Reggae/Dub

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  • #9896801  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

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    ibinsZur Information: Die Scientist LP meets the space invaders gibt es wieder auf Vinyl, heißt jetzt Linval presents space Invaders und ist sinnvoll erweitert um eine zweite LP mit den originalen sozusagen.

    Danke für den Tipp, läuft gerade:

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #9896811  | PERMALINK

    friedrich

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    gypsy tail wind

    ibinsZur Information: Die Scientist LP meets the space invaders gibt es wieder auf Vinyl, heißt jetzt Linval presents space Invaders und ist sinnvoll erweitert um eine zweite LP mit den originalen sozusagen.

    Danke für den Tipp, läuft gerade:

    Dazu würde ich gerne mal ein paar Worte von Dir lesen.

    Die neue Ausgabe habe ich mir vor ein paar Tagen bestellt. Müsste Anfang der Woche eintreffen. Erfährt man im Booklet eigentlich, wieso Cover und Titel der Platte geändert wurden?

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #9896839  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    In der aktuellen MINT gibt es einige Hintergrundinformationen dazu.

    --

    #9896841  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

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    Glaub nicht, gibt kein Booklet, nur etwas Text im inneren der Papphülle … und Worte müssen noch etwas warten (und sind wegen meiner Unvertrautheit mit dem Genre eh nur beschränkt aussagekräftig).

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #9896859  | PERMALINK

    wahr

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    Beiträge: 14,785

    Friedrich

    Erfährt man im Booklet eigentlich, wieso Cover und Titel der Platte geändert wurden?

     

    Laut WIRE hatte Scientist vor einigen Jahren einen (verlorenen) Rechtsstreit losgetreten, bei dem er einen höheren Tantiemenanteil einklagen wollte. Daher werden die Reissues unter dem Namen der Produzenten geführt. Zumal die ja auch für die beigefügten „Original“-Alben verantwortlich zeichnen.

    #9897071  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    gypsy tail windGlaub nicht, gibt kein Booklet, nur etwas Text im inneren der Papphülle … und Worte müssen noch etwas warten (und sind wegen meiner Unvertrautheit mit dem Genre eh nur beschränkt aussagekräftig).

    Ich bin mit dem Genre auch nicht besonders gut vertraut. Ich habe mich in der letzten Zeit zwar mal etwas durch Dub quergehört (Keith Hudson, Augustus Pablo, Lee Perry, Adrian Sherwood, ein paar Compilations), aber das heißt noch lange nicht, dass ich mich mit Dub Reggae gut auskenne. Dennoch höre ich, dass Scientist Meets The Space Invaders sich da schon etwas abhebt. Skelettiert, minimalistisch, kühl. Du kennst doch mindestens einiges von Lee Perry, was man wohl durchaus als repräsentativ für Dub ansehen kann, oder? Insofern traue ich Dir durchaus ein paar kompetente Worte zu.

    wahr
    Laut WIRE hatte Scientist vor einigen Jahren einen (verlorenen) Rechtsstreit losgetreten, bei dem er einen höheren Tantiemenanteil einklagen wollte. Daher werden die Reissues unter dem Namen der Produzenten geführt. Zumal die ja auch für die beigefügten „Original“-Alben verantwortlich zeichnen.

    Tja, dumm gelaufen für Overton Brown aka Scientist. Finde es aber schade, dass Cover und Titel verändert wurden. Wie groß der Anteil von Scientist bzw. Linval Thompson an den Aufnahmen ist, weiß ich aber natürlich nicht. Habe die Originalaufnahmen, die als Grundlage für Scientists Bearbeitungen dienten, ja noch nicht mal gehört. Bin gespannt.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #9900099  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    Linval Presents Space Invaders (2016)

    ursprünglich veröffentlich als

    Scientist Meets The Space Invaders (1981)

    Ein obskures Album eines obskuren Toningenieurs mit obskurem Pseudonym, das vor 35 Jahren auf einem obskuren Label veröffentlicht wurde, schlägt hier doch erstaunlich hohe Wellen.

