Rahsaan Roland Kirk

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  • #2004389  | PERMALINK

    vorgarten

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    meine idee von kirk ist ja immer die eines kontrollfreaks, das ist küchenpsychologisch ganz unwiderständig aus blindsein und schwarzsein ableitbar, aus dem „jeder geht davon aus: ich kann nichts“ zu einem „ich kann einfach alles“, auch als revolte. ich glaube nicht, dass er sich in irgendeine musikalische tradition gestellt hat, sondern dass er gar nicht anders konnte, als einfach alle saxofonstile zu lernen, bis er sie konnte, alle personalstile einzuverleiben, um an keinem punkt als defizitär, als nicht-person zu wirken. kirk spielt nie „etwas“, sondern es war immer KIRK, der da spielte – darum ging es. keine overdubbs, keine limits. das nervt, wenn er aus den ganzen zitaten nicht mehr raus kommt („a love supreme“ kann ich auch), es hat generell etwas enttäuschendes (wenn man so hören will), weil es nie wirklich „frei“ ist, aber es ist großartig, wenn man maßstäbe von energie, spiel (im sinne von zusammensetzen und auseinandernehmen) und pop anlegt, der bei ihm substanziell ist: in allem, was er spielt, ist immer eine distanz zum material da. und das wäre dann auch die größte entfernung zu jemandem wie coltrane.

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    #2004391  | PERMALINK

    friedrich

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    Um an die obige Diskussion anzuknüpfen: Spielt Roland Kirk den Jazz oder spielt der Jazz den Roland Kirk? Mir kommt er so vor wie eine human jukebox, die die black music des gesamten 20. Jahrhunderts (bis dato) im Programm hat. Ob das großartig ist, beliebig oder sogar nervt, das ist eine Frage der Perspektive. Und der Dosis.

    Roland Kirk – Roland Kirk’s Finest Hour (1961-67)

    Eine Compilation, die ich vor Jahren mal auf dem Grabbeltisch gefunden habe. Aufnahmen aus der Zeit bei Mercury, Verve und Limelight, nicht chronologisch zusammengestellt, sondern offenbar in der Absicht einen dramaturgisch interessanten Mix zu schaffen. Soweit ich das beurteilen kann nur Material erster Güte, 14 Tracks, darunter Hits wie Serenade To A Cuckoo und My Ship von RKKs Flötenalbum I Talk With The Spirits, mehrere Stücke von dem schönen Album Now Please Don’t You Cry Beautiful Edith, eine Aufnahme mit Orchester, eine life in Copenhagen und vieles mehr. Ein bisschen klingt das so wie eine Compilation verschiedener Musiker, manchmal scheint RRK mitten im Stück die Identität zu wechseln. Sehr gut, sehr unterhaltsam, sehr dicht, fast schon etwas zu viel unterschiedliche Musik in zu kurzer Zeit, so dass bei mir auf halber Strecke der Kanal schon beinahe voll ist. Vielleicht besser nicht in einem Stück hören.

    Ich habe noch zwei weitere Compis von RRK, eine mit Aufnahmen auf Atlantic, eine mit Aufnahmen auf Warner. Die kommen als nächste dran.

    Edit: Ich schiebe das hier mal hinterher: Roland Kirk’s My Ship von I Talk With The Spirits. Da ist er großartig!

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #2004393  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,877

    Hatten wir hier schon mal erwähnt. Kein Grund, es nicht noch mal zu tun.

    Rahsaan Roland Kirk – Does Your House Have Lions (1962–1976)

    Menschen, Musik, Sensationen! Einunddreißig Tracks von RRK auf 2 CDs aus den Jahren 1967–76 plus ein Ausreißer aus dem Jahr 1962 von Charles Mingus‘ Oh Yeah-Album mit RRK als sideman. Der kürzeste Track ist 0:02 min lang, der längste 10:34 min, darunter Wortfetzen, Klangcollagen und kurze Gespräche mit einem Computer, der RRK befiehlt, schlafen zu gehen und zu träumen. Dazu ein gut 40-seitiges Booklet.

