Spex

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  • #2776697  | PERMALINK

    atom
    Moderator

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    nail75Das Problem der Spex war früher, dass die Autoren zwar jede Menge Stil und Geltungsbewusstsein mitbrachten, ihr Musiksachverstand aber nur mittelmäßig war.

    Von welchen Autoren sprichst du und welche Phase meinst du mit früher?

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    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
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    #2776699  | PERMALINK

    wahr

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    Bgigli… ich hatte aber auch das Gefühl, dass unsere Freunde von der Spex sich in meiner Gesellschaft nicht wohlgefühlt hätten.

    Das glaube ich nicht. In deiner Gesellschaft kann man sich schwerlich schlecht fühlen.

    #2776701  | PERMALINK

    nail75

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    Beiträge: 44,728

    atomVon welchen Autoren sprichst du und welche Phase meinst du mit früher?

    Es geht mir weniger um die Autoren als um das Gesamtbild. Wie songbird fand ich viele Texte unnötig kompliziert, ohne dass das Ergebnis die Komplexität gerechtfertigt hätte. Ich halte einfach nichts von Leuten, die ihre Bildung mit einer demonstrativ komplexen Sprache beweisen müssen.

    Ich meine die Phase Ende der 1990er bis zur Umsiedlung nach Berlin. Ich finde schon, dass die Spex in den letzten Jahren verständlicher geworden ist.

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #2776703  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    wahrDas glaube ich nicht. In deiner Gesellschaft kann man sich schwerlich schlecht fühlen.

    Vielen Dank. Aber Du bist ja auch ein Mensch, der nicht die absolute Wahrheit für sich gepachtet zu haben glaubt, außerdem einer der wenigen, die Akzeptanz und Toleranz zu unterscheiden wissen und ersteres auch lebt. Immer ein Indikator für angenehme Mitmenschen. Da scheint mir früher, heute kann ich nicht beurteilen, einiges bei der Spex im Argen gewesen zu sein. Manches schien mir sehr nachdenkenswert. Vieles habe ich dann einfach beiseite geschoben und für mich nicht als erheblich und bedeutsam eingestuft.

    --

    #2776705  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,364

    @nail75: Gerade Rezensionen, die mehr waren als eine reine Beschreibung der Musik auf Vergleichsbasis oder ein plumpes Aufzählen von Fakten waren für mich das Salz in den Texten dieser Zeit. Manchmal war dann ein Text zwar interessanter als die Platte aber ich habe dadurch durchaus einiges mit Neugierde gegengehört und entdeckt. Ich lese auch heute noch regelmäßig alte Hefte wie z.B. die Ausgabe zur Jahrtausendwende mit den „100 Platten des Jahrhunderts“ und entdecke immer wieder tolle Formulierungen zu Alben, die ich schätze.

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    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #2776707  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,806

    BgigliVielen Dank. Aber Du bist ja auch ein Mensch, der nicht die absolute Wahrheit für sich gepachtet zu haben glaubt, außerdem einer der wenigen, die Akzeptanz und Toleranz zu unterscheiden wissen und ersteres auch lebt. Immer ein Indikator für angenehme Mitmenschen.

    Merci, mein Lieber.

    BgigliDa scheint mir früher, heute kann ich nicht beurteilen, einiges bei der Spex im Argen gewesen zu sein. Manches schien mir sehr nachdenkenswert. Vieles habe ich dann einfach beiseite geschoben und für mich nicht als erheblich und bedeutsam eingestuft.

