Spex

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  • #10612189  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,877

    Eine Freundin teilte mir vor einigen Tagen per Mail mit, dass die SPEX eingestellt wird. Ich ließ mich zu einer spontanen Reaktion hinreißen, die ich mir erlaube, hier mal wiederzugeben:

    Ich glaube mir fiel Anfang 1981 die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift SOUNDS in die Hände. Darin schrieben ein damals noch junger und unbekannter Autor namens Diedrich Diederichsen und andere über Popmusiker, deren Namen und Musik ich zuvor noch nie gehört hatte, teils verstand ich aber auch nicht einmal, worüber sie überhaupt schrieben und was sie damit sagen wollten. Was sollte das sein, die „Einstürzenden Neubauten“? Was bedeutete das Wort „idiosynkratisch“? Was ist eine „Metaebene“? Aber gerade das wirkte natürlich geheimnisvoll und verführerisch. Wenig später kam ein noch mehr subkulturell wirkendes, auf billigem großformatigen Zeitungspapier gedrucktes Magazin namens SPEX aus Köln dazu. Das war in einem Vorort von Hamburg, wo ich aufwuchs sogar nur schwer zu bekommen und machte es umso begehrenswerter. Wegen – vermutlich auch u.a. durch DDs Texte und Themen – sinkender Auflage, wurde die SOUNDS 1983 eingestellt. Von da an war über Jahre die SPEX das Zentralorgan des Popmusikfans, der es besser wissen wollte als alle anderen und damit das Maß aller Dinge. Auch DD wurde wenig später Autor und Chefredakteur der SPEX. Begierig lasen meine zwei besten Freunde und ich jeden Monat die Plattenkritiken und pilgerten daraufhin nach Hamburg, um das Taschengeld für obskure und nur in kaum weniger obskuren Läden erhältliche Schalplatten auszugeben, die wir später andächtig in unseren Jugendzimmern im Hamburger Speckgürtel anhörten. Wir kamen uns unglaublich cool vor! Und tatsächlich war die SPEX sowas wie ein Fenster in eine fremde und aufregende Welt und damit lange Zeit wirklich bedeutungs- und identitätsstiftend für uns.

    Ich glaube, ich habe die SPEX bis etwa Mitte der 90er gelesen, dann änderte und erweiterte sich mein Musikgeschmack in andere Richtungen und ich verlor nach und nach das Interesse. Ich lebte auch schon längst nicht mehr in dem kleinem Vorort. Vielleicht waren die Themen der SPEX irgendwann auch nicht mehr so exklusiv und subkulturell wie in den Anfangstagen und es gab andere Informationsquellen. Und ich wurde ja auch älter und definierte mich nicht mehr so sehr über Popmusik. Ich habe die alten SPEX-Hefte lange Zeit noch aufbewahrt, dann aber irgendwann entsorgt. Vor einer Weile habe ich noch mal die SPEX gekauft, ich glaube zu ihrem 35. Geburtstag. Da lag ein verkleinertes Faksimile der ersten Ausgabe bei und die SPEX betrieb Rückschau auf ihre Gründungsphase, in der „Gegenöffentlichkeit und Selbstermächtigung“ das Gebot der Stunde waren. Das machte mich etwas nostalgisch. Gelegentlich schaute ich im Zeitschriftenhandel noch mal in die SPEX hinein – jedoch ohne sie zu kaufen.

    Tja, und jetzt geht auch die SPEX den Weg alles Sterblichen. Die Begründung dafür scheint mir nachvollziehbar. Die Zeiten haben sich seit früher schon sehr geändert, es gibt keine solche Polarisierungen in der Popmusik mehr wie früher, als es eine Gesinnungsfrage war, ob man Punk und New Wave gehört hat, später Grunge, Hip Hop und House und sich damit gegen den kulturellen und sozialen Mainstream abgrenzte. Heute gibt es unzählige zersplitterte Szenen, eigentlich nur noch einzelne Partikel, die unabhängig voneinander im Netz herumschwirren und die man eigentlich gar nicht mehr unter einen Hut bringen kann. Wenn dann z.B. Nick Cave auf dem Cover der SPEX erschien, dachte ich – naja, dann bezieht man sich ja fast schon auf die gute alte Zeit, als Nick Cave noch eine subkulturelle Figur war und umarmt damit etwas inzwischen schon so gut wie im Konsens angekommenes. Muss man vielleicht auch, wenn man eine wirtschaftliche Auflage mit ebensolchen Anzeigen erzielen will. Aber warum muss man dann noch die SPEX lesen? Und wer liest denn heute noch in Printmedien mehrseitige Texte in denen Worte wie – eben! – „idiosynkratisch“ vorkommen?