    Ich hatte Scientist Meets The Space Invaders 1981 gekauft. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete, aber das hatte ich damals oft nicht und dann klang das auch fremd, unerklärbar und war für mich nicht einzuordnen. Aber ich kannte mich auch weder mit Reggae noch mit Dub aus, und so verstaubte die Platte im Regal und wurde irgendwann verscherbelt. Aber Jahrzehnte später habe ich mich irgendwie wieder daran erinnert. Da zu erschwinglichen Preisen nicht mehr erhältlich, habe ich mir einen Vinyl-Rip davon besorgt. Als ich hier erfuhr, dass es eine erweiterte Re-Issue gibt, musste ich die natürlich unbedingt haben.

    Auch wenn ich mich immer noch nicht gut mit Reggae und Dub auskenne, so hört sich SMTSI für mich in diesem Genre doch außergewöhnlich an: Sehr reduzierte, skelettierte, fast ausschließlich instrumentale basic tracks, meist nur guitar, bass & drums, sehr trocken produziert. Interessant wird das erst durch Overton Browns (aka Scientist) Manipulationen am Mischpult. Das erste Stück hat kaum angefangen, da spult er das Band schnell wieder zurück, als würde die Musik in ein Wurmloch gesaugt, um auf der anderen Seite mutiert wieder rauszukommen. Der bass sound klingt gepresst, passagenweise werden ganze Aufnahmespuren weggedämpft und man hört nur die drums. Aus der Ferne des Alls hallt eine Gitarre herüber. Es fiept, zischt und blubbert. Dann einfach Stille. Echos schießen vorbei und verschwinden in der Tiefe des Raumes.

    Das klingt kühl, abstrakt, fast künstlich. Keine Musik, die einen unmittelbar anspringt, dazu ist sie auf der einen Seite zu reduziert und monoton, und arbeitet auf der anderen Seite zu sehr mit skurrilen Klangeffekten. Aber genau dieser Kontrast ist der Reiz daran. All dem haftet ein sympathischer DIY-Charme an, manchmal hört man die ausgeblendeten Tracks ganz leise im Hintergrund mitlaufen, manche Effekte werden einfach abgewürgt um dann sofort von anderen Effekten gefolgt zu werden, die aber das gleiche Schicksal trifft. Das Cover hat ja einen ähnlichen Charme. Witzig, ein wenig trashig und mit einem Hang zu Selbstironie.

    Unerfreulich finde ich, dass SMTSI unter dem Namen des Produzenten der basic tracks und mit verändertem Cover wiederveröffentlicht wird. Die Re-Issue wurde um eine Bonus-CD mit den ursprünglichen vocal tracks ergänzt, die von Linval Thompson produziert wurden. Die sind alle okay und Roots Radics leisten als backing Band tadellose Arbeit. Auch ist hier zu erkennen, dass Linval Thompson mit seiner trockenen und reduzierten Produktion die Grundlage für Scientists dubs gelegt hat. Dennoch: Scientist ist es, der diese Tracks durch seine Bearbeitung in etwas originelles und herausragendes verwandelt – was ja offensichtlich auch Anlass der Re-Issue ist. Es scheint mir absurd, dass man diese Platte wiederveröffentlicht, die Musik übernimmt, den Titel, sogar das Cover, dann aber den Namen des Mannes, der den entscheidenen künstlerischen Impuls gibt, nur noch nebenbei in den liner notes erwähnt und wie bei einer stalinistischen Geschichtsfälschung sogar dessen Gesicht auf dem Cover wegretuschiert bzw. austauscht. Eigentlich ein moralisches Eigentor: Linval Thompson schmückt sich da ein Stück weit mit fremden Federn.

