Robert Plant & Alison Krauss – Raise the Roof (19.11.2021)

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  • #11642969  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

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    Immerhin 14 Jahre ist es her, dass der mit 5 Grammys ausgezeichnete Millionenseller von dem harmonierenden Duo Plant & Krauss erschienen ist. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Ankündigung des Nachfolgers „Raise the Roof“ schnell die Runde gemacht hat. Für mich als Calexico Fan war es eine Freude zu lesen, dass deren „Quattro“ die Inizialzündung zu einem weiteren Ausflug in die englische und amerikanische Traditionsmusik ist. Es war vielleicht mit entscheidend, dass Plant bereits Erfahrung mit Musik aus Tucson AZ gesammelt hat, u.a. mit Howe Gelb als Kurator und Rainer Ptacek als Dobrovirtuosen.

    So macht sich „Quattro“ als Intro auch ohne Bläser richtig gut, um die Einladung der beiden anzunehmen.

    Wie erwartet, wechseln sich Plant und Krauss im Sologesang ab, manchmal dominiert der eine oder die andere, manchmal singen sie im Duett und bei „Price of love“ sinniert Krauss eher verträumt über die schöne Melodie der Everly Brothers und bremst den Schwung des Orignals zugunsten ihrer Darbietung runter.

    „Go your way“ von Anne Briggs wird von Plant von erfolgreich von einem nackten Folksong in einen voluminösen Crooner verwandelt. „Trouble with my lover“ ist für mich die erste Schwachstelle des Albums, weder kann der etwas langweilig produzierte Titel dem Betty Harris Soul etwas neues abgewinnen, noch die Hörgänge anregen. Etwas zu schlicht und einförmig ist für mich die Produktion.

    Bei „Seaching for my baby“ dagegen wundert mich, dass er den beiden keine Singleauskopplung wert war. Sehr schön von Plant in unterschiedlichen Lagen gesungen und im Verlauf geben eine Bridge und zusätzliche Gitarrenlicks dem Stück einen famosen Kick. Mit das beste Stück auf dem Album.

    „Can’t let go“ gleich darauf im Everly Brothers Stil von beiden gesungen, macht gleich mit seinem treibenden Ryhthmus Spaß. Es ist das „Gone Gone Gone“ von 2021, und entsprechend die flotteste Tanznummer des Albums.

    Auch bei „It don’t bother me“ von Bert Jansch, können die beiden leider die Spannung über 5 Minuten nicht halten und ist als one-chord-song in meinen Ohren eher vernachlässigenswert.

    Ganz im Gegensatz zu Plants Version von dem fabelhaften „You Led Me to The Wrong“ das in einem ähnlichen Stil, aber wirklich fabelhaft arrangiert und spannend bis zum „even if it puts him to the ground“ als Höhepunkt treibt.

    Es geht über den qualitativ routiniert im Duett gesungenen Blues „Last kind of word blues“ zu dem von Plant und dem Produzenten T-Bone Burnett komponierten „High and lonesome“ das sich sehr gut in den restlichen Blues-Folk Katalog fügt.

    „Going where the lonely go“ eine Country Ballade von Merle Haggard, ist zwar schön gesungen, aber viel interessanter und passender wäre das leider auf der Doppel LP nicht enthaltene „My heart would know“ von Willie Nelson. Es ist schon ärgerlich, weil auch der zweite Non-Album Track „You can’t rule me“ (Lucinda Williams) deutlich besser gespielt vom Fleck kommt, als die zwei eher mitelprächtigen Titel 4, 7 und leider auch „Somebody was watching over me“, das etwas traurig auf der Stelle tritt. Man höre sich statt dessen Pops Staples Version auf „Don’t lose this“ an.

    Mit den beiden Extrasongs hätte „Raise the roof“ dazugewonnen und mit „Raising Sand“ einen Gleichstand erreicht. So hat es gerade noch **** erreicht.

