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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
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Social Distortion in Wiesbaden, Schlachthof – 22. August 2005
Schon als ich um 19:45 Uhr mit dem Auto am Schlachthof in Wiesbaden ankam, versammelte sich eine riesige Menschenmenge bei schönem sonnigen Wetter vor dem Haupteingang zur großen Halle. Ich hatte schon Bedenken, keinen Parkplatz mehr zu bekommen. Als ich aber an die Menge langsam ranfuhr, teilte sie sich schön brav und ich konnte sehen, dass auf dem großen Betonplatz dahinter noch jede Menge freier Parkraum war.
Um sich die Wartezeit bis zum Einlass zu vertreiben, hockten die Leute im Biergarten vom Schlachthof oder schauten sich im gegenüberliegenden „Titus Rollbunker“ Teenies an, die mit dem Skateboard akrobatische Übungen vollführten. In der Besucherschaft befanden sich ziemlich schrille Figuren aus der Punk Rock- und Hardcore-Szene, ein ganz schön buntes Völkchen, auch einige Turbonegro-Jünger. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir eine vom Hals bis zu den Fingerspitzen zutätowierte junge Frau, die mit zwei, drei nicht minder tätowierten Freundinnen zum Konzert gekommen war. Sie trug ein schwarzes Piratenkopf-Tuch und ein bauchfreies schwarzes Totenkopf-Leibchen, so dass man erkennen konnte, dass sie auch auf dem Bauch flächendeckend mit der Nadel zugekritzelt ist. Aus der knappen hochgekrempelten Blue-Jeans lugte ein schwarzer String-Tanga raus, und kurz über dem Schambein stand in verschnörkelter Schrift groß „Fuck Me“ auf ihrer Haut plakativ tätowiert. Ich war von diesem abgefahrenen crazy Outfit dermaßen beeindruckt, dass ich sie fragte, ob ich sie mit der Digital-Kamera mal fotografieren darf. Sie willigte grinsend ein (solche exzentrischen Menschen suchen geradezu die Kameralinse, wenn man schon so auffällig und eitel durch die Gegend stolziert). Bleibt die Frage offen: Was macht so ein Mensch von Beruf? Bankkauffrau bei der örtlichen Sparkasse kommt wohl nicht in Frage.
Der Wiesbadener Schlachthof, der sich hinter dem Hauptbahnhof befindet und außen übersät ist mit Graffiti, war „totally sold out“, eine gute Voraussetzung also, „to make this monday to a friday night“ wie der Sänger von den Backyard Babys, die zusammen mit Cooper das Vorprogramm bestritten, später fordern wird. Acht Jahre ist es her, dass Social Distortion das letzte Mal in Germany live spielten. Bei Cooper war das Publikum in der Halle noch recht lückenhaft, man hatte gut Luft, sie traten um 21:30 Uhr auf die Bühne. Rechtzeitig zu den Backyard Babys, die um 22:15 Uhr das Scheinwerferlicht anwarfen, zog es aber an und es wurde heißer. Der Sänger Niklas und vor allem Kult-Gitarrist Dregen verkörpern puren Rock’n’Roll, was sich im Gebaren und Auftreten niederschlägt. Wie Gitarrist Dregen schon ins Mikro schreit „How are you doin’ everybody?“ oder Sänger Niklas feststellt „Social D., Backyard Babys and Cooper are tonight in the town” klingt nach Punk Rock in Reinkultur. Und die derbe Musik, die sie spielen, natürlich sowieso. „This is a song for all the vagabonds and outlaws of Wiesbaden“, kündigte der blonde Sänger einen Song an. Er selbst wäre nie in die Schule gegangen, wenn er aber doch eine besucht hätte, „I would have been a drop-out“, sagte er. Eine Dreiviertelstunde durften die Schweden rocken, dann war Umbaupause.