    Im Hintergrund gab es wohl Streitigkeiten um Geld. Kenne ich im Detail nicht und will ich daher nicht beurteilen. Vermutlich eine hässliche Sache und dann kommt am Ende eine Platte heraus, die zwar musikalisch toll ist, aber auf einer anderen Ebene einen unangenehmen Beigeschmack hat.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #9911345  | PERMALINK

    ibins

    Registriert seit: 22.10.2014

    Beiträge: 17

    Na ganz so schlimm wie geschrieben (Stalinistisch, Geschichtsverfälschung) ist es nun auch wieder nicht. Linval Thompson war schon immer der Produzent und wenn mich nicht alles täuscht, auch als Komponist auf der Original LP geführt. Gemischt wurden die Dubs vom Scientist und das steht auch auf der neuen Reissues so drauf. Vor allem zum Zeitpunkt des Erscheinens war es doch leider so, dass die Artists nicht viel bekamen und das Geld aus dem Verkauf zum Producer wanderte. Vermute, dass es auch hier mal so war, Scientist hat damals Geld von Greensleeves bekommen und das war’s dann. Irgendwann hat sich aber auch in Jamaica die rechtliche Situation ein bisschen gebessert und womöglich ist das der Hintergrund der durchaus unerfreulichen Streitereien. Ehrlich, mir wäre der Originaltitel natürlich auch lieber gewesen. Vor allem im Reggae muss man da aufpassen, wenn du da genau bist, darfst du dir vieles nicht zulegen. Glaubt jemand wirklich, dass Coxsone den Artists Tantiemen bezahlt hat? das waren alles Buyouts, d.h. Geld für Tune erhalten und aus, Rest zum Produzenten. Ist auch heute nicht viel anders, Producer macht Riddim, holt sich Artists und bezahlt sie für die Aufnahme und aus. Da gibt es eine ziemlich coole Geschichte mit Gregory Isaacs. Der hat mal nur einen halben Tune abgeliefert und war dann weg aus dem Studio – war halt so, dass er meinte, die Bezahlung reicht nur für einen halben Tune.

    --

    #9911347  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,785

    ibinsNa ganz so schlimm wie geschrieben (Stalinistisch, Geschichtsverfälschung) ist es nun auch wieder nicht. Linval Thompson war schon immer der Produzent und wenn mich nicht alles täuscht, auch als Komponist auf der Original LP geführt. Gemischt wurden die Dubs vom Scientist und das steht auch auf der neuen Reissues so drauf. Vor allem zum Zeitpunkt des Erscheinens war es doch leider so, dass die Artists nicht viel bekamen und das Geld aus dem Verkauf zum Producer wanderte. Vermute, dass es auch hier mal so war, Scientist hat damals Geld von Greensleeves bekommen und das war’s dann. Irgendwann hat sich aber auch in Jamaica die rechtliche Situation ein bisschen gebessert und womöglich ist das der Hintergrund der durchaus unerfreulichen Streitereien. Ehrlich, mir wäre der Originaltitel natürlich auch lieber gewesen. Vor allem im Reggae muss man da aufpassen, wenn du da genau bist, darfst du dir vieles nicht zulegen. Glaubt jemand wirklich, dass Coxsone den Artists Tantiemen bezahlt hat? das waren alles Buyouts, d.h. Geld für Tune erhalten und aus, Rest zum Produzenten. Ist auch heute nicht viel anders, Producer macht Riddim, holt sich Artists und bezahlt sie für die Aufnahme und aus. Da gibt es eine ziemlich coole Geschichte mit Gregory Isaacs. Der hat mal nur einen halben Tune abgeliefert und war dann weg aus dem Studio – war halt so, dass er meinte, die Bezahlung reicht nur für einen halben Tune.

    Sehr guter Kommentar. Danke! Danke auch an Friedrich für seine Gedanken zur Platte. Heute ist es allerdings noch nicht mal so, dass Producer Riddim macht, Musiker für Aufnahme bezahlt und raus, sondern: Es werden gar keine Musiker mehr eingeladen. Passiert alles am Computer.  Digital Reggae hat vor ca. 33 Jahren alles verändert.

