Stuff Smith

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    gypsy-tail-wind
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    Hezekiah Le Roy Gordon Stuff Smith was born into a musical family in Portsmouth, Ohio, August 13, 1909 (although he imself celebrated August 14 as his birthday). His mother, Annie, née redman, a relative of Don Redman, was a teacher, and his father, C.T. Smith, a barber, as well as a former middleweight boxing champion of Georgia. Smith’s maternal grandparents were Cherokee and French-Canadian; his paternal grandparents Cherokee and Afro-American. Stuff Smith’s first musical experience was as a member of his father’s band, playing for dances around Massillon, Ohio, where he spent his formative years. The eldest of his three sisters, Helen, studied classical piano at Oberlin College, and enjoyed some reputation as a cocktail pianist in Chicago in the 1940s. It was C.T. Smith’s forlorn hope that young Le Roy would study classical violin and team up in a duo with Helen. Smith told Max Jones: „My old man, he always wanted me to play violin. He played all the strings and the reeds, but no brass. As a matter of fact, my father taught Ted Lewis… Well, my dad played awful bad clarinet, but he was a showman.“

    Smith verliess nach dem Tod seiner Mutter 1923 die Schule in Cleveland und belegte Musikkurse an der Johnson C. Smith University in North Carolina. Wann immer Musiker vorbeizogen, schwänzte er die Schule und bald gab er sie ganz auf und zog mit der Aunt Jemima Revue durchs Land, wo er auch seinen Übernamen „Stuff“ erhielt. Schon im Januar 1927 berichtete der Baltimore Afro-American über ihn.

    In an Interview with Mary Lee Hester, Essie Mae Trent recalled: „He used to come around and ask my husband [Bandleader Alphonso Trent] to show him how to hold the violin and such little things as that. Well, Stuff, young as he was, certainly was a genius. He had his own style and no one before nor since has been able to play the violin like he did.“

    Smith spielte ca. 1923 auch mal kurz mit Jelly Roll Morton, von 1927 bis 1930 spielte er dann in Alphonso Trents territory band. Er begann von Louis Armstrong inspiriert zu singen, sein Geigenspiel wiederum war vom Spiel Bläsern geprägt.

    In the liner notes to the Verve sessions with Carl Perkins he explained to Nat Hentoff: „I’ve always visualized myself playing trumpet, tenor or clarinet. Also, I don’t use the full bow – only the end, about six inches maybe eight inches at times. The reason for that is you can slur more easily, the way a horn would, and you can get more warmth. using the end of the bow, moreover, causes you to bow the way you breathe. I mean it’s my equivalent of a horn player’s breath control. Then, if I want to make a staccato accent, I bring the bow up, but almost as if I were hitting a cymbal.“ And in an interview with Valerie Wilmer: „I always listened to a big bands with brass and reeds and strings – never the small bands. I’d see how Fletcher Henderson and Don Redman and all those guys would make their arrangements. Duke, too. They’d have the brass talk to the reeds, and so I divided my violin up like that. The E and the A were the brass and the D and the G the reeds. That’s the way I figured it and it gives me the effect I want. It makes the violin sound bigger if you’re playing doublestops at times.“

    Im Gegensatz zu Joe Venuti und Eddie South, den beiden ersten wichtigen Jazz-Geigern, entwickelte Smith Spieltechniken, die über die mehr oder weniger klassischen hinausgingen. Er nutzte den Raum, setzte Pausen als Mittel ein, näherte sich damit den Bläsern an, die gezwungenermassen keine endlosen Linien spielen können – während natürlich manche von ihnen, Harry Carney, Roland Kirk oder Evan Parker etwa, Methoden entwickelten, genau das zu erreichen, was Smith nicht wollte. Um bei den Zeitgenossen zu bleiben: Ist Eddie South der elegante Musiker vom Schlage eines Benny Carter, dann ist Smith der Coleman Hawkins der Violine, bei dem Schönheit und Rauheit zusammenfinden zu einer Mischung, wie sie unter den Jazzgeigern viel später vielleicht am ehesten Billy Bang wieder erreichen sollte.