    Die Spex war schon immer ein heterogener Haufen von streitbaren Kultur-Addicts. Vielleicht war der Haufen von ’81 bis ’88 übersichtlicher, daher konnten einige Schreiber eine Meinungsmacht ausbilden – was ja auch mit dem Informationsvorsprung an neuen Musiken zu tun hatte, der heutzutage gegenüber dem Leser/User gar nicht mehr besteht. Ich finde die Phase ab den Nullerjahren bis zum Umzug nach Berlin tatsächlich auch sehr gut, weil es zu der Zeit mehr Schreiber gab, sich also alles noch weiter ausdifferenzierte (was dann eben auch ein Spiegel der sich ebenfalls immer tiefer fächernden Musikstile war). Es gab in dieser Phase tolle Autoren wie den kraftvollen und humorvollen Markus Hablizel, das Spex-Urgestein Lars Brinkmann, der sowas ist/war wie der deutsche Lester Bangs ohne misanthropischen Zynismus, oder Frank Eckert, der sich um einen kenntnisreichen, unaufgeregten Stil bemühte, der gut zu den elektronischen Sachen passte, die er behandelte, oder Jan Niklas Jansen, oder Carsten Sandkämper oder Holger in’t Veld. Nach dem Berlin-Umzug wurde die Spex vielleicht lesbarer, aber auch humorloser. Und Humor war immer ein essentieller Bestandteil einer guten Spex, gerade in den schwierigeren Texten. Ohne Humor ist die Spex für mich nicht zu ertragen. Ich las sie dann auch seit 2007 nur noch sehr selten. In letzter Zeit jedoch habe ich mir wieder ein paar Ausgaben gekauft und fand sie auch wieder besser.

    #2776709  | PERMALINK

    friedrich

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    Ich schmöker mich langsam weiter durch die SPEX. Dabei kann man durchaus interessantes entdecken, was man wahrscheinlich woanders niemals entdecken könnte, wie z.B. die Italienische Band Heroin in Tahiti, die sowas wie Morricone-Pychedelia-Drone spielt. Allein dafür hat die Anschaffung sich schon fast gelohnt. Und das scheint mir auch der große Wert von SPEX zu sein oder gewesen zu sein (den ich lese sie ja nicht mehr regelmäßig): Hier findet etwas statt, das sonst nirgendwo stattfindet. Sei es die bloße Berichterstattung über Musik abseits der Konvention oder das Nachdenken darüber. Vielleicht war das früher ausgeprägter als heute, da sich die Presselandschaft seit 1980 wohl radikal verändert hat. Aber im Prinzip scheint mir das zu gelten.

    Darüber hinaus gibt es noch ein paar weitere Rückblicke, Reflexionen, Nachdenken in Schriftform über Sinn und Zweck von Popmusik gestern und heute, die mir meist sehr geistreich erscheinen und meine grauen Zellen anregen. Später mehr davon.

    Vorerst habe ich meine kleine Zusammenfassung von Mark Terkessidis Versuch über [I]Relevante Musik weiter oben noch etwas erweitert und frage mich: Was macht für mich Musik eigentlich relevant?

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #2776711  | PERMALINK

    mikko
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    Für mich ist Musik relevant, die mir gefällt, die bei mir positive Reaktionen auslöst, mit der ich mich beschäftigen möchte über bloße Hintergrundberieselung hinaus.
    Ob Musik, oder besser Pop Musik, heute noch im gesamtgesellschaftlichen Kontext relevant ist, wage ich zu bezweifeln. Oder zumindest nicht mehr so, wie es vor 30, 40, 50 Jahren noch war.

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    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #2776713  | PERMALINK

    friedrich

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    MikkoFür mich ist Musik relevant, die mir gefällt, die bei mir positive Reaktionen auslöst, mit der ich mich beschäftigen möchte über bloße Hintergrundberieselung hinaus.
    Ob Musik, oder besser Pop Musik, heute noch im gesamtgesellschaftlichen Kontext relevant ist, wage ich zu bezweifeln. Oder zumindest nicht mehr so, wie es vor 30, 40, 50 Jahren noch war.

    Ja, natürlich, aber da kann man bei sich selbst ja noch weiter nachfragen. Vor 35 Jahren war es ein identitätsstiftendes und gemeinschaftsstiftendes Statement und man grenzte sich damit auch explizit gegen die Hörer von Pink Floyd, Dire Straits oder sonst-wem ab, wenn man eine Platte von Joy Division oder – Gott bewahre! – der Deutsch Amerikanischen Freundschaft auflegte. Das war Musik, die hatte über den rein musikalischen Inhalt eine Bedeutung. Welche Bedeutung hat Popmusik heute für Dich außer dass Du diese Art von Musik lieber hörst als die andere so wie Du vielleicht lieber Schokoladeneis isst als Erdbeereis? Was ist Deine „positive Reaktion“ oder wodurch wird sie ausgelöst?

