Ryan Adams im Capitol in Offenbach (3.12.02)

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  • #3227  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Also, dann endlich mal zu Herrn Adams!

    Dass es bei ihm – erinnernd was man sonst so liest – inzwischen normal zu sein scheint, dass er sich gern ein bisschen Zeit lässt und dass man ihn grundsätzlich auf die Bühne klatschen muss, ist eigentlich gar nicht sonderlich tragisch. Erst recht dann nicht, wenn es, wenns dann mal losgeht, so bezaubernd losgeht wie im Capitol mit Adams am Klavier, „Sweet Lil Gal“ vorschmachtend. Wundbar rauchige Atmosphäre (für das Rauchige sorgte der Künstler durchgängig selbst) Atmosphäre herrschte und eigentlich stand einem tollen, nein, toll ist der faslche Ausdruck, einem wunderschönem Konzert nichts mehr im Wege.
    Nach dem eröffnendem Heartbreaker-Song wechselt Adams an die akustische Gitarre und gibt mit „Damn, Sam“ einen weiteren Song seines Solo-Debüts. Jetzt weiter vorne sitzend, erkennt man den Herr auch ein wenig besser bzw. das, was man von ihm, der sein Gesicht (und vor allem die Antifrisur des Jahres) unter einer Kappe wie sie mein Opa trug (einer „Tom-Waits-Gedächtnisschiebermütze“ wie es die Frankfurter Rundschau ausdrückte) mehr oder weniger versteckte, erkennen konnte. Dann gings weiter an die – auch dies entnahm ich der FR (erkennt ihr eine Dobro, wenn ihr sie seht?) – elektrisch verstärkte Dobro und spielte – bis dahin immer noch ganz alleine – eine nicht hunderprozentig gelungene, fast kirchlich anmutende Version von „To be Young…“. In diesem Klavier-Akustik-Gitarre-Dobro-Rhythmus ging es anschließend noch eine Runde weiter. Hervorzuheben ist dabei eine blecherne, aber mächtig unter die Haut gehende Version von „Touch, Feel & Lose“. Der Höhepunkt des gesamten Konzertes. Zwischendurch schalteten sich jetzt bei manchen Songs zwei, am Cello und der Geige tätige, studentische Alternativeness ausstrahlende, Mädels mit ein und auch Adams Roadie durfte mal ein bisschen Gitarre spielen und nach kurzem Überreden von Adams bei einem ruhigen, traurigschönen „Firecracker“ im Background mitsingen.
    Bis zu diesem Zeitpunkt ein ziemlich perfekter Auftritt und bis zu diesem Zeitpunkt präsentierte sich Ryan Adams sehr wortkarg. Kurz ließ er mal ganz kühl Ironie und Humor erahnen: „It´s always a great trip to be in Chicago. I love this town!“ (Später wurde aus Chicago alias Offenbach noch Baltimore alias Offenbach.) Und auch immer wieder kurz, wenn er sich von den Saiteninstrumenten mit einem Glas nicht auszumachenden Inhalts (nein, Hustensaft war das nicht!) zum Klavier bewegt hatte und sich dort mit einem fast mitleiderregendem Seufzer niedergelassen hatte, ließ er erahnen, dass es ihm am 3.12. vielleicht gar nicht so gut ging. Aber bis zu diesem Zeitpunkt hielt ihn das nicht davon ab, brav seine Songs vorzutragen (und er tat dies auf bewegende Weise!) und eine Demonstration in Sachen zerknitterter Coolheit zu geben. Aber eben nur, keine Ahnung, vielleicht 40 Minuten lang! Dann tauschte er wie aus heiterem Himmel den wortkargen Melancholiker gegen eine Laberbacke von Melancholiker ein.