    Aufregende Musik finde ich heute auch ohne die SPEX. Dafür gibt es reichlich andere Informationskanäle. Aber für lange Zeit war die SPEX nicht nur für mich wirklich wichtig und prägend! Vieles, was ich kenne und liebe, hätte ich ohne die SPEX niemals kennengelernt und meine Wahrnehmung und Beurteilung von Musik – auch auf der „Metaebene“ – ist durch die SPEX geprägt worden. Daher verdrücke auch ich eine Träne für die SPEX.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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    #10612207  | PERMALINK

    klausk

    Registriert seit: 17.05.2008

    Beiträge: 19,252

    friedrich … dass die SPEX eingestellt wird. Ich ließ mich zu einer spontanen Reaktion hinreißen, die ich mir erlaube, hier mal wiederzugeben …

    Habe ich mir gerne durchgelesen, friedrich :good: Mir ging’s so ähnlich als etwa 1971 der Musikexpress in Deutschland und die Sounds etwas später mit neuem Konzept erschien. Schallplatten kauften wir damals noch im Radio- und Elektrohandel. So richtige Plattenläden gab’s da noch nicht bei uns. Vieles nahmen wir auf Tonband aus dem Radio auf oder haben es vom Plattenspieler überspielt (zuerst mit Mikro). Die beiden Musikmags waren zu dieser Zeit unersetzlich, um sich zu informieren!

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    There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul bird
    #10612243  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,877

    @klauskHabe ich mir gerne durchgelesen, friedrich Mir ging’s so ähnlich als etwa 1971 der Musikexpress in Deutschland und die Sounds etwas später mit neuem Konzept erschien. Schallplatten kauften wir damals noch im Radio- und Elektrohandel. So richtige Plattenläden gab’s da noch nicht bei uns. Vieles nahmen wir auf Tonband aus dem Radio auf oder haben es vom Plattenspieler überspielt (zuerst mit Mikro). Die beiden Musikmags waren zu dieser Zeit unersetzlich, um sich zu informieren!

    Danke!

    Ja, das Ausleihen von Schallplatten bei Freunden und das anschließende Überspielen auf Cassette: Auch eine ganz wichtige Quelle für Musik. Das kann man jemanden, der mit Internet aufgewachsen ist, überhaupt nicht mehr erklären! Man führe sich mal vor Augen, wie grundsätzlich sich die Medienlandschaft und damit auch der Zugang zu Musik seitdem verändert hat!

    @henne2 und die anderen: Über SPEX habe ich vieles an Black Music überhaupt erst kennengelernt. Das war bis dahin ja fast terra incognita. SPEX hat schon sehr früh z.B. über Hip Hop berichtet und dieser Tatsache verdanke ich auch, dass eine 12″ von Grandmaster Flashs The Message bei mir im Plattenschrank steht.

    Und SPEX hat für mich überhaupt erst einen Diskurs über Pop eröffnet. Dadurch wurde Pop zu einem Thema, das man ernst nehmen konnte – und man nahm umgekehrt das eigene Interesse daran auch ernst. Das wird so durch social media ganz bestimmt nicht ersetzt werden können.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10612289  | PERMALINK