    Und ja, die Bedeutung von Popmusik hat sich bestimmt zwischen 1954, 1968, 1977, 1989, mit dem Siegeszug des Internets usw. immer wieder verschoben und wird es auch in Zukunft tun.

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    #2776715  | PERMALINK

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    Wie lange liegt techno zurück? Danach kam außer Oasis eigentlich nichts mehr, was die Welt aus den Angeln gehoben hat.

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    #2776717  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    songbirdWie lange liegt techno zurück? Danach kam außer Oasis eigentlich nichts mehr, was die Welt aus den Angeln gehoben hat.

    Techno? Späte 80er, frühe 90er. Vor 25 Jahren. Oasis /Britpop haben mich persönlich nicht interessiert.

    Ich behaupte, dass interessante Musik sich immer mehr in Nischen zurückgezogen hat oder dahin gedrängt wurde, sich dort immer weiter ausdifferenziert und die buntesten Blüten treibt, ganz gelegentlich mal in den Mainstream überschwappt, der aber ansonsten träge und selbstzufrieden vor sich hindümpelt.

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    #2776719  | PERMALINK

    mikko
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    Moderator / Juontaja

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    Aktuelle Popmusik hat für mich über den Aspekt des persönlichen Gefallens hinaus kaum Bedeutung. Über gesellschaftliche Relevanz aktueller Popmusik mache ich mir ehrlich gesagt im Moment wenig Gedanken. Das Meiste, was relevant sein könnte, gefällt mir nicht sonderlich.

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    #2776721  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    MikkoAktuelle Popmusik hat für mich über den Aspekt des persönlichen Gefallens hinaus kaum Bedeutung. Über gesellschaftliche Relevanz aktueller Popmusik mache ich mir ehrlich gesagt im Moment wenig Gedanken. Das Meiste, was relevant sein könnte, gefällt mir nicht sonderlich.

    Muss ja nicht gesellschaftlich relevant sein. Dieses Postulat (oder so), der gesellschaftlichen Relevanz, aus was für einer Denkschule stammt das überhaupt? Wir sind hier nicht in einem Seminar über Marxismus-Leninismus.

    Selbst Mark Tessedingsbums ;-) stellt ja fest, das sich die gesellschaftlichen Randbedingungen verändert haben oder sogar zerfallen sind. Aber wieso finde ich eine obskure Electronica-Platte, eine alte Jazz-Platte oder – was gerade jetzt bei mir läuft – Popmusik aus dem Nigeria der 70er Jahre für mich relevanter als irgendwas, das auf dem Cover einer Musikzeitschrift oder in einem anderen Medium abgefeiert wird? Vielleicht gerade deshalb, weil das etwas ist, das eben nicht dem Üblichen entspricht, sondern im Gegenteil, absichtlich – oder unabsichtlich? – davon abweicht, mich herausfordert und inspiriert?

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    #2776723  | PERMALINK

    chocolate-milk

    Registriert seit: 29.01.2006

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    Die Infos zur aktuellen Ausgabe muss ich dann doch mal hier posten, da ich finde, dass sie ganz besondere Aufmerksamkeit verdient:

    SPEX N° 367, die März/April-Ausgabe 2016 – inklusive der SPEX CD 130 mit zwölf Titeln. Weitere Informationen, Ergänzungen sowie ausgewählte Texte auf www.spex.de.

