The Necks – minimal jazz from down under

Startseite Foren Über Bands, Solokünstler und Genres Eine Frage des Stils Blue Note – das Jazzforum The Necks – minimal jazz from down under

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  • #10556064  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,006

    mr-badlandsDas klingt sehr interessant, vor allem live stelle ich mir das toll vor. Da kann man sich richtig reinfallen lassen, auf CD kann man das eigentlich nur einem Stück hören…kommen auch Sequenzer/analog Synthesizer zum Einsatz? Von weit weg könnten manche Passagen auch aus frühen Klaus Schulze Tagen erinnern. Nur „Jazz“ höre ich da nicht so wirklich raus, und „minimal“ stelle ich mir auch etwas anders vor, in der Mitte rockt das für einige Minuten ziemlich straight, vom Rhythmus her. Doch, das gefällt mir…

    „jazz“ ist halt das, wo sie herkommen, es ist aber auch die geisteshaltung, weil alles völlig spontan entsteht. dazu gehört aber auch, dass sie manchmal überhaupt nicht minimalistisch spielen – es gibt aber immer wieder sehr repetitive momente, in BODY auch, wo man oft in ein anderes hören kommt, weniger auf information aus, eher als trance-angebot. BODY ist das rockigste album seit THE HANGING GARDENS (1999), aber auch wieder völlig anders. wenn du magst, kannst du in diesem thread ein paar ideen zu diesen themen (jazz, trance, minimalismus) nachlesen, drum herum schreibe ich mich hier – als übung – durch die fortlaufende diskografie.

    wenn du die chance hast, sieh sie dir unbedingt live an.

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    #10614665  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,877

    Das Konzert von The Necks im Funkhaus Berlin am Samstag, dem 20. Oktober war wie erwartet.

    Nach halbstündiger Anreise mit der Straßenbahn in die mittlere östliche Randlage Berlins nehmen meine Begleiterin C. und ich auf einer Stufe das großen Sendesaals Platz. Der Saal ist nicht ausverkauft, was aber eine sehr entspannte Athmosphäre schafft. Um den Abend möglichst angenehm zu gestalten, hatte ich Sitzpolster mitgebracht und eine Tüte Marzipankartoffeln.

    The Necks fangen fast pünktlich an, Chris Abrahams spielt ein kleines Motiv auf dem Piano, Lloyd Swanton schließt sich ihm mit dem gestrichenen Bass an, Tony Buck am Schlagzeug streut etwas Perkussion ein. Das wird langsam dichter und dichter, bis der ganze Saal sanft zu vibirieren scheint. Einige Zuhörer sinken langsam hinten über bis sie auf dem Boden liegen. Die Intensität der Musik wird langsam wieder runtergefahren bis Stille herrscht. Nach einer ¾ Stunde freundlicher Applaus.

    In der Pause machen wir uns über die Marzipankartoffeln her.

    Der zweite Teil des Abends läuft genauso ab, aber anders. Wieder der verhaltene Einstieg, aber die Steigerung ist viel intensiver. Der Saal vibriert nicht nur, es dröhnt. Minutenlang hängt man in einem Rausch fest und ist wie beduselt. Am Ende einige Sekunden Stille bevor der Applaus einsetzt. Danach sagt C. zu mir: „Manchmal wünsche ich mir, dass man Applaus verbieten könnte.“

    Auf der Rückfahrt lutschen wir auf den übrig gebliebenen Marzipankartoffeln rum.
    Ich: „Eigentlich lief das so ab wie immer. Aber vielleicht geht es genau darum, das Immergleiche immer wieder zu variieren. Am Ende ist es doch jedesmal wieder anders.“
    C.: „Klingen die Aufnahmen der Necks genauso?“
    Ich: „Nicht immer. Die letzte Platte ist ganz anders: Da gibt es einen Bruch und es wird richtig rockig.“

    Pause.

    Ich: „Wenn ich der Manager der Necks wäre, würde ich ihnen sagen: Gefällt mir wirklich sehr gut, was ihr da macht! Aber habt ihr mal darüber nachgedacht, auch live etwas an der Versuchsanordnung zu ändern? Vielleicht mal mit den drums anfangen statt mit dem Piano? Oder mal laut anfangen und leise aufhören? Oder sogar mal die Instrumente tauschen?“

    Es steigen ein paar Mittzwanziger in die Straßenbahn ein, in Wochenend-Partystimmung, ausgerüstet mit Bier und Rotkäppchen Sekt, den sie aus der Flasche trinken.