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    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
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    #11643001  | PERMALINK

    pipe-bowl
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    Registriert seit: 17.10.2003

    Beiträge: 69,687

    Danke für die Zusammenfassung. Nach drei Spins höre ich das Album offensichtlich etwas besser als Du. Aktuell läuft es bei mir auf sehr stabile vier Sterne hinaus und damit ergibt sich auch ein relativ klarer Vorsprung zu „Raising sand“ (bei mir ***1/2). Auch meine Favoriten sind andere als bei Dir. Fave Tracks bis hierhin: „Quattro“, „Trouble with my lover“, „You led me to the wrong“ und „Last Kind Words Blues“.

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    #11643017  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 25,865

    @pipe-bowl: danke für die Reaktion, bei den Faves muß ich noch etwas überlegen, das geht aus dem Text noch nicht vollumfassend im Detail hervor. Werd mal bei Gelegenheit eine Reihenfolge der Tracks posten. Aber eine Übereinstimmung sehe ich auch kaum, was es etwas spannend macht, was der Einzelne dann an dem jeweiligen Track so anders hört.

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    #11643033  | PERMALINK

    klausk

    Registriert seit: 17.05.2008

    Beiträge: 19,247

    Nach einigen Durchläufen sind meine bisherigen Favoriten:
    Quattro (World Drifts In)
    The Price Of Love
    Trouble With My Lover
    Can’t Let Go
    You Led Me To The Wrong
    Insgesamt bei etwa ***1/2+ mit Sichtweite ****-.

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    There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul bird
    #11643053  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

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    Beiträge: 36,912

    Schöne Besprechung, kraut, danke! Bin nicht so der Plant- und/oder Kraus-Fan, aber mich hat interessiert, wie die Platte so ist.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #11643105  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 25,865

    lathoSchöne Besprechung, kraut, danke! Bin nicht so der Plant- und/oder Kraus-Fan, aber mich hat interessiert, wie die Platte so ist.

    Villeicht regt es an, sich die Originale anzuhören, was mindestens so spannend ist wie die LP selbst. Manches kannte ich nicht, und mich freut dass Plant/Krauss/Burnett den Focus auf ein paar unbekanntere Titel richten.

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    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #11643137  | PERMALINK

    stormy-monday
    We Shall Overcome

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 20,050

    Vielen Dank, Krautathaus. Eines meiner Weihnachtsplätzchen.

    --

    Well, my telephone rang, it would not stop It's President Biden callin' me up He said, "My friend, Maik, what do we need to make the country grow?" I said, "My friend, Joe, my friend Bob would advice you , Brigitte Bardot, Anita Ekberg, Sophia Loren" Country'll grow
    #11643207  | PERMALINK

    pipe-bowl
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    Registriert seit: 17.10.2003

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    krautathausAber eine Übereinstimmung sehe ich auch kaum, was es etwas spannend macht, was der Einzelne dann an dem jeweiligen Track so anders hört.

    krautathaus „Trouble with my lover“ ist für mich die erste Schwachstelle des Albums, weder kann der etwas langweilig produzierte Titel dem Betty Harris Soul etwas neues abgewinnen, noch die Hörgänge anregen. Etwas zu schlicht und einförmig ist für mich die Produktion.

    Dann fangen wir doch mal mit diesem Track an. Hier ist es reduzierter und intimer. Betty Harris singt es mit mehr Inbrunst, Alison Krauss dafür as pure as can be. Die Begleitung nimmt hier deutlich Tempo heraus. Hier ist es mehr Blues als Soul. Damit fügt diese Version dem Original aus meiner Sicht allemal etwas Neues hinzu anstatt zu kopieren und genau dadurch gewinnt sie auch. Von den Vocal-Performances von Alison Krauss auf diesem Album für mich so ziemlich die stärkste.

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    #11643465  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,707

    lathoSchöne Besprechung, kraut, danke! Bin nicht so der Plant- und/oder Kraus-Fan, aber mich hat interessiert, wie die Platte so ist.