    TITEL / SCHWERPUNKT

    BIS ZUM LETZTEN ATEMZUG – David Bowie, Pop & der Tod
    David Bowie mit Knopfaugen. Mit Augenbinde. Als Wiedergänger des biblischen Lazarus, der zwischen den Welten der Lebenden und der Toten schwebt. Ende des vergangenen Jahres flutete einer der einflussreichsten Popkünstler überhaupt die Medienwelt einmal mehr mit Bildern und Symbolen einer neuen Inkarnation. Der Tod stand der in stetem Wandel befindlichen Kunstfigur David Bowie so gut, dass vor dem 10. Januar 2016 niemand auf die Idee kam, es könnte sich um die letzte Rolle ihres Schöpfers handeln. Selbst danach wollten manche glauben, die Nachricht von Bowies Krebstod sei nur Teil einer großen Mise en Scène. Der glorifizierte, von Bowie selbst längst spielerisch gebrochene »Rock’n’Roll- Suicide« wird zunehmend vom prosaischen Löffel-Abgeben durch Alter und Krankheit abgelöst. Bowie hat in beinahe beängstigender Konsequenz vorgeführt, wie auch das Abnibbeln inszeniert werden kann. Sterben ist der privateste Moment im Leben eines Menschen. Bowie hat ihn ganz für sich behalten und machte seinen Abgang doch zu einem durchchoreografierten Ereignis im Licht der Weltöffentlichkeit, ikonisch und konsequent bis zum letzten Atemzug. Und weit darüber hinaus.

    BOWIE UND DAS CHAOS: Henne und Ei in einem
    TEXT: Zola Jesus

    BOWIE UND DIE MELANCHOLIE: »There’s nothing I can do«
    TEXT: Holger Hiller

    WAHLVERWANDTSCHAFTEN N° 14 – SOAP & SKIN VS. DIETMAR DATH: »Er nimmt sich sein letztmögliches Kostüm«
    TEXT: Klaus Walter FOTOS: Michael Dürr (Soap & Skin) Evelyn Dragan (Dietmar Dath)
    Ob ich mit Soap & Skin und Dietmar Dath über den Tod reden möchte, fragt die Redaktion. Daths neuer Roman heißt Leider bin ich tot, und so heißt auch ein Song auf Nicht sterben. Aufpassen., dem Album von The Schwarzenbach, auf dem Dath singt. Im Repertoire der Musikerin Anja Plaschg alias Soap & Skin gibt es Stücke wie »Marche Funèbre«, »Deathmental« und den Song »Vater«, inspiriert vom Tod ihres Vaters. Wir leben weit voneinander entfernt, Soap & Skin möchte lieber schreiben als sprechen, also mailen wir uns. Dath antwortet schnell, Soap & Skin langsamer, Mails überschneiden sich. So ist der folgende Text auch das Dokument einer Zumutung und eines Scheiterns. Scheitern beim Versuch, die Balance zu finden zwischen Nähe und Distanz. Scheitern beim Versuch, die Künstler-Personae zu trennen von den Menschen, mit denen man sich zu unterhalten versucht – weil man sie gar nicht trennen kann, weil man aber, wenn man die Trennung nicht versucht, in die Falle des Biografistischen tappt. Von wegen »Kinder der Tod, ist gar nicht so schlimm«! Vergiss es, Palais Schaumburg!

    TOTENTÄNZER: Die Kunst, das Sterben zu ertragen
    TEXT: Fiona McGovern

    EINKLANG
    Neues aus Musik, Kunst und Literatur
    Mit Chastity Belt, Eternauta, E.S. Mayorga, Adia Victoria, Lafawndah, Maurice Louca, Kiran Leonard, Vera Drebusch

    POPKULTUR / GESELLSCHAFT

    BIG UPS: Der Sturm vor der Ruhe
    TEXT: Hendrik Otremba FOTOS: Katharina Poblotzki
    Arbeit ist Hardcore. Hardcore ist Arbeit. So symmetrisch schön und naturgesetzlich schlicht liest sich das Credo von Big Ups. Die Musik der Band aus Brooklyn lebt vom ständigen Wechselspiel aus Explosion und Reflexion. Ihr zweites Album Before A Million Universes prescht voran wie eine Dampfwalze, unterwegs zwischen Existenzialismus, Broterwerb und dem Abgrund hinter der nächsten Klippe.