    john-the-relevator

    Registriert seit: 16.04.2005

    Beiträge: 8,075

    friedrichEine Freundin teilte mir vor einigen Tagen per Mail mit, dass die SPEX eingestellt wird. Ich ließ mich zu einer spontanen Reaktion hinreißen, die ich mir erlaube, hier mal wiederzugeben: Ich glaube mir fiel Anfang 1981 die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift SOUNDS in die Hände. Darin schrieben ein damals noch junger und unbekannter Autor namens Diedrich Diederichsen und andere über Popmusiker, deren Namen und Musik ich zuvor noch nie gehört hatte, teils verstand ich aber auch nicht einmal, worüber sie überhaupt schrieben und was sie damit sagen wollten. Was sollte das sein, die „Einstürzenden Neubauten“? Was bedeutete das Wort „idiosynkratisch“? Was ist eine „Metaebene“? Aber gerade das wirkte natürlich geheimnisvoll und verführerisch. Wenig später kam ein noch mehr subkulturell wirkendes, auf billigem großformatigen Zeitungspapier gedrucktes Magazin namens SPEX aus Köln dazu. Das war in einem Vorort von Hamburg, wo ich aufwuchs sogar nur schwer zu bekommen und machte es umso begehrenswerter. Wegen – vermutlich auch u.a. durch DDs Texte und Themen – sinkender Auflage, wurde die SOUNDS 1983 eingestellt. Von da an war über Jahre die SPEX das Zentralorgan des Popmusikfans, der es besser wissen wollte als alle anderen und damit das Maß aller Dinge. Auch DD wurde wenig später Autor und Chefredakteur der SPEX. Begierig lasen meine zwei besten Freunde und ich jeden Monat die Plattenkritiken und pilgerten daraufhin nach Hamburg, um das Taschengeld für obskure und nur in kaum weniger obskuren Läden erhältliche Schalplatten auszugeben, die wir später andächtig in unseren Jugendzimmern im Hamburger Speckgürtel anhörten. Wir kamen uns unglaublich cool vor! Und tatsächlich war die SPEX sowas wie ein Fenster in eine fremde und aufregende Welt und damit lange Zeit wirklich bedeutungs- und identitätsstiftend für uns. Ich glaube, ich habe die SPEX bis etwa Mitte der 90er gelesen, dann änderte und erweiterte sich mein Musikgeschmack in andere Richtungen und ich verlor nach und nach das Interesse. Ich lebte auch schon längst nicht mehr in dem kleinem Vorort. Vielleicht waren die Themen der SPEX irgendwann auch nicht mehr so exklusiv und subkulturell wie in den Anfangstagen und es gab andere Informationsquellen. Und ich wurde ja auch älter und definierte mich nicht mehr so sehr über Popmusik. Ich habe die alten SPEX-Hefte lange Zeit noch aufbewahrt, dann aber irgendwann entsorgt. Vor einer Weile habe ich noch mal die SPEX gekauft, ich glaube zu ihrem 35. Geburtstag. Da lag ein verkleinertes Faksimile der ersten Ausgabe bei und die SPEX betrieb Rückschau auf ihre Gründungsphase, in der „Gegenöffentlichkeit und Selbstermächtigung“ das Gebot der Stunde waren. Das machte mich etwas nostalgisch. Gelegentlich schaute ich im Zeitschriftenhandel noch mal in die SPEX hinein – jedoch ohne sie zu kaufen. Tja, und jetzt geht auch die SPEX den Weg alles Sterblichen. Die Begründung dafür scheint mir nachvollziehbar. Die Zeiten haben sich seit früher schon sehr geändert, es gibt keine solche Polarisierungen in der Popmusik mehr wie früher, als es eine Gesinnungsfrage war, ob man Punk und New Wave gehört hat, später Grunge, Hip Hop und House und sich damit gegen den kulturellen und sozialen Mainstream abgrenzte. Heute gibt es unzählige zersplitterte Szenen, eigentlich nur noch einzelne Partikel, die unabhängig voneinander im Netz herumschwirren und die man eigentlich gar nicht mehr unter einen Hut bringen kann. Wenn dann z.B. Nick Cave auf dem Cover der SPEX erschien, dachte ich – naja, dann bezieht man sich ja fast schon auf die gute alte Zeit, als Nick Cave noch eine subkulturelle Figur war und umarmt damit etwas inzwischen schon so gut wie im Konsens angekommenes. Muss man vielleicht auch, wenn man eine wirtschaftliche Auflage mit ebensolchen Anzeigen erzielen will. Aber warum muss man dann noch die SPEX lesen? Und wer liest denn heute noch in Printmedien mehrseitige Texte in denen Worte wie – eben! – „idiosynkratisch“ vorkommen? Aufregende Musik finde ich heute auch ohne die SPEX. Dafür gibt es reichlich andere Informationskanäle. Aber für lange Zeit war die SPEX nicht nur für mich wirklich wichtig und prägend! Vieles, was ich kenne und liebe, hätte ich ohne die SPEX niemals kennengelernt und meine Wahrnehmung und Beurteilung von Musik – auch auf der „Metaebene“ – ist durch die SPEX geprägt worden. Daher verdrücke auch ich eine Träne für die SPEX.

