Rolf Dieter Brinkmann

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  • #2718145  | PERMALINK

    anne-pohl

    Registriert seit: 12.07.2002

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    otis
    Ach ja, Anne, was in den 80s Trivial gewesen sein mag, mag Anfang der 70s große Kunst gewesen sein. Wundert mich aber dennoch. Wo hast du studiert?

    :o An der Universität Hannover. :lol: edit: Und ich hab Linguistik studiert, nicht Literaturwissenschaft.

    edit: Bachmann hat auch einiges über Rom geschrieben (und dort gelebt), aber sonst fällt mir nix ein.

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    #2718147  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

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    otisWas magst du an Fichte, Napo, die Unbedingtheit?

    Ja. Eindringlichkeit.

    Fichte schrieb natürlich damals im Spannungsfeld zwischen Beat und Prosa, aber das ging zunehmend weg von blosser Zeitgeistinspiration. Wie auch bei den 2,3 wirklich grossartigen Büchern von Handke.

    --

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    #2718149  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    otisBeat, Nihil, Beat passt. Nicht Pop. (Beat hat in diesem Zusammenhang hat natürlich nichts mit Mersey- oder 60´s-Beat zu tun)

    Ja, die Beat-Generation. Bisher hatte ich mir noch nie großartig Gedanken über diesen Ausdruck gemacht. Warum passt „Beat“? (dieser Beat begann natürlich auch vor dem 60´s-Beat)

    Irgendwie bringe ich im Kopf immer Brinkmann und Bachmann zusammen, obwohl die zwanzig Jahre älter gewesen sein mag. Bemüht beide und begabt. Ist das so falsch, Kenner?

    Nein, den Vergleich finde ich, obwohl ich Brinkmann bisher eindeutig mehr schätze als Bachmann, gut. Natürlich gehen sie sprachlich in eine ganz andere Richtung, aber bei beiden ist die Stimmung, die sie eigentlich immer zu vermitteln scheinen, sehr gewollt. Bei Brinkmann dieses Abgefuckte, die Unzufriedenheit, die Wut und Bachmann ewig depressiv, leidend, übermelancholisch (dazu auch viel zu oft die gleichen Bilder, die sie heraufbeschwört). Alle beide darin scheinbar ausnahmslos. Unbegabt ist Ingeborg Bachmann (14 Jahre älter als Brinkmann, umgekommen ähnlich tragisch wie er) sicherlich nicht gewesen, es gibt auch ein paar Gedichte von ihr, die mir sehr gefallen und sowohl „Die gestundete Zeit“ als auch ihre „Anrufung des Großen Bären“ sind alles andere als schlechte Gedichtbände, aber insgesamt mag ich sie nicht. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, Nelly Sachs, deren Band „Flucht und Verwandlung“ ich mir jetzt endlich mal wenigstens kopieren konnte (scheinbar völlig in Vergessenheit geraten, diese Nobelpreisträgerin), ist die viel bessere Ingeborg Bachmann.

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    #2718151  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Zeitgeist ist Brinkmann auch nicht. Das trifft es nicht. Es war eine Zeit des Aufbruchs. Das haben sie alle gemeinsam, auch mit den 50s (Bachmann). Brinkmann war nicht Burroughs, der ja 50s war. Er wollte, wenn ich mich recht erinnere, einfach nur dieser klassischen dt. Literatur-Dreifaltigkeit Böll, Grass und Lenz nicht angehören. Hat er geschafft. (Bachmann dem Ruch der 30/40/frühen50er entfliehen.) Fichte war jemand, der es mehr ausgelebt und -geschrieben hat, direkter. Brinkmann war womöglich intellektueller.

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    #2718153  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

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    otisZeitgeist ist Brinkmann auch nicht. Das trifft es nicht. Es war eine Zeit des Aufbruchs. Das haben sie alle gemeinsam, auch mit den 50s (Bachmann). Brinkmann war nicht Burroughs, der ja 50s war.

