Dead Can Dance

Da hast Du ihre mitunter stärksten Alben sogar noch vor Dir.

Pinball WizardWelche(s) meinst Du denn? Davon ab, habe ich LGs „The Mirror Pool“ vergessen und mittlerweile ergänzt. Dieses Solo-Album finde ich sogar noch besser als alle mir bekannten DCD-Alben.

„Into the labyrinth“ und „Spiritchaser“ – die Hinwendung des Duos zur „Worldmusic“ (das trifft den Kern nicht ganz, aber ein besserer Begriff fällt mir nicht ein). Speziell ihr letztes Album vor dem Split ist sehr speziell, bessere Alben kann ich in meinem Schrank aber fast an zwei Händen abzählen.

Und ja, „The mirror pool“ ist ein Meisterwerk.

Pinball WizardHabe irgendwann keine weiteren DCD-Alben mehr gekauft. Nicht, weil ich sie nicht mehr mochte. Sondern weil meine Plattenwunschliste so Mitte/Ende der 90er immer länger wurde und ich mich daher erst mal um zahlreiche andere Künstler/Genres kümmerte.

Kenne ich.

Es lohnt sich allerdings diese Facette von Dead can dance zu entdecken, denn so vielseitig wie zuletzt waren sie vielleicht nie. Im Werk der Band gibt es zwar keine rigorosen Brüche, aber doch sehr klare Aufteilungen: Die düstere Frühphase, die spürbar in den Achtzigern verwurzelt ist und mich hie und da etwas an Coctau Twins erinnert, mündend im epischen und makellosen „Within the realm of a dying sun“, über die Verwebungen von zunehmend mehr Percussion ab „The serpent’s egg“, was in „Aion“ dann im bunten und vergleichweise regressiven Melodikepos endet, der mittlerweile als „Mittelalter“-Genre vermaledeit ist. „Into the labyrinth“ ist dann sehr düster und abgründig, wie der Titel schon vorwegnimmt und ich finde es faszinierend, wie Perry und Gerrard hier die Dudelsäcke gegen allerlei Instrumentarium aus aller Welt eintauschen. Ein sehr romantisches Album, das auch erstmals Traditionals mitaufnimmt. „Spiritchaser“ ist zuletzt dann noch weiter augefächert und sehr von afrikanischer und südamerikanischer Musik geprägt. Interessant daran ist, dass das Album sehr frei fließend klingt, ohne Hektik und sehr zart in seinen Melodien – es ist auf mir sonst unbekannte Weise exotisch, aber so fern von leicht umreißbarer Kunst und Kitsch wie nur irgendwie möglich. Kann ich sehr empfehlen, hat meiner Wahrnehmung von Musik eine entscheidende Note beigefügt. Und so anmutig und sinnlich wie auf „Devorzhum“ hat Gerrard vielleicht nie gesungen.

ALBEN:

1984: Dead can dance (**** 1/2)
1985: Spleen and ideal (*****)
1987: Within the realm of a dying sun (*****)
1988: The serpent’s egg (**** 1/2)
1990: Aion (**** 1/2)
1993: Into the labyrinth (*****)
1996: Spiritchaser (*****)
2012: Anastasis (**** 1/2)
2018: Dionysus (**** 1/2)

LIVE:

1990: Gothic spleens: Live in Hamburg (****)
1994: Toward the within: Live in Santa Monica (**** 1/2)
2005: Exorcism in the palace: Live in Warsaw (**** 1/2)

EP:

1984: Garden of the arcane delights (**** 1/2)

COMPILATION:

2012: Live happenings I-V (*****)

Ich habe zuletzt den größten Teil noch einmal ausgiebig gehört und finde ihr Gesamtwerk heute sogar noch eindrucksvoller, als vor einigen Jahren. DCD sind sicherlich mein künstlerisch mithin bedeutendster Einfluss.

Möge die kreative Energie der Beiden nie versiegen.

doc-fDead can Dance (1984) **1/2 (7) Spleen and Ideal (1985) ** (8)

Mit dem eher klassischen Gothic Rock/Darkwave kannst Du gar nichts anfangen, woran liegt es?

Ansonsten freut es mich sehr, wie gut dir DCD gefällt.

doc-f Naja, woran liegt es? Der eigene Geschmack ist ja nicht immer so leicht zu erklären Für mich klingen die beiden ersten Alben eher etwas outdatet; was danach kam zeitloser, wenn man das so sagen kann. Im übrigen kann ich für mich bestätigen, was Du hier kürzlich geschrieben hast. Ich hatte DCD in den letzten fünf Jahren seit dem Konzert in Frankfurt nicht mehr auf dem Schirm. Das Wiederhören war eine erfreuliche Überraschung. Mir gefällt die Musik noch besser als damals. Nächtliche Autofahrten sind geradezu ideal, um diese Klangwelt zu erleben, habe ich festgestellt

Du warst damals auch in Frankfurt? Am Ende waren wir auf dem gleichen Konzert, nett.

Deine Einschätzung kann ich sonst übrigens nachvollziehen: Ich mag diesen spezifischen 80s Sound hier sehr, aber die orchestrale Ebene ab „Within…“ ist natürlich nochmal ein wenig anders.