    PUSHA T: Der Unverwundbare
    TEXT: Daniel Gerhardt
    Als Regelbrecher und Moralverweigerer gehörten Clipse aus Virginia lange zu den besten Ver-käufern im engen Feld des Coke-Rap. Eigentlich handelt die Geschichte der MCs Malice und Pusha T aber von zwei Brüdern, die auseinanderdriften, weil der eine zu Jesus findet und der andere zu Yeezus. Pusha T ist der andere, ein Bestrafungskatalog von einem Rapper – und heute auch ein Geschäftsmann mit wasserdichter Steuererklärung. Man würde ihn gern lieben, aber die Sache ist kompliziert.

    DRANGSAL: Vergib den geschwärzten Seelen!
    TEXT: Thomas Vorreyer FOTOS: Fabian Schubert
    Steve Albini hat recht, Ian Curtis ist ein drogensüchtiger Wichser, Hubert Kah bringt dich zum Heulen. So lauten die Heiligenlegenden des Max Gruber. Der junge Mann aus der Pfalz ist selbst ein musikverrückter Drinni, der mit seinem Debütalbum Klänge aus den Achtzigerjahren mindestens doppelt so gut ins Heute holen will wie alle anderen. Für den Dreh seines ersten Drangsal-Videos verabredete Gruber sich mit Dschungelcamp-Prominenz zum Engtanz in der Kirche. SPEX war dabei.

    Wie wir leben wollen N° 10: Wir gegen die und für alle, die so sind wie wir
    TEXT: Kerstin Grether ILLUSTRATION: Patrick Klose
    18 Solokünstler und sieben Bands haben es auf die SPEX-Bestenliste des vergangenen Jahres geschafft. In anderen Magazinen war das Verhältnis oft noch weniger ausgewogen. Hat das Modell der Band, die sich zusammentut, zusammen rumspinnt und vielleicht sogar zusammen die Welt verändert, ausgedient? Unsere Autorin, selbst Teil einer Band, betreibt Ursachenforschung und beobachtet, wie sich neoliberales Gedankengut im einen oder anderen Bandgefüge einnistet.

    SHORBANOOR: Das Trommelfell einer ganzen Stadt
    TEXT: Farhad Mirza FOTO: Tabish Habib
    Der pakistanische Musiker Shehzad Noor war Rockstar und Hoffnungsträger einer gebeutelten DIY-Szene. Dann schmiss er hin, um sich ganz anderen Ärger einzuhandeln. Unter dem Namen Shorbanoor erkundet er heute gefährliches Territorium zwischen geistlicher und weltlicher Musik. Seine Debüt-EP Sulphur Man stellt religiöse Dogmen infrage – ohne auf politische Dogmen hereinzufallen.

    NEUE MEISTER: Alles außer Krisenrauschen
    TEXT: Dennis Pohl FOTOS: Johanna Klein & Christoph Gabriel CGI: Manuel Birnbacher
    Erleben wir einen Erneuerungsprozess altehrwürdiger Musik? Oder bloß ein neues Spießertum? Sogenannte »Neue Meister« wie Max Richter, Nils Frahm und Federico Albanese sind jeder für sich genommen ein Fünftel Lady Gaga, zumindest was ihre Reichweite beim Musikstreaming betrifft. Sie werden gefeiert dafür, dass sie klassische Musik wieder näher an die Jetztzeit rücken möchten. Und diese Zeit schafft offensichtlich ein Bedürfnis nach beruhigenden, gutbürgerlichen Klanglandschaften. Was ist neu an der »Neuen Klassik«?

    Vorspiel für JOCHEN DISTELMEYER: »Bei Costello habe ich ein Scorsese-Problem«
    TEXT UND MUSIKAUSWAHL: Aram Lintzel FOTOS: Yves Borgwardt
    Auf der Lesereise zu seinem ersten Roman Otis trug Jochen Distelmeyer nicht nur aus dem Buch vor, sondern gab auch Lieblingslieder zum Besten: von Joni Mitchell, Britney Spears, Lana Del Rey und anderen. Seine Interpretationen sind nun auf Songs From The Bottom Vol. 1 zu hören. Im Büro seiner Berliner Plattenfirma wird Distelmeyer von SPEX mit einer Auswahl weiterer Coverversionen konfrontiert und sinniert dabei, ziemlich erkältet, über Ein-flüsse, das Gefühl von Auch-haben-Wollen und die Seelenverwandtschaft der beiden Udos. Dabei lässt Distelmeyer es sich nicht nehmen, den Spieß umzudrehen und auch selbst Musik vorzuspielen.