    Nicht so gut wie der Vorgänger, der auch schon nicht so toll war. Plant ist aus meiner Sicht am besten, wenn er einfach Rockmusik macht. Keines seiner Soloalben ist überragend, aber das meiste ist sehr solide. Die Alben mit Krauss fühlen sich an, wie eine Herzensanlegenheit, die schlichtweg etwas zu kopflastig ist, um wirklich zu überzeugen. Das fängt schon damit an, dass Plant immer in der Gefahr ist, Krauss gesanglich aus dem Studio zu blasen. Es setzt sich fort mit Arrangements, die ein wenig zu langatmig und zu bieder sind und mit einer Songauswahl, die ein wenig zu originell ist. Ich bin mal gespannt, wie das live funktioniert.

    Es gibt aber zwei Songs, die mir richtig zu gefallen und das sind „Quattro“ und „Can’t Let Go“.

    zuletzt geändert von nail75

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #11643475  | PERMALINK

    pipe-bowl
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    Beiträge: 69,687

    nail75Das fängt schon damit an, dass Plant immer in der Gefahr ist, Krauss gesanglich aus dem Studio zu blasen.

    Ich kann den Inhalten Deines Posts auch ansonsten kaum folgen, aber woraus Du diesen Eindruck beim Hören des Albums gewinnen kannst, erschließt sich mir dann überhaupt nicht.

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    #11643629  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 25,865

    pipe-bowl

    krautathausAber eine Übereinstimmung sehe ich auch kaum, was es etwas spannend macht, was der Einzelne dann an dem jeweiligen Track so anders hört.

    krautathaus „Trouble with my lover“ ist für mich die erste Schwachstelle des Albums, weder kann der etwas langweilig produzierte Titel dem Betty Harris Soul etwas neues abgewinnen, noch die Hörgänge anregen. Etwas zu schlicht und einförmig ist für mich die Produktion.

    Dann fangen wir doch mal mit diesem Track an. Hier ist es reduzierter und intimer. Betty Harris singt es mit mehr Inbrunst, Alison Krauss dafür as pure as can be. Die Begleitung nimmt hier deutlich Tempo heraus. Hier ist es mehr Blues als Soul. Damit fügt diese Version dem Original aus meiner Sicht allemal etwas Neues hinzu anstatt zu kopieren und genau dadurch gewinnt sie auch. Von den Vocal-Performances von Alison Krauss auf diesem Album für mich so ziemlich die stärkste.

    Für die bluesige Melodie, die ich isoliert nicht so besonders finde, fehlt mir da die Abwechslung. Einmal bleibt die Gitarre links weg und einmal kommt gegen Ende ein Synthschwaden dazu, recht leise. Das ist mir über 4 Minuten dann doch etwas zu wenig und erzeugt für mich keine Spannung/Stimmung, auch live nicht. Vielleicht hätte man den Gesang anders produzieren sollen?

    Dagegen im Vergleich: Bei „You led me to the wrong“ (dessen Ttitel ich falsch geschrieben hab, ist aber jetzt ausgebessert), spielt die linke Gitarre mehr ein Thema das sie sich mit Plant teilt. Die Drums sind sehr abwechslungsreich und nach dem zweiten Vers zieht die Dynamik an, und schwillt wieder ab. Wie der Upright Bass Roberts „The price i have to pay“ antizipiert ist ein ganz kleines aber effektives Detail, er macht das dann bei „And you’ll end in the sea of sorrow drown“ gleich nochmal. Jetzt sind wir bei einem 1 Note Song erst bei 2:50, aber es ist viel mehr passiert, als bei Trouble With My Lover. Die instrumentale Kurzeinlage von 2:50 – 3:20 ist famos, danach wird die Stimmung wieder runtergedämpft und es kommt zu einem kleinen Luftanhalten ohne Drums um aber sofort wieder mit Becken und Toms anzuschieben. Für mich ein Paradebeispiel man einen eigentlich recht einfachen Song mit vielen Ideen bis zum Ende spannend halten kann.

     

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    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #11643667  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

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    pipe-bowl

    nail75Das fängt schon damit an, dass Plant immer in der Gefahr ist, Krauss gesanglich aus dem Studio zu blasen.