    Zunächst nur mal die Erklärung: er hätte eine „bad cold“, ja und vor allem ein „fucking fever“ (er ging dann auch mal kurz wieder von der Bühne um nach eigener Aussage gerade mal zu kotzen), was auch der Grund wäre, warum er heute nicht ordentlich singen könnte. Nicht, dass ich ihm das nicht abkaufen würde, natürlich war er wirklich krank, aber trotzdem: Unsinn! Er sang hervorragend! Am Ende (als es sowieso kaum noch Musik zu hören gab) klang seine Stimme eventuell ein wenig rauh, aber auch das störte nicht. Na ja, auf jeden Fall Adams´ ständiges Rumgejammer, welches in seiner übertriebenen Maßlosgkeit ironisch war, wurde zum Running Gag Nummer 1 des Abends. Und er funktionierte. Das war witzig.
    Running Gag Nummer 2 des Abends entstand als irgendwie das Thema: Oasis (die Geschehnisse der letzten Woche sind ja wohl bekannt) aufkam und aus dem Publikum jemand Ryan Adams zu warf, dass Oasis im Gefängnis seien: „Oasis are in fucking jail?“ „I can´t believe that Oasis are in fucking jail, I mean Oasis is the greatest band in the world!“ (an dieser Stelle: Gegröle einiger den Gedanken an Ironie nicht zulassender Oasis-Fans) „Oasis are in jail. That changes everything completely“. Also und so weiter. Kann das ganze hier nicht wiedergeben, auf jeden Fall auch Running Gag 2 funktionierte (genauso wie seine leicht weinerliche Version von „Wonderwall“). Das war noch viel witziger.
    Etwa zehnminutenlang gab Adams dann noch eine Story wider, die erzählt wie er das einzige Mal in seinem Leben im Gefängnis war (obwohl ich eigentlich immer recht überzeugt von meinen Englischkenntnissen war, muss ich gestehen von der Geschichte, die er in typischem Method-Actor-Genuschel vortrug, nur die Hälfte verstand, doch auch dies war witzig) und gestand schließlich auch ein, dass seine Grippe nichts gegen die Jail-Sache von Oasis ist. Ja, all das war sehr, sehr witzig und unterhaltsam (gewissermaßen war das Konzert zu keinem Zeitpunkt nicht unterhaltsam), aber wie ihr vielleicht festgestellt habt, ist es schon ein Stückchen her als ich das letzte mal über Musik schrieb. Das hat seinen Grund: Mit Musik hatte das Konzert in seiner zweiten Hälfte nicht mehr viel zu tun. In dieser Hinsicht hatte Ryan Adams den Faden total, aber total verloren. Klar, gab es noch vereinzelt was musikmäßiges zu hören, aber doch sehr wenig. Deshalb muss ich letztendlich sagen, dass das Konzert enttäuschend war. Enttäuschend, weil ich etwas anderes erwartet hatte und ganz speziell enttäuschend, weil Adams auch selbst zeigte wie gut der Abend hätte werden können, dann aber auf einmal merkte, dass er heute überhaupt kein Bock auf Musik hat.
    Als letzten Song vor der Zugabe holte Adams schließlich seinen einigermaßen überzeugenden Voract Jesse Malin zurück auf die Bühne und spielte mit ihm einen Song von dessen Platte. Adams an der Gitarre und Malin singt. Nicht, dass der Song nicht gut gewesen wäre, aber Malin hatte schon seinen Auftritt und für einen abschließenden Song sollte man doch mehr erwarten dürfen. Wie wärs z.B. mit „Nobody Girl“ oder mit „Oh my sweet Carolina“ oder „In my Time of Need“ gewesen oder oder oder…
    Als Zugabe gabs dann noch gut und routiniert „My Winding Wheel“ und ein immer noch cool vorgetragenes „see you again“ nach, für Ryan Adams wohl eher kurzen ca. 85 Minuten.