    #9911605  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    wahr

    ibinsNa ganz so schlimm wie geschrieben (Stalinistisch, Geschichtsverfälschung) ist es nun auch wieder nicht. Linval Thompson war schon immer der Produzent und wenn mich nicht alles täuscht, auch als Komponist auf der Original LP geführt. Gemischt wurden die Dubs vom Scientist und das steht auch auf der neuen Reissues so drauf. Vor allem zum Zeitpunkt des Erscheinens war es doch leider so, dass die Artists nicht viel bekamen und das Geld aus dem Verkauf zum Producer wanderte. Vermute, dass es auch hier mal so war, Scientist hat damals Geld von Greensleeves bekommen und das war’s dann. Irgendwann hat sich aber auch in Jamaica die rechtliche Situation ein bisschen gebessert und womöglich ist das der Hintergrund der durchaus unerfreulichen Streitereien. Ehrlich, mir wäre der Originaltitel natürlich auch lieber gewesen. Vor allem im Reggae muss man da aufpassen, wenn du da genau bist, darfst du dir vieles nicht zulegen. Glaubt jemand wirklich, dass Coxsone den Artists Tantiemen bezahlt hat? das waren alles Buyouts, d.h. Geld für Tune erhalten und aus, Rest zum Produzenten. Ist auch heute nicht viel anders, Producer macht Riddim, holt sich Artists und bezahlt sie für die Aufnahme und aus. Da gibt es eine ziemlich coole Geschichte mit Gregory Isaacs. Der hat mal nur einen halben Tune abgeliefert und war dann weg aus dem Studio – war halt so, dass er meinte, die Bezahlung reicht nur für einen halben Tune.

    Sehr guter Kommentar. Danke! Danke auch an Friedrich für seine Gedanken zur Platte. Heute ist es allerdings noch nicht mal so, dass Producer Riddim macht, Musiker für Aufnahme bezahlt und raus, sondern: Es werden gar keine Musiker mehr eingeladen. Passiert alles am Computer. Digital Reggae hat vor ca. 33 Jahren alles verändert.

    Mit der stalinistischen Geschichtsfälschung spielte ich an die Praxis der UdSSR an, in Ungnade gefallene ehemalige Parteigenossen auf Fotos und damit möglichst auch aus dem Gedächtnis wegzuretuschieren. Das ist sicher ein sehr drastischer Vergleich von mir, aber das mache ich ganz gerne mal.

    Die Geschäftspraktiken in jamaikanischen Studios kannte ich nicht. Klingt nach frühkapitalistischen Besitz der Produktionsmittel und musikalischen Proletariat, das nicht anderes zu verkaufen hat, als seine Arbeitskraft.

    Sicher hat Linval Thompson einen großen, vielleicht den größten Anteil an den Aufnahmen. Ich erwähnte ja auch, dass die basic tracks, die Scientist dann bearbeitete, auch schon einen sehr reduzierten Sound haben, den Scientist sich zu Nutze macht. Dennoch ist es einfach bescheuert, die ganze Wiederververöffentlichung an Scientists Dubs aufzuhängen, inclusive Cover und Titel, und dann Scientist zwar zugegeben zu nennen, aber eben nur nebenbei in den liner notes und den credits und sein Gesicht auf dem Cover durch das von Linval zu ersetzen. Die Linval-Originale sind okay und eine nette Dreingabe und lassen den Entstehungsprozess der Dubs schön nachvollziehen, aber für sich gesehen rechtfertigen sie imho nicht die Wiederveröffentlichung. Und sind für mich auch nicht der Kaufanreiz gewesen.

    Aber davon unbenommen eine sehr gute Platte!

    Digital Reggae kenne ich fast gar nicht. Hat die Digitalisierung diesem Genre gut getan?

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #9911907  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

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    FriedrichDigital Reggae kenne ich fast gar nicht. Hat die Digitalisierung diesem Genre gut getan?

