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Shannon Wright – Division (Vicious Circle, 2017)
Tracklist
01 Division
02 The Thirst
03 Way Ward
04 Accidental
05 Seemingly
06 Soft Noise
07 Iodine
08 Light House (Drag Us In)Eigentlich kenne ich Shannon Wright schon seit Mitte der 90er Jahre. Damals spielte sie noch in ihrer Band Crowsdell, mit der sie seit 1992 ein paar Singles veröffentlicht hatte, ehe sie beim damals hippen Label Big Cat landete, bei dem namhafte Bands wie Pavement oder Blumfeld unter Vertrag waren. Und so war es auch Stephen Malkmus, der das im Herbst 1995 erschienene Crowsdell Debüt Dreamette produziert hatte. Im Sommer jenen Jahres veranstaltete das Big Cat Label in Hamburg ein Festival, auf das ich mit einem Freund gerne gegangen wäre. Da wir uns als Studenten aber nicht viel mehr als ein Wochenendticket der Bahn leisten konnten und die Fahrt nach Hamburg somit zu einer halben Weltreise ausgeartet wäre, entschieden wir uns alternativ nach München zu fahren, wo Pavement mit 2 weiteren Bands damals noch im alten Flughafen Riem ein Konzert gaben. Den Anfang machten an jenem Abend Crowsdell, die ich zu diesem Zeitpunkt jedoch überhaupt nicht kannte. An den Auftritt kann ich mich aber noch gut erinnern, ich war sofort fasziniert von Shannon Wright, die, obwohl sie an jenem Abend eher scheu und zurückhaltend wirkte, über eine außergewöhnliche Bühnenpräsenz verfügte. Daran war sicher auch ihr recht eigenwilliges Gitarrenspiel nicht ganz unbeteiligt. Jemand schrieb damals, dass sie die Gitarre spielt, als sei sie ein weiteres Körperteil, womit er nicht ganz unrecht hatte. Zumindest hob dieses Gitarrenspiel die Band vom Gros der Alternative/Independent Gitarrenbands jener Zeit etwas ab. Was jenen Abend in München angeht, so legten Pavement von den 3 Bands, Mercury Rev waren die dritten im Bunde, den schwächsten Auftritt hin und Crowsdell landeten auf dem Merkzettel. Dreamette habe ich mir im Herbst dann trotz der eher mäßigen Reaktionen sofort zugelegt. Immer noch ein gutes bisweilen sogar sehr gutes Album, auch wenn die Begeisterung bei mir damals nicht mehr ganz so groß war wie beim Live-Erlebnis, was sicher auch daran lag, dass die Band live deutlich roher und kantiger agierte. Ein Sound, der sich dann 2 Jahre später auf dem 2. Album Within The Curve Of An Arm wiederfinden sollte, ein Album, das in Amerika gar nicht mehr veröffentlicht wurde und nach dessen Erscheinen sich die Band kurz darauf auflöste. Shannon Wright startet daraufhin eine auch leider von mir zu wenig beachtete Solo-Karriere, in der sie es bis heute auf immerhin 10 Alben sowie eine Kollaboration mit Yann Tiersen brachte.