    Auch wenn das, meiner Ansicht nach, ab einem gewissen Zeitpunkt Fanverarsche war und auch wenn er es wahrscheinlich nicht verdient hätte, ja, von mir aus trotzdem see you again. Bis dahin: Gute Besserung, Mr. Adams!

    Setlist (so in etwa):

    Sweet Lil Gal
    Damn, Sam
    To be Young
    Shadowlands (glaube ich; müsste neu und unveröffentlicht sein; auf jeden Fall vielversprechend)
    Noch ein wahrscheinlich Neues
    Touch, Feel & Lose
    Firecracker
    Noch ein wahrscheinlich Neues (auch vielversprechend und – wenn auch akustisch vorgetragen – ziemlich rockend)
    Wonderwall
    Sylvia Plath
    La Cienega Just Smiled
    Lovesick Blues
    Solitaire (Jesse Malin)

    My Winding Wheel

    --

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    #667015  | PERMALINK

    conny

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 4,721

    Hab die Setlist gefunden :

    Ryan Adams Reported Set List:
    Sweet Lil‘ Gal (23rd/1st)
    Damn, Sam (I Love A Woman That Rains)
    To Be Young (Is To Be Sad, Is To Be High)
    Shadowlands
    I See Monsters
    Touch, Feel & Lose
    Firecracker
    SYLVIA PLATH
    La Cienega Just Smiled
    Twice As Bad As Love
    Wonderwall
    She Wants To Play Hearts (aborted)
    Lovesick Blues
    Solitaire (w/ Jesse Malin)
    My Winding Wheel

    … bei uns in Berlin hat er im Verlauf der Show auch so einige Geschichten erzählt, von denen man nur die Hälfte verstanden hat . Ansonsten hat er aber doch bis zum Schluss sehr schöne Musik gespielt … war halt nicht erkältet :D

    #667017  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Von „She wants to play hearts“ hab ich irgendwie nichts mitbekommen. Vielleicht der Song den er nach zwei Akkorden abgebrochen hat (aborded hat), da ihm einfiel, dass er ja doch mal im Knast war und das unbedingt erzählen musste.

    --

    #667019  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Hab die Setlist gefunden :

    Ryan Adams Reported Set List:
    Sweet Lil‘ Gal (23rd/1st)
    Damn, Sam (I Love A Woman That Rains)
    To Be Young (Is To Be Sad, Is To Be High)
    Shadowlands
    I See Monsters
    Touch, Feel & Lose
    Firecracker
    SYLVIA PLATH
    La Cienega Just Smiled
    Twice As Bad As Love
    Wonderwall
    She Wants To Play Hearts (aborted)
    Lovesick Blues
    Solitaire (w/ Jesse Malin)
    My Winding Wheel

    Ja, nach Firecracker werde ich ungenau in meiner erinnerten Setlist. Liegt ganz einfach daran, dass genau nach diesem Lied das Konzert immer zerfahrener und planloser wurde.

    --

    #667021  | PERMALINK

    derbuschmann

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 3,195

    Hallo Dr.Nihil

    Schöne Beschreibung des Konzerts. Hast Du gut geschrieben.

    Findet Volker

    --

    Die meiste Zeit geht dadurch verloren, dass man nicht zu Ende denkt. Alfred Herrhausen (1930-89)
    #667023  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Hallo Dr.Nihil

    Schöne Beschreibung des Konzerts. Hast Du gut geschrieben.

    Findet Volker

    Danke schön,
    aber hätte lieber geschrieben wie unglaublich gut das ganze Konzert war, doch wie gesagt, der Mann hatte keine Lust. :-(

    --

    #667025  | PERMALINK

    janpp

    Registriert seit: 28.08.2002

    Beiträge: 7,179

    Zunächst nur mal die Erklärung: er hätte eine „bad cold“, ja und vor allem ein „fucking fever“
    Auch wenn das, meiner Ansicht nach, ab einem gewissen Zeitpunkt Fanverarsche war und auch wenn er es wahrscheinlich nicht verdient hätte, ja, von mir aus trotzdem see you again.

    Vielen Dank für deine ausführliche Kritik, nihil. Immer schön, eine objektive Stimme zu hören.
    mhm, so eine bad cold hat er ja anscheinend öfters. Vielleicht ists ja auch nur sein Wort für „bad hangover“…

    Fanverarsche? Es gibt ein Bootleg von malmö, 24.04.01, das sehr verbreitet unter dem Namen „Beautiful Place“ ist. Die komplette Version davon, die DoppelCd, zeigt, zu wieviel der Mann fähig ist: bei einem 140 Min. Konzert ungefähr 50 Minuten zu quatschen!! no joke! Halte das aber nicht unbedingt für Fanverarsche, das wäre es dann, wenn der Wortanteil tatsächlich höher wäre. Aber schließlich ist er ja auch ein klasse Entertainer und – wie du schon sagtest – sehr witzig.
    Das ist doch auch was, was man für sein Geld bekommt, oder?