    In den frühen Dreissigern lebte Smith – mit Frau und Sohn – in Buffalo, leitete diverse Ensembles und brachte sein Sensational Buffalo Orchestra 1934 für eine Woche nach New York ins Lafayette Theatre. Lil Hardin Armstrong übernahm die Band, als sie in finanziellen Nöten war. Smith selbst wurde erst 1936 landesweit bekannt, nachdem er im Onxy Club in New York mit seiner Band zu spielen begann – Trompeter Jonah Jones und Drummer Cozy Cole waren die beiden Schlüsselmusiker in der Gruppe. Für Vocalion nahm er eine Reihe von Platten auf, zum Start gleich „I’se a Muggin'“, das zu einem kleinen Hit wurde und innert weniger Wochen auch von Andy Kirk, Mezz Mezzrow und Jack Teagarden eingespielt wurde. Das Stück führte was Smith betraf zur selben konfusen Debatte darüber, ob er ein Spassvogel oder ein ernstzunehmender Musiker war, unter der auch Louis Armstrong, Fats Waller und später Smiths Protégé Dizzy Gillespie zu leiden hatten. Fritz Kreisler und Jascha Heifetz hatten keine solchen Zweifel, sie kamen ins Onyx, lauschten seiner Musik und spielten auch mit Smith, manchmal setzten sie sich für ihn sogar ans Klavier.

    Smith begann schon in den späten Dreissigern, seine Violine elektrisch zu verstärken, als er regelmässig im Radio übertragen wurde. Er spielte auf einem extra für ihn angefertigten Instrument, mit dem er 1939 erstmals aufnahm. Er war damit überhaupt ein Pionier, was elektrisch verstärkte Instrumente betraf (schon in den Zwanzigern hatte er mir verschiedenen Möglichkeiten herumexperimentiert, die aber nirgendwohin führten). Allerdings verachtete er den Klang von „solid body“-Violinen, die bereits in den Vierzigern zum Einsatz kamen.

    1940 verliessen Jones und Cole die Band von Smith, um mit Cab Calloway zu spielen. Smith holte sich verschiedene Leute in die Band, eine definitive Gruppe kam 1943 mit dem Pianisten Jimmy Jones und dem Bassisten John Levy zustande, beides Musiker aus Chicago. Billy Taylor (einer von Jones‘ späteren Nachfolgern in Smiths Band) äusserste sich über die Band wie folgt: „The Stuff Smith Trio at the Onyx Club in 1944 was one of the greatest trios … most rhythmic trios I ever heard.“ In der kleinen Besetzung hatte Smith keine Zeit mehr für Mätzchen, im Gegenteil: die kammermusikalisch besetzte Band swingte wie der Teufel.

    In (inzwischen veröffentlichten – ich kenne sie noch nicht) Aufnahmen aus dieser Zeit, die Smith mit dem Pianisten Robert Crum machte (der anscheinend mit keinem Quäntchen Jazz- oder Bluesgefühl gesegnet war, eher Boogie Woogie spielte) ist Smith in Improvisationen zu hören, die vorwegnehmen, was später z.B. Leroy Jenkins mit Muhal Richard Abrams gespielt hat – eine Art Vorläufer zur freien Improvisation. In seinem Trio spielten nach Jimmy Jones‘ Abgang auch Erroll Garner und später Billy Taylor. Smith zog dann aus New York weg nach Chicago.

    In den Vierzigern spielte er dort regelmässig, trat etwa gemeinsam mit Lil Armstrong oder Billie Holiday auf und machte Aufnahmen mit Sun Ra. 1951 rief Dizzy Gillespie ihn für eine Session auf seinem eigenen Dee Gee-Label nach New York, aber erst 1953 kehrte Smith dahin zurück, wo er mit Juanita Hall und seinem alten Kollegen Jonah Jones auftrat. Er spielte mit dem dänischen Geiger Svend Asmussen, trat an der Westküste auf (wo Charlie Barnett, ein alter Freund, ihn immer mal wieder anstellte und als eine Art Manager für ihn fungierte).

