Robert Forster im Capitol Sulzbach-Rosenberg

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  • #10335607  | PERMALINK

    henne

    Registriert seit: 20.07.2016

    Beiträge: 402

    Das „Capitol“ in der oberpfälzischen Kleinstadt Sulzbach-Rosenberg ist ein liebevoll restauriertes, ehemaliges Kino; wo früher die Leinwand war, ist jetzt die Bühne. Idealer Ort also für Robert Forster, hier etwas über sein Buch Grant and I  zu erzählen. Forster betritt die Bühne nicht, wie erwartet, vom Backstagebereich aus, sondern, mit Gitarre und Teetasse ausgestattet, vom Haupteingang des Kinos und schreitet gemächlich durchs Publikum. Den Abend begonnen hat kurze Zeit vorher bereits der österreichische Musikjournalist Karl Blau; er liest eine kurze Passage aus Forsters Buch, in der es darum geht, wie der Bandname gefunden wurde; gleich am Anfang: große Poesie, und früh fällt dann auch das Wort, das über aller Musik und dem Erzählen darüber steht an diesem dunklen Regenabend im November: Magie. „The Magic of the Go-Betweens“, diesem Zauber nachzuspüren gilt es hier. Früh kommt Humor ins Spiel: Blau, der sich schon anfangs als glühender Verehrer der Band zu erkennen gibt, stellt seine Fragen naturgemäß auf Englisch; Forster antwortet, ja nach Bedarf, oft auf Deutsch; das ist einnehmend, charmant und auch go-between, das Unerwartete zu tun. Der Abend ist also keine Lesung, sondern ein von beiden Seiten äußerst unterhaltsam geführtes InterviewEs geht zunächst um Entstehung und Konzept der Memoiren; Forster erzählt, er hätte zunächst nur über die 1980er Jahre schreiben wollen; dann, auf Bitte des Verlags, seinen die Kapitel aus seiner Jugendzeit in Brisbane und über das Zusammentreffen mit McLennan hinzugekommen. Schließlich auch die durch und durch bewegende Schilderung der Tage um McLennans Tod; Forster wollte das Buch zunächst mit dem Tag beenden, an dem man das letzte Mal geprobt hatte, this was the last time i saw Grant. Ausgangspunkt sei das Album The Evangelist  gewesen, auf dem McLennans letzte Songs, Demon days oder Let your light in, babe  von Forster interpretiert wurden. Dies habe ihn dazu bewogen, auch die Geschichte der Band und der Freundschaft aufzuschreiben. Vieles kommt in dem Interview zur Sprache; das Buch sollte keine Pop-Memoiren im Stil von  and then Album, and then Tour, and then Album werden, sonderndarum auch der ausdrückliche Verzicht auf Bilder in der Mitte, sich lesen und (!) aussehen wie ein Roman. Blau erklärt, er habe befürchtet, nun allzu viel in dem Werk zu erfahren, was man eigentlich gar nicht wissen wolle über die Band; tatsächlich sei es so, dass, und hier kommt wieder der Begriff ins Spiel, die Magie der Go-Betweens durch Forsters Buch sogar noch größer werde. An dieser Stelle unterbricht Forster das Interview und spielt als Kommentar den zentralen Somg seines letzten Albums –  Let me imagine you; wir wollen uns die Go-Betweens als zauberhafte Band vorstellen; „please don`t twitter“, wie es im Song heißt…. Forster plaudert und erzählt wunderbare Anekdoten (die natürlich auch zugleich traurig sind); zum Beispiel, dass er, vor allem in der Zeit der Reunion der Band nach 1999, die gemeinsamen Probezeiten gerne von 11-16 Uhr etwas vorverlegt hätte (auf 10 Uhr) , um dem nachmittäglichen Berufsverkehr in Sydney zu entkommen, dies aber mit dem zu vormittäglicher Stunde oft noch derangierten und übernächtigten McLennan nicht zu machen gewesen sei…

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    #10335617  | PERMALINK

    henne

    Registriert seit: 20.07.2016

    Beiträge: 402

    … es geht um die Entwicklung der beiden nach der Auflösung der Band am 27.12.1989; Forster, der heiratet, eine Familie gründet, sich niederlässt (zunächst in Bayern, dann wieder in Sydney); McLennan, der bis kurz vor seinem Tod ein studentisches Leben eines 18-jährigen, wie Forster berichtet, führt; allein mit seinen Dämonen, vor allem dem Alkohol, kämpfend.

    Der Abend wird immer wieder begleitet durch Songs, die Forster spielt; am Anfang Born to a family mit der programmatischen Zeile What can I do … Follow the calling ;  dann People say; vom letzten Album Let me imagine you  und, klar, I love myself (and I always have); den Abend beschließen großartig Clouds, Rock and roll friend  und Surfing magazines  (ich hatte eher auf German farmhouse  getippt).

    Am Ende ist klar: die Magie der Band  ist ungebrochen und Forster hat mit seinen Memoiren über die Band , in der lange Jahre Robert Vickers, wie er erzählt, der unglaublich wichtige Diplomat zwischen ihm, Grant, Lindy und Amanda gewesen war, das Feuer neu entfacht. The spirit of the Go-Betweens will livin on!

     

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    #10335631  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Danke für deinen Bericht! Wäre gerne in Hamburg dabei gewesen, „Sold Out“ und Krankenhaus haben dies aber verhindert.