    RRK als Instrumental-Artist, der mehrere Blasinstrumente und Melodien gleichzeitig spielt, als Duke Ellington-Impersonator (Carney And Begard (sic!) Place), als in Ekstase fallender Prediger (I Say A Little Player), als – äh … – Entertainer (The Entertainer), als Elektronik-Experimentator (Horses), als Anführer einer Beerdigungskapelle in New Orleans (Black And Crazy Blues), als Black Power Aktivist (Blacknuss), Balladier (If I Loved You). Mal klingt RRK wie ein Straßenmusiker (Black Root), mal wie im Konzertsaal (Seasons), mal wie ein Musikclown auf dem Kindergeburtstag (A Laugh For Rory). Blues, Swing, Bop, R&B, Soul, Funk – die gesamte Black Music im Schnelldurchlauf, tief traurig oder himmelhoch jauchzend, herzzerreißend oder aufpeitschend, todernst oder albern. Es ist alles drin: RRK spricht in Zungen. Vielleicht ist er die Urform des DJs, wie Madlib oder J Dilla, die ganze Alben ausschließlich aus samples zusammenbauen.

    Wenn man nur ein einziges Jazz-Album besitzen will, dann dieses! ;-)

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #2004395  | PERMALINK

    alexischicke

    Registriert seit: 09.06.2010

    Beiträge: 1,776

    Über Weihnachten habe ich die Mosaic Vinyl Box mit seinen Limelight Alben bekommen sehr intressant Kirk spieltm mit verschiedenen Stilen.

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    #2004397  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    alexischickeÜber Weihnachten habe ich die Mosaic Vinyl Box mit seinen Limelight Alben bekommen sehr intressant Kirk spieltm mit verschiedenen Stilen.

    Das müssten die 4 Alben I Talk With The Spirits, Rip Rig & Panic, Slightly Latin und Now Please Don’t You Cry … sein. Außer Slightly … kenne ich die alle. Sind alle sehr gut. RRK spielt auf RR&P und Now Please … für seine Verhältnisse ziemlich geradeaus, Spirits ist das schöne Flötenalbum, dass ich mal wieder auflegen muss. Außer von Slightly … sind von allen diesen Alben Stücke auf der Finest Hour Compi.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #2004399  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

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    FriedrichDas müssten die 4 Alben I Talk With The Spirits, Rip Rig & Panic, Slightly Latin und Now Please Don’t You Cry … sein. …. Sind alle sehr gut.

    IMO ist hier „Rip Rig And Panic“ mit dem Rhythmus Dream Team Jackie Byard+Richard Davis+Elvin Jones das mit Abstand stärkste Album …. man muss nur mal „“From Bechet, Byas, and Fats“ hören – die Geschichte/Tradition zurück, wieder nach vor und auf den Kopf gestellt …. zu „Please Dont Cry Beautiful Edith“ habe ich ein traditionell warmherziges Verhältniss – hier geht`s definitiv nicht um Abenteuer, sondern um viel „Gefiehl“ …. „Slightly Latin“ wohl der erste breitflächige Crossover Versuch, doch fehlt mir gerade hier das leichtfüssige über die Grenzen schreiten, für Kirk`s Verhältnisse fast schon zurückgenommen …. schlussendlich bei „I Talk To The Spirits“ ist mir das persönlich (viel) zu viel Flöte – aber dies ist/bleibt wohl des Problem zwischen dieser instrumentalen Nemesis und mir ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #2004401  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    RR&P und Please Don’t You Cry … muss ich mir erst mal wieder anhören. Vor allem erstgenanntes gilt ja als Opus magnum RRKs – neben The Inflated Tear. I Talk With The Spirits läuft gerade: Ein Kabinettstück, bei dem man sich auf die Flöte einlassen muss. Aber im vielfältigen Werk von RRK gehört das einfach mit dazu. Und alleine Serenade To A Cuckoo und My Ship sind den Eintritt wert!

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #2004403  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

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    FriedrichRR&P und Please Don’t You Cry … muss ich mir erst mal wieder anhören. Vor allem erstgenanntes gilt ja als Opus magnum RRKs – neben The Inflated Tear. I Talk With The Spirits läuft gerade: Ein Kabinettstück, bei dem man sich auf die Flöte einlassen muss. Aber im vielfältigen Werk von RRK gehört das einfach mit dazu. Und alleine Serenade To A Cuckoo und My Ship sind den Eintritt wert!