    Ich: „Wo kommen die denn her?“
    C.: „Die Frage ist doch eher: Wo wollen die denn hin?“

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10614705  | PERMALINK

    kurganrs

    Registriert seit: 25.12.2015

    Beiträge: 8,838

    @friedrich Danke, toller Bericht! :bye:

    #10614717  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,006

    ja, sehr schön! jetzt habe ich sie schon zwei mal in berlin verpasst. aber ich behaupte immer noch: es gibt keine versuchsanordnung. außer vielleicht, dass sie nicht nicht spielen.

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    #10615345  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,877

    Danke @kurganrs und @vorgarten!

    Übrigens: Niederegger Marzipankartoffeln – bewährtes Rezept seit 1806. Auch die schmeckten so gut wie erwartet.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10615947  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,006

    friedrich
    Übrigens: Niederegger Marzipankartoffeln – bewährtes Rezept seit 1806. Auch die schmeckten so gut wie erwartet.

    nur, dass bei einem industrieprodukt die zutaten nicht immer wieder von selbst zusammenfinden. würde nicht auf jedem necks-konzert und auf jeder necks-aufnahme nicht immer wieder etwas neues passieren, gäbe es diesen thread nicht.

    --

    #10615977  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,877

    vorgarten

    friedrich
    Übrigens: Niederegger Marzipankartoffeln – bewährtes Rezept seit 1806. Auch die schmeckten so gut wie erwartet.

    nur, dass bei einem industrieprodukt die zutaten nicht immer wieder von selbst zusammenfinden. würde nicht auf jedem necks-konzert und auf jeder necks-aufnahme nicht immer wieder etwas neues passieren, gäbe es diesen thread nicht.

    ;-)

    Na klar, @vorgarten!

    Marzipankartoffeln sind nicht improvisiert. Vielleicht waren sie es einmal, aber seitdem verlässt man sicher immer wieder auf das gleiche Rezept – wenn auch mit leichten Variationen. Mir fiel halt auf, dass ich zu den Necks im Funkhaus tatsächlich vorausschauend Sitzpolster und Marzipankartoffeln mitnahm, also etwas um es sich gemeinsam gemütlich zu machen und einen spannenden Abend zu erleben. Das Marzipan hatte ich übrigens ebenso vorausschauend in ein Säckchen umgefüllt, dass nicht knistert. Und das passte dann ja auch. Rotkäppchen Sekt aus der Flasche hätte da jedenfalls nicht gepasst.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10776019  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,228

    Ihr Lieben! Auf The Necks stieß ich vor einigen Monaten, mein erster Kontakt war „Rise“ von „Unfold“, das für mich zum Beeindrucksten gehört, was in den letzten Jahren gehört habe. Da das Werk auf CD wohl nie erschienen ist, habe ich es gestern kurzerhand über Bandcamp gekauft und muss gestehen, doch enorm angetan zu sein. Mit Jazz hätte ich es gar nicht zwingend beschrieben (ein ähnliches Phänomen, wie bei Roberts „River run thee“, das ich danach direkt hören wollte), aber meine Kenntnisse sind da auch eher flüchtig. Jedenfalls bewundere ich dieses eigentümliche Gemisch aus freien Improvisationen, verstärkender Elektronik, ominipräsenter Percussion und allgemein den mangelnden Fokus auf besonders prägnante Strukturen. Dazu dieser unwirkliche, gestochen scharfe, einnehmende, hochintensive Klang, der schon für sich herausgrend ist.

    Nun haben The Necks schon recht viel veröffentlicht, wie ich sehe. Eine Idee, wie man nach „Unfold“ weiter vorgeht? Ich hadere noch, mir einfach die „Necks Box“ zu kaufen.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #10776053  | PERMALINK

    kurganrs

    Registriert seit: 25.12.2015

    Beiträge: 8,838

    Gibt es mehrere The Necks auf Bandcamp? :unsure:

    #10776055  | PERMALINK

    doc-f
    Manichäer

    Registriert seit: 26.08.2006

    Beiträge: 4,468

    Ich kenne noch „Drive by“ (2003) und das letztjährige Album „Body“ – ersteres ist eher akustisch, „Body“ hat eine lange elektronische Passage. Beide finde ich zum Niederknien großartig.

