Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › The Black Sorrows, 21.09.2018, Fürth (Kofferfabrik)
-
AutorBeiträge
-
Die Band „The Black Sorrows“ kommt aus Australien und existiert seit den 80ern. Dass es sie heute überhaupt noch gibt, das weiß ich erst seit paar Wochen, als Kollege @grizz mir einen Tipp gab: „Die spielen am 21. September in deiner Nähe; da würde ich an deiner Stelle unbedingt hingehen!“.
Welche Musik erwartet einen überhaupt, wenn man zu den Black Sorrows geht? Seit 30 Jahren mehr oder weniger Roots-Rock (so würde ich es nennen), mit ordentlich Zutaten aus Soul, Blues, RnB, Latin, Texas-Swing und stellenweise ein bisschen Country. Von Song zu Song allerdings sehr variabel. Dass man damit heute (leider) keine Massen mehr anlockt (wie z.B. 1987 mit dem Hit „Mystified“), das müssen schon die Veranstalter in der Fürther „Kofferfabrik“ geahnt haben: Der Saal – in dem es sowieso schon eine Bar gibt – war mit Tischen (sic!) und Stühlen als Musikkneipe ausgestattet, so dass er trotz nur ca 70 Besuchern gut gefüllt war (ein paar mussten stehen). Auch angesichts des Altersdurchschnitts des Publikums waren die Sitzgelegenheiten eine gute Idee. Und die Kommunikation fördern die Tische auch; schön für mich, der ich ohne Begleitung da war.
Ich hatte mich vorher mit paar aktuelleren Musikvideos von YouTube zu informieren versucht, was die Band heute so macht. Wie sich herausstellen sollte, sind die Videos aber nicht repräsentativ für das, was die Band live bietet: Erheblich erdiger, rauer und rockiger geht es zur Sache. Und kein Glamour, keine Background-Sängerinnen, keine extra Bläsergruppe, nur 5 z.T. ältere Herren:
Joe Camilleri (lead vocals/guitar/sax)
Claude Carranza (lead guitar/vocals)
Mark Gray (bass/vocals)
John McCall (keyboards/vocals)
Angus Burchall (drums)Camilleri ist der offenkundig älteste und der einzige, der von der Originalbesetzung noch „übrig“ ist; seine 70 Jahre merkt man ihm aber nicht unbedingt an – doch dazu später.
Das Konzert war als „Late Night Special“ angekündigt, Beginn 21:30 Uhr, kein Vorprogramm. Pünktlich auf die Minute betraten die Herren die Bühne, legten unmittelbar los – und spätestens nach der zweiten Nummer hatte ich Tränen in den Augen: Wie die fünf zusammenspielten, insbesondere die Gitarren, das hatte in manchen Momenten eine nahezu überirdische Qualität. Das rockte, rollte, und swingte mit einem unwiderstehlichen Rhythmus! Und einen oftmals so dichten und wunderbar homogenen Sound hätte von dieser Besetzung auch nicht erwartet. Bodenständige Rockmusik, ohne Rücksicht auf den Zeitgeist, aber an der Grenze zur Perfektion. Genau für solche Momente gehe ich ins Konzert!
Joe Camilleri war der unbestrittene Frontmann, der Lead-Sänger, und der einzige, der eine Bühnenshow abzog. Gelegentlich vertauschte er die Gitarre mit dem Saxofon, und manchmal nahm er sich auch eine „Auszeit“, in der er weder spielte noch sang, sondern nur auf der Bühne herumtanzte, die Kollegen „dirigierte“ und auch mal Luftgitarre spielte.
Nicht alles war perfekt: Sein Gesang und seine Gitarre waren für mich etwas zu sehr in den Vordergrund gemischt… Stattdessen hätte ich vom (durchaus namhaften) Keyboarder gerne mal etwas mehr gehört. Der Drummer und die beiden Gitarristen (ja, auch der Bass!) kamen immerhin zu ihren obligatorischen Soli, wobei vor allem der Trommler das Publikum (zu Recht) begeisterte.
Die fünf spielten knapp ca. 2 Stunden lang ohne Pause – Respekt vor ihrer Kondition, insbesondere, was Camilleri angeht! Und ihre Setlist war wunderbar abwechslungsreich und bestens aufgebaut; bei einer Sendung unseres „Forums-Radios“ hätte ich gesagt „ein perfekter Flow“. (Nur eine Nummer, den „Honeydripper Blues“, hätte man weglassen sollen, die war nervig… Aber das ist Jammern auf höchstem Niveau.)
Habe ich mich jemals kritisch über die „Zurückhaltung“ des Publikums in Erlangen geäußert? Ich nehme das mit Bedauern zurück; die Fürther unterbieten das noch.
Irgendwann gegen Ende begannen wenigstens zwei aufzustehen und zu tanzen (ohne mich wären’s 50% weniger gewesen), erst danach ging einigermaßen die Post ab. Aber ich hatte schon den Eindruck, dass viele so begeistert waren wie ich, nur dass sie sich halt nicht so gern bewegten.
Am Schluss noch die aktuelle CD („Citizen John“) gekauft und signieren lassen, ein Handschlag von Herrn Camilleri und ein „thank you, Sir“ – der perfekte Abschluss eines Konzerts, das ich nicht so schnell vergessen werde.
-
Dieses Thema wurde geändert vor 6 Jahre, 11 Monate von
demon.
--
Software ist die ultimative Bürokratie.Highlights von Rolling-Stone.deEdgar Froese und Tangerine Dream: „Den Geruch von Krautrock mag ich nicht“
James Brown: Dies ist die Todesursache des Godfather of Soul
„The Rocky Horror Picture Show“: Sex, Gewalt, viel Quatsch und noch mehr gute Songs
ABBA: 10 Fakten, die kaum einer über die schwedische Band kennt
Die 100 größten Musiker aller Zeiten: John Lennon
Huey Lewis im Interview: „Die Mundharmonika ist die Antithese zum Techno“
Werbung
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Ich verbinde mit der Band vor allem „Hold on to me“, hatte in den 90ern mal die gleichnamige CD
--
Nachtrag, Bilder vom Konzert:
PS: Sorry für die Qualität; Smartphone…
--
Software ist die ultimative Bürokratie. -
Dieses Thema wurde geändert vor 6 Jahre, 11 Monate von
-
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.