    Als hättest du mein Leben mit der SPEX geschrieben – 100% das gleiche erlebt – auch zeitlich absolut identisch. Ich hatte, glaub ich ’81, die erste Nullnummer der SPEX bei einem Konzert in der Hand – genaues weiß ich nicht mehr. Jedoch war ab Erscheinen die SPEX meine „Bibel“! Mitte der 90er war dann Ende der Fahnenstange. Auch ich kaufte, aus Nostalgiegründen die Jubiläumsausgabe. Ich danke der SPEX, dass ich einen Einblick in Musik bekommen habe, den ich nie und nimmer ohne sie erhalten hätte. Ich danke der SPEX, dass ich durch sie den Northern Soul kennen lernte. Ich bedanke mich, dass ich das SST Label kennen lernte und wie berauscht alles von diesem Label kaufte. Durch die SPEX habe ich den Weg in den Jazz gefunden. Ich habe der SPEX so unendlich viel in meiner musikalischen Sozialisation zu verdanken, dass es, obwohl ich sie seit langer Zeit nicht mehr lese, es sehr weh tut den Abschied zu lesen. Es ist auch ein Abschied einer wichtige musikalischen Phase in meinem Leben.

     

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    Music is like a river, It's supposed to flow and wash away the dust of everyday life. - Art Blakey
    #10612335  | PERMALINK

    beatgenroll

    Registriert seit: 21.06.2016

    Beiträge: 40,771

    edit

    zuletzt geändert von beatgenroll

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    Jokerman. Jetzt schon 70 Jahre Rock 'n' Roll
    #10612373  | PERMALINK

    percy-thrillington
    "If you don't feel it, don't play it"

    Registriert seit: 04.02.2008

    Beiträge: 2,046

    Sehr schön beschrieben, @friedrich :good: …. spielte sich bei mir damals ähnlich ab, wenn auch in einem Vorort von Augsburg … wobei mir im Nachhinein betrachtet der Schritt von Sounds zu Spex schwer fiel …. bei den Hamburgern war der politische Diskurs und der Mut zur „Metaebene“ vielleicht doch etwas ausgeprägter, auch wenn mich die Kölner dann wesentlich mehr musikalisch geprägt haben …

    --

    *** Konsens-Heini der Umfrage "Die 20 besten Tracks der Talking Heads" ***
    #10612429  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 33,921

    herr-rossi

    henne2 So etwas ist doch auch eine Art „Vertrauensverhältnis“ zwischen Kritiker und Leser; gibt es sowas im Netz? Ihr wisst, was ich damit meine…

    Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Anthony Fantano. Und neben der klassischen „ex cathedra“-Review pflegt er dieses Vertrauensverhältnis auch in Formaten wie „Let’s Argue“, wo er sich von steilen Thesen und unpopulären Meinungen seiner Zuschauer herausfordern lässt. (Für Newbies, die üblicherweise erwarten, dass es ab Sekunde 1 inhaltlich loszugehen hat: YT-Beiträge haben Intros, man kann die erste Minute auch skippen …) Er ist längst nicht mehr der einzige Musikkritiker auf YT, aber sicher der beste, wenn es um Neuerscheinungen geht, und der mit der größten Reichweite.
    Sehr gut ist auch Deep Cuts, der stärker als Fantano über Klassiker, Genres, Musikrezeption usw. spricht. Oder Todd In The Shadows, der Mainstream-Erfolge von gestern und heute sehr eingehend und gedankenreich betrachtet.

    Weißt du, ob es so etwas auch auf deutsch gibt, im besten Fall ohne diese Fantanoesque Gesichtsakrobatik und das Hampeln? @herr-rossi

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #10612619  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    @friedrich:

    Sehr schöner Post zur Einstellung der Spex. Ich selbst habe sie nur ab und an gelesen und sie hat mich musikalisch auch wenig beeinflusst, da ich die Texte von DD immer für zu abgehoben hielt, um einem großen Publikum, welches nicht ständig das Fremdwörterlexikon zur Hand nehmen wollte, Musik/Alben einfach zu erklären/vorzustellen.

    Das schöne an deinem Post ist der Nostalgiefaktor, der auch so ziemlich allen Antworten auf deinen Post innewohnt. Unsere Zeit hat sich verändert, es ist eine neue angebrochen. Schnelllebig. Wer braucht eine Rezension eines neuen Albums, wenn er am Stück gar keine Alben mehr hört.

    The Times They Are A Changing …

    --

    #10612735  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,877

    @john-the-relevator
    @percy-thrillington
    @talking-head

    Danke für die Rückmeldungen!

    Das hatte ich tatsächlich (fast) spontan so runtergeschrieben und eigentlich ist es ja auch nur eine Beschreibung dessen, was ich persönlich mit der SPEX erlebt hatte.

    (Edit)

    Über die SPEX ab Mitte der 90er – also die letzten 20 Jahre! – kann ich aber gar nichts sagen.

    Die letzte Ausgabe der SPEX werde ich natürlich kaufen!