    --

    RAUSCHEN Akustische Irritationen aus Folk, Jazz & beyond. Jeden 2. und 4. Dienstag, 19 Uhr. Auf Tide 96.0. http://www.mixcloud.com/Rauschen/[/URL]
    #667027  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Zunächst nur mal die Erklärung: er hätte eine „bad cold“, ja und vor allem ein „fucking fever“
    Auch wenn das, meiner Ansicht nach, ab einem gewissen Zeitpunkt Fanverarsche war und auch wenn er es wahrscheinlich nicht verdient hätte, ja, von mir aus trotzdem see you again.

    Vielen Dank für deine ausführliche Kritik, nihil. Immer schön, eine objektive Stimme zu hören.
    mhm, so eine bad cold hat er ja anscheinend öfters. Vielleicht ists ja auch nur sein Wort für „bad hangover“…

    Fanverarsche? Es gibt ein Bootleg von malmö, 24.04.01, das sehr verbreitet unter dem Namen „Beautiful Place“ ist. Die komplette Version davon, die DoppelCd, zeigt, zu wieviel der Mann fähig ist: bei einem 140 Min. Konzert ungefähr 50 Minuten zu quatschen!! no joke! Halte das aber nicht unbedingt für Fanverarsche, das wäre es dann, wenn der Wortanteil tatsächlich höher wäre. Aber schließlich ist er ja auch ein klasse Entertainer und – wie du schon sagtest – sehr witzig.
    Das ist doch auch was, was man für sein Geld bekommt, oder?

    Ja, du hast schon irgendwie recht. „Fanverarsche“ ist vielleicht auch übertrieben, denn es war ja wirklich unterhaltsam.
    Mein Problem war halt, dass ich irgendwie andere Erwartungen hatte und der Mensch (und so wohl auch ich) neigt dazu letztendlich nicht seine Erwartungen als falsch zu betrachten, sondern das, was den Erwartungen nicht entsprochen hat. Und es hätte wie ich meine eben nicht nur ein unterhaltsamer Abend sein können, sondern auch ein großartiges, ja, schlichtweg wunderschönes Konzert. Das er dies draufgehabt hätte, hatte er ja auch die erste Hälfte des Auftritts unter Beweis gestellt. Ich denke, es gelang ihm nicht die richtige Mischung aus Laberunterhaltung und solcher musikalischer Art zu erwischen.
    Na ja, vielleicht bin ich auch ein bisschen zu hart zu dem guten Mann!

    --

    #667029  | PERMALINK

    beatlebum

    Registriert seit: 11.07.2002

    Beiträge: 8,107

    ryan scheint aber wohl wirklich krank gewesen zu sein und andere wären dann wahrscheinlich erst gar nicht aufgetreten

    --

    Captain Beefheart to audience: Is everyone feeling all right? Audience: Yeahhhhh!!! awright...!!! Captain Beefheart: That's not a soulful question, that's a medical question. It's too hot in here.
    #667031  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    ryan scheint aber wohl wirklich krank gewesen zu sein und andere wären dann wahrscheinlich erst gar nicht aufgetreten

    Ja, er war krank und ich bin gemein und wie schon gesagt zu hart.
    Tut mir leid, Ryan! :-)

    --

    #667033  | PERMALINK

    janpp

    Registriert seit: 28.08.2002

    Beiträge: 7,179

    Ja, er war krank und ich bin gemein und wie schon gesagt zu hart. Tut mir leid, Ryan!

    das sollte es aber auch! Undankbarer Ungläubiger! verdammt, nihil, du weißt gar nicht, wie neidisch ich bin. Ich wünschte, er hätte MICH zugelabert! Wer weiß denn, ob er nochmal acoustic gigs in Deutschland gibt?
    Die richtige Mische aus Gelaber und Musik gelang ihm auch schon mal, zB in Amsterdam diesen Februar. Fast 3 Stunden Musik, leicht bekifft, aber nüchtern, ständige Spielchen mit dem Publikum und tolle Songs. DA wär ich wirklich gern gewesen…

    Der Mensch neigt dazu, nicht seine Erwartungen als falsch zu betrachten, sondern das, was den Erwartungen nicht entsprochen hat.
    Wow, Mr. Philosoph! Psycho- oder Philo-Student?