Ganz schön spät, nämlich um 23:30 Uhr kam der Headliner Social Distortion auf die Bühne, in der überfüllten Halle drängelte alles nach vorne, es herrschten Saunatemperaturen. Im Bühnenhintergrund hing der typische Knochenmann mit Hut, Cocktail-Glas und Zigarette als großes Banner an der Wand. Mike Ness lief unter johlendem Applaus in einem ärmellosen dunklen Tankwart-Hemd und mit Schiebermütze auf die Bühne. Nach einigen Songs entledigte er sich des Oberteils und er trug nur noch ein schwarzes Muscle-Shirt, so präsentierte er seinen tätowierten Oberkörper im Scheinwerferlicht. „George W. Bush is a cocksucker“ wird er später zu den Fans sprechen. Etwas dicker ist er geworden, aber fast nur unmerklich, trotzdem war er schon mal schlanker. Sind bestimmt der Alk und die Drogen. Hin und wieder spielte die Band, die auch einen E-Organisten dabei hat, neben Punk’n’Roll auch rockige Country-, Bluegrass-, Rockabilly- und Blues-Nummern. Zwischendrin fragte Mike „Prisonbound“ Ness, der ständig auf die Bühne rotzte und spuckte, das Publikum: „Are there some dreamers out there? It’s important to keep your dreams, because if you’re not dreaming, you’re just sleeping.” 70 Minuten beträgt die reguläre Spielzeit, dann hingen Social Distortion noch einen 20-minütigen Zugabenblock dran, in der sich auch das Cover „Ring Of Fire“ von Johnny Cash befand. Um Punkt 1 Uhr war Feierabend, und nachdem die Zuhörerschaft den Merchandising-Stand geplündert hatte, verschwanden die freudigen Besucher in der Wiesbadener Nacht.
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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
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Ach ja, „Under My Thumb“ von den Rolling Stones haben sie auch noch gespielt.
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Scheint ein gelungener Abend gewesen zu sein. Vielleicht sehe ich sie mir am Sonntag in Bern an, sofern es die Fluten zu lassen.
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TO INFINITY AND BEYOND ....Trifft im wesentlichen meine Eindrücke von Hamburg und dem Highfield-Auftritt.
Die Jungs spielen unglaublich kraftvoll und dynamisch. Mike zeigte, insbesondere beim Highfield, den jugendlichen Nachwuchs- und Möchtegernpunks wo der Hammer hängt.
Zweifellos zwei der beeindruckendsten Konzerte der letzten Jahre.
Die Setlist scheint wenig zu variieren. Wozu auch?Reach For The Sky
Highway 101
Under My Thumb
Mommy’s Little Monster
Lude Boy
1945
Sick Boy
Diamonds In The Rough
Don’t Take Me For Granted
Prison Bound
Send Her Back
Sometimes I Do
Don’t drag me down
Nickels And Dimes
Footprints On My Ceiling
Ring Of Fire
Story Of My LifeWer die Möglichkeit hat, sollte sich dieses Ereignis keinesfalls entgehen lassen.
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Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.Auch wenn ich es ein wenig schade finde, daß die Setlist kaum wechselt, da sie ja ein großes Repertoire haben, kann ich die o.g. Eindrücke bestätigen. Ich war gestern in Stuttgart dabei und sehe sie am Samstag nochmal bei Rock am See in Konstanz. Es war wirklich ein geiles Konzert. Mike Ness scheint ja unheimlich selbstbewusst zu sein ohne aber arrogant zu wirken.
Hoffentlich spielen sie am Samstag z.B. auch Cold Feeling, oder Making Believe etc.--
ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
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@rockhindu: War denn das Konzert in Stuttgart ebenfalls ausverkauft?
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
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Übrigens ist hier mal das Bild von der erwähnten Dame, die ich vor dem Haupteingang vom Wiesbadener Schlachthof fotografiert habe. Es ist das Mädel ganz links:
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Ford Prefect@Rockhindu: War denn das Konzert in Stuttgart ebenfalls ausverkauft?
Das Konzert sollte ursprünglich im Longhorn laufen, aber da das schnell ausverkauft war haben sie es in das Congresszentrum verlegt. Dort gab es noch Karten an der Abendkasse.
Übrigens, das Mädel und der Typ rechts waren auch in Stuttgart dabei.
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@metzger: Haben sie wirklich 1945 gespielt??? :eek:
Ich hab Social D. jetzt 3 mal gesehen in den letzten 2 Wochen und sie haben jedesmal im Grunde die gleiche Setliste gespielt mit insgesamt 19 Songs in fester Reihenfolge (gestern in Losheim musste halt etwas gekürzt werden). 1945 haben sie dabei aber kein mal gespielt.
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War auch da! Verdammt geiles Konzert!!!Ich bin der kleine Blondhaarige, der auf die Bühne geholt wurde :D
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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@Ford Prefect: Deine Sig passt gut zu dem Foto :lol:
Also das wär keine Frau für mich…*grusel*…die sieht ja aus wie ein Bilderbuch.
Manchmal ist weniger tatsächlich mehr…
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Mittlerweile sind diese speziellen Greaser Fanatiker (nicht die Band selbst, aber bei SD trifft man die am häufigsten) bei uns beliebtes Ziel für Würfelwitze aller Art. Die Zubehörindustrie hat richtigen Aufschwung, weil ja auf jedem Geldbeutel und an jedem Kettchen ungefähr 3 Dutzend Kniffelspiele an Würfeln dranhängen. Und die ganzen Eight-Balls müssen ja auch erstmal mühsam erstanden werden…
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