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AutorBeiträge
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Bin seit Ewigkeiten ein Riesen-Capote-Fan, will mir auch den Film ansehen, und freute mich, dass ein Schweizer Verlag jetzt seinen verschollenen Erstling „Sommerdiebe“ herausbrachte.
Leider habe ich mich zu früh gefreut.
Hat jemand von euch dieses Buch gelesen und eine Meinung dazu? Ich war jedenfalls saumäßig enttäuscht. Die Geschichte erscheint mir ziemlich lapidar und dünn, die Sprache oft nahe am Kitsch, und mit den Figuren kann ich mich einfach nicht anfreunden. Das Buch ist in den Bestsellerlisten ziemlich weit oben, und ich frage mich, ob das nur am Film liegt, oder ob andere wirklich finden, daß dies ein gutes Stück Literatur ist.
Ich schwärme von Büchern wie „Die Grasharfe“ oder „Andere Stimmen, andere Räume“ – das waren echt faszinierende Romane. Jetzt wüßte ich gerne, was andere so zu den „Sommerdieben“ meinen.
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WerbungIch war mal Abonnent vom New Yorker und ich glaube, allein die Tatsache, dass die dort Auszüge aus seinem Buch abgedruckt haben (Capote war dort ja auch ewig angestellt) und der Film und auch der Umstand, dass er 17 (so in diesem Alter) war, als er das Buch geschrieben hat, tragen alle zur Popularität bei. Ich selbst habe nur einen Auszug im New Yorker gelesen und fand den eigentlich ganz gut. Genial wiederum fand ich „In Cold Blood“, das ist echt ein Meisterwerk.
Ja, „Kaltblütig“ gehört auf jeden Fall zu den ganz großen Meisterwerken. Und auch die Short Stories sind sehr empfehlenswert.
Na ja, und wenn man bedenkt, daß er die „Sommerdiebe“ mit 17 (!) geschrieben hat, dann ist’s ja, trotz aller Mängel, schon wieder irgendwie ’ne Prodigy-Leistung.--
Mit 17 hatte Rimbaud schon „Une Saison En Enfer“ geschrieben…
Trotzdem, Capote ist ein großer Stilist, wohl eher ohne wirklich gute Sujets, aber mit einer unglaublich rein poetischen Gewandheit. Für mich mit großer Sicherheit der größte amerikanische Schriftsteller des letzten Jahrhunderts.
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A Kiss in the DreamhouseAn der Sprache (daß es nur an der Übersetzung gelegen hat, mag ich einfach nicht glauben) hatte ich auch so einiges auszusetzen. Andererseits paßt dieses Schwülstig-Kitschige ja auch wieder ganz gut zur 17jährigen Protagonistin, von daher hat das wohl schon auch so seine Berechtigung.
Ich konnte mir das Büchlein jedenfalls ganz gut geben, atmosphärisch war’s halbwegs dicht. Das Mit-17-verliebt-sein-Ding hat er jedenfalls ganz gut umrissen und in Worte gekleidet. Nette Fingerübung.Frage an alle: Was denkt ihr? Sind die am offenen Ende nun alle tot oder was (d.h. fliegen die mit dem Auto von der Queensboro Bridge oder doch nicht)?
Habs vor ein paar Wochen und im direkten Anschluss an „Frühstück bei Tiffany’s“ gelesen. Laut dem herausgebenden Verlag Kein & Aber hatte Capote den Romanversuch, der jetzt als „Sommerdiebe“ veröffentlicht wurde, zwar mehrfach erwähnt, ihn aber nie überhaupt zur Veröffentlichung angeboten, sprich, er war selbst nicht überzeugt davon. Das Manuskript lagerte in seiner New Yorker Wohnung, um deren Auflösung er von einem Europaaufenthalt aus gebeten hatte. Das vorhandene Mobiliar etc. sollte einfach an die Straße gestellt werden. Ob Capote wusste, dass sich darunter auch das Manuskript befand, ist nicht bekannt, aber er ging zumindest davon aus, es sei vernichtet worden. Der mit der Auflösung Betraute hat dann aber doch das ein oder andere aufbewahrt, darunter eben auch das Manuskript, welches sich letztendlich in seinem Nachlass fand.
Sommerdiebe kann man als Vorstudie zu Frühstück bei Tiffany’s auffassen. Die Protargonistin Grady findet sich später in Holly Golightly wieder, der Icherzähler aus „FBT“ taucht in Form von Peter, dem Freund aus den Kindheitstagen Gradys auf, jeweils wohl das Alterego Capotes. Nicht zuletzt natürlich Ort und Zeit, sprich das New York in der Mitte der 40er Jahre.
Allein, es bleibt beim Versuch eines Romans, der in einzelnen Abschnitten gelungen ist und die kommende Größe Capotes bereits erkennen lässt, im ganzen jedoch verhackstückt wirkt. Capote hat über mehrere Jahre immer mal wieder dran rumgeschrieben, so kommt dann auch kein richtiger Fluss auf und am Ende bleibt die Frage, was wollte er uns denn nun eigentlich sagen. Capote wollte den Roman nicht veröffentlichen. Wehren konnte er sich nun nicht mehr. Wer an Capote näher interessiert ist, wird eine durchaus lesenswerte Fingerübung für den Nachmittag auf dem Balkon oder am Strand vorfinden. Der geneigte Rest möge sich an seine Klassiker halten.
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Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack. -
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