    Kirk`s Flötenspiel als Teil seines Bläserarsenals – klasse …. hier (für mich) zu viel – weil nur – Flöte ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #2004405  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    Dritter und letzter Teil des kurzweiligen RRK-Compilation-Hörens

    Rahsaan Roland Kirk – Simmer, Reduce, Garnish & Serve (1976-78)

    RRKs Schwanengesang, sozusagen. Im Jahr 1976 wechselte er von Atlantic zu Warner Bros., aber schon nach der Aufnahme des ersten Albums erlitt er einen Schlaganfall, der ihn halbseitig lähmte, jedoch keineswegs davon abhielt, weiter zu spielen und aufzunehmen. Diese Compilation destilliert aus den drei Alben, die er für Warner Bros. machte, 15 Höhepunkte + ein unveröffentlichtes Stück heraus und es ist darauf nicht zu erkennen, dass das Niveau von RRKs Musik gegen Ende seines Lebens nachließ. Auch hier liegen wieder Glück und Tragik, Spaß und Ernst nahe beieinander. Vielleicht ist er nicht mehr ganz so experimentell wie früher, aber das heißt nicht, das sich hier nicht auch ein Mix aus solch Zirkusnummern wie Lunatic Danza, das orchestrale Theme For The Eulipions, Standards und ein Ellington-Cover finden. Und ganz am Ende gelingt es ihm sogar, aus dem Manko seiner schwer angeschlagenen Gesundheit Vorteil zu schlagen, wenn er Gershwins I Loves You Porgy und Summertime auf dem Sax bzw. der Mundharmonika spielt, nur von einer Spieluhr begleitet. Offenbar mit letzter Kraft, hinfällig wirkend und zu Tränen rührend. Da liegen dann sogar Leben und Tod ganz nah beieinander.

    Drei Compilatons von RRK, alle drei sehr zu empfehlen, mit leichten Vorzügen der Atlantic Doppel-CD. An Compilations hängt ja oft etwas der Geruch des musikalischen Fast Foods. Bei RRK funktioniert das in meinen Ohren aber sehr gut, denn sein typisches Umherspringen zwischen den Instrumenten, den Stilen und Epochen kommt in dieser komprimierten Form noch besser zur Geltung.

    May The Audio-Light Burn!

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #2004407  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

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    FriedrichDritter und letzter Teil des kurzweiligen RRK-Compilation-Hörens

    Rahsaan Roland Kirk – Simmer, Reduce, Garnish & Serve (1976-78)

    RRKs Schwanengesang, sozusagen. Im Jahr 1976 wechselte er von Atlantic zu Warner Bros., aber schon nach der Aufnahme des ersten Albums erlitt er einen Schlaganfall, der ihn halbseitig lähmte, jedoch keineswegs davon abhielt, weiter zu spielen und aufzunehmen. Diese Compilation destilliert aus den drei Alben, die er für Warner Bros. machte, 15 Höhepunkte + ein unveröffentlichtes Stück heraus und es ist darauf nicht zu erkennen, dass das Niveau von RRKs Musik gegen Ende seines Lebens nachließ. Auch hier liegen wieder Glück und Tragik, Spaß und Ernst nahe beieinander. Vielleicht ist er nicht mehr ganz so experimentell wie früher, aber das heißt nicht, das sich hier nicht auch ein Mix aus solch Zirkusnummern wie Lunatic Danza, das orchestrale Theme For The Eulipions, Standards und ein Ellington-Cover finden. Und ganz am Ende gelingt es ihm sogar, aus dem Manko seiner schwer angeschlagenen Gesundheit Vorteil zu schlagen, wenn er Gershwins I Loves You Porgy und Summertime auf dem Sax bzw. der Mundharmonika spielt, nur von einer Spieluhr begleitet. Offenbar mit letzter Kraft, hinfällig wirkend und zu Tränen rührend. Da liegen dann sogar Leben und Tod ganz nah beieinander.

    Drei Compilatons von RRK, alle drei sehr zu empfehlen, mit leichten Vorzügen der Atlantic Doppel-CD. An Compilations hängt ja oft etwas der Geruch des musikalischen Fast Foods. Bei RRK funktioniert das in meinen Ohren aber sehr gut, denn sein typisches Umherspringen zwischen den Instrumenten, den Stilen und Epochen kommt in dieser komprimierten Form noch besser zur Geltung.

    May The Audio-Light Burn!

    Jedenfalls ein tolles Cover …. die Warneraufnahmen ab 1976 belegen den Kampf eines überlebensgrossen Künstlers gegen die Unbillen des Schicksals …. die Emotionen sind hier in allen Belangen greifbar und insbesondere die Tracks von der Scheibe „Booge Woggie String Along For Real“ stechen besonders hervor …. selbstredend ist das von den Fertigkeiten nicht in der Klasse seiner Atlantic Aufnahmen (konnte auch nicht sein ….), aber zweifelsfrei ein würdiger Nachruf auf die letzte Schaffensperiode eines genialen Musikers ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #2004409  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,877

    soulpopeJedenfalls ein tolles Cover …. die Warneraufnahmen ab 1976 belegen den Kampf eines überlebensgrossen Künstlers gegen die Unbillen des Schicksals …. die Emotionen sind hier in allen Belangen greifbar und insbesondere die Tracks von der Scheibe „Booge Woggie String Along For Real“ stechen besonders hervor …. selbstredend ist das von den Fertigkeiten nicht in der Klasse seiner Atlantic Aufnahmen (konnte auch nicht sein ….), aber zweifelsfrei ein würdiger Nachruf auf die letzten Schaffensperiode eines genialen Musikers ….