    Im September 1956 begann dann Smiths Beziehung zu Norman Granz, für dessen Label Verve er in den folgenden Jahren mehrere tolle Alben aufnehmen sollte. Sein erster „Gig“ für Granz war allerdings die Teilnahme an einer Session (mit Ben Webster) zu „Ella Fitzgerald Sings the Duke Ellington Song Book“. Mit Granz tourte er in der Folge als Teil der Jazz at the Philharmonic-Truppe auch in Europa, trat mit Roy Eldridge und Ella auf, nahm in Paris ein erstes Album mit Stéphane Grappelli auf – den man getrost als einen geigerischen Antipoden betrachten kann.

    Während der Verve-Jahre nahm Smith (er verfügte nicht über einen Exklusivvertrag) auch an den Sessions zu Nat Coles grossartigem „After Midnight“ (Capitol) teil, trat in Art Fords „Jazz Party“ TV-Shows auf und nahm Alben für andere Label auf, die anscheinend selten das Niveau der Aufnahmen für Verve erreichten (auch weil die Bands, mit denen man ihm umgab, nicht halbwegs so gut waren). 1961 und 1962 trat er in Monterey auf (mit Dizzy Gillespie und Ray Nance bzw. in einer All-Star-Band mit Rex Stewart, Benny Carter, Ben Webster und Earl Hines), nahm 1962 mit Herb Ellis auf und – sein Vertrag mit Verve war bei der Übernahme durch MGM 1960 aufgelöst worden – 1964 begann er für Verve, ein nie fertiggtestelltes Album mit Ray Nance aufzunehmen.

    Ein Jahr später begann Smith ein Engagement im Jazzhus Montrmartre in Copenhagen – und sollte nie mehr in die USA zurückkehren. In Europa spielte er u.a. mit Don Byas, Buck Clayton, Roy Eldridge, Earl Hines, Gerry Mulligan, Ben Webster, den Geigern Svend Asmussen, Ray Nance, Stéphane Grappelli, Jean-Luc Ponty und vielen mehr. Smith verstarb auf dem Weg zu einem Auftritt mit Mal Waldron in München, einen Monat nach seinem 58. Geburtstag, am 25. September 1967.

    (Der Text beruht zu weiten Teilen auf und die Zitate stammen aus den Liner Notes, die Anthony Barnett für die Mosaic-Box „The Complete Verve Stuff Smith Sessions“ geschrieben hat, die 1999 erschienen ist und neben den bekannten Aufnahmen Smiths auch einiges an zuvor unveröffentlichtem Material enthält, so eine längere Reunion mit Jimmy Jones von 1956 und vier Stücke vom nie fertiggestellten Album mit Ray Nance von 1964, zudem diverse unveröffentlichte Stücke von der Session mit Shirley Horn von 1959, darunter auch ihre drei ersten Gehversuche als Sängerin.)

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    gypsy-tail-wind
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    Mehr zur elektrischen Violine – vom Autor der oben schon verwendeten Liner Notes der Mosaic-Box:
    http://archive.fiddlesessions.com/feb06/electric.html

    Sterne folgen dann morgen … ich komme heute nicht mehr über das grossartige Album mit Dizzy Gillespie hinaus.

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    gypsy-tail-wind
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    Stuff Smith and His Onyx Club Boys, 1936-1939 (Chronological Classics) * * * * *
    The Stuff Smith Trio – 1943 (Progressive) * * * *
    Unreleased Verve Album (rec. 1956, rel. Mosaic 1999) * * * *1/2
    Have Violin, Will Swing (Verve, rec. 1957) * * * *1/2
    Stuff Smith (Verve, rec. 1957 / complete: Mosaic 1999) * * * * *
    Stuff Smith & Dizzy Gillespie (Verve, rec. 1957) * * * * *
    Cat On a Hot Fiddle (Verve, rec. 1959 / complete: Mosaic 1999) * * * *
    w/Ray Nance: Unfinished & Unreleased Verve Album (rec. 1964, rel. Mosaic 1999) * * * *
    Live in Paris, 1965 (Esoldun/INA) * * *
    w/Stéphane Grappelli: Stuff and Steff (Barclay, rec. 1965) * * *1/2

    The Complete Verve Stuff Smith Sessions (Mosaic, rec. 1956-64, rel. 1999) * * * * *

    Um die Veröffentlichungen von Storyville sollte ich mich endlich mal kümmern!

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