    Tanz mich nicht an!
    TEXT: Mithu Sanyal
    Es ist schon so weit, dass sie jedes Mal, wenn irgendwo »Poetryslam« steht, »Islam« liest. Mithu Sanyal ist feministische Kulturwissenschaftlerin, Journalistin und Autorin. Für SPEX sucht sie nach einem dringend notwendigen Gegengift zu den ganzen freudlosen Nachrichten und Kommentaren, die nicht erst mit der Silvesternacht in Köln begannen.

    BASED ON A TRUE STORY: Elend bleibt Elend
    TEXT: Alexis Waltz
    Mit eigenständigen Stoffen tut sich das Kino derzeit schwer. Literaturverfilmungen, Sequels und Biopics überwiegen die Zahl der Originalgeschichten bei weitem. Immer wieder setzen Filmproduzenten auf ein Format, das man als produktionstechnisch und mit Starpower aufgepimptes Dokudrama charakterisieren könnte: Filme wie Spotlight, The Big Short oder auch American Hustle und Serien wie Show Me A Hero dramatisieren historische Sachverhalte. Warum sind »echte« Ereignisse spannender als erfundene Geschichten?

    Bob Odenkirk: »Ich habe gelernt, dass man überlebt«
    TEXT: Patrick Heidmann
    Im Showgeschäft in Lohn und Brot stehen und trotzdem unbekannt bleiben – damit kennt Bob Odenkirk sich aus. Er begann seine Karriere als Sketch-Schreiber, war Komiker und spielte winzige Rollen in Serien wie Seinfeld und Arrested Development. Doch seit er in Breaking Bad die Rolle des schmierigen Anwalts Saul Goodman übernahm, die eigentlich nur für ein paar Folgen vorgesehen war, ist in seinem Leben kaum noch etwas wie zuvor. Nun startet die zweite Staffel des Breaking-Bad-Spin-offs Better Call Saul mit Odenkirk in der Hauptrolle. Kein Wunder, dass der 53-Jährige beim Gespräch blendend gelaunt ist.

    Bernhard Willhelm: »Eine Banane macht wahrscheinlich glücklich«
    TEXT: Agata Waleczek FOTOS: Elizabeth Weinberg
    Er gilt als Paradiesvogel unter den Modemachern. Seine exzentrischen Kreationen präsentiert Bernhard Willhelm inzwischen in Museen statt auf Laufstegen, zuletzt im Museum Of Contemporary Art in Los Angeles, wo er nach einer anstrengenden Zeit in Paris neue Kräfte sammelt. Nach dem Studium an der Royal Academy Of Fine Arts in Antwerpen gründete er 1999 mit Jutta Kraus sein eigenes Label. In Zukunft würde er gern etwas für ein Ballett entwerfen. Tanzen mag er ohnehin.

    20 JAHRE UNENDLICHER SPASS: Mehr Buch geht nicht
    TEXT: Gerald Lind ILLUSTRATION: Patrick Klose
    Bei Erscheinen im Februar 1996 wurde Infinite Jest als »American Grunge Novel« und popkulturelles Ereignis gehypt. 20 Jahre später lässt sich sagen: David Foster Wallaces zeit- und zukunftsdiagnostischer Überroman hat mehr zu bieten als literarische Coolness. Was aber wurde aus den düsteren Aussichten des Schriftstellers, der vor acht Jahren Selbstmord beging?

    PERSPEKTIVE: »Es gibt nur dich und mich« – Fetisch ohne Körper
    TEXT: Kristoffer Cornils & Sonja Matuszczyk ILLUSTRATIONEN: Moonassi
    Hologramme von toten oder komplett virtuellen Stars geistern über Festivalbühnen, Smartphones säuseln ihren Nutzern intime Botschaften zu, Pop streift seine Körperlichkeit zusehends ab und geht in digitalen Bildwelten auf. Kurzum: Das eben noch Handfeste verflüssigt sich, alles wird immer flüchtiger. Was erwartet uns also jenseits der Körper? Können wir die uns entgleitende Welt überhaupt noch festhalten?