    Ich kann den Inhalten Deines Posts auch ansonsten kaum folgen, aber woraus Du diesen Eindruck beim Hören des Albums gewinnen kannst, erschließt sich mir dann überhaupt nicht.

    Nachdem wir hier nicht bei der Sportschau sind, denke ich gar nicht darüber nach, ob Plant mehr „könnte“ oder nicht. Zudem finde ich dass die beiden von Anfang an stimmlich sehr harmonieren und Krauss sich wg. ihren Soloausflügen nicht verstecken muß, warum auch. Plants Rockzeiten sind vorbei, und ich fand seine Stimme schon immer in den niedrigen Lagen super und mit einem ganz eigenen Timbre ausgestattet. Der Folk und Rootsstil kam auch nicht so wirklich überraschend, er hat den bei Led Zeppelin auch gerne gesungen.

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    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #11643677  | PERMALINK

    pipe-bowl
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    @krautathaus: zu Deinem Vergleich zwischen „Trouble with my Lover“ und „You let me to the wrong“, die ja beide zu meinen Favoriten auf dem Album gehören, kann ich grundsätzlich sogar zustimmen, insofern das Letztere auch von seiner Abwechslung lebt, die „Trouble with my lover“ dagegen abgeht. Dafür lebt dieser Song von der starken Performance von Alison Krauss. Was meinst Du damit, dass man den Gesang eventuell hätte anders produzieren sollen? Der Track wird für mich genau dadurch auf Strecke tragfähig und ist mit ca. 4 Minuten nun auch nicht so lang, dass er neben dem üblichen Strophe/Refrain-Schema zwingend nach Abwechslung schreit. Marc Ribot, Buddy Miller, Dennis Crouch und Jay Bellerose geben dem Song das, was er braucht. Und das muss nicht immer viel sein.

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    #11643717  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,707

    krautathaus
    Nachdem wir hier nicht bei der Sportschau sind, denke ich gar nicht darüber nach, ob Plant mehr „könnte“ oder nicht. Zudem finde ich dass die beiden von Anfang an stimmlich sehr harmonieren und Krauss sich wg. ihren Soloausflügen nicht verstecken muß, warum auch. Plants Rockzeiten sind vorbei, und ich fand seine Stimme schon immer in den niedrigen Lagen super und mit einem ganz eigenen Timbre ausgestattet. Der Folk und Rootsstil kam auch nicht so wirklich überraschend, er hat den bei Led Zeppelin auch gerne gesungen.

    Das stimmt, aber die Aussage, dass „Plants Rockzeiten“ vorbei seien, ist komplett unzutreffend, wenn man seine letzten Veröffentlichungen mal gehört hat. Da wird „ordentlich gerockt“, aber nicht einfältig.

    Es wurde ja wiederholt schon gesagt, dass T-Bone Burnett der eigentliche Star des neuen Albums ist. Ich finde aber, dass sich seine Methode ein wenig festgefahren hat, jedenfalls nicht durchgehend mitreißt. Ein schlechtes Album ist es aber sicher nicht.

    --

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    #11643749  | PERMALINK

    krautathaus

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    @nail75: Also bei den letzten drei Soloalben „Carry Fire“ „Lullaby and…“ und „Band of joy“ sind die nicht rootsigen, nicht mit nordafrikanischen Rhythmen versetzten Rocknummern ganz schön in der Unterzahl. Das war glaub ich noch vor „Raising Sand“ etwas anders. Meinte jetzt mit „rockig“ schon auch die dynamischen Nummern in denen er auch mal stimmlich höher geht. Rootsrock ist da schon deutlich mehr drauf, die Drums werden bei den Space Shifters auch viel auf Tom Toms gespielt, wohl nicht so snarelastig. Finde auch seinen Gesansgstil nicht so viel anders als auf den Duo-Alben mit Krauss. Und mit der  Zusammenarbeit mit Page (erst recht nicht mit den rockigen Led Zeppelin Stücken) sind die letzten drei Alben zu vergleichen.

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