    --

    RAUSCHEN Akustische Irritationen aus Folk, Jazz & beyond. Jeden 2. und 4. Dienstag, 19 Uhr. Auf Tide 96.0. http://www.mixcloud.com/Rauschen/[/URL]
    #667035  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Der Mensch neigt dazu, nicht seine Erwartungen als falsch zu betrachten, sondern das, was den Erwartungen nicht entsprochen hat.
    Wow, Mr. Philosoph! Psycho- oder Philo-Student?

    Nö, unter anderem Soziologie als Nebenfach. :D

    --

    #667037  | PERMALINK

    beatlebum

    Registriert seit: 11.07.2002

    Beiträge: 8,107

    Hier ein Konzertbericht aus dem Rustring, der Vereinigung Neil Young Begeisterter:

    Hi Rustys !

    Am Dienstag Abend habe ich ein schönes Concert erlebt. Ryan war gut drauf. Ich war mit meiner Frau und einen Freund Thomas und seiner Frau Sylva da.Die Fahrt nach Offenbach und zurück von Paderborn aus hat sich gelohn, auch wenn es sehr anstrengen war hin und zurück 600 km.
    So ich schicke Euch einen Bericht von Thomas er spricht mir aus der Sehle.

    P.S. War Jemand da und hat mitgeschnitten ? Ich hätte gerne die Aufnahmen von diesem Concert.
    Gruß Reinhard
    Noch ein Tipp Eric Hisaw, habe ich bei Thomas gehört und gleich mitgenommen.
    Gute Musik

    ——————————————————————————–

    Hi Folks, habe gesten zusammen mit Regina und Reinhard vom OBS und Sylva zusammen das Konzert des Jahres gesehen. Hier mein Bericht, den ich im LostHighwayGermany-Forum gepostet habe:

    Ryan Adams, Capitol (Offenbach), 03.12.2002

    So oder so ähnlich muss es Mr. Landau ergangen sein, als er zum
    ersten Mal Bruce Springsteen gesehen hatte und sich danach im
    Überschwang zu dem allseits bekanten Satz hinreißen ließ: Ich habe
    die Zukunft des Rock’n’Roll gesehen. Nun, anderthalb Generationen
    später schicken sich neue Helden an, diese Bürde auf sich laden zu
    lassen. Ich bin zwar nicht Mr. Landau und auch nicht Greil Marcus
    oder ein Reporter vom Rolling Stone, aber ich lege mich mal (gar
    nicht all zu weit) aus dem Fenster und behaupte, ich habe die Zukunft
    des Rock’n’Roll gesehen – Ryan Adams. Ganz allein kam er gestern auf
    die spärlich beleuchtete Bühne des bis auf wenige freie Plätze
    vollbesetzten Capitols in Offenbach. Bekleidet mit Jacket und Mütze,
    die er tief in die Stirn zog (so als ob jeder Lichtstrahl schmerzen
    könnte), setzte er sich ans Piano und begann das Konzert mit einem
    seiner so zerbrechlich wirkenden Songs, wie sie vielfach auf der
    Heartbreaker vertreten sind. Leider musste er gleich zu Beginn
    bekanntgeben, das er sehr erkältet war (was sich dann auch wie ein
    roter Faden durch den Abend zog, weil er immer wieder darauf zurück
    kam). Der Stimme war es aber kaum anzumerken, auch wenn er vor fast
    jedem Song einen Seufzer ins Mikrofon hauchte. Die Songs begleitete
    er abwechselnd mit Piano, akustischer Gitarre oder E-Gitarre. Gerade
    mit letzterer, ich glaube es war eine Telecaster, die sehr bluesig
    gestimmt war und lässig rotzig verzerrt wurde, wirkte er wie ein
    junger Rebell, der beweisen will, dass er es auch ohne seine Gang mit
    jedem aufnehmen kann. Das auf diese Weise interpretierte „Touch, Feel
    & Loose“ zählte sicher zu den Höhepunkten des Abends. Wenn er am
    Piano saß, hatte er bei einigen Songs Untertstützung von einer
    Cellistin sowie einer Violinistin, die das Klangbild wundervoll
    bereicherten. „La Cienega Just Smiled“ gewann so an Anmut und
    Ausstrahlung. Einfach Klasse. Zwischendrin witzelte er immer wieder
    mit dem Publikum, erzählte Stories über Stories und rotze so nebenbei
    sein Handtuch voll. Am Piano sitzend fing er plötzlich an, über den
    Eklat mit Oasis zu sinnieren (scheinbar wusste er nicht die
    Einzelheiten) und zeigte sich schockiert, als er aus dem Publikum
    erfuhr, dass einige Bandmitglieder im Knast saßen, wobei ich nicht
    sagen kann, ob da nicht eine gehörige Portion Sarkasmus und Ironie
    mitschwang („Oh my god, that’s a bad day for rock’n’roll“).
    Jedenfalls verlor über die Plapperei den Faden, stand wieder auf,
    schnappte sich die akustische Gitarre und intonierte „Wonderwall“,
    als ob es sein Song wäre. Grandios.
    Nach ca. 85 Minuten war es dann nach einer Zugabe vorbei, was zwar
    ein wenig zu früh aber angesichts seines Gesundheitszustandes
    verständlich war. Mit dem Gefühl, einen großartigen Abend verbracht
    zu haben, fuhr ich wieder nach Hause.