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    #10335641  | PERMALINK

    henne

    Registriert seit: 20.07.2016

    Beiträge: 402

    Bitte sehr; na, er kommt ja ziemlich regelmäßig nach Deutschland, wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein. Erhard Grundl, der mit ihm und seiner Frau nach dem Split 1989 in Alteglofsheim gewohnt hat (in eben jenem german farmhouse) und der mir 1986 im Regensburger GOVI das Liberty Belle  Album verkauft hat, ist nun, wie ich gestern von Robert erfahren habe, als bayerischer Listenkandidat der Grünen in den (sich hoffentlich noch irgendwann konstituierenden) Bundestag gewählt worden…

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    #10335653  | PERMALINK

    kurganrs

    Registriert seit: 25.12.2015

    Beiträge: 8,838

    Schöner Bericht, danke. :bye:

    #10335663  | PERMALINK

    henne

    Registriert seit: 20.07.2016

    Beiträge: 402

    Danke, gerne! :bye:

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    #10335667  | PERMALINK

    cycleandale
    ALEoholic

    Registriert seit: 05.08.2010

    Beiträge: 10,342

    Schöner Bericht, passt so auch auf Hamburg. Leider ohne Surfing magazines.

    Und es stimmt, die Go-Betweens wie auch Robert Forster entfalten eine ganz eigene Magie. Groß!

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    l'enfer c'est les autres...
    #10335677  | PERMALINK

    henne

    Registriert seit: 20.07.2016

    Beiträge: 402

    Forster hat gestern auch gesagt, es gäbe für zwei heterosexuelle Jungs nichts romantischeres, als eine Band zu gründen. Hat er wohl recht, auch wenn der romantischere von beiden wohl bis zuletzt Grant war (was im Buch öfter auftaucht).

    Das Außergewöhnliche an der Band war ja schon die Konstellation „Zwei Songwriter“, die auch noch BEIDE SINGEN. Dazu, auch das kam gestern zur Sprache, noch (zeitweise) ZWEI FRAUEN in einer Band!

    Als (singuläres ) Vorbild nannte Forster hier Velvet Underground, Zitat : „Nico… eine Schauspielerin… and then Maureen Tucker… a tomboy…“; diese Konstellation sei für ihn unglaublich beeindruckend gewesen.

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    #10335691  | PERMALINK

    henne

    Registriert seit: 20.07.2016

    Beiträge: 402

    …vor allem Grant, so Forster, habe seine Songs als „offenes Tagebuch“ benutzt, während er zwar „the truth“ durchblicken habe lassen, doch auch in den Texten „behind the mask“ geblieben sei.

    Dass es die Band nie geschafft hat in den 80ern, hat natürlich viele Gründe; obwohl das Songwriting der beiden oft sehr eingängig und hochmelodiös, die Produktion durchaus auf der Höhe der Zeit war, haben Go-Betweens-Songs immer ein paar, nun ja, Schlenkerer und Untiefen… das hat den Sound der Band geprägt.

    Neben internen Streitereien bei den Proben zum geplanten siebten Album Ende 1989 kamen musikalische Differenzen hinzu, wie Forster berichtete; er hatte damals viel Guy Clark und Townes van Zandt gehört und wollte eher in diese Richtung, Grant dagegen den Pop von 16 Lovers Lane  weiter kultivieren. Vergleicht man die beiden ersten Soloalben von Forster und McLennan, wird der Dissens hörbar; beide Alben enthalten ja Songs, die für das siebte Album geplant waren.

    Dass es  Streets of our town  allerdings damals nicht gepackt hat, bleibt der wohl größte (traurigste/ unverständlichste) Misserfolg der Band und war ein Aspekt neben vielen, die zum damaligen Bruch geführt haben.

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    #10335699  | PERMALINK

    pipe-bowl
    Moderator
    Cookie Pusher

    Registriert seit: 17.10.2003

    Beiträge: 69,749

    Danke für die Berichte und Informationen. Mehr will ich eigentlich noch gar nicht wissen, denn das Buch „Grant and I“ steht bei mir auf dem Wunschzettel für Weihnachten. ;-)

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    there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you kill
    #10335713  | PERMALINK

    henne

    Registriert seit: 20.07.2016

    Beiträge: 402

    :good:

    --

    #10335717  | PERMALINK

    cycleandale
    ALEoholic

    Registriert seit: 05.08.2010

    Beiträge: 10,342

    pipe-bowlDanke für die Berichte und Informationen. Mehr will ich eigentlich noch gar nicht wissen, denn das Buch „Grant and I“ steht bei mir auf dem Wunschzettel für Weihnachten.

    Sobald ich mit Mike Scotts Adventures of a Waterboy durch bin (nur noch 90 Seiten) geht’s los… Kann es kaum erwarten das zu lesen.

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    l'enfer c'est les autres...
    #10335729  | PERMALINK

    shanks

    Registriert seit: 08.02.2009

    Beiträge: 15,867

    Toller Bericht, henne! „Grant & I“ steht bei mir ebenfalls noch auf dem Wunschzettel.

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    Es ist Breitling, scheiß auf deine Aldi-Uhr / Auf meinem nächstem Cover halt ich das Excalibur
    #10335737  | PERMALINK

    henne

    Registriert seit: 20.07.2016

    Beiträge: 402

    Danke sehr!

    Letzter Spoiler meinerseits: im Buch werden auch Gigs mit Alex Chilton erwähnt; Forster erzählte gestern dazu, man habe damals einfach täglich gewechselt bzgl. der Frage, wer Vorband bzw. Headliner des jeweiligen Abendkonzerts ist. Unglaublich!

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    #10335741  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,379

    Ich freue mich auf Heidelberg und höre seit ein paar Tagen vermeht wieder „Songs to play“ – tolle Platte!

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    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
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