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FranzKafka79OBJEKTIVE KRITERIEN, ein VERSUCH
Ich schlage mal vor, dass man sie so einsetzen könnte.
Ich befrage also Musik als solches nach:1) Polyvalenz
2) Überzeitlichkeit
3) Originalität
4) SchönheitDas könnten Kriterien sein, ich behaupte, dass somit z.B. Scott Walker für mich ganz exzellent abschneiden würde – der problematischste ist der Begriff Schönheit – vielleicht sollte man ihn durch ästhetisches Empfinden (was immer das genau ist) ersetzen.
Das Problem bei solchen Kriterien scheint mir aber zu sein, dass man die Eigengesetzlichkeit der Musik nicht beachtet, so würde ich z.B. unter diesem Gesichtspunkt Belle and Sebastian (die ich sehr mag) niemals vernüftig erfassen können.
Darum schlage ich einen idealistischen Kunstgriff vor, der so manchem die Sprache verschlagen sollte, der sich abfällig über Pop äußert.Ich schlage vor, dass man Musik nach ihrer Fallhöhe bewertet. Soll heißen ich frage nach der Intention der Musik, mit all den Schwierigkeiten die sich daraus ergeben, und höre mir dann an, was tatsächlich erreicht wurde. Das führt dazu, dass eine Popband wie Belle and Sebastian, die z.T. einfach sehr gute Popsongs schreiben, dies auch mehr als erreichen, somit grandios sind. Es macht also somit keinen Sinn mehr, wenn ein Schönberg-Hörer über Britney Spears urteilt. Sogar einige Platten von Spears würde so nicht allzu schlecht abschneiden, da sie ja letztlich nur Teenie-Pop sein wollten und auch sind.
Das führt dazu, dass man behaupten könnte, die Reaktion auf Scott Walker erklärt sich aus der Fallhöhe der Musik. Seine Musik und auch die Musik von Newsom WILL Kunst sein, somit ist die Möglichkeit des Nicht-Kunst-Seins hoch. Man muss also die höchsten Kriterien an Musik hier ansetzen, vielleicht so wie ich weiter oben vorschlagen habe.lg
__________________das ist schon schön geschrieben
THANXsicher braucht man ein geschultes Ohr
und möglichenweise Zeit : eine Schneedecke im Winter
die alles ruhig macht … zudeckt
( letzteren fehlt mir )ähm ich kann mich nicht so ganz wirklich hineinfinden in dieses Album
aber ich werde es mir aufbewahren
irgendwann denke ich – habe ich dann den richtigen Zugang--
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Werbung@kicks:
Was bei meinen Kriterien zum Teil fehlt bzw. hinter all diesen Kriterien betont werden muss ist natürlich das subjektive des Hörers. Eine Platte kann all diese Kriterien erfüllen, nur eben meine momentane Gefühlslage nicht treffen.
Ich glaube in diesem Punkt unterscheidet sich der Amateurhörer von dem professionellen Hörer, also Kritiker. Ein Kritiker sollte nicht nur seinen subjektiven Zugang betonen, sondern auch die Musik beurteilen, ihre Bedeutung usw. versuchen festzuhalten. Ein rein subjektiver Vorgang der Kritiker wirft das theoretische Rüstzeug über Bord, angesichts der Unmöglichkeit einer objektiven Bewertung. Dennoch: der Versuch scheinbar objektive Kriterien zu etablieren, sollte ein Bestreben sein, dass dem Musikjournalismus nicht schlecht tun würde.lg
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Even I, as sick as I am, I would never be you... (Morrissey)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
The Drift objektiv gesehen: *1/2
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Dick LaurentThe Drift objektiv gesehen: *1/2
Das ist doch keine Bildplatte.