    --

    #10776057  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,059

    Hast Du denn die ganzen Posts von vorgarten weiter oben in diesem Thread schon gelesen @irrlicht?

    Ich kann nicht weiter helfen, hab The Necks zweimal live gesehen und würde jederzeit wieder hingehen, aber daheim hören passt irgendwie nicht so recht für mich.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10776069  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,228

    Danke euch dreien! :heart:

    kurganrsGibt es mehrere The Necks auf Bandcamp?

    Sieht so aus. Zumindest werden ihre Alben nicht einheitlich auf einer Seite zusammengeführt. Ich vermute mal, dass das an verschiedenen Labels hängen könnte.

    gypsy-tail-windHast Du denn die ganzen Posts von vorgarten weiter oben in diesem Thread schon gelesen @irrlicht? Ich kann nicht weiter helfen, hab The Necks zweimal live gesehen und würde jederzeit wieder hingehen, aber daheim hören passt irgendwie nicht so recht für mich.

    Oh, warum das?

    Zu den Posts: Teilweise, aber noch bei weitem nicht alle.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #10776075  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,059

    irrlicht
    Oh, warum das?

    Keine Ahnung, ist irgendwie einfach eher Live-Musik für mich … aber das könnte sich ja ändern – hab allerdings wenn mich nicht alles täuscht keinen einzigen Tonträger von The Necks daheim, müsste mich entsprechend also auch erstmal durch die zwei Bandcamp-Seiten oder die Posts von vorgarten wühlen.

    Am Ende läuft es wohl auf sowas heraus wie: die Hörzeit daheim ist beschränkt, bei mir liegt haufenweise wenig bis nie gehörtes herum, manches aus dem freieren Jazz/Impro-Bereich was ich live total gerne höre, höre ich erfahrungsgemäss daheim einfach nur selten oder gar nie. Vorlieben, Gewohnheiten – Dinge, die sich nur allmählich verändern (und selbst dann läge eigentlich längst genügend Musik vor).

    --

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    #10776141  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,228

    gypsy-tail-wind Keine Ahnung, ist irgendwie einfach eher Live-Musik für mich … aber das könnte sich ja ändern – hab allerdings wenn mich nicht alles täuscht keinen einzigen Tonträger von The Necks daheim, müsste mich entsprechend also auch erstmal durch die zwei Bandcamp-Seiten oder die Posts von vorgarten wühlen. Am Ende läuft es wohl auf sowas heraus wie: die Hörzeit daheim ist beschränkt, bei mir liegt haufenweise wenig bis nie gehörtes herum, manches aus dem freieren Jazz/Impro-Bereich was ich live total gerne höre, höre ich erfahrungsgemäss daheim einfach nur selten oder gar nie. Vorlieben, Gewohnheiten – Dinge, die sich nur allmählich verändern (und selbst dann läge eigentlich längst genügend Musik vor).

    Verstehe, Danke. Ich habe „Unfold“ heute direkt wieder zweimal gehört, bei einem langen Spaziergang in glühender Hitze schon sehr einnehmend. Vom ersten Gefühl her wird das ein neues Lieblingsalbum. Die Stimmung kommt meiner Idealvorstellung von Jazz doch sehr nahe. Gerade genug Konturen, um nicht auseinanderzufallen, aber zu großen Teilen freie, weite Flächen, die sich entfalten, wieder zusammenziehen, erneuern und verdichten. Dazu von einer bestechenden Schönheit. Ein Album, in dem ich vergleichbar aufgehe, wie die Zelle im Blut, hatte ich lange nicht mehr – müsste „Music for airports“ von Eno gewesen sein.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #10776443  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,877

    Stimmt schon: für die Necks braucht man einen langen Atem. Ich habe sie – glaube ich – 3 mal live gesehen und gehört und das ist eine ganz andere Erfahrung als ein Tonträger. Zumal das, was sie live machen, nicht wiederholbar ist und in situ eine fast sakrale, berauschende Athmosphäre erzeugt.

    Auf Tonträger habe ich Aether, Open und Body. Am liebsten ist mir wohl Aether. Aber auch dafür muss man sich Zeit nehmen. Ein riiiesiger Spannungsbogen.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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