     

    Kann ich nicht genau beantworten. Ich kenne davon zu wenig. Die Volldigitalisierung von Reggae begann Mitte der 80er mit Jammy’s „Sleng Teng“-Riddim, der unzählige Male kopiert wurde. In den 90ern habe ich Ragga im Club gehört, weil man gut darauf tanzen konnte. Bin da aber nie tief eingetaucht. Ein paar Raggamuffin-Acts hat es ja dann auch international nach oben gespült: Shabba Ranks, Chaka Demus & Pliers. Oder auch sowas wie J.C. Lodge („Telephone Love“) war erfolgreich. Habe ich durchaus gerne gehört. Der Fokus der jamaikanischen Musik ging einfach irgendwann weg aus der Rasta-Richtung, mehr in die Richtung expliziter Themen (Sex, Crime, Ego). Leute wie Beenie Man und Bounty Killer erreichten in Europa leider durch einige homophobe Sprüche traurige Bekanntheit.

    Im Dub hat die digitale Reggaerevolution natürlich auch seit den 80ern ihren Niederschlag gefunden: Alpha & Omega, Rhythm & Sound, die Leute aus dem Jahtari-Umfeld, Mad Professor mit seiner Dub-Serie und seinen Lovers Rock Produktionen, Sound Iration, Rockers HiFi, Unitone HiFi, und natürlich King Jammy. Und viele mehr.

     

    #9911917  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,785

    Friedrich…Dennoch ist es einfach bescheuert, die ganze Wiederververöffentlichung an Scientists Dubs aufzuhängen, inclusive Cover und Titel, und dann Scientist zwar zugegeben zu nennen, aber eben nur nebenbei in den liner notes und den credits und sein Gesicht auf dem Cover durch das von Linval zu ersetzen….

    Ich gebe dir recht, das ist bescheuert. Aber es ist auch schwer, das richtig zu beurteilen, wenn man die genauen rechtlichen Streitigkeiten nicht kennt. Immerhin hat Tony McDermott, der Covergestalter, nun noch ein paar Extramoneten fürs Ändern der Cover bekommen. Ich glaube, die visuelle Präsentation mit den Comic-Settings hat nicht unwesentlich zum Erfolg der Greensleeves-Alben von Scientist beigetragen. Bin gespannt, wie McDermott das Coverproblem löst, falls „Scientist Encounters Pac-Man“ wiederveröffentlicht werden sollte. Denn dort würde die Aufsplittung des Scientist-Comic-Helden in mehrere unterschiedliche Figuren keinen Sinn mehr ergeben: Alle Kontrahenten tun sich in dieser letzten Folge zusammen, um ihre Niederlagen gegen Scientist zu rächen.

    #9912289  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,876

    wahr
    Kann ich nicht genau beantworten. Ich kenne davon zu wenig. Die Volldigitalisierung von Reggae begann Mitte der 80er mit Jammy’s „Sleng Teng“-Riddim, der unzählige Male kopiert wurde. (…)
    Im Dub hat die digitale Reggaerevolution natürlich auch seit den 80ern ihren Niederschlag gefunden: Alpha & Omega, Rhythm & Sound, die Leute aus dem Jahtari-Umfeld, Mad Professor mit seiner Dub-Serie und seinen Lovers Rock Produktionen, Sound Iration, Rockers HiFi, Unitone HiFi, und natürlich King Jammy. Und viele mehr.

    Na, dann kennst Du Dich immerhin etwa 1000x besser aus als ich. ;-)

    Hier ist eine kurze Doku über Sleng Teng. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Um darüber einigermaßen kompetent zu urteilen, müsste ich mich etwas in dieser Sparte auskennen. Ich bin ja ein großer Freund elektronischer Musik, aber viele dieser digitalen Riddims hören sich für mich etwas nach Fließbandproduktion an. Muss nicht unbedingt schlecht sein, aber auch bei Fließbandproduktion kommt es auf des Niveau an, auf dem produziert wird.