    Thomas

    PS: Hätte einer an diesem Abend „Summer of 69“ gerufen, dann hätte
    ich den wohl eingenhändig aus dem Saal geschafft, denn mit diesem
    Retorten-Schmalz-Heini hat Ryan nun wirklich nichts zu tun. Da
    zwischen liegen musikalische Welten.

    Hier die Details zur Aufnahme:

    RYAN ADAMS
    Capitol – Offenbach, Germany
    December 3, 2002

    source:
    Soundboard > Sony SBM-1 > Sony TCD-D100

    tracklist:
    CD1
    1. Sweet Lil Gal (23rd/1st)
    2. Damn, Sam (I Love A Woman That Rains)
    3. To Be Young (Is To Be Sad, Is To Be High)
    4. Shadowlands
    5. I See Monsters
    6. Touch, Feel & Lose
    7. Firecracker [w/ Chief on harmony vocals]
    8. SYLVIA PLATH

    CD2
    1. La Cienega Just Smiled
    2. Twice As Bad As Love
    3. (Ryan talks about Oasis being in jail)
    4. Wonderwall [by Oasis]
    5. (Ryan talks about almost getting arrested)
    6. Lovesick Blues [by Hank Williams]
    7. Solitaire [by Jesse Malin; Ryan on guitar, Jesse on vocals]
    -encore-
    8. (Bob Dylan impression/’Mississippi‘)
    9. My Winding Wheel

    Den Schnitt zwischen SYLVIA PLATH und La Cienega Just Smiled habe ich gewählt,
    weil Ryan an dieser Stelle die Bühne verließ, um sich zu übergeben.

    :kotz: :gitarre:

    --

    Captain Beefheart to audience: Is everyone feeling all right? Audience: Yeahhhhh!!! awright...!!! Captain Beefheart: That's not a soulful question, that's a medical question. It's too hot in here.
    #667039  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Da, in der Nähe, wo ich saß, war übrigens einer so lustig und hat „Summer of 69“ geschrien.

    --

    #667041  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,468

    Da, in der Nähe, wo ich saß, war übrigens einer so lustig und hat „Summer of 69“ geschrien.

    Schade, dass er den nicht mehr spielt. Auch „Cut’s like a knive“ war klasse! :lol: :lol: :lol:
    So jetzt aber schnell weg bevor es :-x gibt! :-o

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
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