    Nein, war er nicht (wobei Burroughs´ einzige Werke aus den 50ern, glaube ich, „Junkie“ und eben „Naked Lunch“ waren, die Nova-Trilogie folgte Anfang der 60er), das sagte ich ja auch. Aber dass er beeinflusst wurde von Burroughs ist nicht zu übersehen. Das fängt bei der als „Cut-Up-Methode“ bezeichneten Montage-Technik an, die wohl in dieser Form von Brion Gysin und Burroughs erfunden wurde und der sich auch Brinkmann bediente, geht über seine Collagen-Arbeiten (auch wenn Burroughs, soviel ich weiß, nicht mit Bild-Collagen arbeitete) bishin zu Brinkmanns ewigem Gerede vom bösen Wort, das den eigentlich Sinn, die eigentliche Gestalt der Dinge verfälscht (will das jetzt nicht weiter ausführen, aber dafür hatte er ganz bestimmt „The Job“ – ein Interview mit Burroughs – und „Electronic Revolution“ von dem Amerikaner gelesen).

    --

    #2718155  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

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    Nihil, wenn ich mich hier einmische heißt das, in meinen allerletzten Hirnarealen zu kramen. Aber was zählt denn von Burroughs außer Naked Lunch und Junkie. Alles andere ist doch …

    Du argumentierst wie der Musterschüler aus der Musterklasse. Verdammt, was hat den Burroughs die Montage-Technik interessiert, er musste das schreiben, was er schreiben musste, dazu musste er anders schreiben als die meisten vorher.
    Dass irgendwelche Schlaumeier auf die Idee kamen das Cut-Up-Methode“ zu nennen, ist Musterschüler-Attitüde. es mag ih ngefreut haben, aber er wird einen drauf abgelassen haben. Ja, in meiner Erinnerung hatte Brinkamnn was von einer solchen Schüler-Attitüde. Aber ich kann mich da auch fürchterlich vertun.

    Und was Beat anbelangt: Ich habe Kerouac´s „Unterwegs“ als DDR-Ausgabe. Das finde ich nun wirklich beatig! Soo schaufelt man sich sein eigenes Grab.

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    #2718157  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

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    otisNihil, wenn ich mich hier einmische heißt das, in meinen allerletzten Hirnarealen zu kramen. Aber was zählt denn von Burroughs außer Naked Lunch und Junkie. Alles andere ist doch …

    Du argumentierst wie der Musterschüler aus der Musterklasse. Verdammt, was hat den Burroughs die Montage-Technik interessiert, er musste das schreiben, was er schreiben musste, dazu musste er anders schreiben als die meisten vorher.
    Dass irgendwelche Schlaumeier auf die Idee kamen das Cut-Up-Methode“ zu nennen, ist Musterschüler-Attitüde. es mag ih ngefreut haben, aber er wird einen drauf abgelassen haben. Ja, in meiner Erinnerung hatte Brinkamnn was von einer solchen Schüler-Attitüde. Aber ich kann mich da auch fürchterlich vertun.

    Ich glaube, hier liegst du falsch und du schätzt Burroughs, wie ich meine, auch nicht richtig ein (behaupte ich mal, obwohl ich weit entfernt bin mich einen Experten bezüglich dieses Autors zu nennen). Bei jemanden wie Burroughs, der auch ganze theoretische Schriften über Cut-Up (ich vermute nicht, dass der Begriff von Burroughs stammt, aber wundern würde ich mich auch nicht) und seine Montagetechnik schrieb („Electronic Revolution“ und eben irgendwie auch „The Job“, obwohl das ja eigentlich ein Interview ist), halte ich es sogar für sehr angebracht die Werke desjenigen auch unter diesen Aspekten zu betrachten und sie nicht einfach als „sie mussten halt irgendwie anders sein“ abzutun. Und darauf sollte auch Brinkmann nicht beschränkt werden.

    Ich denke, das einzige wirklich wichtige Werk von Burroughs ist „Naked Lunch“. Auch wenn „Junkie“ gut ist.