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10612895  | PERMALINK

    alberto

    Registriert seit: 04.12.2007

    Beiträge: 1,943

    talking-headUnsere Zeit hat sich verändert, es ist eine neue angebrochen. Schnelllebig. Wer braucht eine Rezension eines neuen Albums, wenn er am Stück gar keine Alben mehr hört. The Times They Are A Changing …

    Leute, die nur Singles gekauft haben, gab es früher auch schon. Albenhören ist auch für Streamer (zu denen ich nicht gehöre) möglich. Ich habe eher den Eindruck, dass in unserer atomisierten Gesellschaft niemand mehr an einem Diskurs (was einen Diskurspartner voraussetzt) über so etwas ökonomisch Unverwertbares wie Popkultur interessiert ist. Es werden ja z.B. auch weniger Bücher gelesen als früher.

    --

    #10612981  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Ja, sicherlich kann man auch im Stream ein komplettes Album am Stück hören. In dem Umfang, in dem wir das betreiben/betrieben haben, macht das aber die jüngere Generation nicht mehr. Da sind eher Playlists angesagt und man springt ständig hin und her.

    --

    #10615821  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    themagneticfieldWeißt du, ob es so etwas auch auf deutsch gibt, im besten Fall ohne diese Fantanoesque Gesichtsakrobatik und das Hampeln?

    Ich glaube behaupten zu können, dass es bislang keinen deutschsprachigen Reviews-Kanal auf Youtube gibt, wäre mir jedenfalls noch nie begegnet. Und Fantano kann man auch sehr gut als Podcast hören.;) In den letzten Jahren hat er die Comedy-Elemente auch deutlich runtergefahren, aber er ist sicher auch deshalb so erfolgreich, weil er eben nicht nur ein talking head ist.

    Prinzipiell finde ich auch Spectrum Pulse interessant, der einen sehr puristischen Ansatz verfolgt, aber seine Stimme bzw. sein Akzent ist für meine Ohren schnell anstrengend. Ähnlich geht es mir auch mit ArtTV, zudem ist mir dessen Ex-Emo-Kid-Welt oft etwas fremd ist. Aber wen ich richtig gut finde, ist Todd In The Shadows, und bei dem gibt es garantiert keine Gesichtsakrobatik.;)

    --

    #10615827  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    albertoEs werden ja z.B. auch weniger Bücher gelesen als früher.

    Ist das so? Das bezweifel ich.

    Mir mischt sich hier zu viel unreflektierter Kulturpessimismus in die Diskussion. Die Zeit der SPEX war offenkundig abgelaufen, wie auch hier viele „war mir früher mal wichtig, aber lange nicht mehr gelesen“-Statements zeigen. Und das hier ist ja nun nicht „die Jugend von heute“, die sich hier tummelt, sondern die Kernzielgruppe von Musikzeitschriften.

    --

    #10615833  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Ohne den Thread jetzt hier zu sehr zu strapazieren bzw. zu zweckentfremden, mit YouTube Review Kanälen bin ich bisher nicht wirklich warm geworden. Ich kenne allerdings auch kaum welche. Diese Form der Auseinandersetzung mit Musik, mit Tracks, Singles ist mir letztlich fremd. D.h. wenn ich den Reviewer aus anderen Zusammenhängen kenne, dann schaue ich mir so etwas schon mal an. Vielleicht gebe ich diesem Todd mal eine Chance.

    Was das Lesen von Büchern betrifft, so meine ich irgendwo gelesen zu haben, dass auch bei Unterhaltungsliteratur ganz allgemein die Auflagen der gedruckten Werke eher rückläufig sind. Es wird halt auch viel elektronisch gelesen bzw. per Hörbuch konsumiert. Insofern sehe ich die Literatur nicht grundsätzlich in Gefahr.

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #10615877  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    @mikko: Eben, es wird zunehmend anders gelesen, aber sicher nicht weniger. Wobei viele Leser auch zwischen Medien wechseln – mal klassische Druckausgabe, mal eBook-Reader, mal Hörbuch.

    Anthony Fantano / The Needle Drop und andere YouTube-Review-Kanäle befassen sich vor allem mit Alben, Track Reviews kommen bei ihnen nur gelegentlich vor oder in besonderen Formaten wie „Weekly Track Roundup“. Das ist bei Todd In The Shadows anders, seine Hauptformate sind ja „One Hit Wonderland“ und „Pop Song Review“, in denen er aber auch immer eine Geschichte erzählt – das sind sehr sorgfältig inszenierte Clips mit ausgefeilten Scripts. In seinem neueren Format „Trainwreckords“ befasst er sich mit Alben, die Karrieren zerstörten.

    --

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