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Captain Beefheart to audience: Is everyone feeling all right? Audience: Yeahhhhh!!! awright...!!! Captain Beefheart: That's not a soulful question, that's a medical question. It's too hot in here.Dick LaurentThe Drift objektiv gesehen: *1/2
Da stimme zu. Gut, Objektivität ist albern, aber für mich ist diese Platte nicht hörbar. Die Stimme ist einfach zu grausam. Dieses Winseln ist nicht zu ertragen. Ich höre da auch keine seelischen Schmerzen raus, für mich ist das nur aufgesetztes Leiden. Muss immer lachen, wenn diese Stimme einsetzt. Wirklich grausam. Meinetwegen große Kunst – aber grausam.
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Do you believe in Rock n Roll?Dick LaurentThe Drift objektiv gesehen: *1/2
wenn überhaupt intersubjektiv…
und davon ab, du verstehst einfach Pop nicht
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and now we rise and we are everywhere@DickLaurent: Objektiv ist nicht, wenn man seine subjektive, unbegründete Meinung als objektiv ausgibt. Das ist nenne ich einen klassischen Fall von nicht verstanden, und von auch nicht verstehen wollen. Ich für meinen Teil habe mir vorgenommen (und weitestgehend tue ich das auch) nur bei Platten zu posten, die ich entweder sehr mag, die mir als sehr wichtig erscheinen, oder zu denen ich eine Meinung habe, die ich begründen kann, auch wenn sie weitesgehend subjektiv ist. Eine Meinung, ist allerdings nicht mal das ist, hat in einem Forum, in dem über Musik diskutiert wird, nichts verloren.
Scott Walker, halbobjektiv, für mich: *****lg
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Even I, as sick as I am, I would never be you... (Morrissey)@CaptainKidd: Ja, die Stimme ist tatsächlich aufgesetzt, man könnte auch sagen sie ist künstlich, besser auch gesagt: hochgradig artifiziell.
Das ganze Werke seit Tilt und vor allem bei The Drift ist durchzogen von Künstlichkeit, von Anstrengung – manche nennen genau das ja auch prätentiös.
Ich bin aber der Meinung, dass man Gegenentwurf mit einem gleichen Recht behaupten kann. Ein angestrengter Gegenentwurf, welcher der Musik, die kaum mehr Pop ist, in ihrem Genre das letzte abringt und sie in bisher weitestgehend unbekannte Gefilde treibt. Um mit Thomas Mann zu sprechen könnte man behaupten, dass Musik einen sinnlichen Überhang hat, der mit geistiger Anstrengung, mit Überlegung ausgeglichen werden muss. Ich bin überzeugt, dass Scott Walker das getan hat. Das gute daran ist für mich, dass solche Platten für Jahre spannend bleiben, hingegen Platten, die nur auf die sinnlichen Komponente setzen sich schnell abnutzen.lg
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Even I, as sick as I am, I would never be you... (Morrissey)FranzKafka79@Kicks:
Was bei meinen Kriterien zum Teil fehlt bzw. hinter all diesen Kriterien betont werden muss ist natürlich das subjektive des Hörers. Eine Platte kann all diese Kriterien erfüllen, nur eben meine momentane Gefühlslage nicht treffen.
Ich glaube in diesem Punkt unterscheidet sich der Amateurhörer von dem professionellen Hörer, also Kritiker. Ein Kritiker sollte nicht nur seinen subjektiven Zugang betonen, sondern auch die Musik beurteilen, ihre Bedeutung usw. versuchen festzuhalten. Ein rein subjektiver Vorgang der Kritiker wirft das theoretische Rüstzeug über Bord, angesichts der Unmöglichkeit einer objektiven Bewertung. Dennoch: der Versuch scheinbar objektive Kriterien zu etablieren, sollte ein Bestreben sein, dass dem Musikjournalismus nicht schlecht tun würde.lg
ich möchte gerne nocheinmal darauf zurückkommen
ob das jetzt subjektive oder objektive ist sei dahingestellt
grundsätzlich hatte man sich natürlich einen „knaller“ erwartet
ein alter guter Musiker macht ein Album = muss gut sein!
aber was ist gut?
ist es gut irgendwanneinmal etwas zu machen was man immer schon vorhatte?
oder ist es gut – ständig den Status – den ein Künstler hat
zu befriedigen?was ist Kunst überhaupt?