    Rhythm & Sound ist mir ein Begriff (und steht bei mir im Regal), aber das ist was ganz anderes als jamaikanischer Dancehall – und kommt ja auch aus Berlin.

    wahrIch gebe dir recht, das ist bescheuert. Aber es ist auch schwer, das richtig zu beurteilen, wenn man die genauen rechtlichen Streitigkeiten nicht kennt. Immerhin hat Tony McDermott, der Covergestalter, nun noch ein paar Extramoneten fürs Ändern der Cover bekommen. Ich glaube, die visuelle Präsentation mit den Comic-Settings hat nicht unwesentlich zum Erfolg der Greensleeves-Alben von Scientist beigetragen. Bin gespannt, wie McDermott das Coverproblem löst, falls „Scientist Encounters Pac-Man“ wiederveröffentlicht werden sollte. Denn dort würde die Aufsplittung des Scientist-Comic-Helden in mehrere unterschiedliche Figuren keinen Sinn mehr ergeben: Alle Kontrahenten tun sich in dieser letzten Folge zusammen, um ihre Niederlagen gegen Scientist zu rächen.
    (…)

    „SCIENTIST DUB CHEMIST – NEVER MISSED SPECIALIST!“ Haha!

    Ja, für mich sind diese Scientist-Alben auch eng mit der Covergestaltung verbunden. Großartig! Deswegen ärgert mich die Retusche darauf auch so. Aber Schwamm drüber! Vielleicht sollte ich mir ein altes Vinyl-Original besorgen. Ich empfinde Phantomschmerzen wg. des Verlustes meiner alten Platte von 1981.

    zuletzt geändert von friedrich

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #9916811  | PERMALINK

    friedrich

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    Habe mich für eine – hoffentlich! – gute Entscheidung belohnt und dieses 2 CD-Set mit drei Alben von Lee Scratch Perry erworben:

    Lee Scratch Perry – Dub Triptych (1973-75)

    Vor allem Cloak & Dagger ist ziemlich früher Lee Perry, mit teils sehr selbstgebastelt und rustikal klingendem Dub. Eigentlich nur runtergestrippte Instrumentals. Gefällt mir in seiner reduzierten Einfachheit sehr gut. Großartig finde ich das Album Backbord Jungle Dub. Echte Killer Grooves! Mein Lieblingsstück von LSP V/S Panta Rock ist alleine schon den Kaufpreis wert. Und auch das dritte Album Revolution Dub ist ausgezeichnet. Sehr verspielt, manchmal sogar albern aber immer originell. Ich finde dieses Set besser als die 3 CD-Arkology – die zugegeben ein Haufen Material ist, das ich immer noch nicht ganz verdaut habe.

    Was mir auffällt: LSP arbeitet hier kaum mit den üblichen Dub-Mitteln von Hall und Echo. Das sind völlig eigenständig wirkende Produktionen, die weniger durch bloße Sound-Effekte funktionieren. Manchmal klingt das eher wie eine Collage (Bush Weed). Oder so, als würde LSP Stücke auseinandernehmen und anders wieder zusammensetzen.

    zuletzt geändert von friedrich

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #9925321  | PERMALINK

    ibins

    Registriert seit: 22.10.2014

    Beiträge: 17

    Das Cover für die „Encounters pacman“ sieht dann so aus:

    Mit der Megapeinlichkeit bei der CD-Version, letzter Tune 7 Minuten nur ein Vers drauf, deshalb dürfte es derzeit die CD-Version auch nicht geben. Doppel-LP ist eigentlich seit Juni erhältlich.

    Ob das digitale Zeugs den Reggae zum Besseren gewandelt hat ist wohl nicht so eindeutig und klar beantwortbar. Fakt ist halt, die Studios brauchten keine Musiker mehr und das Riddim produzieren ist um einiges billiger geworden, es reicht ein PC und eine kleine Kabine mit Mikro zum Voicen für die Artists. Fließband war und ist Reggae. Jahr für Jahr kamen Unmengen von Singles, heute halt Unmengen von mp3’s. Platten werden in Jamaica nicht mehr gekauft, das geht alles über die Straße mit selbstgebrannten Zeugs oder direkt vom Studio – wenn du jemand kennst. Es ist halt so, dass sich das Ganze immer mehr mit HipHop vermischt, besonders peinlich sind dann die von mir so bezeichneten „EuroDisco“ Ausrutscher mit so Technogenudel, verzerrten Stimmen und absolut nix mehr jamaikanischem außer den Worten.