Vor kurzem bin ich eher durch Zufall auf Division gestoßen und ich war zugegeben überrascht, dass sie noch aktiv ist. Meine Neugier war jedenfalls geweckt und ich hörte kurz rein, stellte dann aber schnell fest, dass ich dieses Album haben muss. Die ursprünglich aus Jacksonville, Florida stammende Shannon Wright verbringt mittlerweile mehr Zeit in Europa, da sie hier wohl auf ein größeres und treueres Publikum trifft. Sowohl mit den beiden Crowsdell Alben als auch dem großartigen und von Steve Albini produzierten Over The Sun hat Division freilich nicht viel gemein, die Gitarren wurden hier in den Hintergrund gedrängt, spielen nur eine beiläufige Rolle. Wright ist dagegen hauptsächlich Piano, Orgel und Keyboards zu hören. Gitarrengewitter gibt es dieses Mal keine, in Wohlklang löst sich hier aber dennoch nichts auf. Selbst in den ruhigen, beinahe stillen Momenten wie in Seemingly und dem darauffolgenden und treffend betitelten Soft Noise, in dem sie zu zarten Piano Klängen mit fast brüchiger Stimme singt, kann man das Grollen förmlich spüren, in dem sich der Track schließlich entlädt. Die Lautstärke wird hier des öfteren durch das Schlagzeug erzeugt, das in Stücken wie The Thirst in Kontrast zu einem verhuschten Piano steht. Überhaupt sind es die Momente, in denen sich nur Wright am Piano selbst begleitet, die tief berühren und unter die Haut gehen. Aber auch in den wenigen Momenten, in denen sie zur Gitarre greift, wirkt dies weit weniger energisch als auf vorangegangenen Produktionen, hier reicht das Gefühl, dass es so sein könnte.
Division ist ein Album, das ich so nicht auf der Rechnung hatte und das mich quasi aus dem Nichts mitten ins Herz trifft. Und so ist es für mich sehr bedauerlich, dass ich nach Over The Sun nicht dran geblieben bin. Somit gibt es hier noch einiges nachzuholen.Hier noch ein Auftritt vom März dieses Jahres in Paris. Zwar nicht professionell gedreht, aber immerhin hat Wright selbst ihn geteilt:
With Closed Eyes stammt ursprünglich vom 2004 erschienenen Over The Sun
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WerbungEine sehr schöne und persönliche Beschreibung, sparch. Freut mich sehr, hier etwas über Shannon Wright zu lesen. Mein Einstieg bei ihr war damals wohl „Dyed In The Wool“. Ein kurzer Satz in einer an sich vernichtenden Kritik, in der die Rezensentin schrieb, Shannon Wright mache wohl nur Musik, damit andere Menschen sich schlecht fühlen, hatte mich neugierig gemacht. „Division“ habe ich bisher erst 2x gehört und mag mir noch kein Urteil erlauben. Auffallend ist allerdings schon, dass die Gitarren noch mehr als schon bei „Let In The Light“ (ein recht programmatischer Titel übrigens) in den Hintergrund rücken. Shannon Wright verfügt aber über eine ziemlich nervöse und fast implodierende Energie, die selbst die ruhigsten Tracks zu einem Ritt auf dem Vulkan machen. Zu „Division“ werde ich gerne noch etwas schreiben, wenn ich mich mit dem Album mehr befasst habe.
Die Kollaboration mit Yann Tiersen ist übrigens wahnsinnig lohnenswert. Faszinierend, wie da zwei Gegensätze aufeinander prallen. Ich hatte mal hier einen Text zum Album geschrieben.--
so little is funudw[…] Shannon Wright verfügt aber über eine ziemlich nervöse und fast implodierende Energie, die selbst die ruhigsten Tracks zu einem Ritt auf dem Vulkan machen. […]
Das trifft es ziemlich gut. Ich habe mir gestern ein paar Live-Clips angeschaut und man kann diese Energie selbst durch die Konserve recht gut spüren. Ich hoffe jedenfalls, dass sich die Gelegenheit, sie live zu sehen, noch mal ergibt.
An das Album mit Yann Tiersen kann ich mich noch dunkel erinnern, da ich es mal hatte. Asche auf mein Haupt, dass dem nicht mehr so ist. Muss ich mir dann eben noch mal zulegen.
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If you stay too long, you'll finally go insane.Zu Division gibt es jetzt auch ein Video:
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If you stay too long, you'll finally go insane.Lighthouse (Drag Us In) live in Rome:
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If you stay too long, you'll finally go insane.Shannon Wright live @ Gaîté Lyrique, Paris
schön gefilmt von arte France und präsentiert in der Reihe Snapshots
01 The Thirst
02 Who’s Sorry Now--
If you stay too long, you'll finally go insane.The Caustic Light live @ Rocking Chair:
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If you stay too long, you'll finally go insane. -
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