Jörg Böckem – "Lass mich die Nacht überleben"

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    dominick-birdsey
    Birdcore

    Registriert seit: 23.12.2002

    Beiträge: 14,848

    Passend dazu, ab heute bei SPON: Böckems „Therapie Tagebuch“
    “Den ersten Kampf habe ich verloren“

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      #2488569  | PERMALINK

      herr-november

      Registriert seit: 13.06.2014

      Beiträge: 1

      Dominick Birdsey“Tempo“ war Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger für mich die Zeitschrift. Viel mehr als ein Zeitgeist-Magazin. Solch eine Dichte an großartigen Journalisten und Autoren hat es seitdem nicht mehr gegeben. Stilbildend für mich was Musik, Literatur, Film und Comics anging. Einer meiner Lieblingsrezensenten war neben Uwe Kopf auch Jörg Böckem. Ersterer brachte mich dazu Van Morrison zu hören, letzterer brachte mich auf Stephen Duffy und zu Lilac Time. Dass ihm die Liebe zur Musik im Laufe seines Lebens abhanden kam, schreibt Böckem in seinem gerade erschienenen autobiographischen Buch „Lass mich die Nacht überleben“.
      Böckem ist ein Junkie. Das einzige, was ihn am Leben erhält, ist der Wille seinen Job nicht zu verlieren: „Journalismus ist das, was ich immer machen wollte.“ Aufgewachsen in einem kleinen Kaff nahe der holländischen Grenze, beginnt Böckem bereits mit vierzehn Jahren seine Drogenkarriere: seine Laufbahn ist klassisch. Von Einsteigerdrogen über LSD bis hin zu Kokain und Heroin. Gerne auch mal zusammen. Seine mündlichen Abiturprüfungen verpasst er im niederländischen Gefängnis, wegen Hehlerei. Trotz zwei längerer abstinenter Zeiträume, fällt er immer wieder zurück auf Heroin. Bis zu 500.- DM am Tag gibt er für den Kick aus.
      Der autobiographische Rückblick bleibt im Gedächtnis. Die Sprache ist, wie ironischerweise immer bei Böckem, nüchtern und auf den Punkt. Szenen, wie der Versuch sich eine Spritze in den erigierten Penis zu setzen, wechseln sich mit dem humorvollen Umgang der traurigsten Situationen ab: „Kirsten hatte meinen Diebstahl nicht einmal bemerkt, ich hatte die CDs sorgfältig ausgesucht und nur unhörbares Zeug wie Sting und Phil Collins verkauft […]. Aber das war nicht der Punkt. Ich konnte mir selbst nicht mehr trauen.“ Das Buch bezieht seine Spannung auch daraus, wie es Böckem immer wieder gelang, trotz des Drogenmissbrauchs, seinen Job, seine Freunde und Arbeitskollegen – die er betrogen hat – nicht zu verlieren.
      „Muss eine Geschichte eine Struktur haben, einen Anfang und ein Ende?“ fragte Böckem sich in einer Comicrezension im Oktober 1995. Marc-Antoine Matthieus Zeichnungen erschienen unter dem Titel „Der Anfang vom Ende“ und war eine gezeichnete Endlosschleife. Für den Rezensenten und Journalisten Böckem aber bleibt zu hoffen, dass er wie Bill Murray am Ende von „Groundhog Day“ seiner privaten Wiederholung endlich entkommen kann..

      Texte von Böckem und Kopf, Glaser und Biller aus TEMPO finden sich in der Facebook-Gruppe: „TEMPO – Zeitschrift für Zeitgeist“ (auf Facebook).

      https://www.facebook.com/groups/tempozeitschriftfuerzeitgeist/

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