit hält, sondern diese auch in den Liveversionen weiterentwickelt und teilweise neu arrangiert hat. Viele der Songs geben der Band auch Raum zur Improvisation und die Ergebnisse bei einem derart eingespielten Team sind ausnahmelos spannend und hochkarätig. Kein Gedaddel. Tight but loose. In einer Welt, in der die erfolgreichen Acts, die mit Costello angefangen haben, oftmals ihre Auftritte von vorn bis hinten durchkonzipiert haben, eine Rarität. Und ein Ohrenschmauß. Aber leider ist die Welt nicht gut und es sind Sting, U2 und Depeche Mode, die die Stadien füllen, während Elvis Costello vor einem nur sehr mäßig gefüllten Capitol aufspielen muss. Hoffentlich erzählt jeder, der heute im Capitol war, mindestens 3 Leuten davon wie großartig der Auftritt war und nimmt ihnen sofort das Versprechen ab beim nächsten Mal dabei zu sein!
    Los ging es mit Lipstick Vogue, von dem ersten Attractions-Album (und dem zweiten von EC) „This years model“, gefolgt von dem mitreißendem Beat von dem „Blood and Chocolade“-Opener Uncomplicated. Song #3 war Clownstrike von „Brutal Youth“, das noch kompromissloser geshuffelt in einen großartigen Blues-Jam überging und das sonst eher unscheinbare (wenn auch gute!) Stück zu einem erstem Höhepunkt des Konzertes wachsen ließ.
    Das Set stellte eine gute Mischung der vielen Stilrichtungen, die das Schaffen von Costello über die letzten fast 30 Jahre ausmachen, dar: Es wurde sowohl gerockt als auch wunderbarer Pop geboten, die Americana Roots wurden massiv gewürdigt und auch für rhythmische Abenteuer wie z.B. Hurry down doomsday the bugs are taking over war Raum.
    Ein weiteres Zeichen für die Spontanität des Auftrittes ist die Tatsache, dass die gedruckte Setliste von der gespielten massiv abweicht.
    Gedruckt liegt vor mir:
    Lipstick Vogue
    Uncomplicated
    Clownstrke
    45
    Country Darkness
    Bedlam
    Needle Time
    Rocking Horse Road
    King Horse
    The Judgement
    Chelsea
    Radio Silence/New Amsterdam
    Lace Sleves
    Clubland
    Toledo/Still/Name
    Suit of lights/ Ivy
    Complicated Shadows
    When I was cruel
    Detectives
    Delivery Man
    Monkey to man
    Peace love and understanding
    The scarlet tide
    Hurry down doomsday
    Button my lip

    Gespielt hat er aber (wobei ich mir an manchen Stellen unsicher bin, da ich nicht alle Stücke kannte):

    Lipstick Vogue
    Uncomplicated
    Clownstrke
    45
    Country Darkness
    Bedlam
    Needle Time
    Rocking horse road
    Chelsea
    New Amsterdam/You’ve got to hide your love away
    Good year for the roses
    Suit of lights
    Complicated Shadows
    ?
    Detectives
    The Delivery Man / ?
    Monkey to man
    Mystery Dance (großartig!!!)
    Alison/Tears of a clown (kein Suspicious Minds!)
    Peace love and understanding
    Olivers Army
    Pump it up

    Either side of the same town
    Hurry down doomsday
    I want you
    The scarlet tide

    Ich vermute ich habe was vergessen, vielleicht war ja noch jemand, der mit dem EC-Repertoire noch besser bekannt ist oder sich besser erinnert als ich, da und kann noch Verbesserungsvorschläge liefern!

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
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      #3419059  | PERMALINK

      flatted-fifth
      Moderator

      Registriert seit: 02.09.2003

      Beiträge: 6,027

      Sehr schöner Bericht, Jan! Scheint ja ein genauso großartiger Auftritt gewesen sein wie in Bonn. Hat er gar nichts vom „Painted from memory“-Album gespielt?
      Und hat er die zweite Hälfte des Closers „The scarlet tide“ auch ohne Mikro gesungen?

      Deine Einschätzung, dass Costello viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, teile ich übrigens auch und habe deshalb schon mehr als drei Leuten erzählt, wie groß die Auftritte des Meisters sind. ;)

      --

      You can't fool the flat man!
      #3419061  | PERMALINK

      j-w
      Moderator
      maximum rhythm & blues

      Registriert seit: 09.07.2002

      Beiträge: 40,368

      Nein, nichts von Painted from memory und nochmal nein, The Scarlet tide ging komplett ins Mikro – in Frankfurt hatte er es aber auch ohne Mikro gesungen!

      --

      Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
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