    Yep, das Cover ist emblematisch!

    Und ja, einige dieser Aufnahmen sind besonders berührend – gerade weil RRK vom Schlaganfall gezeichnet nicht mehr den Virtuosen geben kann.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #2004411  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,059

    FriedrichUnd ja, einige dieser Aufnahmen sind besonders berührend – gerade weil RRK vom Schlaganfall gezeichnet nicht mehr den Virtuosen geben kann.

    Da werden wir uns eventuell mal wieder nicht einig, aber: Nach meinem Empfinden gab Kirk nie den Virtuosen. Er vibrierte mit Spielfreude, war ein toller Musikant (und „toll“ setzte ich da auch wegen älteren Bedeutungen). Aber das macht noch keinen Virtuosen.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #2004413  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

    Beiträge: 56,391

    gypsy tail wind Nach meinem Empfinden gab Kirk nie den Virtuosen. Er vibrierte mit Spielfreude, war ein toller Musikant (und „toll“ setzte ich da auch wegen älteren Bedeutungen). Aber das macht noch keinen Virtuosen.

    Rahsaan Kirk war wohl kein Virtuose im herkömmlichen Sinn, hat aber sehr wohl als Teil des „Gesamtkunstwerks seiner selbst“ die eigenen nicht unbeträchtlichen spieltechnischen Fähigkeiten öfter zwecks (übertrieben-verzerrendem) „showing-off“ eingesetzt …. was isoliert betrachtet (auch) virtuos wirkte ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #2004415  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,877

    gypsy tail windDa werden wir uns eventuell mal wieder nicht einig, aber: Nach meinem Empfinden gab Kirk nie den Virtuosen. Er vibrierte mit Spielfreude, war ein toller Musikant (und „toll“ setzte ich da auch wegen älteren Bedeutungen). Aber das macht noch keinen Virtuosen.

    soulpopeRahsaan Kirk war wohl kein Virtuose im herkömmlichen Sinn, hat aber sehr wohl als Teil des „Gesamtkunstwerks seiner selbst“ die eigenen nicht unbeträchtlichen spieltechnischen Fähigkeiten öfter zwecks (übertrieben-verzerrendem) „showing-off“ eingesetzt …. was isoliert betrachtet (auch) virtuos wirkte ….

    Der Virtuos von Wilhelm Busch

    Diesen Dissens können wir gerne stehen lassen, zumal ich glaube, dass wir uns dabei mehr um Begriffe streiten als um Inhalte.

    Der Begriff toller Musikant ist aber ein bisschen was anderes. Der suggeriert tatsächlich den Musikclown. Ich denke, der Musikclown ist auch Teil der Wahrheit, aber nicht die ganze Wahrheit. RRK schillerte in den verschiedensten Farben, schlüpfte von einer Rolle in die andere, so dass die Person dahinter nicht mehr auszumachen ist – falls es sie den überhaupt gab.

    Wenn man sich diese Compilations anhört, wird das noch deutlicher. Je nachdem, wie sie zusammengestellt sind – und das hat etwas Kuratorisches – ergibt sich ein anderes Bild von RRK. Die Atlantic-Compilation Does Your House Have Lions klingt wie eine Collage. Die springt stilistisch und chronologisch hin und her – und so weit ich das erkennen kann, ganz bewusst und absichtlich. Man könnte das so interpretieren, dass RRK genau das gleiche getan hat und die Compi dieses Bild nur noch verstärkt. Man könnte auch andere Compis zusammenstellen, den Fokus woanders setzen und man bekäme ein völlig anderes Bild.

    Aber das fängt an spitzfindig und haarspalterisch zu werden. RRK hat bei seiner Arbeit ja selbst den Fokus ständig verschoben. Vielleicht darf der Hörer das auch tun?

    Noch mal als Empfehlung: Does Your House Have Lions

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #2004417  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,005

    verstehe auch gerade nicht: der unterschied liegt jetzt in den formulierungen „ein virtuose sein“ und „den virtuosen geben“?

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