    KOLUMNEN

    Der Rote Planet
    Robert Misik analysiert den Status Quo der modernen Linken

    Religionskritik
    ILLUSTRATION: Patrick Klose

    Pofalte
    Holger In’t Veld schreibt über die Abgründe des täglichen Ernährungswahnsinns

    Sauerkraut statt Angst
    ILLUSTRATION: Patrick Klose

    Taxi für Rützel
    Aus den Speakern der Droschke offenbart sich Anja Rützel die Welt

    Der kleine Pauli
    ILLUSTRATION: Patrick Klose

    Bilder, die die Welt bewegten
    Le Trou / Das Loch (Jaques Becker, 1960)
    TEXT: Drehli Robnik
    Fünf Häftlinge wollen aus einer Gefängniszelle ausbrechen. Zwei schieben einen Stapel Kartons zur Seite, einer hebt einige Parkettbretter aus ihrer Fassung. Mit einer Stahlstange bearbeitet er die Stelle am Boden, während die anderen besorgt zusehen. Erste vorsichtige Schläge kratzen nur am Estrich. Kurze Debatte: Man muss stärker hämmern, das wird auch lauter. Der Zellengenosse, der durch ein improvisiertes Periskop die Wachen im Korridor beobachtet, kann es kaum glauben: Das Hämmern ist so laut, dass es offenbar unverdächtig erscheint. Es folgen dreieinhalb Minuten Nahaufnahme, unterbrochen nur durch Schwenks auf die Weitergabe der Stange, in denen sich der Boden unter brutalen Schlägen in Estrichsplitter, Ziegeltrümmer und Schutt auflöst. Es entsteht ein Loch.

    KRITIKEN

    Album der Ausgabe: IGGY POP Post Pop Depression
    Außerdem Rezensionen zu Moodymann, Fatima Al Qadiri, So Pitted, Matmos, Sarah Neufeld, Isolation Berlin, Diiv, Mary Ocher + Your Government, Moderat, School Of Seven Bells, Poliça, Irmin Schmidt, Ennio Morricone, The Field, Prince Rama, Money, Underworld, Your Friend, Damien Jurado, Daniel Haaksman, Choir Of Young Believers, Thao & The Get Down Stay Down, Post Industrial Boys, Liima, Primal Scream

    Odyshape – Selten gehörte Musik mit Joachim Ody
    Zeitkratzer, Reinhold Friedl, Frank Zappa

    Gegenwartskunde – Popwelt mit Klaus Walter
    Daniel Haaksman, Gqom Oh! The Sound Of Durban, African Head Charge

    Punchzeilen – Rap mit Marcus Staiger
    Ssio, Tami, Yung Hurn

    Direct Cuts – Clubmusik mit Holger Klein
    Nico Motte, Lance Neptune, Rising Sun

    Filmkritiken
    Sexarbeiterin, Trumbo, Anhedonia

    Buchkritiken
    Patti Smith – M Train. Erinnerungen, Nick Cave – The Sick Bag Song. Das Spucktütenlied, Jörg Heiser – Doppelleben. Kunst und Popmusik

    SPEX CD 130
    ZUSAMMENSTELLUNG: Daniel Gerhardt

    1. Animal Collective – »Floridada«
    2. Iggy Pop – »Gardenia«
    3. Poliça – »Wedding«
    4. Thao & The Get Down Stay Down – »Nobody Dies«
    5. Kiran Leonard – »Secret Police«
    6. Fatima Al Qadiri – »Battery«
    7. Diiv – »Mire (Grant’s Song)«
    8. Sarah Neufeld – »We’ve Got A Lot«
    9. Mary Ocher & Your Gouvernment – »In Drag«
    10. School Of Seven Bells – »Ablaze«
    11. Money – »I’m Not Here«
    12. Post Industrial Boys – »It’s Me«

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    #2776725  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,364

    Auch in diesem Monat sieht das Cover der Abonnenten-Ausgabe besser aus.

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    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
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