Kunst ist etwas das WIR nicht können:
es ist ein Fenster – ein Blick durch ein geheimes Schlüsselloch
präsentiert eben – durch Künstler
kennst du zufällig Picassos winzige kleine Zeichnungen über den Stierkampf?
wenn man nicht wüsste dass Picasso diese Tuschzeichnungen erstellt hat
könnte man hergehen und sagen: das kann ich auch
aber Picasso hatte diese Szenen so verinnerlicht, dass er sie in vollkommener Dunkelheit
aus dem Gedächtnis heraus zeichnen konnte
du wirst beinahe verrückt vor Begeisterung wenn du das ansiehst – obwohl du Stierkampf logisch ablehnst
kennst du die grauenhaften excesse von Jeff Buckley – wie er über seinen Vater singt?
unerträglich
wenn man jedoch seine Geschichte kennt – klingt es andersund insofern meinte ich dass man Walkers album nicht so einfach mit einem Stern oder eben überhaupt mit Sternen bewerten kann
es ist für mich die Zusammenfügung eines ganzen Lebens in Form von Musik und Stimme( sagt jemand – ich kann diese Stimme nicht hören – ist das zumindest eine Aussage
einen Stern zu geben ohne zu sagen „warum“ ist eben garnichts )--
FranzKafka79
Ich schlage vor, dass man Musik nach ihrer Fallhöhe bewertet. Soll heißen ich frage nach der Intention der Musik, mit all den Schwierigkeiten die sich daraus ergeben, und höre mir dann an, was tatsächlich erreicht wurde.Das ist zwar nicht ganz neu, aber hat zweifellos etwas für sich. Hinzufügen sollte man noch, dass der Hörer natürlich auch frei darin ist, die Intention des Künstlers zu bewerten und zu kritisieren. Außerdem entfaltet Musik manchmal Qualitäten, die jenseits ihrer eigenen Intention liegen.
Zm Beispiel „The Drift“. Etwas, das sich selbst so brutal ernst nimmt, begibt sich natürlich in schwindelerregende Fallhöhe. Gemessen daran ist die Platte ein Desaster.
Die Texte erinnern mich an den Bockmist, den ich mit 18 fabriziert habe und mir ganz furchtbar klug dabei vorkam. Dies in Verbindung mit einem extrem stilisierten Gesang streift mehr als einmal die Grenze zur unfreiwilligen Komik.Trotzdem ist dies eine Platte, die mir ein Hörerlebnis verschafft, wie ich es sonst von nirgendwoher kenne. Musik, die einem regelrecht den Boden unter den Füßen wegzuziehen scheint. Besser, weil subtiler als jeder Horrorfilm.
Die Stärke sind eindeutig die Texturen, die durch die exzellente Klangqualität erst richtig zur Geltung kommen. Die Frage, ob das nun wirklich Substanz hat oder nur nach Effekten hascht, wird da uninteressant.Obwohl ich „The Drift“ für keinen Geniestreich halte und auch nicht glaube, dass die Platte aufs Ganze gesehen ihren eigenen Ansprüchen gerecht wird, ist dies doch ein höchst bemerkenswertes Stück Musik. Ich bewerte es mit knapp ****.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)Beitrag #619: *
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
objektiv oder subjektiv?
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@DL
Exclusi tertii principium? Ich hab Aristoteles noch nie gemocht.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
ach, so schlecht war der als Sänger gar nicht…
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Ah Um
Obwohl ich „The Drift“ für keinen Geniestreich halte und auch nicht glaube, dass die Platte aufs Ganze gesehen ihren eigenen Ansprüchen gerecht wird, ist dies doch ein höchst bemerkenswertes Stück Musik. Ich bewerte es mit knapp ****.
dito.
wobei nicht knappe 4 sterne, sondern gute 4 sterne.
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TRINKEN WIE GEORGE BEST UND FUSSBALL SPIELEN WIE MARADONA -
Schlagwörter: Scott Walker
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