    Zu Rasta: Rastas wurden in Jamaika auf offener Straße ermordet, das ist kein Scherz sondern war Realität (ich glaube so bis Ende der Vierziger). Die ersten Rastas im Studio dürften Count Ossie gewesen sein und die hat dann Prince Buster mitgenommen. Die Single kennt in der Version von Shaggy jeder, das Original ist aber das Interessantere – „Oh Carolina“ heißt das Ding. So richtig groß und eng war das Ganze zwischen Reggae und Rasta in den Siebzigern. Slackness hat es in Jamaica schon immer irgendwie gegeben, das hat mit dem digitalen Zeugs nichts zu tun, empfehle mal „Wet Dream“ von Max Romeo oder etwas später „Bathroom Sex“ vom General Echo. Wie auch in anderen Bereichen ist es halt auch hier extremer geworden und ohne „Pum Pum“ und „Dickie“ geht es wohl heute nicht. Auch Shabba ranks besang ja die Vorteile einer engen Muschi (needle eye pum pum, 90er) und Spice besingt das auch heute noch („Needle Eye“, 2016), Beenieman den Sex mit einem Ghetto Girl („Slam“ auch 90er, manche sagen Slam ist das SlangWort für das f-Wort, manche Sagen es ist eher in der Kategorie „Liebemachen“), die Liste lässt sich wohl unendlich fortsetzen. Aber es gab auch im Digitalen Zeitalter Leute wie Garnett Silk und der hat mit Slackness nix am Hut oder? Chronixx heute würde ich dem Slackness nicht zuordnen oder der von mir sehr geschätzte Tarrus Riley gehört da nicht hin.

    Vielleicht generell wichtig zu erwähnen ist, dass Reggae über Singles bzw. Tunes funktioniert. Alben sind uninteressant, da in der Produktion zu teuer und im Verkauf zu wenig profitabel innerhalb Jamaikas. Die Album-Geschichte ist auf den internationalen Markt abgezielt. Deshalb sind viele Alben auch nur Ansammlungen von Singles. Burning Spear mag hier eine Ausnahme gewesen sein, Bob Marley soundso, aber das ist eine andere Kategorie. Wichtig – am Anfang ist der Riddim, früher halt analog, heute in der Regel digital, ab und an auch noch analog. Dann kommen die Artists und die singen dann halt ihre Lyrics drauf und mit relativ wenig Aufwand hast du ein Paket mit 10 bis 20 Tunes, also damals auch 10 bis 20 Singles, denn auf jeder Single ist dann das selbe Instrumental drauf. Oder in den Siebzigern halt der Dub. So sind dann auch die Scientist Sachen entstanden. Das war jetzt krass ausgedrückt ein Abfallprodukt, der hat den Tune bekommen und dann einen Mix gemacht. Das ging manchmal schnell, das heißt die Dinger wurden durchaus live gemixt und direkt auf Band aufgenommen, keine aufwendigen Produktionen!

    Etwas anders ist das durchaus mit Lee Perry. Der hat im wahrsten Sinne des Wortes Collagen gebaut. Hatte ja nur ein 4Spur gerät, also wurden halt 4 Spuren auf eine zusammengefasst, die nächsten 4 Spuren wieder auf eine etc. Das Ganze übereinandergelegt und voila schon ist das Geheimnis gelüftet, warum das absolut unfassbar ist, wenn man nur ein 4Spur Gerät hat. Da findest du auch z.B. das krähen von Hühnern, aufgenommen in seinem Yard, absolut verrückt und kreativ.  Friedrich nimm dir Zeit für die Arkology, das Ding ist in seiner Gesamtheit echt genial von Steve Barrow zusammengestellt. Nochmal empfehlen möchte ich die „Dubbing at King Tubby’s Doppelcd oder 4-fach LP), eigentlich sind das 3 Alben die in den 90ern von BloodandFire (Auch von Steve Barrow zusammengestellt) veröffentlicht wurden. Ist essentiell und überhaupt, wenn ihr noch dazu kommt, BloodandFire Teile sind immer empfehlenswert, leider gibt es das Label nicht mehr.

     

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