    --

    #2718159  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

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    Wenn ich jetzt fies wäre, würde ich sagen, wovon sollte er denn später leben, als von Aufsätzen über seine Cut-Up-Methode.
    Das sollte nicht bös klingen mit dem Schüler. Nur im Nachhinein lässt sich das alles immer irgendwie einordnen, systematisieren undundundund. Aber man kommt einem, ach, ich mags gar nicht mehr benutzen, das Wort, „Kunstwerk“ damit nicht ansatzweise nahe. Im Gegenteil.
    Nicht das Wissen um die Form und die künstlerische Epoche macht ein „Kunstwerk“ verständlich, sondern das Wissen um die Form in der Zeit, in der es entstanden ist. Erinnere dich an Benn.

    --

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    #2718161  | PERMALINK

    anne-pohl

    Registriert seit: 12.07.2002

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    Wurde Benn hier auch schon durchgehechelt? Kann nix finden, aber das interessiert mich (der war ja schließlich auch in Hannover und Berlin).

    --

    #2718163  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    otisWenn ich jetzt fies wäre, würde ich sagen, wovon sollte er denn später leben, als von Aufsätzen über seine Cut-Up-Methode.

    Von Nike-Werbung, beispielsweise.:lol:

    Das sollte nicht bös klingen mit dem Schüler. Nur im Nachhinein lässt sich das alles immer irgendwie einordnen, systematisieren undundundund. Aber man kommt einem, ach, ich mags gar nicht mehr benutzen, das Wort, „Kunstwerk“ damit nicht ansatzweise nahe. Im Gegenteil.
    Nicht das Wissen um die Form und die künstlerische Epoche macht ein „Kunstwerk“ verständlich, sondern das Wissen um die Form in der Zeit, in der es entstanden ist.

    Ja, das mag richtig sein. Und es mag auch stimmen, dass es vor allem auch Burroughs darum ging etwas anderes zu machen. Aber was ich für falsch halte, ist es dabei, völlig außer Acht zu lassen, mit welchen Mitteln der Autor letztendlich etwas anderes machte. Weil dann bräuchten wir wahrscheinlich gar nicht mehr ausdrücklich von Burroughs sprechen, dann würde es reichen ganz allgemein von z.B. Beat Generation (alle in einem Sack) zu sprechen.

    --

    #2718165  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,857

    Was ist eigentlich von den Romanen der Bachmann zu halten? Hat jemand?

    --

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    #2718167  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

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    Anne PohlWurde Benn hier auch schon durchgehechelt? Kann nix finden, aber das interessiert mich (der war ja schließlich auch in Hannover und Berlin).

    Ich denke, otis meint das hier:

    http://www.rollingstone.de/forum/showthread.php?t=5072&page=1&pp=10

    Geht ganz unten auf der Seite los. Habe es mir jetzt nicht nochmal durchgelesen (wäre mir vermutlich peinlich), aber mich nicht so ernst nehmen, habe inzwischen etwas mehr Ahnung von Benn (schätze ihn aber noch mindestens genauso).

    --

    #2718169  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Napoleon DynamiteWas ist eigentlich von den Romanen der Bachmann zu halten? Hat jemand?

    Nein, kenne nur die Lyrik. Jedoch erwarte ich auch nicht viel von ihrer Prosa (ihr Hörspiel „Der gute Gott von Manhattan“ würde mich allerdings interessieren, kennt niemand?).

    --

    #2718171  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

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    Es gibt übrigens einen zu Recht heute schwer erhältlichen Film, in dem ein reichlich belämmerter Burroughs, ein reichlich belämmerter Ornette Coleman, ein reichlich belämmerter Allen Ginsberg, und noch so einige, leider auch ein reichlich belämmerter Jean-Louis Barrault (Der Fantomime aus „Kinder des Olymp“!) sich gegenseitig belämmern. Späte 60er, von einem Regisseur, der als nächstes Hesses „Siddartha“ sehr ernst verfilmte. Will jemand meine Kopie?

    Hast recht otis, angestrengt trifft das ganze sehr gut, auch im Hinblick auf den Free Jazz.

    --

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    #2718175  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

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